Kodäly, Tschaikowskij und Liszt Drücken nicht bereits die Namen der Komponisten dieses Programms den tieferen Sinn der Veranstaltung aus — den Geist der Völker freundschaft, der sich hier musikalisch bekundet, aber darüber hinaus weltumspannende Bedeutung hat! Der große, zeitgenössische Kom ponist der nationalen ungarischen Musik, Kodäly, steht neben dem in der ganzen Welt beliebten russischen Meister Tschaikowskij, und schließlich verbanden den in Ungarn geborenen Liszt besonders enge Beziehungen zu Deutschland. Wurde er doch hier wie in Frankreich zum Fürsprecher der fortschrittlichsten musikalischen Strömungen im 19. Jahrhundert. Es war in unserem Lande vor allem Wagner und in Frankreich Liszt, die sich seiner intensiven Förderung erfreuen konnten. Wenn nun heute Musik dieser Komponisten in einer Veranstaltung der Ungarischen Kulturwoche erklingt, so wird damit demonstriert, daß wir die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Völkern nicht nur pflegen, sondern weiterentwickeln wollen — gemeinsam mit den Ländern der Volksdemokratie und der großen Sowjetunion. Ja, wir wissen um die hohe Verpflichtung einer solchen völker verbindenden Freundschaft, die „Kampf zur Erhaltung des Welt friedens" heißt. Wie könnten wir diese wichtige Aufgabe, die der ganzen Menschheit den Aufstieg in eine bessere Zukunft gewähr leistet, besser erfüllen, als durch das Bemühen, das Leben und Schaffen dieser Völker, zu dem auch die Kunst gehört, kennen und verstehen zu lernen. Nach Ansicht des ungarischen Komponisten Bela Bartok sind die Werke Kodälys der vollkommenste Ausdruck des ungarischen Geistes, als wollte er mit ihnen die Rückständigkeit jener Jahr hunderte gut machen, da die ungarische Musik weder blühen, noch feste Form annehmen konnte. Die Begründung für das Fehlen einer etwa Deutschland oder Italien vergleichbaren klassischen Tradition der Musik liegt in der Tatsache, daß dieses Land lange Zeit unter der Herrschaft der Habsburger Monarchie leben mußte, die jede Regung auch auf dem Gebiet der nationalen Kunst Ungarns zu unterdrücken trachtete. Um so höher sind darum die Bemühungen von Musikern wie Erkel und Liszt bis hin zu Kodäly und Bartok einzuschätzen, die sich allen Bestrebungen des Wiener Hofes zum Trotz mit ihrem Schaffen für eine nationale ungarische Kultur einsetzten. Daß die Quelle jeder wahrhaft nationalen Tonkunst die Volksmusik ist, er kannten bereits Erkel und Liszt. Aber auch Liszt vermochte in die heimatliche Folklore nicht so tief einzudringen wie Kodäly und Bar tok, die ab 1905 gemeinsam daran gingen, die ungarische Folklore