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Scf)ergo ber flaffifcften Sinfonie, 6er f>iec burcf) bie Kofroenbigfeif innerer 2fnpaffung an bie tiefernfic ©runbtbee bes UBerfeS unb ben f)od)patl)etifcf)en ©harafter feines erften Saftes qeqeben erfdjeinf, ift ein eminent moberner, feiner unb im ©runbe Sformftfjer 3ug." 3m lebten Saft feiner erften Sinfonie toirb ber Xon aufgelicfffef, oerfcf)eucf)f nacf) einer fcf)tnerghaff=gerriffenen ©tnleifung baS Sporn mit feinem fröftlidfen Kttf, ben halb aucf) bie glöfe übernimmt, bie bunfien HBoIfen. Ser 33eet^oOenfrf)e Sinfonie=©e= banfe „Surdf) iTtacfff gunt Cicfjt", bunt) Scf)merg gur greube nimmt in einer aucf) ber S^ematif nacf) oerroanbfen gorm neue ©efiait an. (UBesftalb man aucf» biefe erftc Sinfonie Bon 3ojjanneS 23raI)mS bie „3e^nfe" genannt f;nt, bie gortfeftung ber Beet= (>oDenfrf)en Neunten näm(icf),) 3n unferm Programm fteF)f ber 35raI)ms=Sinfonie feine ber fogenannfcn„groj;en", feine ber tragifdfen Sinfonien 23eetf)0BenS gegenüber. Sie acf>fe oielmehr, jene furg nacf) ber fiebcntcn entfianbene Sinfonie, bie Komain Kollatib ben „^Triumph bes Humors" genannt [>af. 3n ber Xat, biefe -fperbfifinfonie Bon 1812 hat fo gar nicf)fs Bon iperbft, Bon gelbem £aub unb grauem Kebel an ft’cf). Sie ift früf)[ings(>aff hell, grühlingslfaff aucf) in ber gorm. Sie alte, fajt braBe, (ebenfalls Bon feiner 'probIe= matif gerfreffene 23ierfäftigfeit, bie Bon feiner £rauermarfcf)=OTe[amf)oiie belaftefe, feinem ßiebcsbefenntnis aufgeroüf)[te „objeftiBc" gorm, fcf)rt roieber. ©in ffarfer ©egenfaft alfo gu jenem Srnfqmcs. @s ift, als fei biefe Sinfonie eines ber roenigen ZBcrfc, in benen fi'cf» bie rf)einifcf)C 31bftammung 23eefl)00ens einmal burcf)= feftt, ber leiste Sinn, bie £cbensoffenf)eif, bas „greuf eucf) bes Bebens, rocil noch bas fiämpdfen glüf)t". 2Benigftens in ben brei erften Säften. Ser erfte Reifer unb gragiös, eine „Sin» fonie ber guten £aune" eröffnenb. (2Bie man aus ben Sfiggenbücfjern erfef)en fann, hat 29eefI)oBen, ber eroige Kämpfer, aucf) um biefe „teilte" Ktufif frf>roer gerungen.) gür einen langfamen Saft ift ^ier fein Kaum. (2üie in jener 23ral)mSäSinfome fein lllaft ift für ein Sdf)ergo.) So erfeftt if)n 33eefl)oOen burcf) ein Kllegreffo fcfferganbo, nimmt alfo bas Scf)ergo f)ier oorroeg. ©s ift ein roiftiges, frohgemutes fHaubcrn, mit bem er uns ba unterhält, für ben Menner befonberS intereffant, ba bas £f) ema einem an Ktälgef, ben ©rftnber bes KtefronomS (eines 3 c 'fnief[erS, mit bem man bas richtige £empo eines StücfeS fefiftellt), gerichteten Scf>ergfanon entnommen ift. ©fnms Bon llhrenticfen, minugiöfem gufjgetrippel ftecff frf)on brin, in biefer „oiclIcicf)f foftbarflen Ktiniafur unferer j'infonifchen ßifcrafur". Ser briffe Saft ift — ba ba bas Scf)erganbo fcffon Botroeggenommen ift —■ ein Ktenueff ä la jpagbn. Sem @[fcn= unb Sqlpbiben fang jenes groeifen Saftes folgt l)ier ein berber 35auerttfcf)roof. SaS Xrio hört ficf) benn auch an ro * e bis Parapftrafe über ein Siroler 33o(fsIieb. Kun aber ber Ieftfe Saft, ©r l)ebt roie ein leicht h'BSKffrith 6 ^ 0 KtogarffcfteS ginale an. 2tber bas leichtfertige ©eigengcrafchel, in bas guerfl glöfcn unb Oboen hineinfcef)ern, auch bie ferner anfroorten leife, mirb immer roieber gerriffen Bon einem Born gangen Orcffefter htrouSgefcfjrienen gorfifjtmo=©tS, mit betn bie Stirn mung jäf) umfchlägt, als ob mitten in einem raufdfenben geft BoII £ebensluft unb ßebensfreube am genjter ein bleiches, Bon ©lenb germürbtes ©ef7cf)f auffauchte, ein ©efpenft, ein Schemen, eine ©nforfche DItasfe. (2fucfj h' er sin «unheimlicher fteinerner ©afi" roie in ber 23raf)mSsSinfome.) 2Iber es bauert nur einen 3lugenblicf, ber fchlimme ©inbruef ift fcfjnell roieber roeggeroifchf, unb bas geft nimmt feinen gorfgang, bas bleiche ©efiefff am genftcr ift leicht Bergeffen. Sen beiben Sinfonien geht ©arl OTaria Bon ÜBeberS OuBerfüre gu „©uri) = anfhe" BorauS, ein ftrahlcnbeS 2Berf bes Äomponiftcn, Bon bem Kicharb 2Bagner in feiner ©rabrebe auf bem ftafI)B[ifchen griebhof gu Srcsbcn bie treffcnbfic ©haraftes rijtif gegeben hat: „Kie hat ein beuitfeherer OTufifer gelebt als btt." Dr. Karl I.aux.