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D R E S D N 5. L A N D Ausführende: Günter Kochan geb. 1930 Johannes Brahms 1833-1897 Dmitri Schostakowitsch geb. 1906 ER PHILHARMONIE Sonntag, den 26. April 1970, 20 Uhr Saal des Landhauses AUS-KONZERT (Nachholung) Lenelies Höhle, Dresden, Sopran Lothar Böhm, Horn Klaviertrio der Dresdner Philharmonie: Karl-Heinz Naumann, Klavier Dieter Kießling, Violine Peter Doß, Violoncello Trio für Klavier, Violine und Violoncello op. 4 (1953) Larghetto (nicht zu langsam) Allegro scherzando Andante con moto (poco sostenuto) Allegro molto, con brio Zum ersten Male Trio für Klavier, Violine und Horn Es-Dur op. 40 (1865) Andante Scherzo (Allegro) Adagio mesto Finale (Allegro con brio) Sieben Gedichte von Alexander Blök - Vokal-instrumentale Suite für Sopran, Violine, Violoncello und Klavier op. 127 (1958) Lied der Ophelia Gamajun, der Prophetenvogel Wir waren zusammen Die Stadt schläft Sturm Geheimnisvolle Zeichen Musik Erstaufführung PAUSE Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Trio für Klavier, Violine und Violoncello d-Moll op. 49 (1839) Molto allegro ed agitato Andante con moto tranquillo Scherzo (Leggiero e vivace) Finale (Allegro assai appassionata) Der 1930 geborene Günter Kochan, Schüler von K. F. Noetel, Boris Blacher und H. Wunsch an der Musikhochschule Berlin-Charlottenburg sowie — in den Jahren 1950 bis 1953 — Meisterschüler Hanns Eislers, National- und Kunstpreis träger der DDR, Mitglied der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin, gehört zu den profiliertesten Komponisten der mittleren Generation in unserer Republik, dessen bei der II. Musik-Biennale 1969 in Berlin uraufgeführte 2. Sinfonie be trächtliches Aufsehen erregte. Kochan begann — in seinem Violinkonzert op. 1 (1952) — in der Auseinandersetzung mit dem klassischen Eibe und fand in schöp ferischer Weiterentwicklung zu einem plastischen, realistischen zeitgenössischen Musizierstil, dessen Kennzeichen konzentrierte thematische Arbeit und eine zu nehmende Vertiefung des lyrisch-ernsten, auch dramatischen Aussagebereiches sind, ohne aktivierende, lebensvolle und programmatische Gestaltungen zu ver nachlässigen. Dem 90. Geburtstag der Dresdner Philharmonie widmete der Ber liner Komponist seine Sinfonietta 1960. Ansonsten trat er mit zahlreichen Orchester- und Vokalwerken, Kammer- und Filmmusiken, Klavierstücken, Liedern hervor. Das 1953 komponierte Trio für Klavier, Violine und Violoncello o p. 4 wurde 1954 in Berlin uraufgeführt und darf — aus heutiger Sicht - als ein „freundliches Jugendwerk" Günter Kochans gewertet werden. Jugendlicher Schwung und echter Gefühisausdruck lassen die Begegnung mit dem an klassi schen Vorbildern orientierten Stück lohnenswert erscheinen. Dmitri Schostako witsch äußerte darüber u. a.: „In diesem Trio gibt es sehr viele gute Melodien, viel aufrichtiges, warmes Empfinden. In ihm ist die Musik noch tiefer und inhalts reicher als in dem Violinkonzert" Kochans. Dmitri Schostakowitschs Romanzen-Suite für Sopran, Violine, Violoncello und Klavier op. 127 nach Gedichten des bedeutenden russisch-sowjetischen Dichters Alexander Blök (1880—1921) entstand im Jahre 1968 unmittelbar nach dem 2. Violoncellokonzert, das von der Dresdner Philharmonie in der nächsten Spielzeit zur Dresdner Erstaufführung gebracht wird. Das der berühmten Moskauer Sopranistin Galina Wischnewskaja — Gattin des Meistercellisten und Dirigenten Mstislaw Rostropowitsch— gewidmete und von dieser auch uraufgeführte Werk repräsentiert besten, reifen Spätstil Schostako witschs, deutlich inspiriert von der Musikalität und Sprachkultur der Blokschen Gedichte, deren deutsche Textfassung von Manfred Koerth stammt. Dmitri Schostakowitsch - Sieben Gedichte von Alexander Blök Lied der Ophelia Als du damals fortgegangen, sprach von Liebe mir dein Mund und daß du im fremden Lande treu bewahren willst den Bund . . . Fern von Dänemarks Gestaden liegt in Dunst gehüllt dein Strand . . . Wellen spülen meine Klagen, meine Tränen auf den Sand. Kehrt mein Krieger jemals wieder, hehr in Silber, stolz und schön? . . Auf dem Grabe Schleif’ und Feder werden schwer im Winde wehn . . . Gamajun, der Prophetenvogel (nach einem Gemälde von V. Wasnjezow) Am Abend, wenn die Sonne sinkt und Purpurfackeln rings entzündet, dann naht die Stunde, da er singt und uns von schwerem Schicksal kündet. . . Von der Tataren Sklaverei, von Leid und Schmach und blutgen Strafen, von Hunger, Aufruhr, Tyrannei, vom Sieg des Bösen, Tod des Braven . . . Von Schreckensahnung angstgepackt scheint sein Gesicht in Lieb zu brennen, von ewger Wahrheit aber sagt der Mund, auf welchem Blut geronnen. Wir waren zusammen Stets denk ich an die Zeit zu zwein . . . Nacht war's, die Geige leis ertönte . . . Ich war zum ersten Male dein . . . Wie deine Liebe mich verschönte! Ein Bächlein murmelte im Grund; ich war berauscht von Glück und Schmerzen. Da neigte sich der Mund zum Mund . . . Die Geige klang vom Herz zum Herzen.