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Nr I I Donnerstag 11. Januar 1844 ! der Klarheit hinderliche träge Stoffe absondcrt. Mag der Bodensatz der , Röcocozeit, die mit Traditionen der bourbonischen Nase incarnirte Aristo kratic, nach London oder Grätz wallfahrten, und priestcrischc Bomirtheit : oder Jntriquc das hin und wieder noch abergläubige Volk im gleichen Sinne zu Thoreystrcichcn verleiten: diese Priester, die Abergläubigen und die Aristokratie sind nicht die französische Nation. Als eine Anerkennung der Rechte der Nationalität darf cS ferner betrachtet werden, daß die Schlußactc des Wiener Congrcsscs den Polen unter Herrschaft der drei, durch Polens Theilung bekannten Regierungen »ne rej>rv-<entati<ni et cle^ nn-titutions nutinnule« zusicherte. Betrach tct man aber die damaligen Verhältnisse, so erscheint Das, was für deutsche Nationalität auch" später noch zu Stande kam, überall als das Geringere. Noch die letzte Wahlcapitülation erkannte daS Reich deutscher Nation an, und die Nation hatte bewußt und unbewußt für dieses Reich gefochten. Das Wort Reick aber schließt die Begriffe von Macht und Größe ein, wie sie aus der Einheit und Einigkeit deutscher Nation von selbst folgen. Blieb nun diese Nationalcinheit beim Wiener Congrcß auch nicht ohne Vertretung, so ward ihr doch auch nicht die ersprießliche Aner kennung. Vielmehr kamen grade des den deutschen Angelegenheiten die willkürlichsten Dinge und ganz im napoleonischen Gcschmackc vor. Bei spielsweise mögen nur die Vorschläge erwähnt werden, welche dem Kö nige von Baiern über die Abtretung dieses Landes an Oesterreich gegen das Königreich Italien (Lang, Memoiren II ), sowie dem Könige von Sachsen wegen einer für dieses in Westfalen zugcdachten Entschädigung ge macht wurden, und daß die einzige mit Rußland haltende Regierung so gar zu Ende 1814 mit einer Kriegserklärung drohte. Nach kaum aüsge- sochtencm Befreiungskriege der Nation lag ihr der Gedanke an einen Bruderkriege so nahe! Wie die Nation diesen ausgenommen haben würde, ist schwer zu sagen. Ihre Bewegung und ihre Sergen waren groß in jener Zeit, und sie war nickt in einer Verfassung, um auf den prunken den und prangenden Congrcß durch die öffentliche Meinung gründlich cin- zuwirkcn. Man schloß den dcutschen Bund der Fürsten und Städte, der nach außen eine politische Gesammtmachl bilden soll. Wo liegt aber die Garantie für die Bewährung als solche, wenn nicht in der Nation und ihrer Einheit und Einigkeit, in jenem oben nach Joh. v. Müller angcdeu-- tetcn Sinne? Nur die Nation — die wir uns natürlich nicht ohne die Fürsten denken — als solche ist groß und mächtig. Unter den Letzter«, kann es immerhin welche geben, die cs mit dem verstorbenen Herzoge von Nassau für eine leere Floskel erklären, daß daS Gesetz regieren müsse, vielmehr Jemanden über dem Gesetze haben wollen, der nach Gutdünken interpretier, wie er als cingestandencr Ultraropalist, inibn clsn« le« prin- einvs 6« Vienne, in Koblenz einst zum damaligen Kriegsminister v. Witzleben (S.Dorow's „Job v. Witzleben", S. 72) äußerte. Gegen solche subjektive Gesinnung wic gegen Principic«, die dein Ganzen nicht ersprieß lich sind, würde in der Einigkeit deutscher Nation allezeit das geeignete Gegengewicht liegen, ebenso wie nur durch sic der äußern Anmaßlichkeit gewehrt werde» kann. Und darum reden wir dieser Nationaleinheit das Wort. Darum wünschen wir die belebende Pflege Dessen, was das Deutsche auswacht in unsern Volk, und seine offene Anerkennung. Wir haben cS erlebt, daß der Moment die Bestätigung dieses Allgemeinen ver mitteln kann. Allein wir bedürfen einer breiter« Grundlage auch für ru hige Zeiten. Dje großen Verhältnisse Europas „liegen nicht mehr im Be reich und in der Kraft einzelner Menschen, die unter dem Eindrücke des Moments rathschlagcn. Sic bilden und bereite« sich vielmehr auf die viclartigste Wcise und den verschiedenen Verhältnissen gemäß im, mit «gd durch das Leben (Bülau, »Geschichte Deutschlands»), und nur der Verlauf der Zeiten kann in allmäligcr Entwickelung dem Ziele nähern, daß Aste im Volk, Jeder an seinem Theil, Jeder das Nächste ins Auge fassend, worauf <r verwiesen, wofür seine Kraft gereift ist, daran arbeiten müsse, unbewußt und nur den engen, Kreis bedenkend, auch dab Größte und Allgemeinste zu fördern." -f Aipsig, 9. Jan. Von Dresden aus streitet man einerseits dage gen, daß dem Vr. Ruge im dortigen Museum ein Abschiedscssen gc gcbcn worden fei. Meines Erachtens ist dies reine Nebensache für uns, und von den Dresdnern unter sich allein auszumachcn. Hauptsachen für daS deutsche Publicum sind nur dir bei jenem Essen gehaltenen Reden, und besonders diejenige des Vr Ruge. Der dresdner *-Corrkspondent hatte zwar in dem Blatte vom 4. Jan. die Stirn und den traurigen Muth, ohne alle Scheu vor Deutschland hinzurreten und zu sagen: „die ganze Erzählung öffentlicher Blätter ist unwahr", die Worte sind „ent stellt und müßige Erfindung", aber ich kann jetzt, auf authentische <lucl len gestützt, die bestimmte Versicherung geben, daß in diesem Auge« blicke unter den urthcilsfähigen Dresdnern aller-Meinungen nur Eine Stimme der Indignation über diese Art und Weise zu widerlege« herrscht. Wenn jener wahrheitsliebende Korrespondent auch unfähig zu begreifen ist, daß es sich hier nicht um unbedeutende > Privaistrcitigscitcn, sonder« Deutsche UAgemeiue Aeißuu-. «Wahrheit und Neckt, Freiheit und Gesetz!» rt-herbltek. Deutschland, r Herlin. Die Nationalität. (Leipzig. Noch einmal von Ruge und dem Museum Aus Schleswig-Holstein. Die Militair- untersuchungen- Lurrmburg. Soldatenexcessc- S Frankfurt a. M. Der Rabbiner Vr. Stein- Der Reformvcrein- Hamburg. Rothschild's Cvnsc- quenz- Bevölkerungsstatistik- Kreutzen. Der Landtagsabschied für die Rheinprovinz. K Herlin- Die Landtageabschiede. ^Königsberg. Bevölkerungsstatistik^ Mordthat. Wa lesrode. Bürgermeisterwahl in Elbing. Kestereeich. (Von der Donau. Oesterreich und Ungarn. — Erkrankung des Herzogs von Angoulcme. Spanien. *paris. Versammlung gemäßigter Congreßmitgliedcr. Plan zur Reorganisation Spaniens- Das Attentat auf Narvaez. Figueras- KAruhdtitannieu. Das Morning Chronicle über die Anti Cornlaw League- Grandreich. Ein vstindischer Fürst bei Hofe- Plane auf Madagaskar- (Paris. Gujzot. Die Königin Christine. Schweiz. Das Ursulincrtloster zu Mariahilf in Luzern- Italien. Neapel. Rückkehr der Flotte aus Brasilien- Weihnachtskrippe. Eisenbahnbautcn- «chwede» und Norwegen. Ungewöhnliche Naturerscheinung im Mo- talastrom- Griechenland. (Athen. Antwortsadresse an den König. Nordamerika. Der Congreß der Bereinigten Staaten- Berichte -er Minister. Personalnachrichten. Wissenschaft und Kunst. * Herlin. Der wissenschaftliche Verein- Ausführung der Oper: „Der fliegende Holländer." *Münchc«. DieThea- terintendantur. *Apm. Ausgrabungen- Campana'S Terracottenwerk. Die Acten des Klosters Monte Casino. *Aus Swilicn. Pacini.— Prof. Vr. Keller in Zürich. — Stuttgart. Theater- Handel und Industrie. * Frankfurt a. M. Börsenbericht. — Unter gang des DampfbootS Rüchel-Kleist. Karlsruhe Eisenbahn, wie«. Eisen bahn- — Bcrlin- Neueste Nachrichten, pari«. Demonstration der Studenten- strnküudiguuge«. Deutschland. Berlin, 8. Jan. Der Ncberblick der europäischen Begebenheiten der letzten hundert Jahre ergibt wol unbestritten, daß die rcgcncrirende Kraft, das neu beseelende Element der Staaten in der Nationalität zu suchen sei. Daß nationale Prinzip mit seinen schöpferischen, clcmcn- tarischen Urkräften ist willig und unwillig in seiner Bedeutung wieder anerkannt worden. Auf der Nationalität ruhten alle Hoffnungen deut scher Männer zu einer Zeit, wo ein gewaltiger Eroberer ungestraft über die Länder der kleinern Staaten, und über die Minister und Günstlinge ihrer Höfe verfügen konnte. In jenen Tagen (1807) schrieb Joh. v. Mül ler: ,Menn nach dem Geschehenen auch die allcrentschicdcnstcn Siege gewonnen wurden, sobald keine Nationalmacht sic erringt, ist der Kampf nur, ob Deutschland Franzosen oder Russen zu dienen habe. Sei über Deutschland verhängt, was da wolle, der Hauptzweck mußte immer sein, bei dem besondcrn Interesse der Staaten das Allgemeine, was das Deut sche ausmacht, zu wecken und zu erhalten. Verschiedene Theorien, Mei nungen, Ansichten müßten als das Charakteristische deutscher Nation qc- ehrt werden und könnten am allerwenigsten einem deutschen Bund ein Hinderniß sein. Ich meine keinen Bund, der geknüpft, gebunden werden soll: er, der schon da ist in jedes Deusschcn Brust, soll nur gemeinschaft liches Leben erhalten. Den deutschen Völkern könnte ein Sinn gegeben werden, der, zum Besten deutscher Fürsten, sic zwänge, einen deutschen Fürstcnbund zu stiften, den keine Macht sprengen würde." Und 25 Jahre später sagte L. Ranke mit Hinblick auf die bestätigenden Ereignisse unsc rer Zeit: „Was wäre aus unsern Staaten geworden, hätten sic nicht neuvs Leben aus dem nationalen Princip empfangen. Es wird sich kei ner überreden, er könne ohne dasselbe bestehen." Die Zukunft gehört nicht mehr Personen und Geschlechtern, sondern den Nationen. Nach Napo- - leon's Sturz und als die französische Nation ihn auHegeben, ward mit des Restauration im Wesentlichen die Ration von den Siegern refvectirt, dis ! einen sogenannten legitimen Thron wieder aufzurichtcn glaubten. Und : die sriedenSbedürftige Nation, deren Kraftänßcrung wie beim Magnete ! durch Erhitzung vermindert war, ließ sich die altern Bourbons wiedcf ! gefallen. Allem diese Linie fußte noch in der alten, faulen Zeit; sie - konnte nicht begreifen, daß mit der constitutioncllen Verfassung das un- - veräußerliche Recht des Volks, der Staat zu sein, seine Geltung erlangt habe, und wollte außer dem Volke stehen. Zum Regime des fötal c'««t 1 m»i, zum priesterischen und höfischen Rococo zurückkehrend, erfolgte noth- wendig die Aussonderung dieses aller gesunden Entwickelung entgegen- ' stehenden Elements. Die Nation stieß cS aus, wie die weinige Gährung