Volltext Seite (XML)
DRESDNER PHILHARMONIE Sonnabend, den 14. Februar 1970, 20 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 5. ZYKLUS- KONZ BEETHOVEN-PROKOFJEW E R T Dirigent: Lothar Seyfarth Solist: Peter Rösel, Dresden, Klavier Sergej Prokofjew 1891-1953 Suite aus dem Ballett „Die steinerne Blume" op. 118 op. 118 Bei der Bergkönigin Auf dem Jahrmarkt Erstaufführung Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 C-Dur op. 26 Andante — Allegro Thema (Andantino) mit Variationen Allegro ma non troppo PAUSE Ludwig van Beethoven 1770—1827 Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 Adagio molto — Allegro con brio La rghetto Scherzo (Allegro) Allegro molto PETER RÖSEL. einer der begabtesten Nachwuchspianisten unserer Republik, wurde 1945 in Dresden geboren. Nach dem Abitur studierte er bei der Dozentin Inge Finke-Siegmund an der Musikhochschule seiner Heimatstadt. 1963 errang er den 2. Preis beim III. Internationalen Schumann-Wettbewerb in Zwickau. 1964—1969 setzte er seine Studien am Moskauer Konserva torium fort. Seine Lehrer waren die Professoren Dmitri Baschkirow und Lew Oborin. Beim III. Internationalen Tschaikowski-Wettbewerb 1966 in Moskau gewann er einen 6. Preis für die DDR bei einer internationalen Konkurrenz von 60 Pianisten. Beim IV. Internationalen Musikwettbe werb in Montreal (Kanada) im Juni 1968 erhielt Peter Rösel die vielbeachtete Silbermedaille. Der junge Künstler, der bereits zahlreiche Rundfunk-, Fernseh- und Schallplattenoufnahmen produzierte, konzertierte bisher erfolgreich in der Sowjetunion, in Kanada, Polen, der CSSR, in Bulgarien sowie in verschiedenen Städten der DDR. Mit der Dresdner Philharmonie musizierte er erstmalig im Jahre 1968. ZUR EINFÜHRUNG „Die Kraft und die Lebendigkeit alles dessen, was die großen Meister der Musik geschaffen haben, liegt darin, daß ihre Werke stets dem Volke verständlich und lieb waren. Diese Komponisten schlossen sich nicht in ihr schöpferisches Labora torium ein, sie waren mit dem Volk verbunden, schöpften Kraft aus den Anre gungen, die ihnen vom Volke kamen, und schufen für das Volk." Dies äußerte Sergej Prokofjew, als er — in Fortsetzung der Tradition, Volksmärchen zu gestalten - sein letztes Ballettwerk schuf: das viertaktige Märchenballett „Die steinerne Blume "op. 118 (1948 50) nach einem Volksmärchen aus dem Ural, enthalten in der Sammlung „Malachit-Schatulle" von P. Bashow. Das Li bretto gestalteten unter Einbeziehung drei weiterer Märchen aus der erwähnten Sammlung die Frau des Komponisten, Mira Mendelson-Prokofjewa, und der Choreograph L. M. Lawrowski, der auch die Uraufführung des Werkes im Februar 1954 — fast ein Jahr nach dem Tode des Komponisten — am Moskauer Bolschoi- Theater betreute. Prokofjew hatte für die Arbeit an dem Ballett intensive Studien der uralischen Folklore betrieben. Er fügte jedoch nicht nur Volkslieder aus dem Ural, sondern auch russische Volkslieder und -tänze in die Partitur ein und schuf überhaupt nach Sujet und Tonsprache ein echtes großes Nationalballett. Der Inhalt des Werkes gleicht im wesentlichen dem auch in der DDR bekannt gewordenen sowjetischen Märchenfilm von der „Steinernen Blume". Im Mittel punkt der Geschehnisse stehen der nach immer höherer Vollkommenheit seiner Kunst des Edelsteinschleifens strebende Malachitschleifer Danila und seine treue, standhafte und tapfere Braut Katerina. Danila möchte gern das Geheimnis der „Steinernen Blume" ergründen, die in den Bergen des Urals, im Reiche der Berg königin, bei der „Herrin des Kupferbergs", zu finden ist. Diese steinerne Blume verkörpert das Schönheitsideal der edlen Steine. In den Höhlen der Bergkönigin, dieser mächtigen, jedoch gütigen Zauberin, wird Danila harten Prüfungen unter worfen, da sich das Geheimnis der steinernen Blume nur ehrlichen, selbstlosen und treuen Menschen erschließt. Währenddessen wartet Katerina auf den ver schwundenen Bräutigam. Sie weist alle Freier zurück, erwehrt sich auch des zu dringlichen Verwalters Sewerjan, kann schließlich im Reiche der Bergkönigin Danila vom Zauberbann befreien und kehrt mit ihm in das Heimatdorf zurück. Die von Lothar Seyfarth zusammengestellte Konzertsuite aus dem Bal lett „Die steinerne Blume" besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil „Bei der Bergkönigin" bringt Musik aus dem 2. Akt (bzw. aus den Bildern 4 und 5). Die „Herrin des Kupferberges" zeigt Danila ihre Schätze. Die Edelsteine werden lebendig („Tanz der russischen Edelsteine"). Es folgt „Danilas Monolog und die Antwort der Bergkönigin". Unter den Klängen eines zauberischen Walzers zeigt sie ihrem Besucher die steinerne Blume. Während Danila selbstvergessen das Wunder anschaut, erscheint die Herrin des Berges dem bösen Sewerjan und warnt ihn davor, seine Untergebenen zu mißhandeln. Inzwischen sehnt sich Katerina nach ihrem Danila. Der zweite Teil der Suite (3. Akt, aus Bild 7) führt uns in ein buntes Jahrmarktstreiben. Feurige Zigeunertänze erklingen. Dazwischen wirbt Sewerjan heftig um Katerina. Die Arbeit am 3. Klavierkonzert C-Dur op. 26 erstreckte sich über mehrere Jahre. Erste Pläne Prokofjews reichten bis ins Jahr 1911 zurück, 1913 wie auch 1916 und 1917 folgten weitere Versuche, doch erst 1921 wurde die Komposi tion unter Einbeziehung zweier Themen eines „liquidierten" Streichquartettes in das Finale abgeschlossen und erlebte ihre Uraufführung am 16. Dezember 1921 in Chicago mit dem Komponisten als Solisten. In der Sowjetunion gelangte das Konzert im Herbst 1923 zur Erstaufführung. Der sowjetische Musikwissenschaftler Boris Assafjew äußerte, daß das Werk „ungewöhnlich klar und weitgespannt klingt, russisch, wenn es auch nicht direkt nationale Themen enthält, keine beab sichtigten Stilisierungen ... In diesem Konzert hat die außerordentlich reiche Be gabung Prokofjews jene Stufe der Entwicklung und der Ausdrucksfülle erreicht, auf der sich das nicht erkaltende Feuer jugendlichen Temperaments, verwegener Anruf und herausfordernder Ton kecken Anstürmens vereinigt mit beginnender