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schweifendem Gedankenspiel kaum Platz gewährt. Die der Partitur beige gebene Spielanweisung deutet auf das Wesen des Stückes hin: „Eine Auf führung dieses Werkes sollte anstreben, den ernsten und strengen Charakter der Komposition zum Ausdruck zu bringen; sie sollte sich um eine — bei aller Vitalität, allem Kontrastreichtum und Temperament — noble Haltung be mühen". Wichtig für das Verständnis des Stückes sind aber auch jene Sätze, die der Komponist für das vorliegende Programmheft beisteuerte: „Ich beabsichtigte mit dem Concerto grosso, dem Anlaß Arbeiterfestspiele entsprechend, ein Werk zu schaffen, das in seiner Bedeutung und Sprache von werktätigen Hörern verhältnismäßig leicht verstanden werden kann. Gleichzeitig wirft es besonders in seinem ersten Satz gewichtige Probleme auf; dieser ist vom Ringen, von Problemen erfüllt. Die Soloinstrumente — entgegen einem Tutti von Streichern — sind in sich klangstark und geeignet, lapidare, kampferfüllte Aussagen zu machen. So ist der erste Satz nicht lediglich Unterhaltung, sondern in ihm geht es um ernste, große und dramatische Dinge. Der zweite Satz enthält viele .gesangvolle' Partien der Blechblasinstrumente, so wie man sie sonst eher von Klarinetten oder Violinen vorgetragen hört, aber auch er besitzt einen drama tischen Höhepunkt, um einem zarten, ja elegischen Schlußteil Platz zu machen. Der dritte Satz — vielleicht am leichtesten zu überschauen und zu verfolgen — ist ein 6 /s-Stück, fast wie eine langsame Gigue. In der Mitte dieses Satzes steht eine wild-dahinstampfende Episode im 5 / 4 -Zeitmaß; es kehrt jedoch der zarte Tanzcharakter des Satzanfangs wieder, und der Satz verklingt im pianis- simo in eindeutigem C-Dur." Die ernste, konflikt- und spannungsgeladene Grundhaltung des Werkes wird sogleich in der Einleitung des ersten Satzes fixiert, über harmonisch geschärftem Streicherklanggrund erklingen in den Bläsern signalartige Rufe. Kondukthaft schreitende Viertelbewegung der tiefen Streicher markiert den Beginn des folgenden Allegro assai moderato, dessen monothematisches Grundmaterial in den ersten acht Takten von den Streichern eingeführt wird. Nach der Ex position dominieren die Soli. Nach dem dynamischen Höhepunkt des Satzes strebt das musikalische Geschehen reprisenartig dem Ende zu. Lyrische Ver sonnenheit, Nachdenklichkeit prägt den zweiten Satz. Ein Kanon zwischen 1. Trompete und Posaune wird von den Streichern grundiert. Eine verschleierte tänzerische Haltung besitzt das Vs-Thema der ersten Violinen, mit dem der letzte Satz anhebt. Robustere, leidenschaftlichere Töne werden sodann im Mittelteil angeschlagen. In gelöster Stimmung schließt das Stück ab. Wolfgang Amadeus Mozart schrieb im Jahre 1775 eine Gruppe von fünf Violinkonzerten, von denen das letzte (A-Dur, KV 219) heute erklingt. Zu jener Zeit war der 19jährige als Konzertmeister im Hoforchester des Salz burger Erzbischofs angestellt und schrieb daher diese Konzerte vermutlich für den eigenen Gebrauch, da man von ihm natürlich auch solistische Leistungen auf seinem Dienstinstrument verlangte. Obwohl Mozart schon als Kind gut Geige spielte, wandte er sein Interesse späterhin doch mehr und mehr dem Klavier zu, für das er auch bezeichnenderweise bis zu seinem Lebensende immer bedeutendere Konzerte schuf, während uns an Violinkonzerten nur diese frühen Werke vorliegen (zwei weitere Konzerte blieben in ihrer Echtheit um stritten). Die Violinkonzerte zeigen die Bekanntschaft des jungen Musikers mit den Schöpfungen italienischer Meister wie Boccherini, aber ebenso den Ein fluß Johann Christian Bachs und der französischen Violinisten. Die beiden ersten Konzerte erscheinen in vielen Zügen noch als recht konventionelle Zeug nisse einer eleganten höfischen Kunstübung und sind heute weniger bekannt, in den drei letzten jedoch (G-Dur, D-Dur, A-Dur) wird bereits inhaltlich wie formal eine wesentliche Vertiefung und Bereicherung spürbar. Bei weit gehendem Verzicht auf äußerliche Virtuosenkünste wirken diese Werke beson ders durch ihre jugendliche Unmittelbarkeit und Anmut, durch ihre innige beseelte Melodik. Das A-Dur-Violinkonzert beginnt mit einem fröhlichen Allegro. Nach dem einleitenden rauschenden Tutti wird zunächst ein halb rezitativischer Adagioteil des Solisten eingeschoben - eine ungewöhnliche formale Anlage, ein bereits ganz subjektiver Zug des jungen Komponisten. Den langsamen Mit telsatz (Adagio) erfüllt verhaltene, schmerzliche Erregung. Ein von Mozart 1776 für den Geiger Brunetti nachkomponierter 2. Satz, ein Andante, erreichte, obwohl es künstlerisch ebenfalls durchaus wertvoll ist, nicht die Einfachheit und den inneren Reichtum dieses Satzes. — Im Finale des Werkes (Tempo di menuetto) verbinden sich auf eigenartige Weise Menuettform und Rondoform. Das ein geschaltete Scherzo in a-Moll zeigt deutliche Anklänge an die Volksmusik der Balkanländer und bringt im Kontrast zu dem liebenswürdigen, behäbigen Thema des Hauptteils einen wilden Wirbel stampfender Tanzrhythmen. Eines der bekanntesten und meistgespielten Violinkonzerte überhaupt ist neben den berühmten Konzerten von Beethoven, Brahms und Tschaikowski das Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Das Werk — übrigens wie die Schöpfungen der eben genannten Meister auch Mendelssohn einziger Beitrag zu dieser Gattung — entstand in seiner endgültigen Gestalt im Sommer 1844 in Bad Soden, wo der Komponist im Kreise seiner Familie heitere, ungetrübte FerieÄ tage verlebte; erste Entwürfe dazu stammen jedoch bereits aus dem Jahre 183^ Am 13. März 1845 wurde das Violinkonzert im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung des dänischen Komponisten Niels W. Gade durch den Geiger Ferdinand David (Konzertmeister des Gewandhausorchesters) uraufgeführt, für den es geschrieben worden war und der den ihm befreundeten Mendelssohn auch schon bei der Ausgestaltung des Soloparts in violintechnischer Hinsicht beraten hatte. Nach der erfolgreichen Uraufführung schrieb David an den ge rade in Frankfurt/M. weilenden Komponisten einen begeisterten Brief, in dem es u. a. über das Werk hieß: „Es erfüllt aber auch alle Ansprüche, die an ein Konzertstück zu machen sind, in höchstem Grade, und die Violinspieler können Dir nicht dankbar genug sein für diese Gabe." Bis heute hat sich an diesem Urteil nichts geändert; vereinigt das unverblaßt gebliebene Konzert, das sich vor allem durch seine harmonische Verbindung von (niemals leerer) Virtuosität und Kantabilität sowie durch eine ausgesprochen einheitliche Thematik auszeichnet, doch auch wirklich in schönster Weise alle Vorzüge der Schaffensnatur seines Schöpfers: formale Ausgewogenheit, gedankliche Anmut und jugendliche Frische. Ohne Einleitungstutti beginnt der schwungvolle erste Satz (Allegro molto appassionato) mit dem gleich im zweiten Takt einsetzenden, vom Solisten vor getragenen gesanglichen Hauptthema von echt violinmäßiger Prägung. Neben diesem Thema werden im Verlaufe des von blühender romantischer Poesie er füllten Satzes noch ein ebenfalls sehr kantabler Seitengedanke und ein lied haftes, ruhiges zweites Thema bedeutsam, das zuerst durch die Bläser über einem Orgelpunkt des Soloinstrumentes erklingt und dann von diesem auf gegriffen und weitergeführt wird. Wie eines der Mendelssohnschen „Lieder ohne Worte" mutet der durch einen liegenbleibenden Ton des Fagotts an geschlossene dreiteilige Mittelsatz an, ein in weich wogendem 6 /s-Takt an u^| vorüberziehendes Andante. Echt romantischer Elfenzouber wird schließlich ™ geistsprühenden, prickelnden Finale, das als eine kunstvolle Verbindung von Rondo- und Sonatensatzform angelegt ist und in seinem Charakter der kurz vorher vollendeten „Sommernachtstraum"-Musik des Komponisten nahesteht, in überaus poetischer, stimmungsvoller Weise heraufbeschworen. In festlichem Glanz beendet dieser besonders virtuose, dabei musikalisch ebenfalls substanzreiche Satz das Werk. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNGEN: 25. und 26. Dezember 1969, jeweils 20 Uhr, Kulturpolost 4. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Lothar Seyfarth Solistin': Yaeko Yamane, Japan, Klavier Werke von Mozart, Chopin und Liszt Freier Kartenverkauf 17. Januar 1970, 20 Uhr, Kulturpolast 5. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Günter Blumhagen’, Jena Solist: Stefan Askenase, Belgien, Klavier Werke von Mozart, Britten und Beethoven Freier Kartenverkauf »Hharmoni 3. AUSSERORDENTLICH ES KONZERT 1969/70