20 Der Dichter wendet seine Gedanken zu Leben und That hin, erinnert sich seiner engverbundenen Freunde, welche gerade in dieser Jahreszeit und Witterung eine bedeutende Jagd unternehmen, um das in gewisser Gegend sich mehrende Schwarzwild zu bekämpfen. Eben diese Lustpartie war es, welche jene vertraute Gesellschaft aus der Stadt zog, dem Dichter Kaum und Gelegenheit zu seiner Wanderung darbietend. Er trennte sich mit dem Versprechen, bald wieder unter ihnen zu sein. „Aber den Einsamen hüll’ In deine Goldwolken! Umgieb mit Wintergrün, Bis die Kose wieder heranreift, Die feuchten Haare, O Liebe, deines Dichters!“ Nun aber kehrt er zu sich selbst zurück, betrachtet seinen bedenklichen Zustand und ruft der Liebe, ihm zur Seite zu bleiben. „Mit der dämmernden Fackel Leuchtest du ihm Durch die Furten bei Nacht, Über grundlose Wege Auf öden Gefilden; Mit dem tausendfarbigen Morgen Lachst du ins Herz ihm; Mit dem beizenden Sturm Trägst du ihn hoch empor; Winterströme stürzen vom Felsen In seine Palmen.“ Er schildert einige Beschwerlichkeiten des Augenblicks, die ihn pein lich anfechten, aber in Gedanken an die entfernten Geliebten frohmütig überstanden werden. „Und Altar des lieblichsten Danks Wird ihm des gefürchteten Gipfels Schneebehangner Scheitel, Den mit Geisterreihen Kränzten ahnende Völker.“ Ein wichtiger, völlig ideell, ja phantastisch erscheinender Punkt, über dessen Kealität der Dichter schon manchen Zweifel erleben musste, wovon aber ein sehr erfreuliches Dokument noch in seinen Händen ist. Ich stand wirklich am 10. Dezember in der Mittagsstunde, grenzen losen Schnee überschauend, auf dem Gipfel des Brockens, zwischen jenen ahnungsvollen Granitklippen, über mir den vollkommen klarsten Himmel, von welchem herab die Sonne gewaltsam brannte, so dass in der Wolle des Überrocks der bekannte branstige Geruch erregt ward. Unter mir sah ich ein unbewegliches Wogenmeer nach allen Seiten die Gegend überdecken und nur durch höhere und tiefere Lage der AVolkenschichten die darunter befindlichen Berge und Thäler andeuten.