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Theodor Berger, geboren 1905 zu Traismuuer (Niederdonau), wurde nach einigen beacht lichen Erfolgen verschiedener Orchesterwerke mit einem Schlag in den Blickpunkt des musikalischen Interesses gerückt, als seine „Ballade“ für großes Orchester bei der Uraufführung durch das Berliner Philharmonische Orchester unter Furtwänglers Leitung einen regelrechten, seit langem ungewöhn lich gewordenen Skandal im Konzertsaal hervorrief. Das Werk spiegelt das Kriegsgeschehen unserer Zeit wieder. Leicht erklärlich, daß es klanglich kühn sich nicht in die Ohren einschmeichelt. Dabei ist Berger ein ausgesprochener „Klangmusiker“, sein Stil ist weitgehend v on den Impressionisten beeinflußt (wie namentlich seine „Malincolia“ bei den Düsseldorfer Reichsmusiktagen 1939, bei denen der Komponist mit dem nationalen Kompositionspreis ausgezeichnet wurde, bewies). An größeren Werken liegen bis jetzt vor: das „Rondino giocoso“, ein Streichquartett, ein Varialionen- werk „Romanze vom Prinzen Eugen“; ein sinfonischer Zyklus „Elemente“ ist im Entstehen. Auch beschäftigt sich Berger mit Opernplänen. Das „Rondino giocoso“ ist, wie der Name sagt, ein kleines heiteres Rondo, für Streichorchester geschrieben, und steht als Opus 4 ziemlich am Anfang des Bergerschen Schaffens. Gemäß dem Prinzip der Rondoform wird es von einem Hauptthema, dem Refrainthema (Rondo ursprünglich: Rundgesang!) beherrscht, das mit seinem, von einer übermäßigen Quart gebildeten Auftakt sich leicht einprägt. Neue Themen schieben sich ein, zum Teil etwas ausdrucksvoller gehalten, ohne aber den Grundzug des „Heiteren“ zu verleugnen. Da zwischen immer wieder das Hauptthema, zum Teil variiert und kontrapunktiert. Ein,kurzer Mittel teil wird eingefügt, dann beginnt das heitere Spiel von neuem. Unter den Sinfonien Anton Dvoraks, des bedeutenden tschechischen Komponisten, nimmt die zweite (eigentlich, der Entstehung nach, seine siebente) eine eigene Stellung ein. Anklänge an das tschechische Volkslied, an den heimatlichen Volkstanz, wie sie uns z. B. in der vierten, in letzter Zeit wieder für den Konzertsaal entdeckten Sinfonie so erfrischend entgegentreten, darf man hier nicht erwarten. Es ist Dvoraks tragische Sinfonische. Schon die Tonart weist daraufhin. Mehr noch die ganze Anlage, in der es keinen befreienden Abschluß gibt, in der auch das Finale keine Lösung, keine „Erlösung“ bringt: es bleibt bei dem düsteren Grundcharakter, den sofort das erste Haupt thema anschlägt. Durch diese Haltung ist allerdings dem Werk eine Einheitlichkeit gewahrt, die den hohen Wert der einzelnen Schönheit noch erhöht und die es verständlich macht, daß das Werk sich höchster Wertschätzung erfreute. Drei deutsche Dirigenten waren es, die ihm Erfolge erstritten, Richter 1887 in Wien, Bülow 1889 in Berlin, Arthur Nikisch in Amerika. Im starken Gegensatz dazu steht Anton Bruckners vierte Sinfonie in Es-Dur, die „roman tische“ genannt. Ihr Grundcharakter ist Optimismus. Ihre Atmosphäre die des deutschen Waldes, über dem, trotz allen Schauern, der blaue Himmel sich wölbt, sonnengeschmückt, sternenbestickt. Zum ersten Satz hat uns der Meister einen Wegweiser für unsere Phantasie aufgestellt: „Mittelalter liche Stadt — Morgendämmerung — von den Stadttürmen ertönen Morgenweckrufe — die Tore öffnen sich — auf stolzen Rossen sprengen die Ritter hinaus ins Freie — der Zauber des Waldes umfängt sie — Waldesrauschen — Vogelgesang — und so entwickelt sich das romantische Bild.“ Drei große Themengruppen, die erste bestimmt von dem einprägsamen Hornruf, die zweite von der genialen Umbildung eines Vogelrufs in ein wundersames Gesangsthema, die dritte von einem typisch Brucknerschen groß- und fast groblinigen Unisonothema. Der zweite Satz ein Lied in drei Strophen, jede Strophe klar gegliedert durch die Zweithematik. Trauermarsch-Rhythmik. Mahnmale des Leids, das man dem Meister angetan hat. Aber er versinkt nicht in Trostlosigkeit und Finsternis, die Schluß figur des ersten Themas und noch mehr der ihm folgende Choral deuten den Trost an, den der Him mel ihm spendete. Dritter Satz das berühmte Jagdscherzo mit schmetternden Hörnern und dem Blätterrauschen im Walddickicht. Ein Trio, das Bruckner als die „Tanzweise während der Mahlzeit zur Jagd“ bezeichnete. Vierter Satz eine gewaltige Sturmfantasie mit zyklopisch-mächtigen The men, die man aber auch auffassen kann als tönende Monumentalität, die Bruckner, der Michelangelo der Musik, aufgerichtet hat. Dr. Karl Laux hir, cP. ?r>z_