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Zschopaner Tagebkstt ««» A«zel,«r vo»««tend, de« »1. A«a»ft ISO Zuns fieventen Tag Eisiges Abenteuer lm Sommer Bon Richard Brunotte Neber Windhuk brütete die Glut der Tropensonne, als sich ein nackter schwarzer Fuß vorsichtig dem Vorratshause de» weißen Schlächtermeisters näherte. Suchte der Nigger Küh lung bei den Gefriermaschinen, oder hatte er es auf das Fleisch abgesehen? Der Gehilfe des Metzgers überlegte nicht lange, als er den dunkelhäutigen Mann in dem Kühlraum verschwinden sah. Er schmetterte die Tür hinter dem Eindring ling ins Schloß, so daß der Farbige gefangen saß, und holte die Polizei. ES dauerte eine Weile, bis die, Hüter des Gesetzes zur Stelle waren, und diese Spanne Zeit hatte dem Schwarze« oeinahe das Leben gekostet, denn er wäre in der bitteren KÄte um ein Haar erfroren. Er wurde allerdings von den Schutz leuten auf eine solch wirksame Art „behandelt", daß sich das Blut alsbald neubelrbt durch die erstarrten Glieder ergoß, und der Richter fügte noch drei Monate Zwangsarbeit hinzu, so daß der dunkle Ehrenmann einstweilen vor der Gefahr des Erfrierens bewahrt bleibe» dürste. ES liegt im ZE der Zeit, daß ein ähnliches Geschehen auch aus anderen Weltgegenden berichtet wird. Es ist, als fühle sich die Maschine verpflichtet, das Eigentum ihres Herrn zu verteidigen. In Triest trug es sich kürzlich in dem Lager eines Eiergroßhandlers zu, daß ein ungebetener Besucher von der Kälte überwältigt und daraufhin von der Göttin der Gerechtigkeit ereilt wurde. Derselbe Fall hat sich dann noch in einem osteuropäischen Schlachthaus« ereignet. Einen dramatischen Verlauf aber nahm der Besuch, de« zwei junge Reisende einem Ehikagoer Kühlhause abftattete«. Sie gehörten zu einer Gruppe von etwa vierzig Angehörige« verschiedener europäischer Staaten. DK schier unübersehbare« Reihen der aufgehängten Tierkadaver boten eine« behaglichen Anblick. Boll Aufmerksamkeit lauschte« die Gäste den Aus führungen der Fachmänner des Betriebes. Da geschah es nun, daß sich zwei Landsleute von der Gruppe absonderten. Der eine der beiden war Ingenieur; ihn interessierten die ge waltige« Kühlschlangen und di« übrig« Einrichtung ganz besonders. Er bemühte sich, seinem Gefährten die Schwierig keiten des Mechanismus zu erkläre«. Da bemerkten sie, daß sie allein geblieben waren. Sie eilten der Gruppe nach. Die hatte bereit» da» Kühlhaus verlasse«. Und alle Türe« waren ver schlossen. Di« beiden Verlassenen warteten eine Welle. Ma« würde sie doch Wohl vermUe« un- aus ihrem eisigen Ge ¬ fängnis holen. Aber niemand kam. Da begannen sie »u rufen. Niemand hörte. Und der Ingenieur besann sich: Di« unter irdische Halle war so fest ummauert, daß auch der Lärm einer Granate, die in ihrem Innern explodiert, draußen nicht ver nommen werden würde. Die Kälte stieg. Und es kam ihnen erschreckend zum Bewußtsein, daß der folgende Tag ein Sonntag war, und die Halle dann geschlossen bleiben würde. Die beiden Männer aber steckten in leichten Kleidern, denn draußen war Sommer! Das Thermometer sank. Al» di« Säule bei acht Grad unter Null angekommen war, begannen die beiden zu laufen und mit den Händen um sich zu schlagen, um das Blut in Gang zu erhalten. Ermüdet setzte sich der eine. Da erweckte ihn der andere durch einen regelrechten Fußtritt. Ei« Einschlafen würde den Lod bedeuten! Dann schleppten sie die schweren gefrorenen Fleischstücke. E» war eine furchtbare Arbeit, die ihnen die Hände blutig riß. Und dann schien e« plötzlich, al» habe die Todesangst dem Ingenieur den Verstand geraubt. Er packte einen schweren Ersenhaken und hieb mit aller Kraft auf die Kühlröhre ein, an einem Knick, wo die Schlange durch eine Mutter mit der Hauptröhre verbunden war. Entsetzt sah der Gefährte dem Beginnen zu, aber dann zwang der andere ihn, ebenfalls auf die Mutter einzuhauen. Endlich hatte das Hammern Erfolg. Die Schraube lockerte sich. Alsbald sprangen die Männer hinzu und hängten sich mit ihrem ganzen Gewicht an die Röhre. E» gelang rhnen, sie an der Mutter zu reißen, und schon ergoß sich die Kältemischung in einem scharfen Strahl auf den Boden. Erstarrt und von der riesigen Anstrengung erschöpft, sänke« di? Männer um... Oben im Kontrollraum saß der Beamte, der die Apparate der Kühlhalle zu überwachen hatte. Da fiel ihm der Temperaturstreifen auf. der von dem Zustawd de» Raume» Nummer zwölf Nachricht zu geben hatte. Groß« Schwan kungen zeigten sich an. Auch sank der Druck. Was war dort unten los? Sollte die Anlage gestört sein? Der Beamte fuhr in die dicken Filzschuhe und in den schwere« Pelzmantel. Al» er die Tür der Kuhlhall« öffnete, sah er die beide« vergessene« Besucher am Boden liegen. Sie kamen mit einer schwere« Lungenentzündung davon. Eine halbe Stunde später wäre» sie nicht m«hr z« rette» gewesen. Und nur dem Einfall des Ingenieurs, der die Kälte anlage störte, verdankten sie ihr Leben. Mkem von Saestingen Eine altflanbrisch« Reckenmär, erzählt von F. Wippermann. 's Willem van Saestingen war ei« wackerer RitterSmann tm Flamenlande gewesen und hatte in manchem heißen Treffe« und Turnier sich mannhaft geschlagen. Später aber war er de» unruhevollen Handwerk» der Waffen müde geworden, und er hatte sich in ein Kloster begebe«. Indes, je härter er die immer noch schwelende Glut seine» Innern zu dämpfe« sich abmühte, um so heftiger sollte sie Hervorbrechen und alles Niederreißen, als die Stunde kam, die das Tor aufschlug. Dazumal hatte das dietsche Volk der Flamländer schwer unter der Bedrückung der französischen Könige zu leiden, die derzeit die Lehnsherren der flandrischen Grafen waren. Da mals regierten in Paris Ludwigs des Heiligen unheiliger Enkel Philipp der Vierte, der Schöne geheißen, und Johanna von Navarra, ein über die Maßen stolzes und herrschsüchtiges Weib. Der Fürstin war es schon lange ein Dorn im Auge und im Herzen: der Reichtum der Bürger von Gent und Brügge und Wern wie das adlig freie Gebaren ihrer Frauen. Lllso sandte sie ihren Verwandten Robert von Artois in das Land an der Schelde und der Lys und gebot ihm, keine Scho nung gegen die Bauern und ihre Säue — wie sie sich aus drückte — zu üben. Eine gewaltige Heeresmacht gab sie ihm mit. Schrecken und Tod gingen ihr zur Seite. Oven an ihre Speere hatten die Franzosen kleine Besen gebunden, um anzu künden, daß sie das ganze Land auskehren wollten. Aber das Volk der Kerlinge, aus dem einst die Eroberer des Gallier- reiches ausgezogen waren, fiel nicht in Zagen und Verzweifeln. Allerorten rüstete man zum Kampf für Freiheit und Ehre, für Volkstum und Sprache. Keiner wollte zurückstehen. Und war auch die Mannschaft, die aus den flämischen Gemeinden zusammenströmte und bei Kortrijk auf dem Groeniizger Felde dem Erzfeinde entgegentrat, den welschen Scharen an Zahl und Waffen nicht gewachsen, sie alle waren doch stark und fest durch das Gefühl der gemeinsamen Bedrängnis, des gemein samen Rechtes, durch oen gemeinsamen Willen zum Siegen oder zum Sterben. Ein Funke dieser Begeisterung wehte auch in das Herz Willems van Saestingen, des alten Kriegsmannes und Mönches im Kloster Ter Doest, und entfachte zu Heller Lohe, was lange unter der Asche geglommen hatte. Der Geist und die Kraft seiner Mannheit kam über den greisen Necken, also daß er zwei starke Nosse aus dem Klostcrstalle griff und da mit hinausfuhr, um teilzuhaben an dem Streiten seiner Volks genossen. Der wieder unfromm Gewordene zog mit ihnen gen Kortrijk. Unterwegs veräußerte er eines der Tiere und erwarb dafür Ritterrüstung und Waffen. Da er auf dem Grocninger Anger cintraf, trieb das Gewoge der Schlacht gerade dem Punkte zu, da die welsche Uebermacht der kleinen Schar der Flamen verderblich zu werden drohte, da die französischen Ritter in wahnwitzigem Nebermut ihre Nosse durch und über ihr eigenes Fußvolk getrieben batten und wie eine Gewitter wolke einherstürmten. Gleich eurem Blitze.fuhr da die klotzige Wucht von Willem van Saestingen» Streikhammer auf Vie stolze« Ritterhäupter herab, daß dre Helme krachten und «wa cher welsche Sattel ledig wurde. Da schöpft« die zurück gedrängte Meage der Bolttmänner aeue Zuversicht und sprang unwiderstehlich vor. Der alte Kampe aber fiu den Oberfeld herrn de» fränkischen Ritterheeres selber an. Gewandt klomm er an dem gepanzerten Streithengst empor und riß den Um schlungenen mit sich nieder auf den Boden, wo ihn die Goeden- dags, die langen Spieße, totstachen wie einen tollen Hund. Des Führers Fall war da» Zeichen einer losen Flucht des RitterheereS. Ungezählte fielen den Schwertern und Beilen, den Keulen und GoedendagS der Erbitterten zum Opfer. Die Sieger hängten in der Kortrijkrr Liebfrauenkirche mehr denn dreihundert erbeutete goldene Sporen auf. Der ruhmreiche Tag heißt seitdem die Güldensporenschlacht in der Geschichte. Willem van Saestingen indes, der so viel beigetragen zu dem Glück des Tages, mochte sich nicht wieder in die tatenlose Stille des Klofterlebens fügen. Zurückgekehrt nach Ter Doest, soll er mit den frommen Brüdern unglimpflich umgesprun gen sein. Wie Willem van Saeftinaens Lebensausfahrt gewesen ist, vermeldet keine Chronik. Ich möchte glauben, daß der alte Degen, nachdem er wieder einmal di« Lust de» Männerkampfes gekostet hatte, aufs neue hinausgetrabt ist, um zu seinem Volke zu stehen in den schwerer» Kämpfen Wider Frankreichs Gewalt und Uebermut. Und daß er sich dabei den ehrlichen Schlachten tod erworben hat! Ser Wald brennt Erzählung von Wolfgang Weyrauch. Der Mann war in den Wald gegangen, Willi, das ein jährige Kind, auf dem Rücken. Im Wald fühlte er sich wohl. Hier traf er niemand. Nur die zahmen Damhirsche begegneten ihm. Es war sehr früh. Die Sonne stand noch nicht hoch, aber warm war es doch schon etwas. Der Mann nahm Willi vom Rücken herunter, hielt seine Hand fest und ließ ihn doch vor sich hergehen. Eine glückliche Stunde folgte. Das Kind lachte, fiel hin und lachte, warf mit Steinchen und Laub, lachte, lachte, und der Mann lachte mit. Er freute sich, daß er lachen konnte. Wie lange hatte er nicht mehr gelacht! Schließlich wurden beide recht müde. Der Mann legte sich in eine Mulde und bettete das Kind neben sich. Bald waren sie eingeschlafen. Als der Mann wieder erwachte, schrie Willi. Warum schreit er nur, dachte der Mann. Er setzte sich aufrecht und sah um sich. Der Wald stand schön wie immer. Er hatte sich nicht verändert. Oder war er nicht doch anders geworden? Der Wald roch. Wälder riechen eben, dachte der Mann. Aber sö nicht, dachte er dann wieder. Er roch, wie die Aepfcl riechen, die im Winter in der Ofenröhre angebrannt sind. Süß roch er, versengt. Der Mann mußte husten. Aber- mals blickt« er sich um. Da sah er, daß sich der Wald doch verändert hatte, nicht nur Im Geruch, sonder« auch im An blick. Im Westen, in einer Entfernung von vielleicht hundert Meter, hatte er sich außerordentlich verdichtet; so schien eS. E» kam dem Mann vor, dort seien die Baum« de» Walde» zusammengewachsen. Gelb und grau hatte« st« sich gefärbt, obwohl Hoyer Sommer war. Zuweilen bleckten rote Zungen äu» den Baumwänden. Der Wald stand in Flammen. Der Mann sprang auf, riß Willi, der wieder schlief, zu sich hoch, warf ihn über tue Schulter wie einen Sack, stand einen Augenblick still, überlegte, dann lief er, was er nur Könnt«, nach Osten. Eine bestimmte Stelle aus einem Judianerbuch, da» er einmal al» Junge, vor vielen Jahren, gelesen hatte, war ihm eingefallen. Im Osten, wußte er, floß ein breiter Äach. Wir legen un» in den Bach, nahm er sich voL während er schon dahin lief, dann kann ihm nichts geschehen, dem süßen Buben. Er lief und lief. Er lief, als Ware di« Hölle hinter ihm. Aber war sie denn nicht auch - Wirklich hinter ihm? Es atmete tief und lief nicht mehr, smtdern rannte jetzt. Schon sengt« ihn das Feuer. Wer war schneller, der rennende Mann oder da» Feuer, da» ei« böser Wind anblie»? Der Mann betet«: Lieder Gott, laß mich zum Bach kommen, laß mich nur zum Bach kommen, ich will auch mit allem zufrieden sein, laß mich nur den Willi »um Bach bringen, damit er wieder richtig atmen kann und ich auch, bitte, bann fang ich auch ein neues Leben an, »h Will von jetzt an nur noch gut zu Grete sein, ich weiß ja, daß man mit dir keine Geschäfte machen kann, aber mach doch bitte ei« einziges Mal ein Geschäft, mach'» doch! Sie waren schneller als Brand und Wind. Sie lagen im Bach, ehe da» Feuer sie erreicht hatte. Der Brand rührte. «icht an sie, er fuhr über sie hinweg, der Mann bedankte sich beim lieben Gott, Willi lachte. Ihm machte das Feuer Spaß. Rach mehreren Stunde« war der Brand erloschen, hier, am Bach, aber in der Ferne fraß er sich noch weiter durch den Wald. Der Mann konnte es ganz deutlich sehen. Hier am Bach war alles, Baum, Gebüsch und Unkraut, ein einziger schwarzer Friedhof. Der Man« oiug nach Hause, WM schlief auf seinem Rücken. Grete stand vor der Tür. Sie hatte sich sehr gefürchtet. Sie war immer wieder bi» zum Waldrand gelaufen und hatte nach Marti« und Willi gerufen, nach Marti« fast noch mehr al» nach Willi. Aber memand hatte ihr geantwortet. „Am Anfang dachte ich", erzählte sie, „ihr wäret vielleicht gar nicht im Wald, dann aber wußte ich, ich weiß gar «icht wieso, ihr seid doch drix, und da w«ßt« ich nicht mehr, wa» ich machen sollte. Ich rief auch «icht mehr «äch euch. Ich war einfach „Neis, nein", log de« Man«, um di« Frau zu b«r»hig«n, „wir Ware» «icht drm, wir waren dahinter, aber um M dir zu komme», mußte« wir natürlich eine« großen Uutweg machen. Deshalb kommen wir auch so spat." „Da seid ihr sicher müde", lächelte Grete. Sie glaubte dem Mann kein Wort, denn sie hatte gesehen, daß er und WM ganz naß waren. — „Einen mächtigen Hunger haben wir", meinte der Mann. Er war froh, daß Grete nichts gemerkt zu haben schien., „Wieso seid ihr denn ganz naß?" fragte Grete. Ihr war der Bach eingefallen. Sicher hatten sie sich in den Bach gelegt, und so hatten sie sich gerettet. „Ach, wir sind in den Bach gefallen", lachte der Mann. „Weißt du, der Willi wollte etwas aus dem Bach holen, ich weiß nicht was: ich sah ihn schon hineinfallen, da wollte ich ihn festhalten, da lag er schon drin, und ich auch", schloß er verlegen. „Gibt's denn nicht jetzt endlich etwas zu essen?" ' fragte er. Er tat sehr ungeduldig. „Willi kommt ins Bett, und du legst dich auch etwas hin", sagte die Frau. „Ich bringe euch das Esten ans Bett." „Gut, gut", willigte der Mann ein und legte sich. Grete gab Willi seine Mahlzeit, dann brachte sie ihn zu Bett. Sie kam auch zum Mann, zog die Vorhänge vor, damit die Sonne nicht so grell in das Zimmer schien, und setzte sich auf den Bettrand, den Teller mit der Kartoffelsuppe in der Hand. „Na, Martin?" fragte sie. . „Soll alles wieder gut sein?" fragte der Mann zurück. „Ach, ja, wenn es geht", seufzte Grete, „über für wie lange?" „Jetzt weiß ich, was ich an dir habe", versprach Martin. „Wenn man erfahren hat, wie schrecklich es ist, daß alles auf hören kann, dann weiß man, was man am Leben hat." Er schlief ein. Grete sah sich lächelnd um. Der Mann hatte ja doch eingestanden, daß er im Brand gewesen war. Einmal horchte sie zu den Rufen der Männer hinüber, die fernab den Brand bekämpften. Sie arbeiteten schon lange. Mortm schlief nur ein bißchen, danü half er ihnen. Kleines Mosaik des Wissens In Zentralamerika hat man in den Inka-Nutnen eine Glockenblume gesunden, deren Stengel bis zu drei Meter Höhe emporschietzt. * Die schwedischen- Waldgebiete sind durchschnittlich doppelt so dicht bestanden wie diejenigen Waldzonen Nordamerikas, die in ihrer Art sonst ungefähr dem schwedischen Wald ent sprechen. Ein Unterschied tm Nährwert der Eier je nach der Farbe (braun oder weiß) konnte bisher wissenschaftlich nicht ennit- telt werden. Der Wert ist gleich groß, solange die Eier gut sind. Vas Aalt immer lctmn,imä erst reckt.