erinnern, daß Mozart im Herbst 1786 Pläne hatte, nach England zu über siedeln. Er war unglücklich über die Verhältnisse in Wien, die ihn zu zer mürbender Fronarbeit (Stundengeben, Konzerttätigkeit, Verpflichtung zu Kammermusikspiel usw.) zwangen und ihm das Leben durch Intrigen ver bitterten. Er litt unter dem Zwiespalt, den er als erster freischaffender Künstler, also als ein freier Mensch einer heraufziehenden bürgerlichen Epoche, unter den einengenden Verhältnissen der österreichischen feudalen Gesellschaft und ihrem Klassendünkel erlebte. Wenn ihn auch Angehörige des Adels begönnerten, wie der alte Graf Thun, bei dem er in Prag wohnte, so milderte dies doch nicht Mozarts verzweifelte wirtschaftliche Lage. Kretzschmar nimmt an, daß dadurch „Spannungen und Trübungen in Mozarts Gefühlsleben“ auf traten, und Kroyer spricht davon, daß dadurch geheime Wesenssaiten Mozarts, nämlich Melancholie und Trotz, zum Klingen gebracht worden wären. Kretzschmar versucht eine aus Mozarts damaliger Seelenhaltung hergeleitete Begründung zu geben, warum das Menuett fehle. „Die Stärke und Echtheit der angespannten Gemütskräfte dulden hier keinen Tanz.“ Was aber Mozart in den drei Sätzen aussagt, ist bedeutend. Der glänzend gearbeitete erste Satz, der Mozart auf der Höhe einer erstaun lichen Könnerschaft zeigt, scheut nicht vor gewissen klanglichen Schärfen zurück. Dieser Satz ist von wirklich kämpferischer Kraft. Im Andante entwickelt sich aus sehr beseelten Melodien ein dramatisches Geschehen. Der Schlußsatz hat Rondo- und Sonatencharakter. Er ist wohlgelaunt an gelegt — aber ab und zu setzt Mozart dramatische Akzente hinein, die diesen Satz doch in eine ernstere Sphäre erheben. Jedenfalls war Mozart damals — es war die Zeit des Entstehens seines „Don Giovanni“ — auf der Höhe seiner Meisterschaft. Friedrich Smetana Friedrich Smetana: „Die Moldau“. Sinfonische Dichtung für großes Orche ster aus „Mein Vaterland“. Der erste Viatastrom — Waldjagd — Mond schein — Nymphenreigen — St.-Johann-Stromschnelle — Der breiteste Strom Vlatas. Zwei Quellen entspringen im Schatten des Böhmerwaldes: die eine warm sprudelnd, die andere kühl und ruhig. Die lustig in dem Gestein dahinrauschenden Wellen derselben vereinigen sieh und erglänzen in den Strahlen der Morgensonne. Der schnell dahin eilende Waldbach wird zum Flusse Vlata, der, immer weiter durch Böhmens Gaue dahinfließend, zu einem gewaltigen Strome anwächst. Er fließt durch dichte Waldungen, in denen das fröhliche Treiben einer Jagd immer näher hörbar wird und das Waldhorn erschallt, er fließt durch wiesenreiche Triften und Niederungen, wo unter lustigen Klängen ein Hochzeitsfest mit Gesang und Tanz gefeiert wird. In der Nacht belustigen sich die Wald- und Wasser-