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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-194010158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19401015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19401015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Zschopauer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-10
- Tag 1940-10-15
-
Monat
1940-10
-
Jahr
1940
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1940
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Zschopauer Taseblatt und ««-»>«« »r. L4S Arbeit Ernte Vrol nur Ruhepause! Richt Tod An Gang durch deu herbstlichen Vald Neue italienische Kunst, ans deutschem Lodeu gezeigt Von Dr. Wörner Freytag. „Apfel' ist also'»in Häuschen fiir dl» Larve der Gauweipe, unter Zutun deS MuiterinsektS aus dem Lebenssaft der Eiche gebildet, ein Häuschen, da- die Larve vor Verfolgern und vor Kälte schütz« und sie obendrein nähr«, bis sie sich ver puppt, um im Frühjahr als Gallwesp» ausschlüpfen zu können! Im Geäst mancher Bäume wird's schon kahl. Die Blätter sind abgefallen. Aber der aufmerksame Beobachter steht, daß oie kahlen Zweige schon wieder Knospen tragen. Wir sehen uns andere Bäume an, deren Laub noch hängt, noch nicht einmal vergilb« ist. Ueberall in den Blattwinkeln sitzen schon Knospen. Und da, wer beschreibt unser Erstaunen, ha« eine Birke sogar ein paar neue Blätter getrieben. In den Gärten auf der Höhe steh« ein Birnbaum, der voller Früchte hängt, während einzelne Zweige in seiner Krone in frischem Grün prangen, ja sogar ganze Büschel von Blätter tragen. Wie kann das geschehen? Es ist ein sehr einfacher Vorgang, der uns aber doch interessante Ausschlüsse gib«. Die neuen Blauer und Blüten stecken überall schon ^ktzi in den Knospenhllllen; nur eine Stockung ist in der Weiterentwicklung eingeireicn, weil die Saftzusuhr aufgehör« hat. Steig« aber doch in ver- einzeUen Fällen der Sas« empor, dann blüh« der Baum zum zweitenmal, sag« man Ganz geklär« ts« die Frage noch nicht. Was der fruchttragende und zugleich blüh-nde Birnbaum zeigt, ist aber zweifellos ein Rückfall in frühere EnlwickinngS- stadieNs eine Erinnerung an die Lebensweise längst ver gangener Vorsahren. In der Terziärzei«, in der auch in unse ren'Breiten das ganze Jahr hindurch warmes, gleichmässiges Klima vorherrschte, grünten und blühten die Vertreter unserer Lanbbäume wohl das ganze Jahr hindurch und «rügen gleich zeitig Früchte. Damals gab es, wie heute in wärmeren Zonen, keinen Herbst mit seinen bunten Farben, keinen allgemeinen Laubfall, da wurden die Blätter nur abgcworsen, um sofort den neuen Platz zu machen. Herbst und Winter sind also Erscheinungen, die aüch In unseren Breitengraden nicht immer bestanden haben. Seil einigen Iahrhunoeittausendcn aber sinv sicher die tlimalifc en Verhältnisse so gewesen, das; die Pflanzenwelt ein» R> oe- pause annehmen mutzte. Blättersall und die Stockung im Wachstum der Pflanzenwelt während des Winters sind aifo ein wunderbares Beispiel der Anpassung der Pslanzenweli an veränderte klimatische Verhältnisse. Und deshalb wollen wir nicht mehr von dem „großen Sterben" reden und von dem „Leichentuch", das der Winter über die „gestorbene" Natur breitet. Konnte es eine dankbarere Aufgabe für den faschistischen Künstler geben, als diesem erfolggekrönten Aufbauwerk bild haften Ausdruck zu verleihen? In der lombardischen Stadt Cremona veranstaltete Staatsminister Farinacci einen Ge- mäldewettbewero unter dem Namen „I l premio Cre mona", ,-um die italienische Malerei auf die faschistische Weltanschauung Italiens ausznrichten". Dem ersten Wett bewerb unter dem Motto „Der Duce spricht" folgte im Jahre 1940 ein zweiter, für den kein Geringerer als Mussolini selbst die Parole ausgab. Sie lautet „Die G e t r ei d e s ch l a ch t" und gibt Zeugnis von dem starken Arbeitswillen der Bauern und Landarbeiter des heutigen Italiens. Im Rahmen des deutsch-italienischen Kulturaustausches gelangte etwa die Hälfte der bedeutendsten Bilder dieses Wett bewerbs unlängst erstmalig auf deutschem Boden, und Mar im Künstlerhaus der Stadt Hannover, zur Ausstellung. Vom 29. September bis 13. Oktober ist hier dem deutschen Besucher Gelegenheit gegeben, namhafte Vertreter der modernen faschi stischen Malerei in ihren auf ein geineinsames Ziel ausgerichte- teu Werken kennenzulernen. Welcher südliche Farbenreichtum, welche Kompositionsgabe, welche renaissancehafte Unbeküm mertheit in der Darstellung figürlicher und landschaftlicher Reize spricht aus der Gesamtheit dieser Bilder, in deren stoff licher Beschränkung sich so manche Meisterhand erweist! Neben dein hohen handwerklichen Können überrascht vor allem der symbolische Gehalt der meisten Bildnisse. Und immer wieder erlebt der Beschauer das Wirken jener ans Mystische grenzenden dynamischen Kraft des Faschismus, die alle diese einfachen, bäuerischen Menschen bei ihrem Tagewerk und bei ihren schlichten Feiern beflügelt. Es ist, als habe der Duce persönlich bei der Geburt fo manches dieser Bilder Pate ge standen. Wo immer er, leuchtender Mittelpunkt, im Bilde er scheint, jubelt ihm das Landvolk entgegen, und wo er selbst nicht gegenwärtig, flammt sein Name wie ein Fanal im brausen dem Rhythmus der „Battaglia del grano", der „Getreide schlacht". Es ist schon so, wre eines der Bilder zum Ausdruck bringt: Je härter die Furche, desto mehr glänzt die Pflugschar, denn vor die Arbeit haben hier die Götter Apuliens, der Lom bardei oder Siziliens den Schweiß gesetzt. Hart wird sie ge schlagen, die Schlacht um den Halm, und mählich nur ent- springt hier und da aus steinige«« Aeckern das Leben — um so höher lohnt letztlich der Hiinmel alle Mühen. Am Tag des Gewinnes, der Ernte, winkt die neue Saat bereits mit Samen körnern des Sieges! Auch Völker ernten, was sie gesät! Und wenn ein Volk wie das deutsche oder italienische machtvoll aufblüht wie ein reiches Getreidefeld, mit Freuden anzuschauen iin stolzen Wo gen seiner Halme, so ist dies nur der sinnfällige Ausdruck für das umfassende Bewußtsein aller seiner Glieder, auf dem rechten Acker zu stehen, auf freiem Grund mit freiem Volk... Nun hört man oft, datz mit dem Herbst Mas große Sterben" in der Natur begonnen habe und oer Winter bald alles ml« seinem Leichentuch bedecken werde. Sterben? Leichentuch? Welcher Naturfreund lacht da nicht! Aber wir «vollen die Probe aufs Exempel machen und sehen, was es mit dem „großen Sterben" für eine Bewandtnis hat. In der Niederung liegt unbeweglich ein dicker Nebel. Aus den Flußläusen steigt er auf, wie von kochendem Wasser. In den Wiesen hängt der graue Dunst, daß alles vor Nässe trieft, und in den Neckern liegt es schwer auf klobigen Schollen. Aber wenn »vir höher steigen, fühlen wir, daß Leben in die nebligen Massen kommt, daß sie bald aufwärts, bald abwärts ziehen; dann auf einmal brich« die Sonne hindurch, schein« aus »in Meer staubigen Silbers. An Zäunen und niederem Gesträuch ha« der Nebel aus den Fäden der Fang netze der Spinnen Perlenschnüre von so unendlicher Zartheit und Schönheit gemacht, daß wir stehenbleiben und schauen müssen Nun, da wir über dem Nebel sind, sehen wir auch, wie der Wald drüben in einem Glanz von Gold liegt. Andachts voll treten wir ein, wie in die Kühle eines Domes. Jeder Strahl der Sonne, der hereinfällt, zündet förmliche Feuer brände goldener Hcrbstfarben an. Da leuchten die Ahorne voin grellsten Schwefelgelb bis Karminrot, dort am Rande steht eine Kastanie die es mit ihrem matten Orange dem spitz blättrigen Ahorn gleichtun möchie, hier säumt eine Reihe Lärchen die durch Nadelwald aufsteigcnde Schneise mit zart- gelben« Gefieder, dort läuten windbewegte Birkenblätter vom schönsten Indischgelb, die Ulme wetteifert mit der Zitrone, die Linde, die Buche, die Eiche, alle nehmen «eil am Hervor bringen neuer herbstlicher Farben. Eine stille Pracht, die uns in ihren Bann zwingt. elterlichen Schlafzimmer. Vorsichtig, ganz langsam, ossnere er die Tür, um sie eben so behutsam hinter sich zu schließen. Die Vorhänge vor dein großen Fenster Ware«« zugezogen, in dem Raum herrschte ein mildes Dämmerlicht, au das sich Bertis Augen erst gewöhnen mußten. Dann stand er dicht vor dem Bett — und da lag nun sein Vater. Ganz tief vergraben in die Kissen war das Gesicht, die Hände hatte er auf der Bett decke gefaltet, und er atmete so leise, daß es manchmal schien, als wäre er tot. Tot? Wie eine eiskalte Hand griff dies Wort an das Herz des Knaben. Er versuchte sich vorzustellen, was wäre, wenn sein Vater nicht mehr lebte. Und etwas Heißes, Feuchtes schoß ihm in die Augen, drückte ihn« die Kehle zu. Er konnte den Blick nicht vom Gesicht des Kranken wenden — so gelblich war es, so spitz. Und so fremd. „Vater — lieber Vater!" stammelte Berti und ließ sich behutsam am Rande des Bettes nieder. Fuhr auch einmal leise «nit der Rechten zärtlich über die gefalteten Hände des Kranken. Immer bangend, der könnte aufivachen aus einem Schlaf, der ihn« doch gewiß not war, vielleicht Heilung brachte. Aber er war ein Kind, und nicht lange konnte er auf diese Art dasitzcn. Seine blanken, neugierigen Jungcnaugen gingen auf Wanderschaft, er sah die vielen merkwürdigen Glasröhr- chcn und Flaschen und Tabletten auf dem Nachttisch, nahm Wohl auch dieses und jenes in die Hand, um cs einer ein gehenden Musterung zu unterziehen. Zuletzt griff er nach einer großen Flasche. „Alter Portwein" stand darauf, und da Berti vorsichtig den Korken abhob — die Flasche Ivar noch zu gut drei Vierteln voll — strömte ihm ein süßer und aromatischer Duft entgegen. Berti konnte der Versuchung nicht widerstehen. Erst goß er ein paar Tropfen in eine«« der vielen Löffel, die da herum- lagcn, und da er kostete, glaubte er, noch nie etwas derart Schönes geschmeckt zu haben. Da warf er einen vorsichtigen, spähenden Blick nach dem Gesicht des Kranken. Der lag noch unbewegt da, wie er die ganze Zeit gelegen hatte, mit fest geschlossenen Angen. Er sah gewiß nichts, und entschlossen, wenn auch zitternd, nahm Berti jetzt das bereitstehende Glas, füllte es randvoll mit dem ölig-funkelnden Wem und stürzte ihn mit einem Schwung herunter. „Prost!" klang es da mit geisterhaft-tiefer Stimme vom Bett, gerade als Berti den letzten Tropfen die Kehle hinab gleiten lieh. Zu Tode erschrocken, kreidebleich drehte er sich um... aber da lag der Kranke, unverändert, mit unbewegtem Gesicht, und ganz unmöglich war es wohl, daß von ihm, von seinen Lippen jenes Wort gekommen war. Berti wußte nicht, wie er aus dem Zimmer herauskam. Er fand sich, wenig später, in seiner eigenen Kammer wieder, mit zitternden Gliedern, mit stoßendem Atein, das Gesicht in Tränen gebadet. Reue über das dem kranken Vater Angetane zerriß sein Herz, und den peinigenden Gewissensbissen gesellte sich ein Bangen, eine Angst vor dem Unvorstellbaren, das er soeben erlebt. Spät, gegen Abend, sprach der Doktor noch einmal vor. Berti lauschte an der Tür, als sich der Arzt mit der Mutter unterhielt. „Es ist erstaunlich", sagte er mit tröstlicher Stimme. „Ich selbst bin überrascht, ihn so — verhältnismäßig — Wohl angetroffcn zu haben, eben." „Er hat aber immer noch keinen Bissen gegessen", klagte die Mutter. „Nicht einmal die Taubensuppe hat er gekostet." „Das kommt noch", meinte der Arzt. „Vorläufig genügt als Stärkungsmittel der Wein. Ich sagte ja schon: ein Glas Portwein zur rechten Stunde wirkt manchmal Wunder..." ,Wic soll ich Vater gcgenübertreten', dachte Berti, ii« seine Kammer zurückschleichend, Menn er wieder gesund ist?' Aber seltsamerweise war alle Angst plötzlick) fort. Und vor seinen Augen blieb nur ein verständnrSvoll-gütiges Lächeln des sonst so ernsten nnd schweigsamen Mannes. Dieses Lächeln, um dcsscntwilleu Berti seinen Vater so liebte... Vermischtes Felssprengung — mit Holz. Auf Grund eingehender Untersuchungen machten schweizerische Altertumsforscher au den alten Pyramiden bei Giseh eine merkwürdige Entdeckung. Sie stellten nämlich fest, datz die riesigen Felsblöcke, die zur Erstellung der gewaltigen Bauwerke benötigt wurden, mittels Holzkeilen zurechtgemacht wurden Die alten Pharaonen, die dainals schon über erstaunliche technische Fähigkeitei« ver fügten, machten sich nämlich die Eigenschaft nässen Holzes zunutze, selbst größere Stzsteinsmassen zu zersprengen. Mit primitiven Werkzeugen wurden in die großen Felsmasse» Rillen in Abständen eingelassen und in diese wiederum Holz keile getrieben, die man daraus mit Wasser begoß. Die un geheure Gewalt des quellenden Holzes trieb das Gestein aus einander und wirkte ähnlich wie eine moderne Dynamit sprengung. Nur so war eS möglich, daß eine Pyramide im Laufe von nur dreißig Jahren fertlggeftellt werden konnte, wozu inan sonst — ohne das Sprengmittel „Holz" «— mit 2000 Arbeitern etwa 500 Jahre gebraucht hätte. Zweikampf zwischen Riesenschlange und Krokodil. In dem sumpfigen Urwaldgebiet des brasilianischen Amazonas konn» len die Bewohner eines GummizapflagerS einen spannende^ Zweikampf zwischen einem großen Brillenkaiman und einer Riesenschlange, einer sieben Meter langen Sucuri, beobachten. Anscheinend fühlte sich die Schlange, die sich sonst andere Opfer sucht, von dem Kaiman angegriffen und stürzte sich auf datz Tier, das sie mit den tödlichen Windungen ihres baumstarken Leibes umklammerte. Der Kaiman wehrte sich verzweifelt unh konnte schließlich die Riesenschlange dicht hinter dem Kopf tödlich verletzen Als der Kamps zu Ende war, hatte der Kal« man sein Leben ausgehaucht, aber auch die Sucuri war an den schweren Biffen ihres Gegners verendet. Raubwildpläge — Freude für Frauen. In Bulgarien ist das Naubwild in letzter Zeit zu einer wahren Plage ge worden, und die Regierung hat sich nun endlich entschlossen, die Durchführung einer großangelegten Treibjagd im ganzen Staatsgebiet zu gestatten. Auf den Aufruf der Jägerschaft meldeten sich über 800 Nimrode, die dann auch nach Herzens lust ihrer Jagdleidenschaft frönen konnten. So wurden inner halb von wenigen Wochen fast 50 000 Stück Raubwild erlegt. — Am meister sollen sich darüber die Kürschner und mit ihnen die Frauen gefreut haben. DaS sind „Köchinnen"! In der jugoslawischen Hauptstadt veranstaltete ein Gastwirteverband einen eigenartigen Wett bewerb. der für alle erfahrenen Hausfrauen und Köchinnen osfenstand. Es sollte unter 30 verschiedenen Fleischsorten, die nach Körperteilen sortiert waren, das richtige Stück für be stimmte Mahlzeiten herausgesucht und zubereitet werden. Das Ergebnis war beschämend: Von 200 Teilnehmerinnen fanden sich nur drei, die einigermaßen Bescheid wußten, und 180 Frauen konnten nicht einmal mehr alle drei Sorten Fleisch unterscheiden — von der Zubereitung ganz zu schweigen. Arme Ehemänner! In einer Zeit, da diesseits und jenseits des Brenners zwei schicksalsinäßig miteinander verbundene Völler die Ernte des Jahres geborgen haben, treten die Gemeinsamkeiten beider mit der Schärfe und Reinheit eines klaren Herbsttages hervor. Das geistige Band, die weltanschauliche Wahlverwandtschaft des nationalsozialistischen Deutschlands nnd des faschistischen Italiens ist keine blutleere Konstruktion, sondern lebendige Wirklichkeit. Mussolini hat einmal gesagt, Länder, die Eisen, Kupfer, Gold, Oel und Rohstoffe in Mengen hervorbrächten, könnten sich den Luxus von Verschwendung und Mißwirtschaft gönnen, während Länder, die'nicht über solche natürlichen Hilfsqncllen verfügten, in der „Ockonomic" einen schmalen und engen Weg beschreiten müßten, der sie zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit vom Ausland führe. Und der Zwang zur Selbsthilfe war nicht der schlechteste Motor bei der Ankurbelung zweier Wirtschafts systeme, Staatsorganisationen und kultureller Grundlegungen. Das Tucewort, er glaube nicht an internationale Konferenzen, wohl aber an die Arbeit seines Volkes, läßt sich sinngemäß auch auf die „Saatjahre" des natioualsozialistischen Deutschlands beziehen. Und welche Parallelen ergeben sich nicht überall auf dem Gebiete der kulturellen Umbruchsarbeit beider Völker! Das Wesen jeder echten, bodenständigen Kultur strebt nach Erhöhung der Lebenskräfte. Der Nationalsozialismus bejaht das Leistungsprinzip, der Faschismus den substantiellen Wert der Arbeit. Ernst, erhaben und religiös erscheint dem Faschisten das Dasein und weit entfernt von jeglicher Bequemlichkeit. Wie für den faustischen Deutschen steht auch für den Italiener von heute im Anfang stets — die Tat. „Unsere Lehre ist die Tat." (Der Duce auf dein Faschistenkongreß in Florenz.) Große Kraftleistungen sind erforderlich, um aus dein für den Zuwachs an Menschen unzureichenden Boden Italiens jedes Lot Nah rung herauszupressen. Die Sorge ums tägliche Brot, um die Bekämpfung der Armnt und die Erringung der Nahrungsfrei heit bestimmt sogar bedeutende künstlerische Bestrebungen im Lande. Man beginnt also mit dem Nächstliegenden. Die jun gen Künstler schauen dem Volk „aufs Maul", versenken sich in seine Sorgen und Nöte, seine Arbeit und seine kargen Freu den. Es gilt, dem darbenden, schwer um das nackte Leben ringenden italienischen Volke den Glauben an seine Stärke, seine Tüchtigkeit und seine Aufstiegsmöglichkeiten zu verleihen, und wirklich — der Faschismus versetzt hier Berge! Arbeit — Ernte — Brot erwächst aus steinigem Acker, auf einem von vielen Erdbeben erschütterten Boden, Neuland, neues Gemeiuwesen aus Sumpf und Oedland. Und niit dem Mutterlande wetteifern die Kolonien. Mit Hilfe artesischer Brunnen verwandeln sich Wüsteneien in blühende Gärten. Hnnderttauscnde italienischer Bauern werden Siedler und Pioniere des Imperium Nomanum. Ueberall blüht neues Leben aus altersgrauen Ruinen... Ein Glas Wein. Erzählung von Wolfgang Federan. „Pst", sagte das Mädchen und legte «varncnd den Finger auf den Mund, als Berti lärmend in die Wohnung hinein- stürmte. Erst jetzt wurde es ihin wieder schreckhaft bewußt — was er doch iu der Schille beinahe vergessen hatte —, daß sein Vater krank war. „Wo ist Mutti?" fragte er in der Küche. „Sie hat sich ein wenig hingelcgt, sic hat doch die ganze Nacht nicht ein Ange zugcmacht", flüsterte das Mädchen. „Du «uußt nun schön leise sein, damit du sie «licht störst. Am besten, du setzt dich artig in dein Zimmer, wir werden ein bißchen später essen/' Aber wie konnte man in einem solchen Augenblick lesen? Wie konnte man Ruhe finden, wenn alles anders war als gewöhnlich, wenn die ganze Wohnung nach Medikamenten roch und die Mutter mit verweintem Gesicht herumging. „Und Vater?" bohrte Berti, denn natürlich mußte er wissen, wie es ihm ging, er hatte doch ein Recht darauf. Es war doch sein Vater! Das Mädchen schüttelte nur traurig deu Kopf. „Der Doktor war wieder hier, am Vormittag", antwortete sie. „Er machte ein sehr bedenkliches Gesicht; ich habe nicht alles hören können, was er sagte. Nur daß inan abwarten muß und daß alles darauf aukommt, wie er die Krise übersteht." „Die Krise?" Berti wußte nicht recht, Ivas er sich darunter vorstcllen sollte. Aber daß es eine gefährliche und bedrohliche Sache sei, erschien ihm sicher. Eine dunkle Traurigkeit erfüllte jein kleines Herz. Das Mädchen hatte in der Küche vollauf zu tun und keine Zeit mehr für den Jungen. So dröselte er denn in seinem Zimmer und in der Diele herum. Bis ihm plötzlich ein Ein fall kam. .Wenn Mntti schläft und Agnes in der Küche «nit den Tellern klappert', dachte er, ,dann kam« ich doch...' Gleich zog er die Schuhe ans, schlich aus Strümpfen nach dein vna-i alle Jayre vrennt der Herbst in diesen reinen Farben. Wenn der Uebergang von schönen Spätsommertagen zu kühlerem Herbstwetter sich allmählich vollzieh« ist die Pracht am größten. Wenn dagegen in laue, feuchte Frühherbsttage plötzliche Kälte fällt, dann gib« es keine farbenfrohen Tage, dann schnei« es auf grüne Blätter, weil das Chlorophyll, das Blattgrün, keine Zeit hatte, sich umzusormen, um im Zer- setzungsprozeß all die schönen Farben hervorznbringen. Unter dem Ahorn liegen grüngelb gesprenkelte Blätter, die über und über mit schwarzen Tupfen in Pfenniggröße be deckt sind, als ob jemand flüssigen Teer daraufgeiräuselt hätte. Ein Vertreter der Pilze ist es. der hier in ungeheuren Men gen schmarotzt. Und da kommt uns ein Blatt der Rotbuche cntgegengeflogen, bas einen gelbbraunen spitzen Höcker trägt. Schön zierlich ist dieser Höcker, wie wenn er aus Wachs ge dreht und darausgeklebt wäre. Wie ist das Blatt zu diesem seltsamen Höcker gekommen? Die Lupe heraus, das Taschen messer und die Pinzette! Und nun ein solches Gebilde aus geschnitten; mit bloßem Auge ist nicht viel zu sehen: ein glänzendes Etwas ist darin. Aber wenn wir die Lupe zu Hilse nehmen, sehen wir, daß eine graubraune, lebendige Larve darin herumkriecht. Eine Gallwespe hat ein Ei auf dem Blatt gelegt und einen Tropfen scharfen Saftes herumgespritzt. Unter dessen Einwirkung ist dieser seltsam geformte Höcker und damit eine Hülle nm das Ei gewachsen. Von deren Wänden nährt sich die Larve, den«« es liegen winzige Kot bällchen mit in der Kammer. Um denselben Vorgang noch deutlicher zu sehen, gehen wir unter eine Eiche. Hier liegt auch schon ein Blatt mit einem Gallapfel von Kirschengröße. Wir schneiden den schönen gelbroten Apfel ans. Drinnen sitzt eine fette Larve der Eichenblaltgallwespe von zwei bis drei Millimeter Länne. die dein Frühjahr entgegenschmarotzt. Der
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