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Erläuterungen „Les preludes", sinfonische Dichtung ist eines jener Orchesterwerke, mit denen Franz Liszt (1811—86) die nach der Sinfonie der Wiener Klassiker Haydn, Mozart, Beethoven besonders gepflegte Gattung: Programmusik förderte. Liszt gilt neben Berlioz und neuerdings Richard Strauß als größter Vertreter der Programmusik, d. h. der bestimmt gedeuteten Musik, bei deren Erklingen man sich gerade das denken soll, was den Komponisten einst zur Schaffung dieser Tonfolgen anregte und was der Komponist auch durch eine dem betreffenden Werk mit auf den Weg gegebene Erklärung (Programm) mitteilt, ln „Les pröludes“ (Die Vorspiele) folgt Liszt den Gedankengängen der Dichtung des französischen Lyrikers Lamartine: „Was anderes ist unser Leben, als eine Reihenfolge von Präludien zu jenem un bekannten Gesang, dessen erste und feierliche Note der Tod anstimmt? Die Liebe ist leuchtende Frührot jedes Herzens; in welchem Geschick aber wurden nicht die ersten Wonnen des Glückes von dem Brausen des Sturmes unterbrochen, der mit rauhem Odem seine holden Illusionen verweht, mit tödlichem Blitz seinen Altar zerstört, — und welche, im innersten verwundete Seele suchte nicht gern nach solchen Erschütte rungen in der lieblichen Stille des Landlebens die eignen Erinnerungen einzuwiegen? Dennoch trägt der Mann nicht lange die wohlige Ruhe inmitten besänftigender Natur stimmungen, und ,wenn der Drommete Sturmsignal ertönt 1 , eilt er, wie immer der Krieg heißen möge, der ihn in die Reihen der Streitenden ruft, auf den gefahrvollsten Posten, um im Gedränge des Kampfes wieder zum ganzen Bewußtwerden seiner selbst und in den vollen Besitz seiner Kraft zu gelangen.“ Übersetzung von P. Cornelius. Liszt: Ungarische Fantasie Liszt kommt heute noch mit einem Werke seines anderen Schaffensgebietes, der virtuosen Klaviermusik, zu Gehör. Es ist nicht verwunderlich, wenn er, als der größte Klavierspieler des 19. Jahrhunderts, die von ihm gefundenen Neuerungen der Spieltechnik in seinen Klavierkompositionen mit verwendete. Das heutige Werk ist wie die berühmten Rhapsodien eine der freien Instrumentalfantasien über ungarische Volksthemen. Erich Anders: Gesangszyklus Erich Anders, geb. 1883, Schüler Regers und Krehls, komponierte viele Kammer musikwerke; auch einige Bühnenmusiken. Theorielehrer in Berlin. ^bber: Oberon-Ouvertüre Die Weber-Ouvertüren zu „Freischütz“, „Euryanthe“ und „Oberon“ gehören durch ihre wundervolle melodische Erfindung, ihre geistvolle thematische Arbeit und den Zauber ihrer Instrumentalfarben zu den berühmtesten Stücken der gesamten Orchestermusik. In der Oberon-Ouvertüre erschließt sich der Phantasie des Hörers das Märchenreich des Elfenkönigs Oberon mit fast plastischer Deutlichkeit. Romantik des frühmittelalter lichen Orients. Geheimnisvoller, weicher Hornton ruft die leichtfüßige Elfenschar auf den Plan. Leise klingt der Marsch der Haremswächter an. (Das Thema wurde später zum Parademarsch des Dresdener Gardereiter-Regiments verwendet.) Unerwartet ist der starke Orchesterschlag, der den Hörer plötzlich aus der Phantasiewelt in die Welt der irdischen Irrfahrten des Ritters Hüon versetzt. Ein ritterliches, äußerst schwung volles Thema, prächtig und glänzend gesteigert, und eine lieblich sehnsüchtige Weise, die Liebe Hüons zu Regia kündend, beherrschen den Durchführungsteil. Das jubelnde Rettungsthema: „O Hüon, mein Gatte, die Rettung, sie nahet“ bildet den alles sieghaft überstrahlenden Freudenschluß. D r _ Kreiser.