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5. Valentin Rathgeber: Bruder Liederlich Alleweil ein wenig lustig, alleweil ein wenig durstig, alleweil ein wenig Geld im Sack, alleweil ein wenig Schnupftabak, allzeit so so. Ein gutes Glas mit Wein kann ja g’wiß schlimm nicht sein, bei Diana auch zur Zeit hab ich mein Freud. Man rede, was man will, hab ich doch in der Still alleweil ein wenig Geld im Sack, alleweil ein wenig Schnupftabak, allzeit so so. Alleweil vom Weine schwanken, alleweil nach Hause wanken, alleweil ein wenig brüderlich, alleweil ein wenig liederlich, allzeit so so. Mein, was hilft Sorg und Müh, die man hat spat und früh; trägst nicht die g’ringste Gab mit dir ins Grab. AH’s v’rsoffen vor dem End ist’s beste Testament. Alleweil ein wenig grad und krumm, alleweil ein wenig bös und frumm, allzeit so so. 6. Volksweise aus dem 18. Jahrhundert: „Vetter Michel" Gestern Abend war Vetter Michel hier, Vetter Michel war gestern Abend da; der ein sprach nein, der andre ja, Vetter Michel sprach wohl nein und ja. Der Vater saß am Herd und brummt, gestern Abend Vetter Michel kummt. Vetter Michel mit dem Beutel klingt, der Vater lacht, Vetter Michel singt. Die Mutter saß an ihrem Rad, Vetter Michel in die Stube trat, er schwatzte her, er schwatzte hin, das war der Frau nach ihrem Sinn. Er griff das Mädel an das Knie, das Mädel lacht, das Mädel schreit. Vetter Michel ist es, der da freit. Vetter Michel war gestern Abend da.