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ERLÄUTERUNGEN FRANZ SCHUBERT Sinfonie in C Dur Ein Werk voll blühender, heiterer Schönheit, voll hinreißenden melodischen Überschwangs. Es entstand 1828, wenige Monate vor Schuberts Tod. Der arme Meister selbst hat es nicht mehr zu hören be kommen. Erst zehn Jahre später wurde die Sinfonie auf Schumanns Veranlassung durch Mendelssohn im Leipziger Gewandhaus zur Uraufführung gebracht. Der erste Satz beginnt mit einer ruhigen Einleitung (Andante, C Dur 4 / 4 ). Sie findet sich aus roman tischen Schwärmereien rasch zu jener lauten Freudenstimmung, die den Hauptteil (Allegro, C Dur, alla breve) beherrscht. Nur das in E Moll einsetzende, durch ein wiederholtes Triolenmotiv besonders einpräg same, zweite Thema bringt einen leichten elegischen Hauch herein, und in der Durchführung klingen ein paar Mal mysteriöse Töne an. Sonst herrscht helle Lebensfreude. An zweiter Stelle folgt ein Andante (A Moll 2 / 4 ). Es beginnt friedsam und beschaulich, gipfelt in weihe voll religiöser Stimmung, hat sich aber auch mit heftigen Gegensätzen abzufinden. Doch endet alles im Guten. Das Scherzo (Allegro vivace, C Dur %) poltert mit humoristischem Ungestüm los und beschwört dann den gemütlichen Zauber Wiener Ländlerweisen. Der Mittelteil, das gesangvolle, auf weichen Bläser klang eingestellte Trio, ist ganz in Empfindsamkeit getaucht. Die Rückkehr des Scherzos sorgt dann für fröhlichen Schluß. Das Finale der Sinfonie, abermals ein rauschendes Allegro vivace (C Dur 2 / 4 ) hebt den freudigen Cha rakter der Sinfonie in die Sphäre bewegter Festesstimmung. Es kann sich nicht genug tun im Wiederholen und Ausbreiten seiner frischen, fröhlichen vorwärts drängenden Weisen. Ein gewisses Übermaß an Ge staltungsfreude läßt sich hier nicht verkennen und hat der Sinfonie schon von Seiten ihres Entdeckers Schumann doppelsinniges Lob ob ihrer „himmlichen Länge“ eingetragen. Doch bleibt der geniale melo dische Schwung Meister Schuberts Sieger über alle Bedenken. FRANZ LISZT Klavier-Konzert in Es Dur Dieses Konzert zerfällt in vier Teile, die im Charakter den vier Sätzen einer Sinfonie entsprechen. Sie gehen aber ohne Pause ineinander über und sind durch leitmotivische Verarbeitung ihres Themen materials verbunden. Dadurch gelangt das ganze Werk zu jener höheren einheitlichen Geschlossenheit, die auch Liszts mehrsätzige sinfonische Dichtungen auszeichnet. Der erste Teil (Allegro maestoso Es Dur 4 / 4 ) stellt das energische und wuchtige Grundmotiv an die Spitze, auf das Hans von Bülow das auf Liszts Gegner gemünzte Spottwort zu singen pflegte: „Das versteht ihr alle nicht, haha!“ Die kraftvolle Stimmung dieses Leitthemas beherrscht auch die ersten Episoden des Soloinstruments. Dann wird der Ton weicher, zarter durch eindrucksvolle Gesangsthemen des Klaviers und der Holzbläser. Nach diesem empfindsamen Mittel satz gewinnt das Hauptmotiv wieder Raum und steigert sich nun zu pathetischem Glanz, in den aber immer noch Erinnerungen an die Gesangsthemen hereinfallen, die schließlich den Teil mit einer zarten, chromatischen Passage des Klaviers duftig ausklingen lassen. Nach einem kurzen Ruhepunkt beginnt der zweite Teil (Quasi Adagio, H Dur 12 / s ). Sein zunächt vom Soloinstrument entwickeltes inniges Hauptthema erscheint in weltentrückter Schwärmerei voll duftiger Gesangsmelodie getaucht. Ein über Streicher tremolo einsetzendes leidenschaftliches Rezitativ unterbricht die friedsame Entwicklung mit spannender dramatischer Geste. Doch gewinnt die zarte Anfangsstimmung bald erneut herrschende Bedeutung. Der sich unmittelbar anschließende dritte Teil (Allegretto vivace, Es Moll %) ist ein Scherzo, ln der von Streicher- pizzicati beherrschten Orchesterbegleitung tritt der rhythmisch sehr fein behandelte Triangel bedeutsam hervor. Die motivische Entwicklung ist ganz auf duftige Grazie und zierliche Heiterkeit gestimmt, die in einem kleinen in A Dur stehenden, später nach Fis Dur versetzten Zwischensatz besonders anmutige Form gewinnt. Schließlich führt eine kurze Klavierkadenz unerwartet zu dem nun fast drohend klingenden Grundthema aus dem ersten Teil zurück. Damit beginnt der vierte und letzte Teil, das Finale, und zwar zu nächst mit einer wuchtigen leidenschaftlichen, aber auch von freudiger Kraft geschwellten Einleitung (Allegro animato), in der es zu mächtigen klanglichen Steigerungen kommt. Als Hauptsatz schließt sich ein Allegro marziale (Es Dur 4 / 4 ) an, das die Themen des Adagios und Scherzos in neuartiger pikanter rhythmischer Fassung zu schwungvoller Entwicklung bringt. Eine im Tempo beschleunigte rauschende Schlußstretta gipfelt schließlich in pompöser Apotheose des Grundthemas, mit der das Werk glanzvoll ausklingt. FRIEDRICH SMETANA Die Moldau „Aus zwei Quellen entspringt sie, plätschert munter im Gestein und glitzert in der Sonne, sie wird breiter, ihre Ufer hallen von Jagdfanfaren und ländlichen Tänzen wider — Mondschein, Nymphenreigen. Sie gelangt zu den St. Johannes-Stromschnellen, an deren Felsen ihre Wellen zu schäumendem Gischt zerspritzen. Von dort strömt sie breit hin gegen Prag, wo sie der altehrwürdige Vysehrad begrüßt.“ CARL MARIA VON WEBER Ouvertüre zu Oberon Das farbige, klangfrohe Meisterwerk bietet gleich den anderen berühmten Weberschen Ouvertüren ein musikalisches Abbild des Stimmungsgehaltes der Oper, ln der langsamen Einleitung, die mit dem Ruf von Oberons Zauberhorn beginnt, erschließt sich das duftdurchwallte dämmrige Reich zierlicher Elfen und Feen. Der leidenschaftlich bewegte rasche Hauptsatz dagegen singt in feurigen, schwungvollen Melodien von heldenhaftem Kampf und Sieg Ritter Hiions und seiner holden Rezia, mit deren eindringlich ge steigertem Jubelmotiv das Ganze ausklingt. PREI S L— RM. 60 JAHRE DRESDNER PHILHARMONIE Jubiläums-Festschrift, herausgegeben von Dr. Kurt Kreiser PREIS 1. — RM. Zu haben an der Saalkasse, bei den Kontrolleuren, bei F. Ries, Seestr. 21, und im Geschäftszimmer der DresdnerPhilharmonie