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Sinfonie in G=Sur mit Sem Seinamen „MTilitörfinfonie". Sie Numerierung Ser Sinfonie (Nr. 11) 1>e^ir 1>t fiel; auf Sie ©efamfaüägabe, in Ser fie an elfter ©feile fielet. Ser ©nfßeßung nocß iß cd jpapbnä 100, Sinfonie geroefen. Siele 6er ^agbnfdjen Sinfonien, namentlich bie frühen, haben Seinamen. Nitf)f alle treffen bad 2öefen beä 2BeoEeä. Set SIuäbrucB „Nlititärfinfonie" ifi ßnnDoll. Ser groeife Sag, ein 2I[tegrcffo an ©feile beä langfamen ©aged, gießt roie ein Ntarfdß oor= bei, er faßct in bie Seine; road bie DKelobie nidff oermag, bad tut bie inftrumenfate ©infleibung, mächtig oiel ©cßlaggeug für Sanbn, ‘Paufeti, Srommel, Seien unb Xriangel. Unb in ber Äoba loirb oon ber Xrompcfe ein oßerreicßifcheä Ntilifärßgnal gifietf. Sad 23ilb oerbüßerf ßcß. ©ine 2lßnung oon Ärieg, Not, ©lenb gießt oorüber. 3Bie ein 2SoIEenfcßaffen. Sann ßellf ßcß ber Ipimmel roieber auf, unb ber Sag fcßließt mit einer ©iegedfanfare. 2lucß im erßen Sag feßlt mcßf ein militärifcßeä 2lffribuf. Sad groeife Sßema, bad alfo mcßf ein Nlogartfcßed ©efangdtßema ifi, Hingt in Nßpfßmud unb Slelobie an ben beEannfen (fpäteren) 9tabegEp=9Itarfcß an. Sie beiben anberen ©äffe ßaben nießfd mit ber Segeießnung ber Sinfonie gu tun. Ser briffe ift ein tppifcßeä, tjaIb ge= müflicß»bürger[ieheä, ßalb eleganfsarißoErafifcßcä Nienueff, mit Sem ipapbn Sie Ser= loatibtfrfjaff ber Sinfonie mit ber alten Suite betont. Sad finale roirb burcß ein ßücßfig ßinßufcßenbeä Sßema im 6 / 8 =£aEf beßerrfdßf, bad in intereffanfer 2ßeifc abgcmanbelf roirb, roobei eine ©gntßefe oon ©onafero unb Nonboform entfielt. Sie gange NSeißerfcßaft fjapbnä triff gufage, fließt gulegf aueß in ber 2lrf, roie ber ft'om poniß bad Sßema in farbigßer, gerabegu „romantifcßer" 2Beife beleucfjfet. So befrachtet, ßaf biefer fpapbn fo gar nießfd Don bem „f)apa ijapbn" an ß'cß, ald ben ißn eine oberflächliche ©fiSeffierung in manchen Suchern unb ©ehernen ein getragen hat. Sei (joßanned Srahmd Eeßrf bie Sinfonie roieber gu ihrem 2ludgangdpunEf guriicE. Sei if)m fcßließt fieß ber ft'reidlatif. Sücgroifcßen haften DKognrf unb Seefßooen Sie Sinfonie in ißrer ©enbung oollenbef, hotten Schubert unb Schumann ihr noch romantifche Siebter aufgefegt. 3n ben ZBerEen oon Sruefiner unb Srahmd ertönt ihr feierlicher 2lbgefang. Srahmd mußte, baß eä niefjt möglich loar > Seefhooen noch gu übertrumpfen. ©r fueßte 2Infcßluß bei ihm, aber er roanbfe fleh gugleicß roeiter rüiroärfd, gu ben Sor= SlafßEern, gu ben erffetc fitafßEern, gu 3°h ann ©ebnßinn Sach, gu .fbeinrieß ©cßüg. ©erabe bie oierfe Sinfonie iß ein Seroeid für feine „^lucßf aud ber 3eit". Ser legte Sag geht jene Sinbung an bie ÄonfrapunEtiE ein, bie iSagbn aufgeloft Ijaffe. Siefer Sag ßaf bie gorm einer Sßaronne, b. ß. ed finb 31 Sariafionen über ein ©runb= fßema, bad immer roieber gum Sorfcßein Eommf. ©ä iß ein 2BunberroerE oon ©eburo Senheif unb gleichzeitiger ©elößheif, bad alte unb bad neue f)ringip finb ineinanber übergegangen, ed bleibt 6aä ßrenge ©efeg, unb eä iß bem NEenfcßen boeß gegeben, barüber gu triumphieren. Ser großartige ©ßäraEfer, ben biefer Sag audßraßlf, läßt und ben ©ebanEen an ein elegifched fpcrbßgebicßf, ben ber Slnfang bed erßen Saget! oielleichf nahelegen Sonnte, gar nießf aufEommen. 2lucß feßon bad groeife Sßema bed erften ©aged ßaf efroad ©nergifeßeä, man Sonnte fogar fagen DTSilitärifdjed, an ßcß. 3n biefer Nießfung liegt aueß ber briffe Sag, ein Allegro giocoso, beffen grimmiger Ipumor fo gar nießfd meßr gu tun ßaf mit bem lodEeren STenueff fjapbnä, bem Sorläufer bed ©eßergod, oiel meßr feßon mit SeefßoDenfcßen ©eßergi unb bem ©eßergo bed großen 3lnfipoben 2lnfon Sructncr. 2lber ed ftedtf boeß oiel eeßte, ungefcßminSte, faß ßerglicße IjeiferEeif in biefem ©füdS, in bem man nießfd ßinfergrünbiged fueßen follfe. ©cßönßer Sraßmd, reinße 'Poefie, gauberoollfe DltufiS iß ber groeife Sag, bad Andante moderato, ein feliged Sräumen, mit bem ernßen Unferfon ber altertümlichen SarmoniS, bie oon ben Strcßenfonarfen abgeleitet iß; aueß ßier ein 3arücSfcßauen, ein roeßmüfiged Srinnern. „O müßt’ ich boeß ben2Beg gurücf", ßeißf eined ber fcßönßcnßicbcr bed großen DWeißerd ber ©eßnfucßf 3°ßanned Sraßmd. Dr. Karl T.aux.