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Montag Nr- 22. SS. Januar 1844. Deutsche Allgemeine Zeitung. ZML -> Wahrheit und Recht. Freiheit und Gesetz!» «eve-blitk. Deutschland. "Aus NorddeutschlanD. Die Universitäten. — I>r. Witt mann in Augsburg. * Leipzig. Der Verein zur Feier des IN. Oktobers. Oldenburg. Der Verein zur Besserung des Schicksals entlassener Straf gefangenen. Die Vorschule zum MäßigkeitSvcrcin. MreuHen. ° Berlin, v. Schaper wird nicht abberufen. "Königsberg. Vr. Jacoby und die Allgemeine Preußische Zeitung. Kesterreied. "Wicn. Rußland in der griechischen Sache, ""Wien. Mord oder Selbstmord? Unfälle und Verbrechen. "prcsburg. Die Verzöge rung der königl. Resolutionen- Das Operat in Betrcff'der Wahlexccssc. Petition der Israeliten. Spanien. "Paris. Die madrider Wahlen. Tod der Mutter des Gene rale Mina. Großbritannien. Das Morning Chronicle und der Standard über die Anti Cornlaw League- Der Proccß O'Connell's. Missionare in China. Auslösung des Parlaments von Canada. Frankreich. Berryer's Rede und die Debatte darüber. Preßproccsse- Jacques und Charles Laffitte, s Paris. Berryer's Rede- Türkei, z Konstantinopel. Der große Beiram. Der Auszug des Sul tans. Sonst und jetzt. Personalnachrichten. Wissenschaft und 4t«nfl. "Berlin. Akademische Festlichkeit. Musika lische Zeitung. "München. Lod mehrer Künstler- — Die Gegner Cv- stine'S. — Prof. Bauerband. Prof. W- Francke. Handel und Industrie. Frankfurt a- M. Ucbcrsicht der Einnahme des deutschen Zollvereins. "Berlin. Das Polizeircglcment für die Berlin - Potsdamer Eisenbahn. "Rus Württemberg. Eisenbahn. "Leip- zig. Hagelschädenversicherung- — Berlin- Neueste Nachrichten. Personalien der portugiesischen Kammern- — Paris- Depufirtenkammer- Ankündigungen. Deut fch land. * Aus Norddeutschland, I». Jan. In Dem, was kürzlich ein Korrespondent aus dem nichtprcußischcn Westfalen (Nr. 18) gegen angeb liche Plane auf Umgestaltungen preußischer, d. h. deutscher Universi täten, also in einer deutschen Nationalsachc schrieb, lag gewiß viel Wah res. Namentlich sind auch wir der Meinung, daß der Nutzen der Uni versitätsstudien keineswegs in der Masse von Lehrsätzen und Notizen ent halten ist, die etwa der "Student in der Mappe mit nach Hause tragen, oder in Examinatoricn und Repetitorien seinem Gedächtnisse mechanisch cintrichtern lassen mag; sondern daß man die Sache von einem Hähern Gesichtspunkt erfassen und die Bedeutung eines Abschnittes in dem Leben der studirendcn Jugend würdigen müsse, der in freier Selbstbestimmung, aber in rein wissenschaftlicher Atmosphäre, unter dem anregenden Ein- ssussc gefeierter Gelehrten, treuer, wohlwollender Lehrer, reichhaltiger, wissenschaftlicher Anstalten und wißbegieriger Kommilitonen zugcbracht wird. Eben so sind wir nichts weniger als geneigt, den Ansichten Derer bcizu- stimmcn, die in einer mehr praktischen Richtung das Heil der Universi täten sehen. Wie gewiß daraus grade das Gegentheil selbst von Dem, was es wissentlich bezweckt, hervorgchen müßte, hat schon ein echter deut scher Staatsmann und Staatsgelehrtcr, wie es wenige gegeben, hat schon Rehberg in seiner classischen Schrift von der Staatsverwaltung i» deut schen Ländern unwiderleglich gezeigt. In der That nur die Kurzsichtig keit und die Unkcnntniß verwechselt das unmittelbare Erlernen und Ein sammeln von Kenntnissen mit der Befähigung und Bildung des Geistes durch die Wissenschaft. Nur jene kann glauben, die Wissenschaft ver liere an praktischer Bedeutung, wenn sic nur sich selbst und die Wahr heit zum Ziele nimmt, und nicht unmittelbar auf praktischen Nutzen sich richtet. Käme es bloS auf das Cintrichtern eines bestimmten Maßes von Kenntnissen und Fertigkeiten an, so wäre der Weg auch durch die praktisch umgcstaltetcn Hochschulen noch viel zu lang und umständlich und es wäre viel kürzer, wohlfeiler und einfacher, den künftigen Seelsorger, Juristen oder Arzt bei einem Geistlichen, Advocate» oder Arzt in die Lehre zu geben. Bleiben wir bei dem Juristen stehen, so ist cs gar keine Frage, daß die größte Mehrzahl der juristischen Studirendcn von sehr Vielem, womit sie auf den Universitäten, wie sie jetzt sind, beschäftigt wird, Zeit ihres Lebens kaum einen unmittelbaren Gebrauch wird machen können und daß sie von sehr vielen Dingen, mit denen sie künftig viel zu thun haben wird, auf Universitäten wenig oder nichts erfährt. Ab« versuche man nur, Jenes wegzulassen und Letzteres vorzuheben. Abge sehen davon, daß eS unmöglich wäre, dem künftigen juristischen Beamten, der in unsern Staaten zumeist mehr mit Verwaltungs-, Polizei- und der ¬ gleichen Sachen als mit reinen Justizsachen zu thun hat, das ganze De tail der betreffenden Vorschriften cinzuprägcn, so würde man auch damit, weil das geistig anregende und bildende Element gebräche, nur eben me chanische Handwerker erzielt haben, die ein unendliches Detail auswendig gelernt hätten, ohne cs zu verstehen, cs geistig zu durchdringen, ohne im ersten Falle, wo es sic ohne Anhalt ließe, einen Rath zu wissen. Jene scheinbar unpraktischen Studien sind eminent praktisch: denn sic geben dem Geiste die Weihe der juristischen Bildung und machen ihn fähig, sich mit Leichtigkeit in das Detail des praktischen Bedürfnisses zu finden, cs zu ordnen, zu übersehen, zu beherrschen. Aber thun sie das? für Alle? für die Meisten? hinlänglich? Lei sten die Universitäten in unserer Zeit, den gesteigerten Anfodcrungen des Lebens gegenüber, wirklich so viel, wie sich bei dem Rcichthumc der auf ihnen vereinigten Kräfte, den großen Anstrengungen der neuern Staaten für ihre bessere Ausstattung erwarten ließe? Gewiß ist der Nutzen, den sic spcndcn, auch heute groß. Aber könnte er nicht noch größer sein? könnten nicht noch reichere Früchte von ihnen geärntct werden? Der Korrespondent aus Westfalen spricht von zu Grunde gegangenen und denkt dabei nur an die äußere akademische Freiheit; wir möchten noch mehr auf die Vielen die Blicke zu richten empfehlen, die mechanisch, gedanken los, faul sogar, oder mit Allotriis in geschäftigem Nichtsthun sich um treibend, oder aus dem Kreise des studirendcn Jünglings hinausgreifend, die beste Zeit durchvegetiren, um sich etwa in der letzten Examcnangst das Nöthigstc eintrichtern zu lassen. Könnte da nicht Mancher aufge rüttelt, geistig gehoben oder auf bessere Bahnen geführt werden, wenn von der andern Seite her ihm näher getreten, wenn mehr darauf hingc- arbeitet würde, ihn zu erkennen, zu fassen, zu ermuntern? Wir wollen nicht Lie von Dicsterwcg empfohlene erotcmatische Me thode. DaS war eine niedere Auffassung, welche Schule und Universität verwechselte. Bei vielen Wissenschaften würde dieses Verfahren gar nicht anwendbar sein, bei andern ist cs nicht nöthig oder findet es schon statt, bei fisch andern würde cs zu unpassenden Disputationen führen, auch sonst an vielen äußern Schwierigkeiten scheitern. Allein ob nicht in ei ner köhcrn, dem Wesen und den Verhältnissen der Universitäten gemäßem Weife doch noch etwas Mchrcs geschehen könne, die Sclbstthätigkcit des Studirendcn zu erhöhen, auch die mittelmäßigen Richtungen zu heben, eine größere geistige Wechselwirkung zwischen Lehrern und Studirendcn zu bewirken und "den Nutzen der Universitäten zu vervielfachen, das ist eine Frage, die wir nicht unbedingt verneinen möchten. Wir meinen, cs müsse hier sehr sorgfältig zwischen den einzclncn Disciplincn unter schiede», cs müsse bei jeder ein verschiedenes Verfahren cingefchlagcn wer den. Im Ganzen aber würden wir für die Universität besonders das im Einzelnen schon vorhandene System der Gesellschaften, die unter Leitung eines Lehrers sich mit ihnen vorgcstccktcn Forschungen, Ausarbeitungen, Disputationen le. beschäftigen, zu erweiterter Anwendung, neben den jetzi gen Kollegien empfehlen, da cs sowol Lehrer und Studircnde einander näher bringt als die lehtcrn wirksam anspornt und sclbstthätig macht. Ja, wenn wir eine Universität einzurichten hätten, so würden wir sie ganz auf das Princip dieser Gesellschaften basircn und von jedem Pro fessor verlangen, daß er wenigstens eine derartige Gesellschaft cinrichtetc, von jedem Studirendcn, daß cr wenigstens einer angchörtc. — Die augsburgcr Allgemeine Zeitung vom 18. Jan. enthält folgende Erklärung des I)r. P. Wittmann in Augsburg: ,,DeS Redigirens müde, habe ich heutc die Mitredaction der «Sion» niedcrgclegt. Dies Freunden und Feinden zur Nachricht." "Leipzig, 2». Jan. Der Ausschuß des hiesigen seit 1814 bestehen den Vereins zur Feier des 1!>. Oct oberS bringt folgende Statu ten, die Reconstituirung desselben betreffend, zur Ocffcntlichkeit und la det zum Beitritt ein. „Der Verein zur Feier des 19. October. 8- > Der Verein hat den Zweck, sich alljährlich am 19. Oct- zu versammeln, um bei crnsthcitcrcr Stim mung Leipzig« Errettung aus großer Gefahr in den ewig denkwürdigen La gen der Völkerschlacht würdig zu feiern und die Erinnerungen und Ueber- licfcrungen, welche jetzt noch aus dem Munde von Augenzeugen zu erhalten sind, zu sammeln, fcstzustcllen und fcstzuhaltcn, um den fernsten Geschlech tern die geschichtlichen Momente zu bewahren- 8- 2. Die zur Ausführung dieser Zwecke nothwendigen Geldmittel werden durch jährliche Beiträge der Mitglieder von mindestens I Thlr. aufgebracht; freiwillige Beiträge (auch die kleinsten) Hiesiger wie Auswärtiger werden stets mit Freuden angenom men, die Geber solcher Geschenke aber als Freunde des Vereins bezeichnet- 8- 3- Zutritt Wünschende melden sich spätestens sechs Wochen vor der Jah resversammlung bei einem Mitglicde des Ausschusses; über die Aufnahme selbst entscheidet ein Wahlausschuß von 15 Mitgliedern des Vereins, welche der Ausschuß alljährlich erwählt und deren Entscheidung über die Aufnahme durch Ballotage erfolgt. 8-1- Etwaniger Austritt aus dem Vereine muß vor dem 19. Oct. jeden Jahres angemcldct werden; nicht erfolgte Kündigung ver-