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an butter Gvoßbritannie«. L'ondon, 21. Jan. Die Katholikcnversammlungen scheinen nicht den Umfang zu. gewinnen, den man ihnen anfänglich zu geben versuchte. Es ist zu schwer, dem gesunden Menschenverstand cinzurcden, daß ein Ereigniß, was bei der Bildung der Jury im ganzen englischen Gebiet alltäglich vorkommt, ja pflichtgemäß gar nicht ausbleibcn kann, eine Verletzung der Katholiken gebildet habe. Die Bestimmung, daß bei der Bildung einer Jury jede Partei von den durchs Loos bezeichneten 48 Namen ganz beliebig und ohne irgend einen Grund anzugeben, 42 streichen kann, ist jedem Eng länder bekannt, und man weiß auch, daß dieses Streichen, sowie über haupt alle formellen Geschäfte bei den Processen weder von den Parteien selbst noch von den Advocaten, welche die Anklage oder Vcrtheidigung führen, sondern von den sogenannten Sollicitors oder Sachwaltern besorgt wirb, die ein halb juristisches, halb mcrcantilisches Geschäft betreiben und fast eben so selbständig dastchcn wie die sogenannten «llieieis miuiste- riolx in Frankreich: Huissiers rc. Bei einer solchen Sachwalterfirma be stellen die Parteien die Erfüllung aller Förmlichkeiten rc., und die Sach walter selbst sind amtlich vereidet, nichts zu versäumen, was dem Interesse ihrer Clienten dienlich sei. Solcher Sachwalter bedient sich die Krone oder der Staatsanwalt eben so wohl wie angcklagte Privatpersonen, und von dem Sachwalter der Krone, der seinem Amtscidc gemäß diejenigen 12 Namen streichen mußte, welche er der Anklage am wenigsten förder lich erachtete, sind die elf Katholiken verworfen worden. Dies ist Alles zu bekannt und die weder den Ncpcalern dienstbaren, noch die Repcal für ihr Partciintercsse ausbcutcnden Journale haben zu klar nachgewiesen, daß bei dem Streichen jener 12 Namen nur die treue Erfüllung einer be schworenen Amtspflicht von Seiten eines Sollicitors, nicht aber der Staats anwalt oder gar die Regierung bethciligt sei, um auf diesen Vorwand hin eine dauernde Aufregung erwarten zu lassen. In den katholischen Kir chen werden übrigens jetzt Messen für O'Connell's Freisprechung gelesen, wie schon früher im Kirchengcbct ihm Heil erfleht zu werden pflegte. H'Connell selbst erscheint stets in Adoocatentracht vor Gericht. Auch hat er seinen Rcpealcrn verboten, die Leute bei seinem Vorüberfahren auf der Straße zum Hutabnchmcn zu zwingen. Der Proccß, sagt er, küm mere ihn eben so wenig, wie eine Prise Taback, zumal da er nie schnupfe. Die illustrirten Zeitungen in London, in Paris und in Leipzig bringen die Portraits der Angeklagten, der Richter rc. Die Staatsmänner end lich bekümmern sich wenig um den ganzen Proccß, da cs fast ganz einerlei ist, ob O'Connell frcigesprochcn oder verurtheilt wird, indem Irland nur durch eine Umgestaltung seiner Landbesitz- und Landpachtverhältnisse ge holfen werden kann und nirgend als im Parlamente zu London eine An wendung dieses Mittels zu hoffen steht. Die französischen Journale he ben noch als eine Cigenthümiichkcit hervor, daß man bei dem Proceß ost lache, daß man wenig Anstand beweise und daß die Journale täglich An griffe gegen die Geschworenen oder die Angeklagten veröffentlichen. Als Gegensatz weisen sie auf Frankreich hin, wo man so lange, als ein An geklagter vor den Geschworenen stehe, über beide Theile schweige. Sie vergessen dabci, daß dies in Frankreich auch von größerer Wichtigkeit ist, da dort die Geschworenen ihr Schuldig oder Unschuldig auf eine mora lische Würdigung der Strafbarkeit bauen, in England dagegen von der Jury bloS eidlich bezeugt wird, daß ihr irgend eine bestimmte Thatfrage durch die bcigebrachlcn Zeugnisse erwiesen oder unerwiesen scheine. O e ft e r p e i ch. 23. Jan. In der heutigen Nacht verschied die Erzher zogin Maric, älteste Tochter des Vicckönigs Erzherzogs Rainer (geb. am 6. Fcbr. 1821) und Braut deS Prinzen von Savoycn-Carignan, nach längerer Kränklichkeit in der kaiserlichen Hofburg hier. Dieses Trauer salls halber werden im laufenden Carncval alle Festlichkeiten bei Hofe und in den höhcrn Kreisen unterbleiben. — Zu dem ersten und nun auch einzigen Hofballe waren an 1200 Personen geladen. Fremde wurden wenig bemerkt; Fürst Milosch erschien als der ausgezeichnetste unter ihnen. 23. Jan. Zuverlässigen Nachrichten aus Gorz zufolge soll der daselbst seßhaft gewesene Graf v. Attcms, ein bejahrter, achtba rer Mann, in feinem Cabinct gctödtct, mit vielen Wunden bedeckt, ge funden worden sein. Ungeachtet zahlreiche werthvollc Gegenstände um herlagen, so zeigte sich doch keine Spur der Beraubung. Das Motiv der That mag persönliche Rachsucht gewesen sein.— Ein sehr origineller Contre- bandcfall erregt hier die Aufmerksamkeit des gesammtcn Publikums. Hin Baron *** fuhr von Zeit zu Zeit in einer eleganten Equipage zur Mariahilfer Linie hinaus, worauf er nach Verlauf einiger Stunden wie der zurückkchrte. Eguipagcn Pflegen selten gefällämtlich durchsucht zu ivcrden, wie dies bei andern Fuhrwerken der Fall ist. Diesen Umstand benutzte der genannte Herr, um ausländische Cigarren in Massen nach Ler Stadt zu schmuggeln. Die Equipage war ganz darauf eingerichtet und enthielt eine Menge versteckter Aufbcwahrungsörtcr. Eine geheime Anzeige scheint übrigens stattaefunden zu haben, und als man den Wa gen eines Tages genau Lurchsilchen zu wollen erklärte, legte sich der Ei- aenthümcr aufs Fliehen, wurde jedoch auf offener Straße gefangen. Die Anzahl der eben transportirlen Cigarren soll sich auf mehre Tausend Stück belaufen haben. — Die königl.Resolution in Betreff der ungari schen Sprachangclcgenheit muß bereits in Prcsburg angclangt sein. Dem Vernehmen nach wurde sic nicht ohne ernste und langwierige De batten in der Confcrcnz gutqehcißcn. Daß die gejammte Monarchie da bei mehr oder minder bethciligt sei, erkennt wol feder Denkende von selbst. Spanien. * Paris, 22. Jan. Die Regierung fährt fort, alle ihr irgend ver dächtigen, ja sogar auch die ihr gleichgültigen Personen aus den vffcnt lichcn Acmtcrn zu entfernen, um dicfc mit Männern von christini- fchen Anteccdenlien oder doch christinischen Gesinnungen zu'besehen. So gar das friedliche Amt eines Bibliothekars will sic nicht in den Händen von Männern lassen, welche der Sympathie für die Ayacuchos verdächtig sind, und cs wurden daher neun Beamte der madrider Bibliotheken abgcscht. Dasselbe Schicksal hat an einem einzigen Tage 73 Domainen- und Pa kastbeamte getroffen. — Die Opposition klagt bitter über die Verschwen dung der öffentlichen Gelder, deren sich die Negierung bei der Aus werfung der Gehalte für die neuen Gesandten in Paris und Neapel schul dig gemacht habe. Die Besoldung dcö Herzogs v. Nivas soll nämlich auf 14,000 und die des Hrn. Martinez de la Rosa auf 25,000 Piaster fest- gestellt sein. Diese Summen erscheinen freilich ziemlich niedrig, wenn man sie mit den Gehalten der Gesandten anderer größern Mächte ver gleicht, aber sic sind nichtsdestoweniger sehr beträchtlich im Verhältnisse zu dem Zustande der spanischen Finanzen, und wir fürchten, daß der Ruf der Uneigennützigkeit, welchen sich Hr. Martinez de la Rosa bisher zu be wahren gewußt hat, bei dieser Gelegenheit nicht ganz ungefährdet bleiben werde.— Trotz des Verbots der in Sevilla ausgeschriebenen Versammlung (Nr. 27) ist von dieser Stadt eine mit zahlreichen Unterschriften versehene Adresse bei der Regierung cingelaufen, deren Unterzeichner gegen das Ge setz von 1840 über die Ayuntamicntos protcstiren. — Die Provinzial- — Ein Schreiben von den Dandwichinseln vom 18. Mai enthält die Schilderung eines gewaltigen Ausbruchs des Vulkans Manna Loa in einer Höhe von 14,000 Fuß über dem Meeresspiegel. Der erste Ausbruch erfolgte schon am 10. Jan. und hat seitdem längere Zeit mit zunehmender Heftigkeit fortgcdaucrt. Die flüssige Lava ergoß sich in glü henden Strömen mehre Wochen hindurch über die Seiten des Berges und erstreckte sich bis auf 20—30 Miles von ihrem Ursprünge. ** Paris, 21. Jan. Die Anklagcbegründung des Attorney General gegen O'Connell rc. ist endlich vollständig vorhanden. Am 18. Jan., nachdem erst Lie eine Hälfte angekommen, verkündete der Standard für die andere Hälfte die „allcrbcdcutendstcn Aufklärungen" (rorolations); nun die Aufklärungen sind Reden O'Connell's, die er vor aller Welt gehalten hat, Auszüge aus der Presse, die aller Welt zu Gebote standen. Die Grundlage der Anklage beruht auf einem Trugschlusse, auf einer Tendenz interpretation. Das Raisonnemcnt des Attorney General ging dahin: „Verschworene sind Solche, die sich verbünden, um ungesetzliche Hand lungen zu begehen oder durch ungesetzliche Mittel ein ungesetzliches Ziel zu erreichen." Da cs nun aber kaum möglich ist, die Meetings und selbst die Ncpeal als solche ungesetzliche Mittel und Zwecke zu nennen, so acht der Ankläger weiter und sagt: „Die Jury ist berechtigt, von >der Ten denz einer Handlung zu schließen, daß sie das Resultat einer vorherge henden Ucbcreinstimmung war." Diese beiden Stellen sind wörtlich aus der Times genommen, und sie charakterisirt auf diese Weise sehr schla- tigdas öffentlich-mündliche Criminalproceßverfahren cingcführt werden, jo wird sich seine (des l-r Jacoby) Beschwerde von selbst erledigen." Das ist doch etwas wcitausschend. — Auch hier hat sich ein Zweiavcrcin der Gustav-Adolf-Stiftung gebildet (Nr. 27), zu welchem seit Beginn dieses Jahres 135 Personen aus allen Ständen zusammengctrcten sind. Ünter den Namen der Männer, welche deshalb öffentliche Anzeige erlass scn haben, befindet sich auch der des vr. Rupp, bekannt durch seine Rede über den christlichen Staat und seine höchsten Orts nicht bestätigte Erwählung zum Gymnasialdircctor.— Auf die Nachricht, daß Fried rich Ludwig Jahn in Freiburg durch ungünstige Verhältnisse gezwun gen ist, fein Haus zu verkaufen, Kat der hiesige Turnrath zu Beiträgen aufgefodert, um dem würdigen Veteranen sein Bcsitzthum zu erhalten. Bereits sind 350 Thlr. cingeganacn und nach Freiburg abacsendct wor den.— Eine merkwürdige Diebsae schichte wird aus Schöneck bei Danzig berichtet: „Während eines Zeitraums von drei Monaten wurden die Einwohner dieses Städtchens durch wiederholte höchst freche, nächt liche gewaltsame Diebstähle in der Art beunruhigt, daß nächtliche Bür- gerpatrouillcn und Erhöhung des Nachtwächtergehalts vom Magistrat für nothwendig gehalten wurden. In Folge dieser getroffenen Maßregeln und der vereinten Bemühungen der Einwohner ist cS endlich gelungen, die Diebe zu entdecken und in Gewahrsam zu bringen. Wer malt sich aber bei dieser. Gelegenheit das Erstaunen der hiesigen Justizbehörden, als bereits wegen Diebstahl zur Untersuchung gezogene und während dreier Monate im Gefängnisse des hiesigen Land- und Stadtgerichts befindliche Individuen als die Ausübcr aller nächtlichen gewaltsamen Einbrüche dem Richter vorgestcllt wurden! Die in Rede stehenden Diebe waren mittels zweier Vagabunden, die ihre Helfershelfer waren, durch Nachschlüssel bis her allnächtlich aus ihrem Gefängnisse befreit worden, um gemeinschaft lich auf den Raub ailszugehen, und waren dann mit Tagesanbruch, bc jaden mit allen Bequemlichkeiten des Lebens, wieder in dasselbe zurück- gcführt worden." deputation von Barcelona hat eine Adresse an die Königin Christine abgcschickt, in welcher sie sich selbst und der Mutter der Königin Isabella Glück wünscht zu deren bevorstehender Rückkehr nach Spanien, indem sie die dringende Einladung hinzufügt, daß die Königin Christine ihren Weg über Barcelona nehmen möge. Das Ayuntamiento von Barcelona hat auf die Votiruna einer ähnlichen Adresse nur verzichtet, weil das Gesetz von 1840 den städtischen Behörden alle Berathungen und Beschlußnah men über politische Gegenstände untersagt. Es ist übrigens zu bezwei feln, daß die Gesinnungen der Provinzialdeputation und des Ayunta- micnto von Barcelona in diesem Punkte die der Mehrheit der Bevölke rung der catalonischcn Hauptstadt sind.