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Lebensstellung eines Musikdirektors der fünf Hauptkirchen in Hamburg ein nahm —, hinterließ uns, obwohl von seinen Werken vieles nicht erhalten blieb, eine unermeßliche Fülle von Kompositionen. Mit ungeheurem Fleiß begabt, schrieb Telemann insgesamt mehr Noten als Händel und Bach zusammen; keine Werkgattung seines Jahrhunderts, die er nicht gepflegt hätte. Sein zu seinen Lebzeiten in fast ganz Europa verbreitetes Werk, das u. a. 46 Passionen, mehrere hundert Kantaten und Motetten, über 50 Opern sowie mehr als 1000 Instrumen talkompositionen umfaßt, erfreut sich im heutigen Musikleben mit Recht wieder einer immer noch zunehmenden Beachtung und Pflege. Die in unserem heutigen Programm erklingenden Stücke — das Trietto und Scherzo primo stammt aus dem Jahre 1731 — demonstrieren so recht die Frische, die geistvoll-spielerische Seite seines unverwüstlichen Stiles. Baldassare Galuppi wurde 1706 auf der Insel Burano bei Venedig ge boren und verstarb 1785 zu Venedig. Er war Schüler Antonio Lottis und schrieb seit 1728 vorwiegend Opern. Von vorübergehender Wirksamkeit in Londo^^ (1741—1743) und Petersburg (1765—1768) abgesehen, war er vor allem Venedig tätig, wo er u. a. 1748 Vizekapellmeister und 1762 1. Kapellmeister S. Marco wurde. Seit 1750 besaß der allenthalben hochangesehene, markante Komponist europäischen Ruhm, der allerdings nach 1773, als er sich von der Bühnentätigkeit zurückzog und sich dem Oratorium zuwandte, mehr und mehr erlosch. Bei seinem Tode hatte ihn die musikalische Welt schon fast völlig vergessen, obwohl er in der Geschichte der Opera buffa — nicht zuletzt durch seine 15jährige Zusammenarbeit mit Goldoni — einen bedeutenden Platz be hauptet. Galuppis Instrumentalschaffen, das sich durch Formfestigkeit, prägnante und kontrastierende Thematik, feine Satztechnik auszeichnet, ist bisher von der Musikforschung — wie auch die Seria-Opern und die späte Kirchenmusik des Meisters — kaum beachtet worden. Johann Christoph Friedrich Bach, geboren 1732 zu Leipzig und gestorben zu Bückeburg im Jahre 1795, der zweitjüngste Sohn Johann Seba stian Bachs, war in der Musik Schüler seines Vaters und studierte an der Leipziger Universität die Rechtswissenschaft. Nach des Vaters Tode wurde er Kammermusiker in der Bückeburger Hofkapelle, der er seit 1758 bis zu seinem Lebensende als Konzert- und Kapellmeister angehörte. In Bückeburg kam er in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts mit Johann Gottfried Herder in enge persönliche Berührung und schrieb nach dessen Texten verschiedene Kantaten, Oratorien und eine (allerdings verschollene) Oper. Reisen führten ihn u. a. zu seinen Brüdern nach Hamburg und London. Als Komponist war er ein viel seitiges und gewandtes Talent, das zwar nicht an die Bedeutung seiner Brüder Carl Philipp Emanuel und Johann Christian heranreicht, das jedoch durchaus erkennen läßt, daß sich auch ihm der Geist seines großen Vaters in reichem Maße mitgeteilt hat. Stilistisch schlägt Johann Christoph Friedrich Bach, der voi^^ seinen Zeitgenossen vorzugsweise als „ungemein fertiger und geschmackvolle^^B Klaviervirtuose geschätzt wurde, gleichsam eine Brücke zur herauf steigende^^ Klassik, gleichzeitig dem kontrapunktischen Erbe seines Vaters eine letzte Nach blüte verschaffend. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG: 15. Februar 1970, 20 Uhr, Saal des Landhauses 4. LANDHAUS-KONZERT Werke von Mozart, Finke und Beethoven Anrecht D und freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1969/70 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 40019 III 9 5 0,2 170 ItG 009/128/69