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Mussorgski oder auch Rimski-Korsakow tritt es deutlicher in den Vordergrund, zumal diese nicht in gleichem Maße mit der Verarbeitung italienischer, französischer oder deutscher Einflüsse zu schaffen hatten. Aber wenn schon nicht durchgehend, so äußern sich doch auch im b-Moll- Konzert nationale Bestandteile, und das nicht nur im Hauptthema des ersten Satzes oder im Schlußsatz, wo Volkslieder (Gesang der Blinden, ukrainisches Frühlingslied) die thematischen Konturen bestimmen, sondern auch im Einfangen mancher Stimmungen und der ihnen entspre chenden Weiterführung thematischer Bestandteile. Gerade die hierdurch in Erscheinung tretende Eigenart des Persönlichkeitsstils dürfte bewirkt haben, daß das b-Moll-Konzert zu den Werken gehörte, die Tschaikowskis Ruhm im Auslande festigen halfen. W. B. Der Uraufführung (1960) der Variationen. über ein karibisches 'Thema von Werner Egk folgte wenige Wochen darauf eine ebenfalls beifällig aufgenommene Fassung als Ballett, nach der die Rhythmen des Werkes geradezu rufen. Das karibische Thema (Kariben bewohnen die Insel Haiti) wird vom Cello am Anfang vorgetragen, begleitet vom Schlagzeug. In der Partitur steht: „Choucoune (eben das Thema) ist Haitis bekanntestes Volkslied. Den Text schrieb Oswald Durant (1840-1906), der Komponist ist unbekannt.“ Das Volksliedthema wechselt zwischen Vs- und 5 /s-Takt. Egk variiert nun über das Thema: 1. ein Perpetuum mobile (= ein unaufhörlich, selbständig sich Bewegendes), einen scheinbar endlosen Sechzehntellauf der Geigen; 2. eine Chaconne (= Variationen über einen immer wiederkehrenden, glcichblcibcnden Baß); 3. einen Ostinato, d. s. Variationen über den monotonen Rhythmus des Schlagzeugs (Bongo, Tom-Tom, Conga); 4. ein Concertino (= kleines Konzert), in dem zuerst die Trompeten, dann die Streicher und Hörner, zwei Solobratschen und das Klavier mit der Harfe den Satz konzertierend bestreiten; 5. eine Evocation Aufruf, Aufforderung) im ; ’/ ö -Takt und 6. ein schwungvolles Finale be schließen das rhythmisch und harmonisch anspruchsvolle Opus, das zugleich die Kompositions künste des Autors beweist. Werner Egk ist 1901 in Auchseshcim bei Augsburg geboren. Das Musikstudium führte ihn nach Frankfurt am Main und nach München (zu Carl Orff), wo er seit 1929 seinen ständigen Wohnsitz hat. Egk sagte, er sei „von keinem seinerzeit berühmten Lehrer unterwiesen worden, er habe aber keine Gelegenheit versäumt zu lernen“. Seine Musik, welche die Tonalität zwar erweitert, aber nie aufgibt, zeichnet sich durch große Farbigkeit aus und benutzt in Harmonik und Instru mentation Anregungen von Richard Strauss, Strawinski und den neueren Franzosen. Sein Auf stieg begann 1935 mit der Oper „Die Zaubergeige“. Ballette (Joan von Zarissa, Abraxas, Chine sische Nachtigall), Opern (Zaubergeige, Peer Gynt, Irische Legende, Revisor u. a.), Orchester- und Konzertwerke machten Egks Namen bekannt. Prof. Dr. Mlynarczyk LITERATURHINWEISE : Karl Schönewolf: Konzertbuch (II), Berlin 1961. Karl H. Wörner: Neue Musik in der Entscheidung, Mainz 1956 Hugo Riemann W. Gurlitt: Musiklexikon, Mainz 1959 VORANKÜNDIGUNG: Nächste Konzerte im Anrecht A 31. 3./I. 4. 1962, jeweils 19.30 Uhr Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr 8. Philharmonisches Konzert 6048 Ra III-9-5 262 1,45 It-G 009/1'62