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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM Dienstag, 31. Januar 1961, 19.30 Uhr Mittwoch, 1. Februar 1961, 19.30 Uhr 7. Außerordentliches Konzert DIRIGENT Siegfried Geißler EDVARD GRIEG PEER GYNT Musik zu einem dramatischen Gedicht von HENRIK IBSEN Für die Konzertaufführung eingerichtet von Wolf Goette Es sprechen als: Peer Gynt Dietrich Körner Solvejg Traute Richter Bäuerin Aase (Peers Mutter) Lotte Gruner Ingrid Die Grüngekleidete Erika Schischke Anitra Erzähler Hannes Fischer vom Staatsschauspiel Dresden und der Landesbühne Sachsen, Radebeul Es singt: Solvejgs Lied Solvejgs Wiegenlied Traute Richter Programmfolge der Musikstücke: Vorspiel zum 1. Akt (Im Hochzeitshof) — Norwegischer Brautzug im Vorüberziehen — Halling — Vorspiel zum 2. Akt (Der Brautraub — Ingrids Klage) — Szene mit der Grüngekleideten — In der Halle des Bergkönigs — Tanz der Tochter des Bergkönigs — Peer Gynt von den Trollen gejagt — Szene mit dem Krummen — Vorspiel zum 3. Akt (Tief im Innern eines Nadelwaldes) — Aases Tod PAUSE Vorspiel zum 4. Akt (Morgenstimmung) — Arabischer Tanz — Anitras Tanz — Solvejgs Lied — Vorspiel zum 5. Akt (Peer Gynts Heimkehr — Stürmischer Abend an der Küste) — Solvejgs Gesang in der Hütte — Solvejgs Wiegenlied wurde geboren in Skien (Norwegen) am 20. März 1828 als Sohn eines Kaufmanns. Bereits während der Lehrjahre als Apo theker war er mit schriftstellerischen und dichterischen Arbeiten beschäftigt. 1851 wurde er als Bühnenleiter und Theater dichter nach Bergen an das norwegische Nationaltheater, 1857 in gleicher Eigen schaft nach Christiania (Oslo) berufen. — Durch den Unverstand des Publikums und die Kritik gekränkt, erbittert über Norwegens Verhalten im dänisch-preußi schen Konflikt, verließ er 1864 Norwegen und hielt sich bis 1891 vorwiegend in Italien und Deutschland (Dresden, Mün chen) auf. Erst mit dreiundsechzig Jahren kehrte er in die Heimat zurück. Er starb in Christiania (Oslo) am 23. Mai 1906. — In seinen frühen Werken gestaltet Ibsen natio nalnorwegische Stoffe und geschichtsphilosophische Fragen, seine späteren Dramen behandeln zeitgenössische Probleme. Eine Strophe aus seinen Gedichten kennzeich net Werk und Wesen dieses größten norwegischen Dramatikers: ,,Leben — heißt dunkler Gewalten / Spuk bekämpfen in sich / Dichten — Gerichtstag halten / über sein eigenes Ich.“ Ibsens kritische Auseinandersetzung aber mit sich selbst und der Welt, mit Persönlichkeit und Gesellschaft wurzelt, trotz aller oft grimmigen Schärfe des Kampfes, in einem großartigen Optimismus, der im Glauben an die Heraufkunft einer neuen, vom Geist der Wahrheit und Freiheit beseelten Weltordnung nicht wanken zu machen ist. (Zu Ibsens bedeutendsten Dramen gehören u. a.: „Die Kronprätendenten“; ,,Brand“; „Peer Gynt“; „Kaiser und Galiläer“; „Die Stützen der Gesellschaft“; „Ein Puppenheim“ [Nora]; „Gespenster“; „Ein Volksfeind“; „Die Wildente“; „Rosmersholm“; „Die Frau vom Meere“; „Hedda Gabler“; „Baumeister Solneß“; „John Gabriel Borkmann“ und „Wenn wir Toten erwachen“.) wurde geboren am 15. Juni 1843 in Bergen als Sohn des britischen Konsuls Alexander Grieg. Von 1858 an erhielt er seine musi kalische Ausbildung in Leipzig und Kopen hagen. 1871 begründete er in Christiania einen Musikverein, den er bis zum Beginn der achtziger Jahre leitete. Er kehrte schließlich nach Bergen zurück und nahm dort seinen ständigen Wohnsitz. Wie Ibsen weilte auch Grieg häufig in Deutschland — besonders in Leipzig, wo man wiederholt seine Kompositionen aufführte — und be suchte zweimal Italien. In Rom verkehrte er mit Franz Liszt. — Die erste, zunächst schriftliche Begegnung mit seinem Lands mann Ibsen fand 1874 statt. (Der Text jenes Briefes, den Ibsen damals an den fünfzehn Jahre jüngeren Komponisten richtete, ist auf der fünften Seite dieses Pro grammes abgedruckt.) Neben Kammermusik, einem Klavierkonzert, zahlreichen Liedern, Chorwerken, Kompositionen für Klavier, vor allem den bekannten „Lyri schen Stücken“ ist die für großes Orchester geschriebene „Peer-Gynt“-Musik charakteristischstes Zeugnis für Griegs kompositorische Eigenart. Schon während seiner Studienjahre begann Grieg sich um eine spezifisch „nordische“, d.h. nor wegische Musik zu bemühen, was zeitgenössische Kritiker als unzweckmäßige Be schränkung empfanden, dem Kenner von ehedem und heute aber gerade als das Ent scheidende und wegweisend Moderne an Griegs Musizieren gilt; das, was man mit ähnlichen Bestrebungen Dvoraks in Böhmen und Tschaikowskis in Rußland ver gleichen könnte. Griegs „Peer-Gynt“-Musik wirkt gerade dort am überzeugendsten, wo sie — wie in den Aufzügen und Tänzen der Bauern und Berggeister, den Liedern der Solvejg und den Trauerweisen — deutlich spürbar von folkloristischen Elementen lebt und den weitesten Abstand von wagnerisierenden Tendenzen findet, wie sie in anderen Teilen des Werkes deutlich spürbar werden. — Edvard Grieg starb in Bergen am 4. September 1907.