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Freitag Nr. 173. 21. Junius 1844. teipna. Di'Zrilung etsweuu lägU» Abends. Zu »«ziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes. Deutsche Allgemeine Zeitung. Peels für das Bleriel- jadr 2 Tblr. -, InsertionSgebuhr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» U-Ve-Vlick. Deutschland. *Äus Thüringen. Der Mißbrauch der Ordensverleihun gen- — Die Bevölkerung von Baiern. ° teipftq. vr. Hach, chMar burg. Die Oeffentlichkeit im Proceß Jordan- — Volksfest der Nordkrie- sen- Kremen. Senatorenwahl. » Mreutzen. st von der Saale. Repliken. K Aus Schlesien. Die Wcbcr- unruhen- Köln. Assisen- — Die Nachwehen in Schlesien. Spanien. * Paris. Die Cortes. Der Marineminister- Die Königinnen. Militairdictatur in Granada. Großbritannien. Die Repeal- vr. Wolff. ^-London. Die Verhaftung des Grafen Ostrowsky. .Der Kaiser von Rußland. Die englischen Jour nale über Deutschland. Frankreich. Die französische Seemacht. Die Legitimisten. . Schweiz. Die Jesuitenfrage im Thurgau. Schweden und Norwegen. Stockholm. Der König. Die Universität Rußland und Molen, -f Warschau. Das Dorfschulwesen. Nordamerika. *Äoston. Die Industrie. Der Vertrag mit dem Zoll verein. Die Gesandten. Hochmuth und Schwäche. Der Congreß. Mersonalnachrichten. Wissenschaft und 4tunft. *Stettin. Fest der Handlungsdiener. — vr. Schmidt in Berlin. Handel und B"buslrie. "Wien. Gcschützkunst. * Zittau. Actienwesen. *Vom Rhein. Eisenbahn von Neustadt a- d- H- nach Wörth. — Berlin. ' Neueste Nachrichten. Paris. Der Prinz von Joinville. Nachricht aus China. Ankündigungen. Deutschland. *ÄUS Thüringen, 18. Jun. In der Nationalzeitung der Deut schen (1842) ,st der Mißbrauch bei Ordensverleihungen auf eine recht freimüthige Weise gerügt worden. Neber dasselbe Thema sind auch sehr lesenswerthe Bemerkungen im Decemberhcfte (1842) des zu Wesel erscheinenden «Sprechers» oder Rheinisch-Westphalischen Anzeigers er schienen, die wir zur Nachlese empfehlen. Die allzu große Freigebigkeit m Ordensverleihungen (die wir übrigens bei der königl. sächsischen Regie rung unter allen deutschen Staaten am wenigsten wayrnehmen) entspricht wahrlich nicht dem Zwecke der Orden, und sie hat die bessere öffentliche Meinung der Gebildeten im Volke gegen sich. Diese hat längst schon be griffen, daß Orden, wenn sic Auszeichnungen sein sollen, auch nur sol chen Männern verliehen werden sollten, die wirklich ausgezeichnet sind, d. h. wirklich über ihre Berufspflichtcn hinaus mit Hand und Mund, durch Wort, Schrift und That gemeinnützig wirken und schaffen. Dieses Kapitel, richtig verstanden, führt zur Lehre: daß der innere Werth den Orden zieren muß, daß aber auch ein Verdienstorden als äußere Aner kennung seinen Werth behalten muß, folglich nicht an Leute ohne Ver dienst gegeben werden sollte. Die Ordenßbegünstigungen, jüngst auch be sprochen von dem Grafen Karl v. Gicch (in seinen mit Recht gerühmten „Ansichten über Staat und öffentliches Leben", Nürnberg 1843), bieten wirklich einen nicht unansehnlichen Stoff zu Ironien; und der witzige Lud wig Walesrode hat in seinen geistreichen „Glossen und Randzeichnurmcn zu Texten unserer Zeit" (Königsberg 1842) seinen Humor manche Bit terkeiten darüber sagen lassen. Hr. G. P. v. Bülow hat in einem die sem Gegenstände gewidmeten Aussätze, den auch die Nationalzeitung der Deutschen von 1843 gebracht hat, Vie Mühe übernommen, nachzuweisen, daß ein Mißverhältnis zwischen der großen Zahl der Ordensverleihungen und derjenigen der in einem Lande vorhandenen besonders um dasselbe und den Fürsten verdienten Männer nicht behauptet werden könne. Er will den Mißbrauch oder die auch nur schädliche Freigebigkeit in Ver leihung der Orden nicht zugcben. Sein Aussatz enthält, aus dem ge schichtlichen Gesichtspunkte betrachtet, viel Wahres, aber er verfehlt seine Tendenz; denn kann die Thatsache nicht qeläugnct werden, daß durch Or densverleihungen wirklich ausgezeichnete Leistungen um das Vaterland be lohnt werden, so folgt die Zurücksetzung aller Derjenigen von selbst, die keine Orden erhalten und doch ausgezeichnete Dienste leisten oder geleistet haben. Hr. v. Bülow legt zu großen Werth auf die ursprüngliche Be deutung der Orden. Aber es kommt darauf an, was diese Auszeichnun gen jetzt bedeuten; und darüber geben alle Stiftungsurkundcn und alle Ordenßdiplome Auskunft. Andere Zeiten, andere Bedürfnisse! andere Bedürfnisse, andere Orden! Wenn einmal heutzutage der Orden nur ein Zeichen des Verdienstes um Fürst und Land sein soll, so ist er dieses oder sollte es sein bei Allen, die damit dccorirt werden, denn auf dem Orden steht ja nicht geschrieben, auf welche Veranlassung er verliehen worden ist. Wir geben zu, und es ist nur zu wahr, daß die Bekleidung mit dem Orden gar oft nichts Anderes ist als der Ausfluß eines nur vor,, übergehenden Wohlwollens des Fürsten oder seiner nächsten Umgebungen von Einfluß, nicht selten hervorgcrufcn bloß durch denselben erwiesene angenehme Leistungen, oft nur durch sinnreiche Huldigungen oder liebko sende Artigkeiten. Da er aber dadurch nicht aufhört, dasselbe für das anschauende Publicum zu bedeuten, waö dieses Zeichen an der Brust des wirklich ausgezeichneten Mannes ist, so fällt die ganze Argumenta tion des Hrn. v. Bülow durch die einzige nicht zu widerlegende Be merkung zusammen, daß, weil eben die Orden oft aus einer tcmporairen Stimmung der Fürsten oder ihrer Minister verliehen werden, sie im All gemeinen entweder nicht mehr die wahrhaft passenden und wirksamen Aus zeichnungen sind oder als wahre Hintansctzungeii, ja Kränkungen für alle jene durch That und Gesinnung hervorragende Männer erscheinen, denen dieses statutenmäßige Zeichen der Auszeichnung nicht verliehen worden ist. Hr. v. Bülow beweist durch seine nur geschichtliche Demonstration über Zweck und Veranlassung der Orden zu viel und darum nichts gegen den Satz, den er zu widerlegen suchte, nämlich, daß bei den heutigen Ordens verleihungen viel Mißbrauch ssattfindc. Eigentlich weiß man gar nicht, zu welchem Zwecke Hr. v. Bülow seinen Aufsatz veröffentlichte, wenn er nicht durch feine Schlußbcmerkung: daß die heutigen Orden in die Reihe der Uniformen und deren Ausschmückung durch Stickereien, Epaulctten, Chevrons und dergl. gehören, fein Vcrdammungsurthcil über alle Orden aussprechen wollte, was doch auch schwer zu "rechtfertigen sein dürfte, weil der Mißbrauch eines Instituts nicht auch auf dessen Entbehrlichkeit oder gar Nachtheiligkeit schließen läßt. Zum Schlüsse noch etwas über Ordensverleihungen an alt gewor dene Staatsdiener. Altwerden im Staatsdienst ist eigentlich kein mit dem Verdienstorden zu decorirendes Verdienst, und eher verdienten Jene, welche, weil sie ihre Gesundheit durch oft übermäßige Pflichtanstrengung im Dienst aufopfern und eben deshalb das Glück nicht erreichen, alt zu werden, mit dem Ehrenkrcuze geschmückt zu werden, als Diejenigen, die bei glücklichen Lebensconjuncturen und im Schoose behaglicher Zustände oft ohne große Anstrengung, vielleicht eben deshalb das Glück erlebten, eine seltene Reihe von Dienstjahren zurückzulegcn. Man ehre die Jubi- laricn, man pensionire sie reichlich durch Ucbcrlassung ihres ganzen Stan des- und Dienstgehaltcs; auch wäre gegen die Stiftung eines Jubilar ordens nichts zu erinnern, aber der eigentliche Verdienstorden kann nur eine Krone für das wirkliche Verdienst sein. Der Wahrheit ihr Recht! Das Jahr 1843 brachte uns am Schlüsse die „Wiederbelebung des Schwa- nenordcns". Mit ihm, der eine großartige christliche Idee in sich ausge nommen, könnte auch ein neues Stadium für deutsches Ordenswesen be ginnen. Und sollte es nicht an der Zeit sein, das Ordcnssystcm etwas rigoristischer durch die Ordcnskanzlcicn handhaben zu lassen? Wahr haftig nicht die schönsten Früchte sind cs, die Las Ucbermaß der Aussaat von Orden und deren gleichsam nach dem Linne'schen Pflanzensystcm nach- gcbildete Mannichfaltigkeit der Schatlirung getragen hat. Ihre Wirkun gen gehören größtcnthcils dem Gebiete der trennenden, spaltenden und Zwiespalt erregenden Interessen an. Sie haben die schlimme Seite der Standesuntcrschiede noch schlimmer gemacht, der Vornchmthuerei weitern Spielraum verschafft, das Bcamtcnthum abhängig gemacht, mancherlei Eitelkeiten in allen Ständen erzeugt, und so hat die Ultracultur dcsOr- dcnswcscns auch viel geschadet. — Die Gesammtbevölkerung des Königreichs Baiern betrug im Jahr 1837: 4,315,46g, im Jahr 1840: 4,370,077 und im Jahr 1843: 4,440,327 Seelen, darunter gehören 4,370,581 Einwohner dem Civil- und 69,746 dem Militairstande an. Der Kreis Oberbaicrn ist (im Jahr 1843) mit 694,344 Seelen, als die größte, und der Kreis Oberpfalz und Regensburg mit 463,187 Seelen als die geringste Position aufacführt. Die Gesammtbevölkerung nach den Familien betragt für 1843: ! 37,463. ° Leipsig, 20. Jun. In einem Schreiben vom Main vom I I . Jun. in Nr. 171'der Deutschen Allgemeinen Zeitung wird zu verstehen gege ben, die Familie des vr. Hach in Marburg habe von dem Gelbe, welches der berliner Studentenlcsevercin bei seiner Auflösung aus den für seine Zwecke bereits gesammelten Geldmitteln für die Angehörigen des unglücklichen Leidetisgcnosscn Jordan bestimmte, nichts erhalten. Ohne hier ein Urtheil über diese dreist hingestellte Behauptung fällen zu wollen, beschränken wir uns auf die Mitthcilung folgender Thatsachcn: Die Summe von I06Thlr. 17 Ngr. wurde im Auftrage des aufgelösten Stu- dcntcnlesevcreins von dem Hrn. «tuet. ,>1>i1. F. D. untcrm I I. Jan. d. I. guö Berlin dem Verleger der Sächsischen Vaterlandsblättcr eingesendct, der sic der Redaktion derselben zur Weiterbeförderung übergab. Die Quit tung darüber wie über einige andere kleine, dort eingegangcnc Beiträge steht in Nr. 8 vom 14. Jan. der Vaterlandsblättcr mit namentlicher Auffüh rung: „Von dem aufgelösten Leseverein der Studircnden in Berlin 106 Thlr. 17 Ngr."; die Summe ging sogleich an Frau vr. Hach in Mar burg ab, und bereits am 22. Jan. langte von derselben ein vom 19. Jan. damtcs Empfangschreibcn bei der Redäction ein, worin es unter Anderm