Volltext Seite (XML)
Mittwoch Nr 213. 31 Julius 1844. Di? Zeitung ersche-Nl täglich Abends. Zu bereden durch alte Postämter des In- und Auslandes. O Deutsche Allgemeine Zeitung. Preis tßr das Vlerlrl- jiU'r v Tblr. — Jnftrlionkgebühr für den Raum einer Zeile r Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueberbliek. Deutschland. *Uon der C>Lcr. Die Waldenser- - München. Hofnach richten. ° Hamberg. Der Consul Mark- *DresLcn. Mordthat. ^Han nover. Der Bischof von Hildesheim und sein Abgeordneter- **Mar- burg- Das Verbot der Boden'schen Schrift- — Der Großherzog von Schwerin. ^Frankfurt a. M..Die Assisen und die Advocaten. Preußen. ° Dresden- Das Attentat. **Ner!in. Das Attentat. *Äken- Das Attentat. Ä Herlin. Spanien. Italien- Die Domkirchc. **töer- lin- Streckfuß. Die neue Kirche. Das jüdische Hospital-. Königsberg. Gustav-Adolf-Verein. Kefterreich. chWicn. Die Excesse. Böhmen. *^Wicn. Böhmen. Ein kommensteuer. Paulucci. Gpanien. * Paris- Die Garde. Der Friedensfürst. Ball- Großbritannien. Unterhaus: Algerien und Marokko. Die unsichtbare Bombe. Nachrichten vom Cap. Frankreich. Der Herzog von Bordeaux. Das Geschworenengericht. Zoll- maßregcln. Auflösung eines Klosters, ch Paris- Hr. de Cormcnin und die Kirchcnfrage- Belgien. Zollgesetz. General van der Meer- Riederlande. Bevölkerungsstatistik. Italien. *Rom. Der Papst. Die Juden. Der Streit mit Rußland. Gchweden und Norwegen. * Stockholm. Hans Jansson. Der Rcprä- sentationsvorschlag. Die Acrntc. — Eröffnung des Reichstags- Personalnachrichten. Handel und Industrie, vtcipjig- Die Sächsisch-Böhmische Eisenbahn. * Weimar- Thüringische Eisenbahn. — Berlin. Neueste Nachrichten. Paris. Algerien- Ankündigungen. Deutschland. * pon der Oder, 27. Jul. Während man uns neulichst aus Tu rin einen neuen Beweis des Bckchrungscifcrs der jesuitischen Partei in 'Italien und die Ohnmacht der dortigen Negierung gegen das Regiment der Klöster und Bischöfe selbst im Schatten der überall geheiligten Rechte fremder Gesandten in dem Beispiele der Tochter des niederländischen Ge sandten am sardinischen Hofe meldete (Nr. I9Z), tönt uns aus dem nördlichen Theile desselben Staats der Wchcruf entgegen, welchen die unglücklichen Waldenser in den Thalern Piemonts über die Bedrängungen und Ein griffe in zugcsichertc Rechte, die sic von der dortigen Jcsuitenpärtci erfahren, erschallen lassen. (Nr. 206.) Allerdings, wenn man bedenkt, was der Ultra- montanismus dort selbst gegen die sogar von den Heiden geachteten Rechte der Gesandtem fremder Mächte wagt, so kann man cs sich leicht erklären, was sich derselbe gegen die Untcrthancn des eignen Landes erlauben wird. Gibt es denn aber keine Hülfe gegen den zur Schande unscrs Jahrhun derts wieder herrschend werdenden Fanatismus? Schon vor mehr als hundert Jahren nahm sich Preußens König der unterdrückten Waldenser an und erhielt ihnen wenigstens eine wenn auch kümmerliche Existenz. In neuern Zeiten trat Friedrich Wilhelm III. ebenfalls als Schutzengel De rer auf, welche der Fanatismus in den Alpenthälcrn verfolgte. Es ist gleichsam eine Mission des preußischen Königshauses, der Hort aller De rer zu sein, welche der Glaubensdruck zu Boden beugt. Auf Friedrich Wilhelm I V. hoffen daher auch die Waldenser, die in unsern Tagen, wo in allen gebildeten Staaten religiöse Freiheit immer tiefere Wurzeln schlägt, jcnseit derjenigen Berge, wo die Intoleranz die Inschrift an die Thore Italiens geheftet hat. I.aseiate o^ni s^oranzu, vni cli'intrut«! von den Jesuiten verfolgt werden. Und das edle königliche Herz wird jene Hoffnung erfüllen. ---Filünchen, 26. Jul. Gerüchten nach, bestätigt sich nicht nur dicke rcits öffentlich gemachte Angabe, daß sich die Gemahlin unseres Prinzen Luitpoldin gesegneten Umständen befinde, sondern es verlautet gleich Ersrcu- lichcs auch aus Modena. Bekanntlich ist die Erbprinzcssin von Modena eine Prinzessin unseres königlichen Hauses. — In Berchtesgaden ist der Bruder unserer Königin, Prinz Friedrich vcnSachscn-Altenburg, zu längcrm Besuche cingetroffcn. ° Samberg, 24. Jul. Die Deutsche Allgemeine Zeitung enthält ei nen Corrcspondenzartikel aus Neuyork vom 7. Febr. in Betreff des ame rikanischen Consuls Louis Mark (Nr. 194), der hier nur Unwillen erregen konnte. Man sinket cs erklärlich, daß Angehörige des Handcls- standcs derjenigen Plätze, welche ein pccuniaircs Interesse dabei haben, die von dem Consul Mark vertretene Verbindung Amerikas mit dem Deutschen Zollvereine nicht realisirt zu sehen, Alles aufbieten, das Zu standekommen dieser Verbindung zu hintertreiben; man würde sich auch darüber nicht zu wundern haben, wenn Ränke aller Art, die gewöhnlichste Waffe der bedrohten Habsucht, in Bewegung gesetzt würden, um zum Ziele zu gelangen; aber daß die gepriesene deutsche Biederkeit sich in dem Eifer nach schnödem Gewinn so weit vergessen könne, den unbescholtenen Charakter eines nur Achtung und Vertrauen genießenden und verdienen den Mannes auf eine so lieblose, die cigenthümliche Galle des beeinträch tigten Kramladens so unverkennbar an der Stirn tragende Weise zu verunglimpfen, daran ist man hier zu Lande nicht gewöhnt. Es heißt auch in der That dem deutschen Publicum wenig Zartsinn zutrauen, wenn jener Corrcspondcnt, wahrscheinlich auch ein persönlicher Feind, glaubt, dasselbe dadurch für seine Absichten zu gewinnen, daß er eine noch lebende, hier hochgeehrte Dame ebenso undelicat als zwecklos in die Declamatio- ncn dieser Handelsfehde hincinzieht. Wir zweifeln zwar nicht, daß der Consul Mark nach erfolgter Rückkehr hierher die unerhörten Verleum dungen des fraglichen Artikels zu züchtigen wissen werde, wir glauben aber im Interesse der schwer verletzten Wahrheit nachstehend einen kurzen Abriß seines Lebens jetzt schon geben zu müssen. Welchem Urthcile über den Charakter des Mannes übrigens mehr Gewicht beizulegcn sei, ob dem der höchsten Autoritäten Nordamerikas und der amerikanischen Gesandt schaft bei dem Deutschen Zollverein sowie der bairischen Regierung, welche denselben zu der ehrenvollen Würde, die-er nun einnimmt, beru fen und resp. in derselben nach cingezogener genauer Erkundigung aner kannt hat, oder ob dem Urthcile jenes unbekannten Corrcspondcnten, dar über möchte nicht einen Augenblick zu zweifeln sein. Im Jahre 1788 wurde Louis Mark geboren, und seine Acltern wa ren, was an und für sich gleichgültig ist, damals schon zur christlichen Religion übergegangcn. In seinem vierten Jahre nahm ihn sein Onkel, der eine große Liebe zu ihm hatte, mit nach Amerika, von woher er im Jahre 1806 nach Deutschland zurückkchrte und damals bedeutende Geschäfte (obgleich erst 18 Jahre alt) machte. Er mußte im Jahr 1807 zurückkeh ren, nachdem der Kaiser Napoleon die Kontinentalsperre verfügte. Im Jähre 1822 kam er als amerikanischer Consul für Flandern zurück und bestellte einen Viceconsul, indem er auf dringendes Bitten seiner Mutter, der dermaligen zum zweitenmal vermählten Staatsräthin und Präsidentin Freifrau v. Stengel, seinen Wohnsitz in Bamberg nahm. Er machte nun großartige Geschäfte, gab der hiesigen Stadt vielen Verdienst und genoß den unbeschränktesten Credit. Im Jahre I8ZZ, wo eine große Handels krisis bezüglich Amerika cintrat und von dort keine Rimessen für einge schickte Waarcn cinlicfen, stockten seine Zahlungen, er ging nach Amerika zurück und nach sechs Monaten, wo er wieder in Bamberg eintraf, er füllte cr^scine Zahlungsvcrbindlichkciten. (In Bremen mögen wol noch andere Fälle dieser Art vorgekommcn sein.) Nachdem nun in Len letzten Jahren der allgemein verehrte amerikanische Gesandte in Berlin ihn näher kennen lernte, bestimmte er ihn im Jahre 1844 nach Amerika zu reisen, um Lie Zollvcrcinsangclcgenhcitcn zu leiten; er kam im Jahre I84Z zurück als amerikanischer Consul für Baiern und wurde, nachdem die bairische Negierung von der städtischen Behörde in Bamberg über seinen Leumund und seine übrigen Verhältnisse Erkundigung eingezogcn, von dem König von Baiern als Consul angenommen. Im Monat Mai wurde er wiederholt von dem amerikanischen Gesandten in Berlin nach Amerika abgcoronet und ist bis jetzt noch nicht zurückgekchrt. (Wir haben keinen Grund, das Alles zu bestreiten, müssen aber doch an solgcnde drei Punkte erinnern, die der Herr Einsender übersehen zu haben scheint. 1) Jener Artikel war nicht gegen, sondern sür den Zollocrtrag und sprach nur die Befürchtung aus, daß die Einmischung des Hrn. Mark demselben schaden werde; 2) er war, nach der ausdrücklichen Anführung des Korrespondenten, aus derNeuyor- kcr Staatszcitung übersetzt; 3) der Verfasser des darin anaczoqcnen Briefs, worin eine allerdings ganz andere Biographie und Charakteristik des Hrn. Mark entworfen wurde, war nicht „unbekannt", sondern ward ausdrück lich nach Namen, Stand und Heimat bezeichnet. D. Red.) * Dresden, 29. Jul. Die Umgebungen des wenige Stunden von hier entfernten Dorfes Kreischa, bekannt durch ihre Naturreize und Wasserheilanstalt, sind vor kurzem der Schauplatz eines entsetzlichen Ver brechens geworden. Ein Bursche Namens Noack, ein Steinmetz seines Gewerbes, nicht viel über 18 Jahre alt, ermordete einen sechzehnjäh rigen Burschen, den Sohn eines Müllers, bei lichtem Hellen Tag und in geringer Entfernung von dem Vatcrhausc des Ermordeten. Die That gc schah aus Raublust. Noack trifft mit dem Ermordeten zufällig zusam men; sie kommen in Unterhandlung über eine Peitsche, welche Noack bei sich führt und welche ihm jener Unglückliche abkaufcn will. Dieser läßt bei dieser Gelegenheit seine Börse mit einer Baarschafl von sechzehn Gro schen sehen, und dies genügt, bei Noack den Entschluß zum Morde her-