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Sonnabend, 4. November 1961, 19.30 Uhr Sonntag, 5. November 1961, 19.30 Uhr 3. ZYKLUS-KONZERT GASTDIRIGENT GMD Herbert Kegel, Leipzig SOLIST Igor Ozim, Belgrad DIE WIENER KLASSIK Ballettsuite Nr. 1 Allegro aperto Adagio Rondo — tempo di menuetto Wolfgang Amadeus Mozart 1756 -1791 Christoph Willibald v. Gluck 1714 - 1787 Konzert für Violine und Orchester A-Dur KV 219 Air gai — lento — air gai Reigen seliger Geister (lento) Musette Air gai — sicilienne — air gai Divertimento D-Dur KV 136 Allegro Andante Presto Ludwig van Beethoven 1770 -1827 PAUSE 8. Sinfonie F-Dur op. 93 Allegro vivace e con brio Allegretto scherzando Tempo di menuetto Allegro vivace Igor Ozim In Ljubljana (Jugoslawien) geboren, studierte er in seiner Heimatstadt an der Hochschule für Musik. 1951 erhielt er den 1. Preis beim Inter nationalen Wettbewerb in London, zwei Jahre später wurde er 1. Preis träger im Wettbewerb des Münchener Rundfunks. Seine Konzertreisen f ührten ihn durch die Musikzentren aller Erdteile. Aus Ballettmusiken Christoph Willibald v. Glucks, der selbst häufig Teile seinei Opern und Ballette wieder in anderen Werken verwendet hat, wurden mehrere auch für den Konzertgebrauch geeignete Ballettsuiten zusammengestellt. So gab Felix Mottl (1856—1911), der besonders als Wagner-Interpret berühmt gewordene große deutsche Dirigent, neben Ballettsuiten aus Tänzen von Lully, Rameau und Gr^try auch zwei Suiten nach Gluckschen Ballettmusiken heraus. Die heute zur Aufführung kommende erste dieser von Mottl bearbeiteten und zusammengestellten Suiten bietet, in vier Sätze gegliedert, Ausschnitte aus vier verschiedenen Bühnenwerken des Opern reformators. Während in den beiden umfangreicheren Ecksätzen der Suite kleinere Teile aus dem tragischen Tanzdrama „Don Juan“, das eine erste Verwirklichung von Glucks musikdramatischen Reformgedanken darstellte, sowie aus den Opern „Iphigenie in Aulis“ und „Armide“ miteinander verbunden wurden, bringen die Mittelsätze zwei einzelne, in sich abgeschlossene Tänze aus Opern Glucks. Den 2. Satz bildet der berühmte, von klassischer Schönheit erfüllte, liebliche „Reigen seliger Geister“ aus der Schilderung des Elysiums in „Orpheus und Eurydike“, den 3. Satz eine Musette aus Glucks fünfter Reformoper „Armide“. Wolfgang Amadeus Mozart schrieb im Jahre 1775 eine Gruppe von fünf Violin konzerten, von denen das letzte (A-Dur, KV 219) heute erklingt. Zu jener Zeit war der 19jährige als Konzertmeister im Hoforchester des Salzburger Erzbischofs ange stellt und schrieb daher diese Konzerte vermutlich für den eigenen Gebrauch, da man von ihm natürlich auch solistische Leistungen auf seinem Dienstinstrument verlangte. Obwohl Mozart schon als Kind gut Geige spielte, wandte er sein Interesse späterhin doch mehr und mehr dem Klavier zu, für das er auch kennzeichnender weise bis zu seinem Lebensende immer bedeutendere Konzerte schuf, während uns an Violinkonzerten nur diese frühen Werke vorliegen (zwei weitere Konzerte blieben in ihrer Echtheit umstritten). Die Violinkonzerte zeigen die Bekanntschaft des jungen Musikers mit den Schöpfungen italienischer Meister wie Boccherini, aber ebenso den Einfluß Johann Christian Bachs und der französischen Violinisten. Die beiden ersten Konzerte erscheinen in vielen Zügen noch als recht konventionelle Zeugnisse einer eleganten höfischen Kunstübung und sind heute weniger bekannt, in den drei letzten jedoch (G-Dur, D-Dur, A-Dur) wird bereits inhaltlich wie formal eine wesentliche Vertiefung und Bereicherung spürbar. Bei weitgehendem Verzicht auf äußerliche Virtuosenkünste wirken diese Werke besonders durch ihre jugendliche Unmittelbar keit und Anmut, durch ihre innige, beseelte Melodik. — Das A-Dur-Violinkonzert beginnt mit einem fröhlichen Allegro. Nach dem einleitenden rauschenden Tutti wird zunächst ein halb rezitativischer Adagioteil des Solisten eingeschoben — eine ungewöhnliche formale Anlage, ein bereits ganz subjektiver Zug des jungen Kompo nisten. Den langsamen Mittelsatz (Adagio) erfüllt verhaltene, schmerzliche Erregung. Ein von Mozart 1776 für den Geiger Brunetti nachkomponierter 2. Satz, ein Andante, erreichte, obwohl es künstlerisch ebenfalls durchaus wertvoll ist, nicht die Einfach heit und den inneren Reichtum dieses Satzes. — Im Finale des Werkes (Tempo di menuetto) verbinden sich auf eigenartige Weise Menuettform und Rondoform. Das eingeschaltete Scherzo in a-Moll zeigt deutliche Anklänge an die Volksmusik der Balkanländer und bringt im Kontrast zu dem liebenswürdig-behäbigen Thema des Hauptteils einen wilden Wirbel stampfender Tanzrhythmen. Zwischen 1770 und 1774 schuf Wolfgang Amadeus Mozart zahlreiche Quartett- Kompositionen. Zu den frühesten Werken dieses Genres zählen auch die drei Diver-