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174 certe, daS seine Vocal- und Jnstrumcntalstücke hatte, wirkten auch Damen, sonst aber nur Studenten mit. Um 12 Uhr ging man an verschiedenen Ta feln zu Tische. Die Familie des Ministers Eichhorn und deS Hrn. v. Schel ling, sowie dieser selbst (den Minister fesselte ein leichtes Unwohlsein an das Zimmer) waren zugegen. Im Ganzen mochten über 400 Gedecke gezählt worden sein. Eine recht gemüthliche Stimmung würzte das Mahl. Ein Student ließ den Rector hoch leben, worauf dieser erwiderte, daß General baß und Sprünge, die heute hier geherrscht hätten, nicht ganz ohne Bezeich nung wären, und daß er nur wünschen könne, daß die Sprünge der jetzigen Studirenden in die Wissenschaft und das Leben recht manierlich sein möchten- Nach aufgehobener Tafel entfernten sich die Damen, wogegen Studirende und Docenten noch zu einem durch das Präsidium des Rectors und Richters sanctionirtcn Commers zurückblieben. Hier ging eS sehr traulich und heiter zu; die Studirenden ließen cs beim Rundgcsange am Vivar «ogu«»» nicht fehlen, biß denn die vierte Morgenstunde zum Ausbruche mahnte und das Fest sein Ende erreicht hatte. Es ist ein schönes Zeichen, daß die Professo ren so den geselligen Mittelpunkt der Studenten fixircn, ihnen auf freund liche Weise gegcnübertreten und so, wenn auch nicht sehr weit greifend, dar- thun, daß die Anrede Commilitoncn nicht blos eine leere Höflichkcitssormcl ist. — In der nächsten Woche wird die erste Nummer der von Karl Gaillard neu begründeten Berliner musikalischen Zeitung erscheinen- Nach dem Prospekt und den Mitarbeitern zu schließen, ist dem neuen Institut ein günstiges Prognostiken zu stellen, dessen Erfüllung um so wünschcnSwcrthcr ist, als wir noch keine derartige Zeitschrift besitzen. Die Abonnenten erhal ten übrigens den Eintritt zu drei Cvnccrten gratis. * München, 15. Zan. Am 8. Zan- starb hier ganz unerwartet in sei nem 58. Jahre der berühmte Lithograph Ferd- Piloty aus Homburg in Rhcinbaicrn- Er war, wie gewöhnlich, Morgens nach der Pinakothek ge gangen, um daselbst an einer von ihm angefangencn Lithographie nach der Dreifaltigkeit von Rubens weiter zu arbeiten, als ihm der Lod den Zcichen- stift aus der Hand nahm und durch einen Schlagfluß sei» Leben endete. Pi loty gehört zu den Künstlern, die der in München erfundenen Lithographie zuerst ihre Lhätigkeit gewidmet; schon im Zahr 1808 nahm er Theil an der Herausgabe der alte» Handzeichnungen deS hiesigen Kunstcabincts, sodann 1815 an der der Gemäldegalerie, und war seit 1836 für ein neues Galerie- wcrk mit Hrn. Löhle verbunden, wovon bereits 118 Blätter erschienen sind. Sein Talent sprach sich vornehmlich in einer freien, breiten und kräftigen Manier aus, weshalb er für sich die Werke der spätcrn Niederländer, na mentlich Rubens und van Dyk aussuchtc, die er auf bewundernswürdige Weise wiedergab. Das Galeriewcrk wird auch nach seinen; Tode fortgesetzt. — Am Lage darauf starb eines eben so vlötzlichcn Todes der Maler Ferd. Deurer aus Mannheim in seinem 68. Lebensjahre- Früher Galericdircctvr und Pro fessor an der Akademie zu Augsburg, hatte er 1836 seine Stelle nicdcrgelegt und war nach Rom gegangen, um dort ungestört und unabhängig der Liebe zur Kunst in ihren herrlichsten Schöpfungen leben zu können. Seine aus übende Lhätigkeit beschränkte sich vornehmlich auf das Copircn des Bildes der Grablegung von Rafael in der Galerie Borghese, ein Werk, das ihn bis zum Frühjahr 18-13 beschäftigte und ausgezeichnet gelungen ist. Dem Ver nehmen nach ist bereits die badische Regierung mit dem Künstler in Unter handlung getreten, um dasselbe für das Museum in Karlsruhe zu acquiri- ren, wozu man nur Glück zu wünschen hätte. Im Sommer >813 war Deurer mit seiner Gattin, einer geborenen Dresdner!», nach Deutschland gekommen, um das Bad in Kissingen gegen ein Lcbcrübcl zu gebrauchen, das er sich bei anhaltend sitzender Arbeit zugczogcn zu haben scheint. Um im nächsten Frühjahr auch Maricnbad gebrauchen zu können, wollte er in Mün chen den Winter zubringcn, wo seine Lochtcr verheirathct ist und zahlreiche Freunde seinen Umgang suchten- Er war nichts weniger als leidend und von rüstigem Aussehen, gleich einem angehenden Fünfziger- Da übersiel ihn, mitten im heitern Gespräche mit den Seinen, der Tod und löschte die Fackel. Ev hinterläßt eine ausgezeichnete Sammlung italienischer Gemälde, die er mit feinem Kunstsinn, großer Kenntniß und durch das Glück häufig begün stigt, während seines langen Aufenthalts in Rom gesammelt hat- — Das Magazin des Auslandes enthält zur Custinc-Lit erat ur Folgendes: „Hr. v- Gretsch hat in Frankreich selbst Verbündete gefunden. Das letzte Heft der Revue de Paris vom Jahr 1813 enthält einen von dem bekannten Kritiker I. Chaudes-Aigues unterzeichneten Artikel, der den Angegriffenen viel empfindlicher treffen muß als die Schrift des russischen Literaten, weil dieser pro <Iomu schreibt und Hr- de Custine auch wol nicht im geringsten erwartet hat, daß man ihm von Rußland einen Dank nachsendcn werde. ES sind zwar auch in dem Auf sätze des Hrn. Chaudes-Aigues manche Spuren der Mitwirkung einer rus sischen Feder zu erkennen, wie z. B. die vertraute Bekanntschaft desselben -nicht blos mit der Literatur und der Wissenschaft der Russen, sondern auch mit ihren vier Gcsetzbüchen von Jaroslaw bis zur Gegenwart, ja sogar die Kennt niß eigenthümlich russischer Jnsccten, die Hr- de Custinc irrthümlich porsica genannt und denen nur ein Russe den Ramen zu geben vermag, welchen sie wirklich führen; gleichwol ist der Standpunkt des Kritikers ein völlig fran zösischer, und seine Verurtheilung des Buches in einem so verbreiteten Jour nal wie die Revue de Paris macht in Frankreich einen uni so sicherem Eindruck, als der Marquis de Custine wegen seiner lcgitimistischen Neigun gen ohnedies schon viele Meinungen gegen sich hat. Hr. Chaudes-Aigues verwahrt sich dagegen, daß er irgend eine Vorliebe für Rußland oder dessen Regierung habe, ja er glaubt sogar in; Interesse des Fortschritts, welchem er huldigt, gegen den Gedanken protcstircn zu müssen, als sei er mit den dort herrschenden Ansichten irgendwie einverstanden. Er hält cs jedoch im Jntcrtsse der Wahrheit um so mehr für nöthig, gegen das Buch, wie er gcthan, aufzutreten, als dasselbe einen außerordentlichen Erfolg gehabt. « Wir Prophezeien dem Verfasser, heißt cs am Schlüsse des Artikels, daß seinem Buche, ungeachtet dieses anscheinenden Erfolgs, von der öffentlichen Mei nung sehr bald der ihm gebührende Platz angewiesen sein wird. Tief unter den Anekdoten Rulhierc'S stehend, dessen liebenswürdige und pikante Seite ihm fehlt, und selbst hinter den lAsmoire» seerol« des Obersten Masson zu- rückbleibcNd, dessen tiefe Uebrrzeugung ihm abgeht, wird das Buch des Mar ¬ quis de Custine keine Spur in der ernsten Literatur zurücklaffen. Und das mit Recht, denn um es mit zwei Worten zu sagen: I-u Hus°ie «a 1839 ist ein oberflächliches und wcrthloscS Pamphlet.»" — Für Äonn wird der Rechtsanwalt Bauerband in Köln nun doch noch als Professor des rheinischen Rechts gewonnen werden, da daS CultuS- ministcriüm das anfänglich bestimmte Gehalt von 600 Lhlr. auf 1000 Lhlr- erhöht hat. — Dem ObcrappellationßgcrichtSrath und ordentlichen Professor der Rechts wissenschaften Oe. W- Francke in Jena, der bekanntlich nach Göttingen geht, ist die nachgesuchtc Entlassung bewilligt worden. Handel und Industrie. Zftankkurt a. M., 12. Ja». Das Journal de Francfort enthält fol genden Artikel: Wir beeilen uns, nachstehend eine aus osficiellcn Quellen geschöpfte Ucbcrsicht der Einnahme des großen deutschen Zoll vereins an Eingangszoll, die Jahre 183-1 bis incl. 1842 umsassend, sowie einen Auszug aus einer vergleichenden Uebcrsicht der von 183 > bis incl-1842 zum Eingänge behandelten Waarcnquantitätcn mitzutheilcn, indem wir aus letzterer nur einige der wichtigem Artikel entnommen und nur die Jahre 1834 und >842 gcgcnübcrgestcUt haben. Beide Ucbersichten gewähren in finanzieller und in national-ökonomischer Beziehung vielfaches Interesse- ES ist bekannt, daß einem Lhcilc der Tarifsätze des Vereins eine rein finanzielle Tendenz zum Grunde liegt. In dieser Beziehung stehen Kaffee und Zucker in erster Linie, welche etwa die Hälfte der gesammtcn Einnahme des Zoll vereins an Eingangszoll liefern. Schon hieraus ergibt sich, daß die Einfuh ren von ausländischen Fabrikwaarcn nicht von sehr großem Belange sein kön nen- Daß aber die Einnahme dcö Vereins regelmäßig gestiegen ist, derge stalt, daß der Eingangszoll allein im Jahr 1842 — 23 Sgr- 10 Pf. pr. Kopf betragen hat, während er im Jahr 1824 nur I" Sgr. 10 Pf. pr. Kops betrng, kann nicht lediglich aus der steigenden Bevölkerung erklärt, sondern muß vorzugsweise auch dem steigenden Wohlstände zugcschriebcn wer ben. Wie wohlthätig eine solche bedeutende Einnahme auf die finanziellen Verhältnisse der. einzelnen Staaten des Zollvereins cinwirkcn muß, ist ein leuchtend, und es möchte namentlich für die kleinern Staaten ganz unmöglich sein, gleiche Summen als sic aus der Einnahme des Zollvereins empfangen, von ihren Angehörigen auf andere eben so wenig drückende, Weise aufzubrin- gcn- Die zweite Ucbcrsicht zeißt, in welchem Maße die Einfuhr einzelner solcher Rohstoffe und Halbfabrikate und somit die Fabrikthätigkeit, welche sich mit der weitem Verarbeitung derselben abgibt, seit dem Jahre 1834 zugenommen hat. Wir verweisen z. B- auf die Artikel rohe Baumwolle und ungebleichtes ein- und zwcidrähtiges Baumwollengarn. Die Einfuhr der er ster» ist von 133,684 Ctr. nach und nach auf 31/,939 Ctr-, die des letztem von 251,148 Ctr. auf 434,353 Ctr- gestiegen. Die sehr bedeutende Zunahme der Einfuhr von Roheisen und geschmiedetem Msen läßt ebenfalls auf die vermehrte Lhätigkeit aller der Gewerbe schließen, welche Eisen verarbeiten, erklärt aber auch andererseits die gedrückte Lage, in der sich die vereinslän dischen Eisenhütten befinden. Jahre. I Bevölkerung, welche bei denZollabrechnungen der Theilung der gemein- Brutto - Einnahme a» schaftlichen Einnahme Eingangszoll. zum Grunde gelegt wurde. ». » Von derEinnahmespalte 3 berechnen sich im Durch schnitt auf de» Kopf der Spalte 2 gedachten Be völkerung - 4 1834') 1835 1836 -) 1837 1838») 1839 1840 1841») 1842») 23,478,120 23,478,120 25,150,216 25,150,898 26,048,970 26,048,970 26,048,001 27,142,116 27,580,009 Thlr. 14,005,164 16,023,920 17,634,658 17,137,106 19,381,148 19,760,473 20,631,594 21,540,244 22,89,578 Sgr. 17 20 21 20 22 22 23 23 24 > Pf- 10 5 5 3 9 9 9 10 1) Im Zollvereine befanden sich die Königreiche Preußen, Baiern, Sach sen, Württemberg, das Kurfürstenthum Hessen, das Großherzogthum Hessen und Thüringen- 2) Vom Jahr 1836 ab, Zollvcrcinigung mit dem Großherzogthume Ba den, dein Hcrzogthum Nassau und der freien Stadt Frankfurt. Einschließ lich 1,23!,911 Köpfe von Baden, dann 373,601 von Nassau und 60,000 Bewohner des Gebiets der freien Stadt Frankfurt. 3) Rach der Zählung Ende 1837, einschließlich 63,936 Bewohner im Gebiete der freien Stadt Frankfurt Auch hat vom Jahr 1838 ab der Zoll- aiischluß der hannoverschen Grafschaft Hohenstein und des Amtes Elbinge rode mit 13,128 Bewohnern, sowie des braunschweigischen Fürstcnthums Blankenburg nebst Stiftsamt Walkenried, Amt Calvörde und des braun schweigischen Antheils an dem Dorfe Pabstorf, sowie des Dorfes Hessen mit zusammen 26,871 Bewohnern stattgeftmden. 4) Nach der Zählung Ende 1840, einschließlich 66,338 Bewohner im Gebiete der ßfcien Stadt Frankfurt. 5) Vermehrte Bevölkerung durch den Zollanschluß dcS GroßherzogthumS Luxemburg mit 175,223, der Grafschaft Schaumburg mit 36,318, der Für- stenthümcr Lippe und Pyrmont mit 108,104, sowie des Hcrzogthums Braun schweig, ohne dessen Harz- und Weserdistrict mit 155,607 Bewohnern. Von der Bevölkerung Luxemburgs mit 175,223 Köpfen sind jedoch nur drei Vier tcl oder 131,417 für 1842 angenommen, weil der Zollanschluß erst vom 1. April 1842 ab stattfand.