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Donnerstag Nk. L3S. —— 17. August 1843. AMU Deutsche Allgemeine Zeitung. ZML -Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» U-Ve-Vkick. jveutfchland. * ' Wien. Die serbische Ängelegenh^t. München. Verhandlungen und Anträge in der ll. Kammer über und bei Gele- gcnheit der Zollaesetze. "Dresden. Verhandlungen der > Kammer über da« Criminawe?fahren. "Ättenimrg. Der Verein der deutschen La^- wirthe. Lübeck. Berufung von Polizewürgern. ^^ranksurt a. M- Der jüdische Reform-Verein, f Frankfurt a. M. MarqmS v. Ro- des. Die Gerüchte von Unterhandlungen des Zollvereins mit Han nover. Das Bedürfniß von Handelsgerichten. Preußen. --Serlin. Aus der Rangliste der Armee. Ein Hofiagdjunker. Zvesterreich. "Wien. Das Fest des preußischen Gesandten. Jüdische Reformer. Die Nationalbank. "Presburg. Der Sprachenkampf Die wichtigsten BerathungSgegenstände werden wegen des Geldpunktes noch verschoben. .. Gpauien. " Paris. Die letzten Zeiten Espartero's. Oppositionsgeist der Junta von Barcelona. Zerwürfnisse. «r-ßbrttanni-n. O'Connell über Sedru - Rollin's Brief. O'Con nell'« Erhaltungsverein. Er will die Sergeanten gewinnen. Wie er den Amerikaner Bennett abfertigt. Krankreich. Reise des Herzogs von Nemours durch die Departements. Der Maire von Man«, f Paris. O'Connell und die französischen Radicalen. Der Maire von Mans und der Herzog von Nemours. Verdien. " Von der serbischen Grense. Die Landesvcrsammlung. Handel und Industrie. "Frankfurt a.M. Börsenbericht. Berlin. «nkünbigungen. Deutschland. **Ü)itN, 1V. Aug. So wäre denn das serbische Wahldrama in optima forma zu Ende gegangen! Baron Lieven erscheint dabei als ^ou8 ex mavliina, und die verworrene Angelegenheit, welche die eu ropäischen Diplomaten schon lange nicht mehr beschäftigte, seit nämlich Oesterreich den Entschluß gefaßt und durchgeführt hatte, sich zu resigni- ren und das antirussische Element in den Donauprovinzen nicht zu unterstützen, weil es anscheinend mit revolutionairer Schlacke verunreinigt war, ist jetzt wenigstens zu einem gewissen Ziele gebracht worden. Die ses Ziel, wer möchte es verkennen, ist die Oberoormundschaft Ruß lands über die Donauslawen. Nimmt doch diese Macht durchaus kei nen Anstand, ihre derartigen Bestrebungen und Anstrengungen offen vor den Augen aller Welt zu enthüllen. Werfen wir nun am Schluffs der Differenz die Frage auf: hat Rußland nur einige Rücksicht auf die Remonstrationen mancher europäischen Hauptmacht genommen und sich in seinen künstlichen, theilweise brüsken, theilweisc schleichenden Operationen einigermaßen beschränken lassen? so müssen wir mit ei nem entschiedenen Nein antworten. Rußland hat eben nur Das durch geführt, was eS durchführen wollte, und Alles gutgeheißen, was ihm kommt. Unverhohlen trägt es die Absicht zur Schau, den Fürsten Alexander als eben ein solches Werkzeug wie Stourdza in der Mol dau oder Bibesco in der Walachei zu benutzen. Das Verhältniß, worein sich Fürst Milosch zu Oesterreich gestellt halte, sein Charakter, sein Reichthum, seine genauere Kenntniß der Verhältnisse, hauptsäch lich endlich die Stimmung der serbischen Nation schienen der Schutz macht bedenklich. Um die antirufsische Aufregung nicht bis zum höch sten Grade zu steigern, ließ sie die Wahl geschehen, wie sie eben statt fand, unfrei in jeder Beziehung. Begreiflicherweise konnten die Re- clamationen Oesterreichs nicht ausbleibcn. Was setzte man diesen ent gegen? Ein ostensibles Zeichen der neugewonnenen Macht, Während man daS Werk des Wucsics und Petronievich unversehrt ließ, gab man diesen Männern einen freundschaftlichen Wink, sich bis auf wei teres nach Widdin zu entfernen ; durch dieses Symptom scheinbarer Nachgiebigkeit müsse das Grollen Oesterreichs beschwichtigt werden. Und diese Männer beschlossen zu gehen, weil auf diese Weise das Re sultat ihrer Bemühungen unversehrt blieb. Ihr Auszug wird einem Triumphzuge gleichen, und so werden sie auch bald wicdcrkehren. Die mchrmonatliche Anwesenheit des russischen Agenten dürfte mittlerweile benutzt werden, um das Land von dem Rest aller antirussischen Ein- stüsse zu säubern und somit «ine Herrschaft unerschütterlich fest zu be gründen, welche in dieser Provinz mindestens zum Wanken gebracht worden war. Zugleich müssen die beiden Verbannten ihr gegenwärti ges Loos.als eine sanfte Buße für ihre früher geknüpften Verbindun gen hinnehmen. Indem jedoch Rußland merken läßt, daß es ihnen für sein Theil auch diese Buße gern erlassen haben würde, um dem serbischen Volke seine Lieblinge nicht entreißen zu müssen, steigt wol gar Rußlands Beliebtheit auf Unkosten anderer Mächte. Viel ist nachzuholen. * München, 12. Aug. Seit gestern beschäftigt sich unsere Ab geordnetenkammer mit Berathung des Ausschußvortrags über die Zoll verhältnisse. Da sich vier Redner im Voraus hatten einschreiben lassen, deren Vorträge so umfangreich waren, daß sie fünf volle Stun den in Anspruch nahmen, so konnte nicht einmal die allgemeine De batte eröffnet werden. In diesem Augenblicke währt die letztere noch fort, und es ist kaum zu erwarten, daß cs heute zur allseitigen Be schlußfassung kommen werde. Der Gesetzentwurf selbst über die Er hebung der Zollgefälle für die nächsten sechs Jahre ist folgenden In halts: „Die Zollgefälle werden nach dem bestehenden Vcreinszvlltarife mit Rücksicht auf die diesfallsigen vertragsmäßigen und gesetzlichen Be stimmungen und Vorbehalte erhoben." Daß der betreffende Ausschuß vortrag in zwei Theile zerfällt, nämlich über eben diesen Gesetzentwurf und über die Zollverhältnisse im Allgemeinen und für die Zukunft, habe ich bereits vor einigen Tagen gemeldet, gleichfalls auch die in Bezie hung auf beide Abtheilungen von dem Ausschüsse gestellten Anträge mitgethcilt. (Nr. 136.) Bezüglich der heutigen Sitzung halte ich eS daher nur für Pflicht, einmal auf eine Uebersicht aufmerksam zu ma chen, welche der Ministcrialcommissar Ritter Kleinschrod über die Fort schritte des Zollvereins seit dem Jahr 1810 gegeben hat, und dann auf die Vorträge der im Voraus eingeschriebenen Redner, namentlich auf jene der Barone v. Schätzler, v. Weiden und v. Thon-Dittmer. Von den beiden Lehtern wurden auch vier weitere, wol allgemein in teressante Anträge und Wünsch« «ingsbracht, die ich eben auS letzter«* Grunde hier sofort mitthcilcn zu sollen glaube. I) Anträge des Ba rons v. Weiden: a) „Se. Maj. wolle zu verfügen geruhen, daß die der deutschen Industrie offenbar nicht gedeihlichen Tarifsätze abgeändert und auf die Entwickelung eines nationalen Handelssystems hingearbei tet werde;" k) „Se. Maj. möchten geruhen, eine möglichst genaue Statistik von Baiern, insbesondere eine Gewerbs- und Handelöstati- stik veröffentlichen zu lassen." 2) Wünsche des Barons v.Thon-Ditt mer: ») „Es möge den für den Aufschwung der Nationalinteressen und für das Gedeihen und die Erweiterung des deutschen Zollvereins rastlos waltenden Bemühungen Sr. Maj. deS Königs gelingen, im Vereine mit den übrigen Zollvcrcinsstaaten den Beitritt des König reichs Hannover und der Hansestädte durch zweckdienliche Maßnahmen zu fördern und die entgegenstehenden Hindernisse zu beseitigen." b) „ES sei in den Verhandlungen der Abgeordnetenkammer der Wunsch nie- dcrzulegen, daß der öffentliche Rcchtszustand im Königreiche Hannover auf eine den Interessen des Volks und der Entwickelung und Befesti gung des Verfassungslcbcns im deutschen Gesammtvaterlande zusagende Weise geordnet werden möge." Noch immer beweist das Publicum durch zahlreichen Besuch seine Theilnahme an den Kammerverhand- lungen. Auch gestern war dies wieder in hohem Grade der Fall. In der für Bedienstete bei Hof und sonstige Personen von Distinction re- servirten Loge wohnte der gestrigen Sitzung der Kronprinz von Schwe den bei. Auch heute wird er wieder erwartet. * Dresden, 12. Aug. Bevor die 1. Kammer gestern zu ihrer ersten länger» geheimen Sitzung über die Eisenbahnangelcgenheit überging, er folgte in öffentlicher Sitzung die Berathung eines Berichts der drit ten Deputation über das in Betreff derCriminalpkoeeßordnung mit der ersten Deputation der II. Kammer abgehaltene Vereinigungs verfahren. Zum Verständnisse dieses Vortrags schicken wir Folgendes voraus. Die 11. Kammer trat am 23. Jan. d. I. dem gutachtlichen Anträge ihrer ersten Deputation: die nach zehntägiger Berathung ge faßten Beschlüsse: 1) daß die Regierung einen andern, auf den Grund satz der Oeffentlichkeit, Mündlichkeit und Anklageschaft basirten Ent wurf einer Strafproceßordnung, wo nicht eher, doch spätestens am