Am Donnerstag, dem 19. Februar 1970, 20.00 Uhr im Hotel „Stadt Bautzen“ SONDERKONZERT Ausgeführt von der Dresdner Philharmonie Dirigent: Generalmusikdirektor Kurt Masur Solistin: Lidia Kantardjiewa, Violine (VR Bulgarien) | PROGRAMM Richard Strauss (1864-1949) „Tod und Verklärung“, Tondichtung op. 24 Jean Sibelius (1865-1957) Konzert für Violine und Orchester d-Moll op. 47 Allegro moderato Adagio molto Allegro ma non tanto — Pause — Peter I. Tschaikowski (1840-1893) Sinfonie Nr. 2 c-Moll op. 17 Andante sostenuto — Allegro vivo Andante marziale, quasi moderato Scherzo — Allegro molto vivace Finale — Moderato assai — Allegro vivo — Presto Richard Strauss: „Tod und Verklärung“ Als 1890 die Tondichtung für großes Orchester „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss erschien, wirkte sie wegen des in diesem Werke durchbrechenden Sturmes und Dranges ihres jungen Schöpfers wie ein elementarer Einbruch in musikalisches Neuland. Strauss hat das in diesem Werke und auch im vorangegangenen „Don Juan“ von 1889 zum Ausdruck gelangende Pathos niemals mehr übertroffen. Er hat mit der Titelwahl zu diesem sinfonischen Gedicht die seit Beetho ven ins Bewußtsein der Menschheit erhobene Devise „Durch Nacht zum Licht“ in neue, ihm angemessene Beleuchtung rücken wollen. Eine programmatische Ausdeutung etwa in dem Sinne wie beim später komponierten „Eulenspiegel“ lag ihm fern. Nachträglich, erst unter dem Eindrücke verschiedener Aufführungen, hatte sein Freund Alexander Ritter das jetzt dem Werke vorangestellte Gedicht ge schaffen. Strauss hat eine Äußerung getan, wonach die sinfonische Dichtung „Tod und Verklärung“ von einer menschlichen Natur handle, deren innere Kräfte bedeutend größer und entscheidender seien, als die äußeren. Vielleicht hat er sich bei der Konzeption des Werkes von gewissen persönlichen Erlebnissen beeinflussen lassen: von glücklicher Kinderzeit und idealisch strebendem Jünglings dasein, auch von etwaigen Krankheitserlebnissen. Die pathetische Tonsprache des Werkes ließ einen Bewunderer zu den Worten hin reißen, es sei ein „Kolossalgemälde der an Zweifeln über das Leben leidenden, nur durch die Kunst erlösten Menschheit.“ Prof. Johannes Paul Thilman