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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-194006088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19400608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19400608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Zschopauer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-06
- Tag 1940-06-08
-
Monat
1940-06
-
Jahr
1940
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1940
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Zschopau» Tageblatt und Anzeige, Sonnabend, den 8. Juni 1S4g «r. i»r ÄUM sieventen Tag Zusanierie Ruhmesblatt für eine Waffengattung — Vom Muskeker zum modernen Stohlrupp Abzr krsol Das täglich. 20 Pf. von doi Unte Marsches Fül Das Unse gcleitete Seine « und erw größere Panzers An meh gegange, Den das Vor der Sein quartier stellunge der «ntc länfige 2 Die Havre » in diese! zahlreich von KIM Harstad > Bomben Ein Komma» fenknng Fein Nacht in Fül Das Der Generali unter d« iiberwäl! heute sei Ostu wie der natc la« Soldater tUM WU! gezwung Uebe Die nori 10. Juni pitulatio tkampf u hilft. No funk, Ge: über die Heute sch Frankrei! deutschen scheint a solchen 6 licht Ha Schlacht" scheu üb Die Der von schen B fürchtc schicht« Schlachte einer br, vas, uns Million baten ml tonen, Die den des Roye i stelle als» ihre Stü haben ih verlassen aesichts l Zestungsbaumeisler Albrecht Dürer Wie man sich in alter Zeit vor dem Angriff schützte — Sie Mrnberger Sorg als Musterbeispiel Wher Tag Die Sonne kommt über den Wald geritten, ein Junker in blitzendem Wehrgcwand, und hat mit dem Strahl ihres Schwertes zerschnitten das feindselig drohende Wolkenband, Und höher, höher siegt sie empor und taucht zum Bad in das himmlische Blau, und plätschert viel Weiße Wollest hervor ' in manchen Gestalten: Zwerg, Blume und Pfau. Entsteigt nun den Fluten und schüttelt Millionen glasglitzcruder Tropfen hinunter ins Land, auf Akelei, Wicken und Anemonen, d-- »»unken dem Leuchten sich zugewandt. Michael Molander die „Königin des Schlachtfeldes" Besestigungs- und Fcstungssystcme sind nicht als selb ständige kriegscrscheinungen entstanden, sondern gingen aus der Wechselwirkung der jeweiligen Angriffs- und Verteidi- gnngswasfcn hervor. Infolgedessen genügten auch in alter Zeit oft ciusache Psahlwerke, Erd- oder Steinwälle mit Pali saden, wo heute schwerste Panzerwerke kaum noch hinreichen. Den primitiven natürlichen Befestigungsanlagen folgten Mauern, die an Dicke und Höhe mit der Zerstörungskraft der Wassen Zunahmen. Gegen die Annäherung des Feindes wur den Gräben und sonstige örtliche Hindernisse errichtet. Vor- spriugcude Türme sorgten für Flanliernng und Bewachung der Zugänge. Aus den dem Gelände angcpaßtcn Befestigungen der alten Römer entwickelten sich in Deutschland die wehrhaften Ritterburgen und Stadlbefcstiguugen. Nach dem Auskommen der Geschütze erwies sich eine Umgestaltung dieser mittelalter lichen Verteidigungsanlagen als dringend notwendig. Hinter den Mauern wurde nun eine Brustwehr errichtet und hinter dieser ein Wallgang für Geschütze. Solange die Feuerwaffen nicht die Entscheidung zn erzwingen vermochten, was bei der Belagerung starker Festungen verhältnismäßig spät der Fall war, >var man in Angriff und Verteidigung aus die ver schiedensten Behelfsmittel angewiesen. Zn ihnen gehörten u. a. glühendes Blei, Pech und siedendes Wasser, das die Ver teidiger kübelwcise über die Köpfe der anstürmendcn Gegner ansgossen, während diese mit langen Leitern und riesigen Stnrmböcken die gewaltigen Festungsmauern und -tore zu be zwingen versuchten. Im Jahre 1527 legte Albrecht Dürer, der nicht mir ein genialer Maler, sondern auch ein erfindungsreicher Festnugs- baumeister war, die Grundsätze für eine neue, zweckmäßige Befcsligungstcchttik schriftlich nieder. Sein Hauplwall war von kasemattierlcn Bastionen flankiert. Bombensichere Ge schütz- und WohnkasemaUen sowie kasemattierte Turmsorts, deren Gräben von Galerien und Kaponiören aus bestrichen werden konnten, ergänzten diese Verteidigungsanlagen. Ein Musterbeispiel für mittelalterliche Stadtbefestiguugen gibt die Nürnberger Burg. Hochragende Wachttürme, gewaltige Ning- wälle und steilabfallende Terrassen vereinigen sich rund um die alte Königsburg zn Deutschlands bcsterhaltenem Besestiguugs- gürtel, soweit man größere Städte zum Vergleich heranzieht. Während von der frühesten Verteidigungslinie aus dem 12. Jahrhundert keine sichtbaren Reste mehr vorhanden sind, ist die zweite Umwallung aus dem frühen 13. Jahrhundert noch deutlich erkennbar. Der letzte Mauerring jedoch kam erst in der Zeit vom 14. bis 17. Jahrhundert zur Vollendung. Ein besonderer Reiz der Nürnberger Befestigungsanlagen liegt in schon immer den Kern der Armeen. Bis zum ip. Jahr hundert unterschied man — ähnlich wie heute noch bei der Artillerie — leichte und schwere Infanterie. Die Angehörigen der ersteren waren mit Musketen bewaffne«, hießen daher auch Musketiere und kämpften mehr oder minder zerstreut. Hingegen waren die Männer von der schweren Infanterie, die Pikeniere genannt wurden uud zur Zett der Landsknechte noch Harnisch und Pike trugen, mit schweren Gewehren aus gerüstet. Zum Exerzieren und zum Kampfe traten sie in großen Vierecken an, die mitunter mehrere lausend Mann um- saßten. Nach der Vervollkommnung der Feuerwafsen wurden in der Liniensormation stets alle Gewehre gleichzeitig verwandt. Durch die Einführung des eisernen Ladestocks, oes Gleich schritts und des scharfen Drills unter Friedrich Wilhelm I. und Friedrich dem Großen konnten die Feuergeschwindigkeit und Wirkung der Infanterie beträchtlich gesteigert werden. " Immerhin war auch damals noch das Exerzierreglement von nein, das alles ging nicht. Gin vigcyen aur oem rcrm pyen, ein bißchen spazieren gehen, ein bißchen schwätzen, alles das ging, aber mehr nicht. Stefan liebte kleine Kinder, sie liefen ihm auf der Straße zu, er selber hatte kein kleines Kind, er war nicht Papa und nicht Vati, noch nicht, nein, er war vorerst nur Onkel Stefan. Aber das Kind Rosemarie hatte hundert Wünsche, es war lebendig zum Erschrecken, es wollte nicht artig sein, nicht brav, nicht vernünftig: es kletterte an Onkel Stefan herum, es lief einmal fort, es wollte einmal getragen werden und ein anderes Mal geschaukelt; es sollte die Schaufenster nahebei milbesehen, es sollte dieses und jenes Unterhaltsame tun, bitte, Rosemarie! Doch Rosemarie hatte einen eigenen Kopf, einen Kopf mit einem Kinderverstand: Rosemarie sprang und tanzte umher, Rosemarie setzte sich dennoch auf die kalten Steine, Rosemarie lief fort, Rosemarie tat alles Gegenteilige, und Stefan schwitzte dabei bald vor Aufregung und Not und Sorge: Frau Dorn mit ein paar kleinen Einkäufen kam noch immer nicht! Sie kam nach einer langen Viertelstunde: „Die Zeit ist Ihnen doch nicht etwa lang geworden, Herr Gaderoth?" — „Noch niemals ist mir eine Viertelstunde so rasch verlaufen, Frau Dorn", behauptete Stefan verzweifelt, indem er das Kind Rosemarie wieder ablieferte und sich von Frau Dorn verabschiedete. Frau Dorn ging hierhin, und Stefan ging dorthin, zwanzig Schritte Wetter über den Bürgersteig blieb er stehen, um sein Haar ein bißchen zurechtzustreicheu und den Hut zurechtzurücken und den Mantel und die Hose ein bißchen abzuklopfen; das alles dauerte nicht lange, und dann qing Stefan weiter. Er oina rasch, sehr rasch! der schier unerjchopiuchen Mamugsalngleu oer 4.ucmivlu,r». Das älteste Bauwerk des ganzen Verteidigungswerkes, der be- rühmte fünfeckige Turm, in dem die Nürnberger Folterkammer untergebrachl ist, stammt noch aus der Zeit um 1050. Während ursprünglich die altitalienische VefestigungSkunst in der Kriegstechnik vorherrschend war, treten später neben der deutschen die niederländische und sranzösische an deren Stelle. Die Holländer wählten erstmals statt der festen Mauern Wassergräben, die von einem vor dem Hauptwnll ge legenen Niederwall aus bestrichen werden konnten. Später haben sich daun aus dieser Verteidigungsmethode ganze Ueberschwemmungssysteme entwickelt. Von den Franzosen hingegen wurde im 17. Jahrhundert neben dem Wasser- auch der Minenbau eifrig betrieben. In Preußen wurden schon 1784 durch Wallräwe Befestißungswerke mit flankierten Gräben, Reversgalerien und Wohnkasemattcn angelegt. Später gab dann Friedrich der Große Anweisungen der Befestigung von Glatz, Graudcnz, Neiße usw., wobei schon vorgeschobene Forts, kasemattierte Batterien im Vorfeld, ebensolche Grabcu- slankierungcn und Unterkunftsräume im Vorfeld Verwendung sanden. In der Folgezeit hat sich dann im Besestigungsban immer mehr der Grundgedanke durchgesetzt, der sich dauernd steigern den Artillcricwirkung der Angreifer einen möglichst nachdrück lichen Widerstand entgegenzusetzen. Man hielt zwar zunächst noch an der Haupt- öder Kernumwallung fest, schob aber die einzelnen Forts 4 bis 7 Kilometer weit hinaus, um hierdurch eine Bombardierung zu verhindern. Bis zum Weltkrieg setzte man in Belgien und Frankreich große Hoffnungen auf die starken Fortsestungcn mit Panzerkuppeln und angeblich bombensicheren Artillerie- und Jnfanterie-Munitionswcrkcn. Sie zerbrachen jedoch unter dem deutschen Ansturm und dem Hagel schwerster Granaten meist schon nach wenigen Tagen. Auch heute wieder habe» die Kriegscreignisse im Westen ge zeigt. daß weder die stärksten belgischen Festungen Lüttich, Namur und Antwerpen, noch die vielgerühmtcn sranzösischen Verteidigungsanlagen den deutschen Vormarsch aufzuhalten vermochten, dem in der modernen schweren Artillerie und den Stukas Angrifsswaffen von geradezu unvorstellbarer Durch schlagskraft uud Wirkung zur Verfügung stehen. Zum Schutze Deutschland entstand aus Befehl des Führers der Westwall. Nach den modernsten Grundsätzen erbaut, bietet er in seiner genialen,Anlage, die wesentlich von den starren Befestigungs- linicn in Belgien und Frankreich abweicht, die unbedingte Gewähr für Deutschlands Sicherheit. Durch die Tat des Führers ist so jeder Angriff auf deutsches Laud unmöglich gemacht worden. Wk Md Mist Ticrskizze von Arno Reißen weder. Jdor und Antje sind zwei ungarische Hirtenhuude. Idor ist das Zeitlupentempo von Antje; womit verraten wird, daß er männlichen Geschlechtes ist. Antje gibt zehn Psöichcu, wenn man eines will, und ist auch sonst recht zugänglich. Also draucht auch über ihre Geschlechtszugehörigkeit nichts weiter ausgesagt zu werden. Beide lieben sich innig. Tas muß ja auch in einer richtigen Familie so sein. Familie? Nun, oaS ist der Zeit vorausgeeilt. Vorläufig sind beide noch sehr jung und wollen erst Familie werden. Antje verteidigt ihren Herrn auf Leben und Tod, selbst gegen Frauchen. Das soll zuweilen gar nicht so unremt sein. Sonst aber liebt sie Frauchen ebenfalls: nur eben, was ilu eu Herrn angeht, da kennt sie keine Grenzen. Idor ist gleich mütig. Er scheint Paprika und P"ßm vergessen zu bat n. Wer die Raffe nicht kennt? hält ibn für eine '.'dümmer einer Umständlichkeit und Weitschweifigkeit, die für Menschen der Gegenwart kaum faßbar ist. Bis z. B. ein Gewehr ab- gefcuert werden konnte, bedurfte es einer ganzen Reibe von Kommandos, die. sich aus jeden einzelnen Handgriff vom Pulverausschütten bis zum Schießen bezogen. Bou Friedrich dem Großen wurde die leichte Infanterie, die vorübergehend abgeschafft war, für Dors-, Wald- uud Vor- postcngefechie wieder ciugesührl. Eine gauze eigene Kriegs- taktik für das Fußvolk entwickelte Napoleon I. Der große Korse ließ seine Gefechte durch sogcuannle Tiralllcure — Plänkler — einletten — uud mit leichtbeweglichen Kolonnen dann den entscheidenden Stoß führen. Doch auch diese Form des Jnfauteriekampfes war nur vorübergehend. Bald mußten auch die Kolonnen infolge der sich immer mehr steigernden Wirkung der Feuerwafsen aus gelöst werden. Die Gefechte wurden nun immer mehr in stark aufgelockerten Formationen durchgeführt, womit au die Füh rung und -die Einsatzbereitschaft des einzelnen Mannes natürlich erhöhte Anforderungen gestellt wurden. Es galt jetzt nicht mehr, rein automatisch nach dem Kasernenhosregle- mcnt irgendeinem Befehl zu folgen, sondern auf Grund der eigenen Intelligenz mehr oder minder selbständig die Kampf lage zu beurteilen und darnach z» handeln. Damit war die Zeit gekommen, in der sich der vernunftbegabte, deutsche Sol dat auf das höchste bewähren konnte. Bis zum Weltkrieg hielt man bei der Infanterie ge schlossene Reserven zurück, aus denen dann die aufgelösten Schützenlinien ergänzt wurden, die in breiter Front die Ent scheidung erzwingen sollten. Das moderne Schlachtfeld zeigt ein ganz anderes Bild als die Walstatt von ehedem. Unter sorgfältigster Ausnützung aller Geländeunebenheiten, häufi gem Gebrauch des Spatens und Tarnung durch Baumzweige, Grasbüschel oder Einnebeln nähern sich einzelne Schützen und leichte MG.-Gruppen den feindlichen Stellungen. Die schweren Infanteriewaffen, Granat- und Miuenwerfer, schwere Maschinengewehre und leichte Geschütze, folgen dann stasfelweise, um den Stoßtrupps den Weg zu bahnen. — Nimmt man heute an einem Manöver oder Jnfantericangrisf im Felde teil, so vermag man es kaum zu glauben, daß durch das Versailler Diktat auch der Infanterie die schweren Waffen verboten waren. Weder die einstige Reichswehr, noch das damalige Bundesheer durften Infanteriegeschütze besitzen. — Darin ist nun erfreulicherweise längst ein Wandel einge treten. Die deutsche Infanterie verfügt Herste über eine ge radezu ungeheure Stoß- Und Feuerkraft. St« steigert sich zu einem Orkan von Stahls wenn auch noch die schweren Waffen anderer Truppengattungen in den Kampf eingreifen. Trotz größter Beweglichkeit und kaum glaublicher Marschleistungen steht die deutle Infanterie so fest und unerschütterlich wie ein Fels im Meer, wenn es gilt, einem feindlichen Ansturm standzuhalten. Geht sie aber selbst »nm Angriff über, so gibt es kein Gegenmittel gegen ihr todesmutiges Vorwärts drängen. An die Stelle zügelloser Landöknechthaufen früherer Jahrhunderte ist heute der zugleich besonnene und verwegene Einzelkämpfer getreten, der, mit den modernsten Waffen auS- aestattet. jeder Eventualität der Schlacht gewachsen ist. Ein Kia- namens Rosemarie Kleine Geschichte von Rolf Schröder. Stefan strebte mit langen Schritten dem Ausgang de! Kaufhauses zu. Er hatte eS eilig und hörte nichts, nein, er sah und ahnte auch nichts Ueberraschendes, und das Ueber- rafchende geschah ihm dennoch. Ja, urplötzlich rief ein kleines Kind, indem es dabei vor dem langen Verkaufstisch einen heftigen und entzückten Tanz aufführte, ein paar Male nach einander sehr laut: „Onkel Stefan, Onkel Stefan!" Imme, wieder: „Onkel Stefan!" DaS kleine Kind war entzückt, eS sah aus wie eine hübsche Puppe mit goldenen Haaren und blauen Augen und hieß Rosemarie Die Verkäuferinnen jenseits der Ladenbank blickten dem lebendigen Kinde zu und lächelten versteckt über den jungen Herrn, der hier Onkel Stefan gerufen wurde und davon eine dunkle Stirn bekam. Stefan beugte sich rasch zu Rosemarie nieder: „Aber Kind", sagte er vorwurfsvoll, „wer wird denn hier so viel Radau machen?" Rosemarie war gleich still, legte beide Arme um das nächste Bein Stefans, indem sie ihr kleines Gesicht heftig gegen seinen Weichen Mantel preßte, und Stefan begrüßte nun erst einmal die junge Frau bei Rosemarie: „Frau Dorn", sagte er höflich, „ich freue mich — Ihnen zu begegnen. Wie geht es Ihnen?" „Gut, Herr Gaderoth", dankte Frau Dorn, „ich habe ein paar kleine Einkäufe zu besorgen." — „Dars ich Ihnen Rosemarie inzwischen ein bißchen förtnehmen?" fragte Stefan. „Ich würde Sie gern mit dem Kind auf der Straße erwarten." „Sie sind sehr liebenswürdig, Herr Gaderoth", dankte Frau Dorn wieder. „Sie haben Zeit, ja?" — „Ich habe viel Zeit", behauptete der eilige Stefan. Er nahm Rosemarie bei der Hand und ging mit ihr hinaus. Stefan trug ein Paket in der Hand, und Rosemarie hatte einen Mantel cm, ein Mäntelchen, und eine kleine Mühe auf; sie trug auch eine» kleinen Regenschirm bei sich, ein Regcn- schirmchen: nein, Stefan hatte noch niemals einen so kleinen Regenschirm gesehen. Ta standen sie nun beide vor dem Laden auf der Straße, sie schmähten kinderdeutsch mttcmander, die vorbeilommenden Leute sahen sie beide an und flüsterten sich zuweilen zu: „Welch hübsches Kind!" Rosemarie wollte zuerst an Onkel Stefan hinaufklettern, oho! „Nein, das geht wirklich nicht", wehrte Stefan die Klettervermche ab, und er war ein bißchen besorgt um seine Kleidung. Gut, das also ging nicht, dann wollte Rosemarie in dem Anio sitzen, das Sa an der Bordkante hielt, dann auf dem Dacb »enleüs der Straße, dann ans Onkel Stefans Arm, aber Spezialität: Mei Ruah will i Hamm, und sonst kannst mi gern Hamm... Jdor ist darüber hinaus Kavalier. Wenn kein Mensch seinen Futternapf berühren darf, so bald er sich seiner wich tigsten Beschäftigung, dem Fressen, widmet, — Antje darf es. Und sie bekundet hierin wenig Takt und Zartgefühl. Wenn Herrchen nicht dabei steht und sie zur Ordnung ruft, frißt sie Idor rein alles weg; und es kümniert sie wenig, daß ihm vor Fretzlust und Hunger das Wasser im Maule zusammenläuft. Aber Antje ist eben, wie gesagt, weiblichen Geschlechts und Jdor Kavalier. Eben bellt er draußen vor dem Fenster. Und hierin unterscheiden sich die beiden Kuvasz von den Menschen: sie macht ihm das Bellen nicht streitig. Jdor meldet Besucher auf zweHundert Meter Entfernung, Antje bemüht sich erst bei fünfzig Meter. Aber wenn Herrchen nach Hause kommt, ist es umgekehrt. Dann will auch das Schwanzwedeln bei ihr kein Ende nehmen, während Jdor sich recht wenig anstrengt. „Tja, es sind eben Hunde", meint der alte Stoffel und hat damit das Klügste gesagt, was ein Menschenhirn in dieser Beziehung ausdenken kann. Antje huldigt dem ungarischen Magnatentum: sie hat Jagdpassionen, während Idor auch hier mehr zu der ur- bayerischen Ruhe neigt. Herrchens Unnachgicbigkeit in dieser Beziehung versteht sie nicht. Auch daß er sich durch rührendes Schwanzwedeln nicht erweichen läßt, ist ihr unbegreiflich. Und über Jdor kann sie geradezu ärgerlich werden, weil er bei Waldspaziergängen nicht von der Seite seines Herrn weicht und dafür viel Lob empfängt. Für Jdor ist das keineswegs Liebedienerei, sondern die Folge einer schwierigen Ueber- legung, die ihm klar gemacht hat, daß der gerade Weg immer der kürzeste ist. Jdor schätzt sich angesichts seiner Veran lagung glücklich, zu dieser bequemen und lohnenden Erkennt nis gekommen zu sein. Antje jedoch darf nicht unrecht getan werden: sie gehorcht ebenfalls aufs Wort. Viel schneller als der zeitlupenbedingte Jdor kommt sic herbei und tut, wer weiß wie, erfreut. Idor schläft mit Wonne eisgekühlt. Antje hingegen ist darin anderer Ansicht. Sie zieht ein warmes, weiches Lager dem eisgekühlten bei weitem vor. Und wieder ist man ver« sucht, mit dem alten Stoffel zu sagen: Tja, eS sind eben Hunde, und inan soll Hunde und Menschen nicht zusammeurcchnen. Es wäre noch mancherlei über die beiden weißen lang- hacnEen Geschöpfe zu sagen. Aber das wollen wir Berufeneren übe' assen; denn wir vermögen nicht rinznsehen, warum wir uns darüber den Kopf zerbrechen sollen, wenn es sogar Ge'ebrte gibt, die noch über ganz andere Dinge gestrauchelt und oeunoch unsterblich geworden sind... Wenn von den gegenwärtigen ungeheuren Leistungen unserer Truppen im Westen die Rede ist, wollen wir hierbei nicht zuletzt an die Infanterie denken, die im Verein mit der Luft- und Panzerwasfe sowie der Artillerie und Nachrichten truppe den Feind angreift und wirft, wo sie ihn trifft. Oft marschiert sie den Gegner buchstäblich aus seinen Stellungen heraus, ohne ihm Zett zu lassen, sich irgendwo wieder fest- znsetzen. Wo es aber z»nn Kampfe kommt, ist die deutsch« Infanterie wie schon seit Jahrhunderten die unbestrittene „Königin des Schlachtfeldes". Allerdings haben sich im Wandel der Zeiten die Formen stark geändert, unter denen diese von jeher wichtigst« Wasfen- gattung auftritt. Ler Name „Infanterie" ist auf das spanische „infante" zurückzuführen, was so Viet wie junger Bursche oder Fußvolk bedeutet. Seit dem 17. Jahrhundert bekannt, bildete die Infanterie mit wenigen Ausnahmen, unter denen in erster Linie das mittelalterliche Rittertum und die zügel losen Heerscharen halbwilder Rettervölker zu erwähnen sind, Dar Dlatt U! Sei n«. 1
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