p 1 reunde! Wir leben in einer furchtbar großen, aufwühlenden Zeit. Wir alle fühlen in unserem Leben neue Gefühle, Gedanken, Kräfte sich entwickeln. . . . Laßt uns in den heutigen Stunden dieses neue gesteigerte Leben ganz in die Welt der Töne versenken! Wer das von Euch vermag und echte Liebe zur Musik hat, der wird ein seltsames Erleben in sich verspüren, jeder nach seiner Art: Du voll begeisterter Erhebung — Du in ruhiger Wärme — Du im Schwelgen an Farben und Formen — Du in gemütvoller Rührung — Du phantastischer Vorgänge voll, in die Dich die Töne zaubern — Du, indem Du das vielgestaltige Leben verklärt in der Kunst wiederfindest. . . . Arm und zu bedauern sind die Vielen, die kalt und fühllos oder unaufmerksam die Tonwerke wie Geräusche der Straße an sich vorüberziehen lassen. Vielleicht mag diesen noch zu helfen sein, wenn ein auffallend Band zwischen dem äußeren Leben und der Kunst geknüpft wird. yl. {Bartholome: ‘Denkmal des 'üodes (rechter Fljgel) Mozarts Trauer-Musik mag so mit ihren edelgefaßten Schmerzempfindungen eine Gedenk- und Trauer-Musik für unsere gefallenen Brüder bedeuten, die sonst in unserer Mitte mitgenossen, mit uns arbeiteten, mit uns feierten. . . . Mozart hat dieses Adagio, das bekannt ist unter dem Namen Maurerische Trauermusik, beim Tode zweier Brüder der Frei maurerloge „Der gekrönten Hoffnung“ in Wien komponiert, neun Jahre vor dem staatlichen Verbot der Logen. (Die Freimaurerei war gedacht als eine internationale Verbrüderung ohne Unterschied von Rang, Stand, Volksart und Religion, und wollte nach innen edle selbstlose Gesinnung aufbauen und nach außen eine einheitlich strebende, sittlich hochstehende Menschheit.) Mozart hat in dem Werk — wie in mehreren anderen Freimaurermusiken — die Melodie eines Freimaurergesanges verwendet (wird choralähnlich von den Oboen und Klarinetten vorgetragen), der eine Beziehung zum Tode haben mochte. — Es gibt kaum ein kurzes Musikwerk, das so vollkommen schön und ausdruckswahr, tief schmerzlich und ergeben, dabei aber doch ernst und fest das Schreiten in die dunkle Pforte des Todes begleitet.