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Septett Beethovens“ werden müsse. „Die Abhängigkeit von dem berühmten und popu lären Modell geht so weit, daß jeder zeitgenössische Hörer sie bemerken und heiter ge nießen mußte. Die drei blasenden Instrumente sind die gleichen, Klarinette, Horn, Fagott; bei den Streichern macht Schubert durch Hinzufügung einer zweiten Geige das Septett zum Oktett. Sechs Sätze wie bei Beethoven und in der gleichen Ordnung des alten Diver timentos. Wo Beethoven ein Adagio schreibt, tut es diesmal auch Schubert, was er sonst gern vermeidet; schreibt Beethoven ein Andante mit Variationen, so tut Schubert dasselbe. Wenn Beethoven das Finale durch eine Introduktion in Moll vorbereitet, so macht es Schubert ihm nach. In beiden Werken ist die Relation der Tonarten ganz genau die gleiche. Die Ähnlichkeit geht weiter: Beethovens Septett war ein gZwcÄZicÄes Werk gewesen, auch im Sinn des Stils. Es war noch reines achtzehntes Jahrhundert, ohne Pathos, ohne Dualismus; und da der Dualismus auch in Schuberts Werk völlig fehlt, war es leicht und natürlich, von diesem Beethoven den Ausgangspunkt zu nehmen. Protz alledem. dies ist reinster Schubert. Es ist eine Auferstehung des alten Divertimentos in einem neuen Geist, den wir in Ermangelung einer besseren Bezeichnung „romantisch“ nennen (A. Einstein). Schubert be zeichnete einmal das Oktett, das übrigens zu seinen beliebtesten Schöpfungen gehört, als ,Weg zur großen Sinfonie“. Daraus resultiert auch die unerhörte Klangfülle des Werkes, die fast sinfonische Weite seiner Ecksätze, die den Rahmen der Kammermusik sprengen. Mit einer kurzen, feierlichen Adagio-Einleitung wird das Oktett eröffnet. Das folgende Allegro, in der Einleitung thematisch vor bereitet, lebt von zwei Themen: von einem in punktiertem Rhythmus aufsteigenden Thema und einem anmutig-sehnsuchtsvollen musikalischen Ge danken, den zuerst die Klarinette, dann — noch eindringlicher — das Horn anstimmt. Ein beschwingtes Musizieren im Wechselspiel der einzelnen Instrumente hebt an. Die ernste Stimmung der Einleitung klingt in der Reprise noch einmal an. Die Coda beendet das Horn mit dem zweiten Allegro-Thema. Blühende Klangschönheit zeichnet den zweiten langsamen Satz, das Andante un poco, aus. Das Klarinettenthema dieses Andante zählt zu den schönsten melodischen Eingebungen Schuberts. Eine heitere, kraftvoll-volkstümlicheTanzweise bringt das Scherzo (Allegro vivace), dessen Trioteil den stimmungsmäßigen Gegensatz dazu dar stellt. Ein Variationensatz über ein schlichtes, liedhaftes Thema aus Schuberts Oper „Die Freunde von Sulamanka“ (zuerst in der ersten Violine) schließt sich an. Sieben einfalls reiche Variationen geben den einzelnen Instrumenten Gelegenheit zu klanglicher Entfaltung. An 5. Stelle steht ein lyrisches Menuett mit einem gemütvollen Trio. Das Finale beginnt zunächst mit einer düster-klagenden f-Moll-Einleitung über Tremolobässen (Andante molto), ehe die Streicher, dann von den Bläsern unterstützt, das frohe Allegro-Thema anstimmen, dem sich ein ausgelassener zweiter Gedanke anschließt. Sieghaft-strahlend (Allegro molto) klingt dieses Meisterwerk der Schubertschen Muse aus. Dieter Härtwig LITE RATU RH I N WE I S E Joh. Chr. Bach in Riemann Musiklexikon Pohl: Joseph Haydn (Breitkopf & Härtel 1927) Vetter: Der Klassiker Schubert (Peters 1953) Vorankündigung Nächstes Konzert im Anrecht D 12. 12. 1961, 19.30 Uhr sowie Frei verkauf 6228 Ra III-9-5 1061 0,4 ItG 009/73/61