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geworden unter dem Namen „Konzertstück in f-Moll <£ op. 79> das im Jahre 1821 geschrieben wurde, an sich ein normales viersätziges Konzert, das aber seine Sätze ohne Pause ineinander übergehen läßt. Es ist nach dem Vorbilde Ludwig Spohrs in Form einer Gesangsszene komponiert, ihm liegt ein Programm zugrunde, das in einer opernhaft-dra matischen Form vertont und musikalisch gedeutet wird. Wirkungsvoll wurde der Kontrast unterschiedlicher Stimmungen angelegt, eine reiche Klangfarbenpalette stellt dem Roman tiker Weber das beste Zeugnis aus, und die Themen sind so einfach-volkstümlich, dabei von einer liebenswerten Eleganz, daß wir verstehen, wenn das Konzertstück so oft gespielt wird. Das Ganze kann mit einer Gesangsszene ohne Worte verglichen werden, wobei wir die Folge Recitativ, Arioso und Arie leicht erkennen können. Bei Hans Joachim Moser finden wir Hinweise auf das dem Konzertstück zugrundeliegende Programm: „Klage und Tren nungsschmerz der einsam daheimgebliebenen Burgfrau, Marsch des vom Kreuzzug heim kehrenden Ritters und Jubel des Wiedersehens beider.“ Es ist nicht notwendig, daß man sich sklavisch an diese programmatischen Hinweise klam mert, denn die Musik ist so herrlich bildhaft empfunden, so plastisch in der Formung, daß wir beim Hören reine Freude und Beglückung empfinden. Paul Hindemith schuf seine „Sinfonischen Metamorphosen über Themen Carl Maria von Webers“ 1949 in den USA, wo er noch als Emigrant lebte, bevor er dann wieder nach Europa zurückkehrte. Vom Komponisten wurde mit Bedacht nicht der Begriff der Variation angeführt, sondern der „Metamorphose“, der „Verwandlung“. Paul Hinde mith ließ sich zu diesem für großes Orchester komponierten Werk durch Themen aus Webers Oper „Turandot“ und aus den entzückenden hausmusikalischen Stücken für Kla vier zu vier Händen anregen. Es ist bezeichnend, daß Hindemith nicht Themen einer aus geprägt rauschhaft-romantischen Musik Webers wählte, sondern auf Themen, die mehr „klassisch“ zugeschnitten sind und in der „Veränderung“ ein durchsichtiges Klangbild fordern. Weber besaß das rechte Fingerspitzengefühl und den sicheren Zugriff für eine klar konturierte Thematik. Wahrscheinlich war es gerade diese Klarheit, die Hindemith so faszi nierte. Weber war bekanntlich der Meister eines transparenten, nervig-schlanken Klang bildes (seine Partituren sind wahre Wunderwerke einer durchlichteten Instrumentierungs kunst 1), und auch das bedeutet für den Komponisten, der mit Weberschen Themen arbeitet, eine Verpflichtung, die Hindemith trotz seines stark besetzten Orchesters weitestgehend erfüllte Der erste Satz wird von einem tänzerischen Thema durchzogen. Bei Heinrich Strobel lesen wir: „Hindemith erweckt mit diesem überraschenden Werk die lichte, bunte, poetische Klangatmosphäre der deutschen Frühromantik und bietet nicht etwa eine artistische Stil kopie.“ Der zweite Satz ist ein Scherzo über ein Thema aus Webers Turandot-Musik: ein Grund für Hindemith, mit Triangel, Zymbeln, Holzblock, Tamtam, Rührtrommel und Gong ein exotisches Kolorit herzuzaubern. Der langsame Satz ist kurz und schließt über raschend mit dem Thema in den Pauken. Schließlich folgt ein parodistisch-zündender Marsch. Die Hörner scheinen ein gemütvolles Quartett beginnen zu wollen, und doch merkt man sogleich, daß das Ganze ein Ulk ist. Die Holzbläser wollen sich ausschütten vor Lachen. Es gibt nicht gleich ein zweites Finale Hindemiths, das die Hörer so frohgelaunt entläßt wie dieses. Gottfried Schmiedel LITE RATURH I NWE ISE H. E. Apostel: Fred K. Prieberg, „Lexikon der Neuen Musik“, Verlag Alber, Freiburg 1958 C. M. v. Weber: H. J. Moser, „Carl Maria von Weber“, Breitkopf & Härtel, Leipzig 1955 Paul Hindemith: Heinrich Strobel, „Paul Hindemith“, Verlag Schott, Mainz 1958] Das 9, Außerordentliche Konzert am 12. und 13. März 1960 dirigiert Mihles Lukacs, Budapest Der Gastdirigent des 9. Außerordentlichen Konzerts am 12. und 13. März gehört zu den führenden Dirigenten der ungarischen Hauptstadt. Seine „Salome“-Neueinstudierung an der Budapester Staatsoper brachte ihm auf richtige Bewunderung ein. Für sein erstes Auftreten in Dresden hat der Künstler die 6. Sinfonie von Anton Bruckner gewählt. Außerdem bringt er die volkstümlichen Marosszeker Tänze seines Landsmannes Zoltan Kodäly, das impressionistische Vorspiel zu Prelude ä l’apres-midi d’un faune des Franzosen Debussy und die inzwischen weltbekannte Tanzmusik von Bela Bartök. 10. Außerordentliches Konzert am 15. und 16. März 1960 Dirigent: Prof. Heinz Bongartz Solist: Ricardo Odnoposoff, Wien (Violine) Programm: Fr. Schubert Sinfonie Nr. 8 h-Moll (Unvollendete) Mendelssohn-Bartholdy Violinkonzert e-Moll P. Tschaikowski Violinkonzert D-Dur