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7. Josef Krug-Waldsee: Hochzeitslied (Goethe) Chor: Wir singen und sagen vom Grafen so gern, Der hier in dem Schlosse gehauset, Da wo ihr den Enkel des seligen Herrn, Den heute Vermählten, beschmauset. Nun hatte sich jener im heiligen Krieg Zu Ehren gestritten durch mannigen Sieg, Und als er zu Hause vom Rösselein stieg, Da fand er sein Schlösselein oben, Doch Diener und Habe zerstoben. Baritonsolo und Chor: Da bist du nun, Gräflein, da bist du zu Haus, Das Heimische findest du schlimmer! Zum Fenster da ziehen die Winde hinaus, Sie kommen durch alle die Zimmer. Was wäre zu tun in der herbstlichen Nacht? So hast du doch manche noch schlimmer vollbracht, Der Morgen hat alles wohl besser gemacht. Drum rasch bei der mondlichen Helle In’s Bett, in das Stroh, in’s Gestelle. Chor: Und als er im willigen Schlummer so lag, Bewegt es sich unter dem Bette. Die Ratte, sie raschle solange sie mag! Ja, wenn sie ein Bröselein hätte! Doch siehe, da stehet ein winziger Wicht, Ein Zwerglein so zierlich mit Ampelen-Licht, Mit Rednergebärden und Sprechergewicht, Am Fuß des ermüdeten Grafen, Der, schläft er nicht, möcht er doch schlafen! Sopransolo: „Wir haben uns Feste hier oben erlaubt, Seitdem du die Zimmer verlassen, Und weil wir dich weit in der Ferne geglaubt, So dachten wir eben zu prassen. Und wenn du vergönnest und wenn dir nicht graut, So schmausen wir Zwerge behaglich und laut Zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut. Doch du sprichst im Behagen des Traumes: ,Bedient euch nur immer des Raumes!'“