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DRESDNER PHILHARMONIE 2. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Donnerstag, den 13. November 1969, 20 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden Dirigent: Kurt Masur Solistin: Cecile Ousset, Frankreich, Klavier Johannes Brahms 1833-1897 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83 Allegro non troppo Allegro appassionato Andante Aliegretto grazioso PAUSE Ludwig van Beethoven 1770-1827 Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 Allegro con brio Andante con moto Allegro Allegro ZUR EINFÜHRUNG Das Klavierkonzert Nr. 2 B-D u r o p. 8 3 von Johannes Brahms entstand in den Jahren 1878 bis 1881 und wurde am 9. November 1881 mit dem Komponisten als Solisten in Budapest uraufgeführt - 22 Jahre nach der Urauf führung seines 1. Klavierkonzertes (d-Moll, op. 15). Bereits damals, nach dem Mißerfolg des 1. Konzertes, hatte Brahms dem Geiger Joseph Joachim Ende 1859 geschrieben: „Trotz alledem wird das Konzert noch einmal gefallen, und ein weiteres soll schon anders lauten." Und tatsächlich unterscheidet sich das dem Lehrer und Freund Eduard Marxsen gewidmete 2. Klavierkonzert in seinem Charakter gänzlich von dem vorhergehenden. Das Werk, von dessen Entstehung der Meister — allerdings recht „unter"treibend — zuerst seiner Freundin Elisabeth von Herzogenberg berichtet hatte („Erzählen will ich, daß ich ein ganz, ei| kleines Klavierkonzert geschrieben, mit einem ganz, einem kleinen Scherzo"), is? im Gegensatz zu dem größtenteils dunkel und ernst gehaltenen 1. Konzert in seiner Grundstimmung fast durchweg hell und farbig, heiter und optimistisch, wenngleich es auch tragischer Töne nicht entbehrt. Bewußt an positive Tra ditionen der Klassik und Romantik anknüpfend, ist das viersätzig aufgebaute B-Dur-Konzert in seinem klassischen Ebenmaß, seiner ausgesprochen volkstüm lichen Haltung und seinem großen Empfinden unterschiedlichster Art Ausdruck verleihenden Erfindungsreichtum eines der schönsten und vollendetsten Werke überhaupt. Ein weiches Hornsolo, das zu einem stimmungsvollen, wohllautenden Frage- und Antwortspiel zwischen Bläsern und Soloinstrumenten führt, eröffnet den ersten Satz (Allegro non troppo). Erst eine machtvolle Kadenz des Solisten löst den Einsatz des vollen Orchesters aus: Strahlend erklingt jetzt im Tutti die erweiterte Hornmelodie. Zusammen mit dem romantischen zweiten Thema und einem weiteren, rhythmisch lebhaften Thema ungarischer Herkunft wird es in der ungemein spannungsreichen, Klavier und Orchester in gleichem Maße ein setzenden Durchführung kunstvoll verarbeitet. Nachdem das motivische Material, nun verändert und umgedeutet, in der Reprise noch einmal vorübergezogen ist, beschließt die kraftvolle Coda den an wechselnden Stimmungen und mannig faltigen Gestaltungen überaus reichen Satz. Das folgende Scherzo, in d-Moll stehend, hebt sich scharf von dem vorange gangenen Allegro ab. Ein wildes, übermütiges, jäh aufwärtsstrebendes Haupt thema, dem ein zarteres Seitenthema der Streicher gegenübergestellt wirck bestimmt die Entwicklung dieses insgesamt stürmisch-virtuos angelegten MusiH Stückes, das eine große sinfonische Durchführung mit zahlreichen, zum Teil etwas dämonisch-bizarren, ausgelassenen Seitengedanken aufweist. Straffe Rhythmik dominiert im D-Dur-Trio des Satzes. CECILE OUSSET wurde in Tarbes (Frankreich) geboren und zeigte bereits in frühester Kindheit ein außerordentliches musikalisches Talent. Sie studierte Klavier bei Marcel Ciampi am Pariser Nationalkonservatorium und erhielt schon mit 14 Jahren einen ersten Preis, dem sich in der Folgezeit noch zahlreiche Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben an schlossen. Die hochbegabte junge französische Pianistin hat seitdem eine brillante internatio nale Karriere angetreten. Eine ausgedehnte Konzerttätigkeit führte die Künstlerin bisher zu Soloabenden und Konzerten mit großen Orchestern in fast alle Länder Europas, darunter nach Belgien, Spanien, Portugal, Italien, Westdeutschland, in die Schweiz sowie nach Nordafrika und Nordamerika. In der DDR gastierte sie erstmalig 1964. Mit der Dresdner Philharmonie musi zierte sie bereits 1966, 1968 und im März 1969. Das zu Beginn vom Solocello vorgetragene gefühlvolle Thema des dritten Satzes (Andante) zeigt eine starke Ähnlichkeit mit der Melodie des von Brahms im Sommer 1886 komponierten Liedes „Immer leiser wird mein Schlummer". Zart und ausdrucksvoll, gleichsam improvisierend, paßt sich das Soloinstrument mit begleitenden Figuren dieser innigen, wunderschönen Melodie an. Auch das der Klarinette übergebene Thema des kurzen Mittelteils begegnet uns in einem Brahms-Lied („Todessehnen") wieder. Rondoartiges Gepräge trägt schließlich das fröhliche, musikantische Finale des Konzertes (Aliegretto grazioso), dessen kapriziöses, anmutiges Hauptthema zu nächst vom Klavier solistisch dargeboten wird und im Verlauf des Satzes in ver schiedener Beleuchtung immer wieder erscheint. Auch die für Brahms' Thematik