Kein Musik ist ja nicht auf Erden. Die unsrer verglichen kann werden. Elftausend Jungfrauen Zu tanzen sich trauen! Sankt Ursula selbst dazu lacht! Kein Musik ist ja nicht auf Erden, Die unsrer verglichen kann werden. Cäcilia mit ihren Verwandten Sind treffliche Hofmusikanten! Die englischen Stimmen Ermuntern die Sinnen! Daß alles für Freuden erwacht. Einführung in Mahlers 4. Sinfonie Gustav Mahler gehört bekanntlich zur Gruppe jener Komponisten, die mit dem Zusammenbruche des Hitlerreiches vom Schweigen befreit wurden. So kommt es, daß die jüngere Generation zwar weiß, daß Mahler eine der fesselndsten und umstrittensten Erscheinungen der Jahrhundertwende darstellt, daß ihr aber das klingende Werk, auf das sich allein eine solche Erkenntnis gründen müßte, nahezu unbekannt geblieben ist. Noch bedeutet jede Aufführung einer seiner neun Sinfonien für viele eine Erstaufführung, so daß Jahre vergehen dürften, ehe das Gesamtbild dieser außerordentlich reichen, aber in ihrer Uneinheit lichkeit und Zwiespältigkeit tragischen Künstlerpersönlichkeit vor uns wieder ersteht. Manches aus dem ungleichwertigen Gesamtwerk wird uns dabei seine zeitbedingte Belanglosigkeit offenbaren, vieles dürfte aber zeugungskräftig in das Gegenwartsschaffen hinein weiterwirken. Man kann sich keinen besseren Zugang zum Riesenwerke Mahlers wünschen als den über seine vierte Sinfonie, die mit ihrer knappen Anlage, ihrem ge ringen Orchesteraufwand und ihrer gelösten Musizierhaltung dem Hörer mehr entgegenkommt als manche der problematischeren und massigeren Sinfonie schwestern. In der Tat gehört diese am wenigsten „revolutionäre“ Sinfonie zu den meistgespielten Werken des Komponisten. Und doch muß der Hörer, der von Brahms und Bruckner herkommt, gewaltig umlernen. Nicht etwa, daß er sich daran besonders stößt, wenn dieses merkwürdige G-dur-Werk in h-moll