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Kongreßsaal Deutsches Hygienemus eil - Dresden 7. (JCan^ßd »(^ßcth^veii ~ j"Ll) end a Sonnabend, den 5. September 1959, 19,3q Ausführende: Die Dresdner Philharmonie Leitung: Nationalpreisträger Prof. Heinz Bongart} Solist: Gerhard Berge, Klavier. Dresden PROGRAMM Ouvertüre «Die Geschöpfe des Prometheus» op. 43 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-dur op. 15 Allegro conbrio Largo Rondo Allegro 3. Sinfonie Es-dur op. 55 (Eroica) Allegro conbrio Marcia funebre Scherzo: Allegro vivace Finale: Allegro molto Preis DM -.20 Das nächste Konzert findet am Donnerstag, dem 15. Oktober 1959 statt Einführung «Nicht nur als Künstler, sondern auch als Mensch sollt Ihr mich besser, vollkommener finden» «Ohne auch im mindesten Anspruch auf eigentliche Gelehr samkeit zu machen, habe ich mich doch bestrebt, von Kindheit an den Sinn der Besseren und Weisen jeden Zeitalters zu fassen» «Es ist ein eigenes Gefühl, sich loben zu hören und dann da bei seine eigene Schwäche zu fühlen, wie ich. Solche Gelegen heiten betrachte ich immer als Ermahnungen, dem unerreichten Ziele, das uns Kunst und Natur darbeut näher zu kommen, so schwer es auch ist» (Ludwig van Beethoven) Prometheus, nach der Sage bemüht zwei Statuen, denen er Leben verlieh, durch Unterweisung in den Künsten aller Leidenschaften der menschlichen Seele fähig zu machen: ein Thema für den Künstler, dessen Leben und Werk bestimmt wurden vom Wissen um die versittlichende Kraft der Musik. Die Ouvertüre zum Ballett «Die Geschöpfe des Prometheus» - übrigens die erste und zugleich vollwertige Ouvertüre aus Beethovens Feder - wahrt, auf festliches Geschehen gestimmt, die überkommene Form und zeigt den Meister als berufenen Nachfahren Haydns und Mozarts, als getreuer Sach verwalter und Fortsetjer dessen, was sie der jahrhundertealten Tradition an Neuem hinzugefügt hatten. Ähnlich ausgerichtet - bei aller Unverkennbar- keit der persönlichen Handschrift - das C-dur-Klavierkonzert. Trot) aller gesammelter Kraft, verinnerlichtem Sich-Ansingen und überschäu mender Fröhlichkeit der drei Sätje, bleibt es maßvoll in seinen Abmessungen und den technisch-virtuosen Anforderungen, die von jeher zum reizvollen Wechselspiel zwischen Solo-Instrument und Orchester gehören. Uber Entstehung und Inhalt der Dritten Sinfonie schreibt Beethovens Schüler Ferdinand Ries: «Im Jahre 1802 komponierte Beethoven in Heiligenstadt seine dritte Sinfonie (jetjt unter dem Titel «Sinfonia eroica» bekannt). Beethoven dachte sich bei seinen Kompositionen oft einen bestimmten Gegenstand. Bei dieser Sinfonie hatte er sich Bonaparte gedacht, aber diesen, als er noch erster Konsul war. Ich war der erste, der ihm die Nachricht brachte, Bonaparte habe sich zum Kaiser erklärt, worauf er in Wut geriet und ausrief: «Ist der auch nichts anderes wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschen rechte mit Füßen treten, nur seinen Ehrgeiz frönen: er wird sich nun höher wie alle anderen stellen, ein Tyrann werden!» Beethoven ging an den Tisch, faßte das Titelblatt oben an, riß es ganz durch und warf es auf die Erde. Die erste Seite wurde neu geschrieben, und nun erst erhielt die Sinfonie den Titel «Sinfonia eroica.» Der Untertitel «Um das Andenken eines großen Mannes zu feiern» läßt erkennen, daß der Gegenstand des Werkes nicht Bonaparte selbst war, sondern daß Beethoven als Zeuge heroischer Freiheitskämpfe sowohl diese selbst als auch die Totenklage um deren Opfer, das Hinwenden zum tätigen Leben und Triumph der Prometheus-Idee Gestalt werden ließ, und daß die vorgesehene Widmung nur dem galt, von welchem Beethoven der Meinung war, er verkörpert am eindeutigsten den Begriff des Vorkämpfers für die hohen revolutionären Ideen der Zeit,