DRESDNER PHILHARMONIE Sonntag, den 15. Februar 1970, 20 Uhr Saal des Landhauses 4. LANDHAUS - KONZERT Ausführende: Wolfgang Hellmich, Dresden, Bariton Karl-Heinz Naumann, Dresden, Klavier Siering-Quartett der Dresdner Philharmonie: Günter Siering, 1. Violine Siegfried Koegler, 2. Violine Herbert Schneider, Viola Erhard Hoppe, Violoncello Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Streichquartett C-Dur KV 465 (1785) (Dissonanzenquartett) Adagio — Allegro Andante cantabile Menuetto (Allegretto) Allegro molto Fidelio F. Finke 1891—1968 Kantata piccola nach vier kleinen Gedichten von Wilhelm Busch für Bariton und Klavier (1966) Depeschenzeit W Nicht beeidigt Selbstachtung Nachruhm Erstaufführung Drei Gesänge aus „Schein und Sein“ nach Gedichten von Wilhelm Busch für Bariton und Klavier (1947/48) Leider Die alte Sorge Abschied PAUSE Ludwig van Beethoven 1770-1827 Streichquartett a-Moll op. 132 (1825) Assai sostenuto — Allegro Allegro ma non tanto Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart. Molto adagio — Neue Kraft fühlend. Andante Alla marcia, assai vivace Allegro appassionato Fidelio F. Finkes „Kantata piccola" entstand 1966 und wurde am 25. April 1968 durch Wolfgang Hellmich (Bariton) und Dagmar Baier (Klavier) in Dessau uraufgeführt Das Werk, dessen satirisch-grimmige Texte Wilhelm Buschs Gedichtsammlung „Zu guter Letzt" (1904) entstammen, ist eines der letzten Schaffenszeugnisse des bereits damals von schwerer Krankheit gezeichne ten, am 12. Juni in Dresden, vier Monate vor Vollendung seines 77. Lebens jahres, verstorbenen prominenten Komponisten. Vier Lieder sind in der „Kantata piccola" durch Vor-, Nach- bzw. Zwischenspiele zu einer prägnanten durch komponierten Form bei konsequenter motivischer Entwicklung verbunden. Der Humor, die Selbstironie des Stückes atmen unverkennbar Finkesche Wesensart, wie auch der 1947/48 geschriebene Liederzyklus „Schein und Sein“ nach Texten seines Lieblingsdichters Wilhelm Busch zum Typischsten und Kostbarsten gehört, was seiner künstlerischen Werkstatt entsprang. Eine innige Einheit von Text und Musik, eine gewisse „Abklärung" kennzeichnet die musikalisch-stilisti sche Handschrift des Zyklus, der entsprechend dem Volkston der Busch-Verse weitgehend volkstümlich-tonalen Intonationen folgt. FIDELIO F. FINKE: KANTATA PICCOLA Depeschenzeit Der Hausknecht in dem „Weidenbusch" zu Frankfurt an dem Main, der war Poet, doch immer kurz, denn wenig fiel ihm ein. „Ja", sprach er, „Freund, wir leben jetzt in der Depeschenzeit, und Schiller, käm' er heut' zurück, wär’ auch nicht mehr so breit.“ Nicht beeidigt Willst du gelobt sein, so verzichte auf kindisch blödes Wesen. Entschließ’ dich, deine himmlischen Gedichte den Leuten vorzulesen. Die Welt ist höflich und gesellig, und eh' man dich beleidigt, sagt wohl ein jeder leicht, was dir gefällig, denn keiner ist beeidigt.