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beschwert frohen, aber auch ernsten Kindheits- und Jugendjahre zurückschweiften. So stellt dieses Werk den schönsten Beweis für die Jugendlichkeit dar, die sich auch der reife Janäcek bewahrt hatte. Zur Besetzung dieser Komposition soll der Meister von dem in Salzburg gehörten Spiel der Pariser „Societe moderne des Instruments ä vent“ angeregt worden sein. Das liebenswürdige, von köstlichem Humor durch pulste Werk wurde am 21. Oktober 1924 durch Professoren des Brünner Konserva toriums uraufgeführt. Infolge eines technischen Defekts am Instrument des Klarinet tisten sah sich der Komponist am Schluß der Darbietung zu folgender sarkastischer Erklärung veranlaßt: „Geehrtes Publikum, das war nicht meine Komposition. Herr K. tat, als ob er spielen würde, spielte aber nicht.“ So muß als tatsächliche Urauf führung des Werkes jene Wiedergabe durch Mitglieder der Tschechischen Philhar monie in Prag am 23. November 1924 angesehen werden. Janäcek hat seinem Sextett für Flöte, Oboe, Klarinette, Baßklarinette, Waldhorn und Fagott zwar die traditionelle Viersätzigkeit gegeben, aber nicht die Sonatenform angewendet, so daß das Werk Suitencharakter besitzt. Übermütige Fröhlichkeit ist die Grundstimmung der Kom position. Als ein launiges Rondo präsentiert sich der erste Satz. Nach verschiedenen für die Entwicklung des Satzes wichtigen Motiven (darunter eines, das Janäcek aus der Sprechmelodie des Seufzers „Jugend, goldene Jugend“ abgeleitet haben soll) erklingt das mutwillige Haüptthema in H-Dur, das nach einem Waldhornsolo eine brillante Pointe erhält. Ernst, melancholisch fast schreitet die typisch slawische des- Moll-Melodie des langsamen Satzes (Andante) daher, die später in vier Variationen mit schmerzvoll-aufgewühltem Ausdruck abgewandelt wird. Versöhnlich berührt danach der Des-Dur-Schluß. Munter, ausgelassen ist sodann wieder der dritte Satz, ein Scherzo im Zweivierteltakt, dem der sogenannte „Marsch der Blaumeisen“ (ursprünglich für Pikkoloflöte, Glockenspiel oder Tamburin komponiert) zugrunde liegt. Diese „Blaumeisen“ waren die Sängerknaben des Altbrünner Kloster, deren Schar auch der junge Janäcek einst angehörte und die dem alten Lehrer Pavel Krizkovsky das Leben manchmal recht sauer gemacht haben mag. Der Spitzname „Blaumeisen“ spielt auf die blaue Kleidung der Internatsschüler an, die stets pfeifend durch die Stadt zogen. Es versteht sich, daß der Komponist die ausgelassenen kecken Späße der „Blaumeisen“ recht anschaulich (in Trillern und Imitationen) geschildert hat. Einen gewissen Kontrast hierzu stellt das As-Dur-Trio der Oboe dar. Lebensfreude spricht aus dem Hauptthema des Schlußsatzes, das an den Haupt gedanken des Eröffnungssatzes anklingt. Charakteristisch sind seine erregten Achtel schläge. Nach der Reprise der (variierten) Themen wird früheres thematisches Material zitiert (u. a. das sehnsuchtsvolle Jugendmotiv und die effektvolle Schluß pointe des ersten Satzes). Nach einem Ritardando und einer Generalpause endet das Werk mit einer wirkungsvollen Stretta-Steigerung. Dieter Härtwig LITERATURHINWEISE : Abert: W. A. Mozart, Leipzig 1959; Vetter: Der Klassiker Schubert, Leipzig 1953 Vogel: Leos JanäCek, Prag 1958 VORAN KÜND I GUNG : 2./3« 5- I 9^ 1 ? jeweils 19.30 Uhr 16. Außerordentliches Konzert PEER GYNT Aus der dramatischen Dichtung von H. Ibsen • Musik von E. Grieg Freier Kartenverkauf! 6107 Ra 111-9-5 461 0,5 ItG 009/34/6