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L78 Preußen. Berlin, 21. Jan. Die Feier dcS Krönungs- und Ordens festes wurde auf Befehl des Königs heute begangen. Der Bischof vr. Neander, unter Assistenz zweier Hof- und Domprediger, hielt die Litur gie und die der Feier des Tages gewidmete Predigt ab. Cs wurden Or den und Ehrenzeichen verliehen (s. die Pcrsonalnachrichten). Zwei schwarze Adlerorden; ein rother Adlcrorden I. Kl. mit Eichenlaub in Brillanten; Ans Sterne zum rothen Adlcrorden 2. Kl. mit Eichenlaub; ein rother Adlerorden 2. Kl. mit dem Stern ohne Eichenlaub; zehn rothe Adlcr orden 2. Kl. mit Eichenlaub; zwei ohne Eichenlaub; eine Schleife zum rothen Adlerordcn 3. Kl.; 42 rothe Adlerorden 3. Kl. mit der Schleife; zwei ohne Schleife; 193 rothe Adlerordcn 4. Kl.; fünf Johannitcrorden; 8V allgemeine Ehrenzeichen. Spante«. * Paris, 47. Jan. Die Gaceta de Madrid vom II. Jan. enthält ein Decrct, durch welches die Königin erklärt, daß sie den Verzicht des Generals Narvaez auf den ihm verliehenen Grad cinxs Generalcapi- tains des spanischen Heeres nicht annehme, indem sie die von dem Gene ral für seine Weigerung vorgebrachten Gründe schon zuvor reiflich erwo gen, dieselben aber nicht genügend befunden habe, um ihnen die fragliche Maßregel aufzuopfern. CS versteht sich von selbst, daß der General Nar vaez jetzt den ihm verliehenen höchsten Militairgrad annchmen muß, ob gleich dies freilich manche Zweifel gegen die Aufrichtigkeit seiner urMüng- lichen Ablehnung Hervorrufen wird. — Das amtliche Organ der Negie rung enthält ferner eine Beschlußnahme des Marineministers auf den ihm von einer englischen Acticngesellschast gestellten Antrag, die Staatö- waldungen von Liebana in Navarra auszubeuten. Dieser schon vor geraumer Zeit gestellte und unter mehren der frühem Ministerien uner ledigt gebliebene Antrag ging dahin, daß den Unternehmern der Holz schlag in den Forsten von Liebana auf 20 Jahre verliehen werde. Ein Drittel der zu fällenden Bäume sollte zum Bau von Schiffen für Spa nien verwendet, zwei Drittel sollten für Rechnung der Äctiengesellschaft ausgeführt werben. Die Gesellschaft erbot sich, das ihr bei dieser Thei- lung zuiallende Bauholz nach einer gewissen Taxe zu bezahlen und eben so die Lieferung der für die Rechnung Spaniens zu bauenden Schiffe zu übernehmen. Der Marineministcr antwortet auf diese Vorschläge, dass die Annahme derselben offenbar auf die Zerstörung der kostbaren asturi schen Staatsforsten hinauslaufen wurde, daß die von der Gesellschaft ge stellten Anerbietungen nicht im Verhältnisse zu den von ihr gemachte»» Foderungcn stehen und daß Spanien überdies nicht in Verlegenheit über die Mittel sei, seine Seemacht auf andere Weise wieder zu heben. Die spanische Regierung fährt fort, sehr eifrig an der Erneuerung des höhcrn Verwaltungs Personals zu arbeiten. Alle Tage werden neue Absetzungen und Anstellungen vorgenommen. Viele mit der exal- tirten Partei in engerm oder cntsernterm Zusammenhänge stehende Staats beamte kommen der Regierung überdies auf diesem Weg entgegen, in dem sic von freien Stücken ihre Entlassung nehmen. Diese Abdankungen mögen freilich zum Theil nur Speculationen auf die Zukunft sein, sie beweisen aber nichtsdestoweniger, daß die gegenwärtige Regierung kein Vertrauen einflößt und daß man ihr keine lange Dauer beimißt. Der neue französische Gesandte in Madrid, Graf Bresson, Kat am 9. Jan. ein großes Gastmahl gegeben, welchem die Minister und die Mitglieder des diplomatischen Corps beiwohnten. Von Hrn. Martinez de la Rosa hieß e§, daß er am 12. Jan. nach Paris abreisen werde. Die madrider Wahlen versprechen den Exaltirten einen entschie denen Sieg. Die Candidaten derselben hatten am dritten Wahltage wenigstens 400 Stimmen vor den Candidaten der Regierungspartei vor aus. Die Schwierigkeiten, welche dem Ministerium Gonzales Bravo im Wege stehen, und die es sich großentheils ohne Noth selbst geschaffen hat, fangen überhaupt an, sich drohender zu zeigen als während der er sten Wochen der neuen Verwaltung. Saragossa hat daS Signal zur Op position gegen daS Gesetz von 1840 über die AyuntamientoS gegeben. Die dortige Provinzialdeputation hat mit v gegen 3 Stimmen (unter welche»» die des Gcfe politico und des Finanzintendanten) gegen die Vollziehung jenes Gesetzes protestirt, indem sie sich darauf berufen, daß die m dem Texte desselben vorgenommenen Veränderungen ihm den Charakter eines bloßen Decrets geben, daß aber durch Decrete in den fraglichen Stoff nicht auf eine gültige Weise eingegriffen werden kann. Dieses Beispiel wird ohne Zweifel zahlreiche Nachahmung finden. Eine Maßregel des GeneralcapitainS von Galicien gibt Zeugniß von den Befürchtungen und land gewohnt, daß man den Feind erst tief inS Land einvringen läßt, ehe man ihn zurücktreibt; ebenfo wie die Schweizer, die es ruhig ansehrn, daß die Jesuiten sich des Unterrichts bei ihnen bemächtigen, ihre alten schweizerischen Freiheiten untergraben, und sich damit trösten, daß, wenn sie zu tief in den Sumpf hinemgerathen, sie nach Anweisung deö Hrn. v. Münchhausen an ihrem eignen Zopfe sich wieder aus demselben her ausheben können. DaS Vorschreiten der Söhne Loyola'S wird sich bald in den übrigen Theilen Deutschlands bemerkbar machen, und wenn zu nächst von daher am Obcrrheine, dann auch bald in den preußischen Rhein provinzen, wo die langen Arme der Sehnsucht nach einer bessern Zeit schon lange zu ihrer Aufnahme ausgrspannt sind. Zu diesen kirchlichen Besprechungen kommt noch der Landtagsabschied für die Rheinprovinz, der die Erwartungen der Rechtsgclehrten, wie vorauszusehen war, nicht sonderlich befriedigt und für dir nächste Zeit in Vie Besprechung der re ligiösen Streitigkeiten die nöthige Abwechselung bringt. — Das von den Stadtverordneten zuGtettin vor geraumer Zeit formirte Gesuch wegen Verstattung der Oeffentlichkeit ihrerSihungen iss bekanntlich abgelehnt worden, und nun auch, wir verlautet^ die von Sei ten derselben mit dem neuen Jahre beabsichtigte Veröffentlichung des In halts ihrer Beschlüsse mit deren Motiven gleichfalls auf Hindernisse ge stoßen. (Stett. Z.) Deßerreich. Nachrichten aus Görz zufolge hat die Meinung der zu einem Con silium versammelten Aerzte über den Zustand deö Herzogs von Angou leme sich dahin entschieden, daß der Herzog an einer krebsartigen Ver härtung in der Gegend, wo sich die Eingeweide »in den Magen mün den, leide, und daß, wenn der Kranke durch zweckmäßige Behandlung, den Eintritt deö nächsten Frühjahrs erreiche, nicht alle Hoffnung zu sei ner Rettung verloren sei. Man beabsichtigt nämlich, alsdann eine Cur mit Seebädern zu versuchen, indem ähnliche Krankheiten nicht selten iw Venedigs Lagunen gehoben oder gemildert worden seien. (Ä. Z.) *Ä0NN, 16. Jan. Die sichtbare Stille, welche auf der Oberfläche der religiösen Verhältnisse seit einiger Zeit geherrscht hat, ist durch das Verbot des Katechismus der duisburger Kreissynode aufgehoben wor- den. Ehe der genannte Katechismus erschienen, gingen die Kampfe zwi schen den Confessionen ihren Gang fort, doch blieben sie meistens in den Mauern der Kirchen eingeschlosscn. Durch den duisburger Katechismus wurde die Controverse unserer Geistlichkeit auf eine bestimmte Linie ge bracht. Die katholische erhob sich, ließ Erklärungen in die Zeitungen cin- rücken, gab Gegenschriften heraus, kündigte neue Widerlegungen an; ihre Gegner erklärten, das Feld nicht verlassen zu wollen, und man konnte einem großen theologischen Federkrieg entgegensetzen, als mit einem Male das Verbot des duisburger Katechismus von der Staatsbehörde ausge sprochen wurde. Lange hat kein Verbot solches Aufsehen erregt wie die ses , cs ist der Gegenstand der allgemeinsten Unterhaltung geworden, und die Spannung, welche sich auf protestantischer Seite offenbart, um den Ausgang dieser Sache zu sehen, ist um so allgemeiner, je verbreiteter die Theilnahme an einem Buche ist, welches selbst für Leser der untersten Dolksklasse bestimmt war. (Später hat sich freilich hcrausgestellt, daß das Verbot zunächst aus formellen Gründen, wegen eines Verstoßes ge gen die Prcßgesetze fNv. I8f verhängt wurde.) Während die katholischen Geistlichen diesem Gange der Dinge mit großer Genugthuung zuschen, ist ihre anderweitige Stellung keineswegs eine solche, welche sie sich wün schen möchten, da der Gang der geistlichen Verwaltung in einem großen Theile der Rheinprovinz ein unsicherer geworden ist, und kaum Jemand mehr weiß, was er mit Sicherheit erwarten könne, weshalb denn Jeder bei solcher Unsicherheit ein gewisses Mißbehagen und Unruhe verspürt. DaS Verfahren, welches geaen die Professoren Achterfeldt und Braun cingeleitet worden, erhöht das Mißbehagen auch Derjenigen, welche nicht der Richtung derselben zugethan sind, da sie selbst sich nicht mehr ge gen ähnliche Maßregeln sicher fühlen. Auf der andern Seite will man in diesen Maßnahmen einen entschiedenen Angriff auf die Freiheit des Unterrichts sehen, welcher mit den Angriffen auf die französische Univer sität und Vie Fortschritte der Jesuiten in der Schweiz in Verbindung stehe. Kann der Erzbischof von Köln ohne Rücksprache mit dem Staate zwei vom Staat angestcllte Professoren der Theologie ohne weiteres außer Function sehen, so ist dies, so raisonnirt man, der erste Schritt, die Freiheit des Universitätsunterrichts überhaupt zu untergraben; derselbe kann sein Veto gegen die Vortrage anderer Professoren einlegen, er rann die Studirendcn äbhalten, Vorlesu»men misbeliebiger Lehrer zu hören, und kann nach dem Beispiele von Belgien eine eigne katholische Univer sität errichten. Wenn man dem Benehmen der Professoren Ächlerfeidt und Braun alle Gerechtigkeit widerfahren läßt und ihnen ein anderes Looö wünscht, so sieht man doch wohl ein, daß ihr Widerstand sür ihre Personen erfolglos sein wird, und daß Alles, was ihnen bleibt, sich auf die Achtung des Publicumö beschränken wird. Man ist es in Deutsch Hinter der Zeis zurückgeblieben, aber wir fangen schon an, dieö selbst zu fühlen, und werden das Versäumte mit großen Schritten nachholen. Dazu bedarf es vor Allem Ruhe und einträchtiges Zusammenwirken deö hohen Senats und der rhrlicbcnden Bürgerschaft! chFrankfurt a. M., 10.Jan. Der Herzog von Bordeaux, welcher gestern Vormittag, über Wiesbaden kommend, mit dem gewöhn lichen Convoi der Taunuscisenbahn hier eintraf,. nahm nur einen Aufent halt von einigen Stunden in unserer Stadt. Nachdem er im Russischen Hofe^ wo er abgestiegcn war, dinirt hatte, setzte er seine Rückreife nach den österreichischen Staaten weiter fort. Er wird sich dircct nach Görz zu seinem Oheim, dem Herzog von Angouleme, begeben. Wie man vernimmt, soll sich der Herzog von Angouleme zwar sehr leidend befinden, aber doch nicht in einem so bedenklichen Grade, als vor einigen Tagen gewisse fran zösische ltaitimistische Journale berichteten, die einer Fraktion angchoren, welche in dem Herzog ein Hindernisi für ihre Hoffnungen sieht. Es ist un- gegründet, daß, wie londoner Blatter mittheilten, der Herzog von Bor deaux auf einer Umreise durch Wales Depeschen aus Görz erhalten hätte, durch welche er zur schleunigsten Rückkehr nach dem Eontinente bewogen worden wäre. Eß erfolgte vielmehr die Abreise ohne eine so plötzliche Ver anlassung. Schon mehre Tage zuvor hatte man hier die Anzeige von der bevorstehenden Ankunft des Herzogs von Bordeaux erhalten; es waren ihm Crcditbriefe bei dem Rothschildsschcn Bankhause vorausgcgangen. In Lon don war der Paß von dem belgischen Gesandten, Hrn. van de Wcyet, welcher von seiner Regierung eine speciclle Ermächtigung dazü erhalten hatte, visirt worden. Auch hatte die Reise des Herzogs keineswegs mit der Eile statt, wie jene Angabe der londoner Blatter sie hätte erwarten lassen müssen. Auf der Reise durch Belgien unterließ er es nicht, die Sehenswürdigkeiten mehrer Städte, durch welche er kam, in Augenschein zu nehmen. In Brügge empfing er mehre Personen, wie man hört, aus dem geistlichen Stande.