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Sl» verlängerten Junkerstraße befindlichen Wohnung des Docenten zu ziehen. Daher dieser Zusammenfluß von Menschen. Der übrige Theil der Ver- sgmmlung, Offiziere, höhere und niedere Beamte, Kaufleute und Gcwerb treibende aller Art, zogen sich natürlich ohne weiteres zurück. Vor der Wohnung ertönten nun Lebehochs und das Vs»<ieumu8, worauf sich zwei Abgeordnete hinaufbcaabcn, denen der vr. Nauwerk anzeigte, daß, da es polizeiwidrig sein könnte, vom Fenster herabzusprechen, er sich die Ehre erbitten müsse, daß sämmtlichc Anwesende zu ihm kämen. Die Treppe, die Flur, bis zur Hausthür hinaus waren flugs eingenommen, in den Zimmern also gär kein Platz. Hier cxpectorirte sich nun der Do- cent, bemerkte, daß nur Verhältnisse ihn an Berlin fesselten, daß man ihm das Halten seiner Vorträge verboten rc. Diese Anrede hatre die Anwesenden enlflarymt, besonders als den beiden Abgeordneten die Hand gedrückt wurde, zum Zeichen, daß dies allen Anwesenden geschehe. Nach dem Rückzüge aus der Wohnung begann eine große Kneiperei in der Taubenstraßc, bei welcher tüchtig gesungen wurde. Auch vr. Nauwerk erhielt hierauf, wie berichtet wird, polizeilichen Besuch und Nachfrage über das Geschehene. Im Allgemeinen hat dieses Verbot keinen günstigen Eindruck gemacht. * Presdurg, 27. Febr. Die mit solchem Pathos in einer geheimen Con-i strenz erhobene Beschwerde wegen Weigerung der pesther Ccnsur, die Berichte über die Angelegenheiten der ungarischen Handelsgesellschaft zum Drucke passircn zu lassen (Nr. 60), ist plötzlich gleich einer Seifenblase zer platzt. Der Palatin ließ nämlich der Versammlung sagen, die Ursache des ge- fammtcn Vorganges liege in einem Jrrthumc des pesther Censors, und er sei schon deshalb gehörig instruirt worden. Die Censur war vcrmuth- lich beauftragt, Notizen in Betreff der Handelsgesellschaft zu streichen, so lange diese nicht gehörig autorisirt war. — Cs bestätigt sich mehr und mehr, was ich bereits vor kurzem (Nr. 53) berichtete, daß Hr. Kossuth die Redaction des Pesti Hirlap einbüßen wird. Der Drucker des Blat tes, Hr. Länderer, welcher zugleich Inhaber der Conccssion ist, konnte sich mit seinem Redacteur über die entsprechende Vcrtheilung der Kosten, welche die Reichstagsangelegcnhcitcn in einem Betrage von beiläufig 3000 Fl. verursachen, nicht verständigen, und somit erfolgte die Kündigung. Kos- suth soll gegenwärtig mit dem Eigcnthümer des Jclcnkor, Hrn. v. Hel- meczy, in Unterhandlungen stehen. In letztcrm Blatte hatte bisher Graf Stephan Szechenyi seine Artikel, die großentheils mit polemischer Schärfe zugcspiht und gegen Kossuth gerichtet waren, abdruckcn lassen. Obwol in neuester Zeit eine ziemlich freundschaftliche Näherung der beiden Herren erfolgt war, so dürfen sich die Leser des Jclcnkor immerhin auf einen starken Systcmwechsel gefaßt machen. Die ultramagyarisch - progressive Partei verliert im Augenblick ihr bedeutsamstes Organ; ob cs ihr gelin gen mag, ein zweites mit gleichem Erfolge zu gründen, steht dahin. Die Magnatcntafcl hat bekanntlich den Strafgcsctzentwurf in seiner jetzigen Gestalt zuruckgewiescn, indem sic die Einführung dcs penn sylvanischen Schweig- und Bcffcrungssystcms für unpraktisch erklärt. Die Ständctafel beharrt indessen bei ihrer ursprünglichen Ansicht und will auf eine wiederholte Berathung des Gegenstandes nicht eingchen, so lange die Magnaten den Grundsätzen dcs Entwurfs nicht die gebührende Prüfung und Würdigung angedcihcn lassen würden. Die Magnaten wünschen, daß vorläufig mit einer einzigen solchen Mustcranstalt der Anfang gemacht werde. Dann ließen sich die Resultate vergleichen, und das Weitere könnte auf der Grundlage zuverlässiger Daten beschlossen werden. Dieser voll kommen praktischen und besonnenen Ansicht ist kein stichhaltiges Argument cntgcgcnzusctzen, um so mehr, wenn man erwägt, daß die Kostensumme für die zu erbauenden und einzurichtcndcn Gefängnisse nach einem sehr gemäßigten Voranschläge beiläufig 14 Mill. Fl. betragen würde. Es gibt dringendere und ganz unabweislichc politische Bedürfnisse, welche in die sem verwahrlosten Lande vor Allem zu befriedigen wären.— Beöthy verwahrte sich und Klauzal mit vieler Hitze gegen das verleumderische Ge rücht, welches die beiden Hauptstädte des Landes durchlaufe, daß nämlich Beide von der ungarischen Judenschaft mit 50,000 Stück Dukaten zur Durchsetzung ihrer Cmancipation bestochen worden seien. In gewisser Be ziehung rechne er cs sich sogar zur Ehre, daß man sie Beide nicht für so alltägliche Menschen halte, die sich mit der erbärmlichen Summe von ein paar Hundert Gulden befriedigen ließen. Elfen von allen Seiten.— Die Ständetafel hat sich in neuester Zeit für die Abhaltung jährlicher Land tage zu Pesth ausgesprochen. (Nr.64.)—Die Suspension desHrn.Lud wig Stur (Nr. 6l) ist in dem am 25. Febr. abgehaltenen evangelischen Gcmeindeconvent in eine definitive Beseitigung von dem Katheder der sla wischen Sprache und Literatur verwandelt worden. Wo ist das Ziel die ser plumpen unsinnigen Reaktionen? Spanien. * Paris, 28. Febr. Ein königl. Befehl vom 20. Febr. verordnet die Wiederherstellung dcs geistlichen Tribunals derRota inMadrid, wel ches durch Dccret der provisorischen Regentschaft vom 29. Dec. 1840 auf gehoben worden war. Gleichzeitig haben wieder mehre der aus ihrem Diöcesen verbannten Bischöfe die Ermächtigung erhalten, auf ihre Sitze mrückzukehrcn.— Die Nachrichten aus dem Hauptquartiere dcs Generals Roncali reichen bis zum 17. Febr. Der General zeigt dem Kricgsmi- nister unter diesem Datum an, daß er eine Mörserbattcrie errichtet hat und daß er bereits mehre Male mit den Belagerten handgemein gewor den ist. Mitteilungen aus Murcia versichern überdies, daß der General Roncali am 17, Febr. das Bombardement von Alicante begonnen habe. Die Zahl der bewaffneten Thcilnchmcr an dem Aufruhrc soll sich in Ali cante höchstens auf 1000 M. belaufen. Die Junta, heißt es, versam melt sich gar nicht mehr, und der Chef des Aufstandes, Bonet, ist so ängstlich und mistrauifch geworden, daß er die Eitadelle fast nicht mehr verläßt. Diese Angaben müssen indessen doch wol ein wenig übertrieben sein, da eine vom 24. Febr. aus Madrid datirte telegraphische Depesche- * Halle, 3. März. Die Allgemeine Preußische Zeitung hat in Be zug auf eine Correspondcnz in der Aachener Zeitung, in welcher gesagt wurde, daß „aus bis jetzt unbekannten Gründen" bei mehren hiesigen Studenten Haussuchung und Beschlagnahme der Papiere siattgefunden habe, wodurch unsere Stadt fthr beunruhigt sei, von hier aus die Erklä rung gebracht, daß sich diese Beschlagnahme nur auf fünf dcr Theilnahme an geheimem Verbindungswesen dringend verdächtige Individuen erstreckt habe. (Nr. 59.) Daß die akademischen Behörden diesen Verdacht hegten und m Folge desselben bei fünf Individuen Haussuchung hielten, dagegen läßt sich gewiß nichts cinwendcn; daß sic aber in Folge davon — ohne, so viel man weiß, etwas Verdächtiges gefunden zu haben — einen Studen ten mit dem oousilium nbvumli belegten, ist auch wahr. Weiß man nun noch, daß gleichzeitig auch ein, jetzt schon aus der Stadt verwiese ner Nicht-Student zur Untersuchung gezogen und unter Anderm auch be fragt wurde: weshalb er bei den allgemeinen Studcntenvcrsammlungen zugegen gewesen sei; ferner, daß vier von den zur Untersuchung gezoge nen fünf Studenten bei diesen Versammlungen zu den Hauptrednern ge hört hatten, ja, daß einer von ihnen, der den Antrag zur Errichtung ei nes allgemeinen Studcntcnmuscums gemacht hat, gleich in den ersten Ta gen verhaftet und jetzt nur unter der Bedingung freigelassen wurde, sich vorläufig aus der Stadt zu entfernen und in seiner Heimat das Urtel zu erwarten, so scheinen in der That weit mehr die öffentlichen Sludenten- vcrsammlungcn als „geheime Verbindungen" der wahre Grund dieser Untersuchung zu sein. Hieraus erklärt sich denn auch sehr gut die Be unruhigung, welche der Korrespondent der Aachener Zeitung in Folge die ser Haussuchungen und Verhaftungen wahrgenommen haben wollte, und wir sind keineswegs der Meinung, daß sich diese Bestürzung nur auf die unmittelbar Bethciligtcn erstreckt habe, wie die Allgemeine Preußische Zeitung schließlich versicherte. Aber selbst angenommen, daß nicht jene Versammlungen, sondern die Thcilnahmc an irgend einer hier etwa be stehenden Verbindung die Ursache jener Untersuchungen wäre, so würde dennoch die Unruhe darüber sich weiter als auf die „unmittelbar Bethei ligten", unter denen wir selbst in diesem Falle die übrigen Mitglieder einer solchen Verbindung verstehen wollen, erstrecken; denn wer, der je mals auf deutschen Hochschulen studirtc, kennt nicht die endlose Verket tung von Verdächtigungen, welche solche Untersuchungen, besonders wo sic etwa gegen burschenschaftliche Verbindungen gerichtet sind, unfehlbar nach sich ziehen. Oesterreich. **^Vien, 28. Febr. Graf Orloff befindet sich als außerordentlicher Bevollmächtigter des russischen Hofes noch immer hier. Da den im Publi cum umlaufenden Gerüchten wol einiger Glaube bcizumcssen ist, so dürfte man in der Voraussetzung, daß seine Aufträge sich auf das projectirtc Ehebündniß dcs zu Prag als oberster Leiter der politischen Angelegenhei ten dcs Königreichs rcsidirendcn Erzherzogs mit der Großfürstin Olga beziehen, schwerlich irren. Es ist auch ziemlich wahrscheinlich, daß diese Verbindung zu Stande kommen wird. Manche wollen darin das Sym ptom einer veränderten Politik erblicken oder ziehen' doch Eonscqucnzen aus den bevorstehenden Ereignissen die nach meinem unbefangenen Da fürhalten nicht darin zu liegen scheinen. Fürs Erste ist die Epoche der politischen Hcirathcn großentheils vorüber; ja selbst Oesterreichs Bei spiel hat im großen deutschen Befreiungskriege vor aller Welt offen dargethan, daß die durch zarte, individuelle Vcrwandtschaftsbcziehnngen genährten Sympathien jenen höher» Rücksichten, welche das Wohl und die cigenthümliche Bestimmung der Völker den Regierungen verschreibt, unbedingt aufgeopfert werden müssen. Fürs Zweite repräsentirt grade die ser Erzherzog die Ansicht des besonnenen politischen Fortschritts mit sol cher Entschiedenheit, daß in Bezug auf ihn die Bcsorgniß einer rcac- tionairen Einwirkung am wenigsten gegründet sein möchte. Endlich ist nicht ohne Grund zu, vcrmuthcn, daß Rußland, wo die Politik der per sönlichen Interessen ungleich schärfer und entschiedener als bei uns ob- hcrrscht, sich in Folge des neuen verwandtschaftlichen Bündnisses in man cher Beziehung der orientalischen Frage gefügiger zeigen wurde als bis- her. In der That sollen sich auch die Auftrage des Grafen Orloff auf die Beilegung mancher, wegen der Donaumundungen entstandenen Diffe renzen beziehen. Es wäre dies eine wahrhafte Wohlthat für unsern und Deutschlands Handel überhaupt zu nennen. Dann könnte man vielleicht mit höherm Rechte die Donau einen deutschen Strom heißen als jetzt, wo sic dieses PrädicatS so ziemlich beraubt worden ist. noch immer keinen wesentlichen Erfolg dcs Generals Roncali gegen Ali cante melden kann. Der einzige positive Vorthcil, welchen derselbe bis her davongctragcn hat, besteht in der Einnahme der Insel Tabarca^ de ren Besatzung sich ohne den mindesten Versuch der Vcrthcidigung an einige zur bloßen Rccognoöcirung ausgcschickte Fahrzeuge ergeben hat. Die In sel Tabarca liegt dem Vorgebirge Santa Pola gegenüber am Eingänge der Bai von Alicante, die sich von jenem Punkt aus mit Leichtigkeit be herrschen läßt.— Die Lage der Insurgenten in Cärth agena ist beiweitem günstiger. Die bewaffnete Macht in der letztgenannten Stadt beläuft sich auf 3000 M., die eine hinreichende Menge Geschütz mit unermeßlichen Pulvervorräthcn (man, spricht von 7000 Ccntncrn) und Lebensmitteln für zwei Monate besitzen. Die Generale Cordova und Concha stehen mit 3000 M. Linicntruppcn und einer Anzahl von Nationalgardisten vor Car- thagena, cs gilt indessen für eine ausgemachte Sache, daß sie nichts ge gen diese starke Festung werden ausrichten können, ehe der General Ron cali Meister von Alicante ist, und den größten Theil seiner Truppen und sein Belagerungsgeschütz an sie abgeben kann. Bräche jetzt noch an