FRANZ LISZT 2. Ungarische Rhapsodie Als Rhapsodie bezeichnen wir eine Tondichtung über eine Volksweise. Der Begriff Tondichtung sagt schon, daß die Form vom Komponisten sehr frei, fantasieartig behandelt wird. Ja, unter rhapsodisch verstehen wir heute geradezu etwas, das bruchstückweise, also nicht zusammenhängend gestaltet ist. Die „Ungarischen Rhapsodien“ — im Original für Klavier geschrieben — haben wesentlich dazu beigetragen, Liszt als Komponisten und Pianisten berühmt und populär zu machen. Das „Ungarische“ war um 1850 „Mode“, und es ist inter essant, daß auch Johannes Brahms in dieser Zeit seine „Ungarischen Tänze“ schuf. In seinem Buch „Die Zigeuner und ihre Musik in Ungarn“ glaubte Franz Liszt, daß die gesammelten und geordneten Zigeunerweisen so etwas wie ein ungarisches Nationalepos ergeben würden. Er irrte! Die meisten dieser sogenannten Zigeuner lieder waren Weisen von Dilettanten und adligen Musikroutiniers. Aber das konnte erst später festgestellt werden. Wir wissen heute durch die wissen schaftlich fundierten Volksliedforschungen eines Bela Bartok und Zoltan Kodaly, wie die echten ungarischen Bauernlieder klingen: wesentlich herber und ur wüchsiger als die von Liszt und Brahms verwendeten Pseudo-Volkslieder. Die „2. Ungarische Rhapsodie“ Liszt’s hat eine überaus große Popularität in aller Welt errungen; darum ist sie wohl auch für Orchester bearbeitet worden. Nach einem langsamen Einleitungsteil schließt sich ein „Vivace-Satz“ (sehr schnell) an, der durch eine Fülle von wirkungsvollen Effekten und spielerischen Begleit figuren verziert ist und an die beim Publikum so beliebten Manieren ungarischer Großstadt-Zigeunerkapellen denken läßt. 1/16/09 Steffen, Potsdam 06 ■ (•'1 3297/53