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KaMSn Freels und das Siebengestirn Ein« Geschichte von Pau Wenn ich in klaren Nächten das Siebengestirn am Himmel flimmern sehe, muß ich jedesmal an die Gerichte des Kapitän Freels denken... Christian Freels war damals noch Vollmatrose und hatte eine Heuer auf dem Rahschoner „Frauenlob" bekommen. Solch ein schönes Schiff hatte er sich schon längst gewünscht. „Du mußt es dir mal ansehen!" sagte er zu Dörte. Sie aber hielt nicht viel von Segelschiffen, denn die Reisen waren lang. MS der Schoner abiegte, füllte eine frische Prise die Segel. Christian musterte das straffe Takelwerk, sah auf die knarren den Blöcke und schielte heimlich nach dem Ruder, das fest und sicher in den harten Seefahrerhänden des Steuermannes lag. Solche Hände wünschte er fick. Dann aber werde ich arbeiten für Dörte — waren seine Gedanken. Seewachen reihten sich nun an Seewachen. Wenn er an lauen Abenden auf der Luke die Harmonika spielt« und wenn er in klaren Nächten am Himmel daS Siebengestirn erblickte, dachte er oft an Dort«. Doch di« lauen Abende waren nur Men und viele Nächte voll eisiger Stürme. Bon den Häfen schriÄ er Briefe und Karten, und ein saubergeschmtzteS Sandelholz kästchen schickte er ihr. Endlich kam dann oer Schoner zurück. Es ivar an einem klaren Winterabend. Dörte stand am Boll werk. Er gab ihr die Hand. Dabei spürte er, wie hart seine Hand geworden war. Bei ihr zu Hause mußte er die Geranien bewundern, die schon neue Triebe zeigten, und viele Stickereien und Häkelarbeiten. Auf der Kommode stand das Sandelholzkästchen. Seine Briefe und Karten lagen darin — aber von dem, was Dörte da nun alles erzählte und erklärte, verstand er kaum ein Wort. Denn er hatte längst eine Gardine beiseite gezogen und starrte nach dem Siebengestirn, nach der mondüberfluteten Elbe, wo mächtige Eisschollen trieben. Wenn die Elbe nur offen bleibt! — dachte er. In den nächsten Tagen sollte er nämlich seine erste Fahrt als Segelschiffsteuermann antreten. Beim Abschied be merkte er Dörtes schönen Mund. Da fiel ihm ein, daß er sie noch vor der Ausreise hatte heiraten wollen. Doch die Zeit war viel zu kurz. „Warte, bis ich Kapitän geworden oin!" sagte er. Sie sah ihn lange an, ihre Blicke hätten einen Stein erweiche« können, doch Christian küßt- sie nicht einmal. Als er gegangen war, warf sie sich wild aufschluchzend über ihr Bett. Viele Jahre bauerte die Fahrt. Oft sah sich Christian in Gedanken schon als Kapitän, sah Dörte als seine Frau und wünschte sich recht viele Kinder mit ihr. Sieben Jungen. Di« sollten dann um den Küchentisch herum sitzen wie die Matrosen an der Back, wie das Siebengestirn alle auf einem Haufen. Wie lange er aber damit noch warten müsse, daran dachte er nie. Nur einmal, ja, da dachte er doch daran. Als er nämlich sei« Kapitänspatent in der Tasche hatte und nun ohne Schiff an Land liegen mußt«. Jacob-La ngenbeck. Einen Dampfer hätte er allerdings gleich haben können, zehn sogar, aber er wollte keinen Dainpfer. DaS wäre nicht schön von ihm — meinte Dörte —; wenn er fie wirklich Ü« hätte, nähme er den ersten besten Frachter. Dann sei er oft« mal im Hafen. Nein, er wollte nicht. Von nun ab war sie sehr besorgt um ihn, wusch auch sein« Wäsche, und obenauf legte sie stets ein Päckchen Tabak. Dann wurde er jedesmal unbändig sroh, holte sogar di« Harmonika aus der Seekiste und spielte seine alten Seemannsweisen. Dörte lag dann lange wach und starrte mit seltsam trockenen Allgen nach der Schlafftubentür. Doch nie klopfte es. Mit der Zeit — es war schon im Spätsommer, das Hafenwasser ölig und faul — wollte sie schier verzagen. In jenen Wochen hörte Christian von einem großen Dampfer, der im Hafen lag. Am nächsten Morgen stand er sehr früh aus. Dörte war natürlich schrecklich neugierig, konnte aber nicht erfahren, was er vorhatte. Schnell schob sie ihm noch ein Frühstückspaket in die Tasche. Ein lustiges Lied Pfeisend, ging er um die nächste Ecke. Spät kam er nach Hause, denn er hatte allerlei zu regeln gehabt. Unterwegs stolperte er oft, well er nämlich mehr nach dem Siebengestirn Klickte als auf die Straße. Dörte lag noch wach. Ohne anzuklopfen stürmte er in die Schlafstube. „Dörte..." begann er, doch Dörte kam ihm zuvor. — „ES ist da ein Telegramm angekommen", sagte sie. „Du mußt sofort an Bord. Nm sechs Uhr geht der Schoner in See." Und damit drehte sie sich um. Um sechs! Jetzt war es schon elf Uhrl „Ich bin ja so froh", rief er aus, „daß der dumme Schoner weg rst." Und nun er zählte er von dem großen Dampfer, den er bekommen hatte, von seinem Kapitänsposten — und vom Siebengestirn. Eine lange Geschichte erzählte er noch vom Siebengestirn, und in dieser Geschichte kam etwas vor von sieben Jungen, die er sich gewünscht hatte. Dörte schlang ihre Arme um seinen Hals, als sie daS hörte, und immer und immer wieder küßte sie ihn. In dieser Nacht schlief sie das erste Mal nicht allem. Alles kam, wie Kapitän Christian FreelS eS sich gewünscht hatte. Es konnte ja auch gar nicht anders kommen. „Selbst verständlich tverden wir sofort heiraten", sagte er bei seiner Heimkehr. Ebenso selbstverständlich kamen dann auch im Laufe der Jahre die sieben Jungen. Wie Matrosen um eine Back, so saßen sie nm des Vaters Tisch herum, und alle wurden groß... Wenn in klaren Nächten Christian und Dörte über die Elbe hinweg voller Dankbarkeit zum Himmel aufsehen, dann zeigt er ihr sieben Sterne. „Unser Siebengestirn!" nennen es die beiden, und für jeden einzelnen Stern wissen sie heimlich einen Namen. sastia über dem Feuer dreht«,' ruhte manch begehrliches Aüge der herumstehenden Krieger mit selig schimmerndem Glanz auf ihm. Ach, eS sollte für alle zu emer furchtbare« Enttäuschung kommen. Als nämlich der leckere Braten fertig war, trat der An führer mit ernster Miene vor sein« Leute hin und sprach: „Es wäre eine Gnade des Himmels, wenn wir diesen duften den Braten verzehren dürften, aber ich habe, durch die Not ge zwungen, anders darüber beschlossen. Wir wollen uns auch heute wieder mit einigem Brot und Salz begnügen, ich hoff« zuver sichtlich, es ist daS letzte Mal. Ich weiß, die Schweden sind der Belagerung seit langem satt, und bei passendem Vorwand wer den sie nichts lieber tun als weiterziehen. Nehmt das so lecker gebratene Schwein und legt eS statt eines Geschosses in ein« Hau bitze. Setzt ordentlich Pulver dahinter — dann wollen wir den edlen Braten hurtig zu den Schweden hinüberschieße», um ihnen zu zeigen, daß es uns Wohl ergeht auf unserer Burg und daß wir von unserm Ueberfluß auch unseren Feinden noch etwas zukommen lassen können. Auf! ES ist eine List, die mir der Himmel eingab und die unsere Rettung werden kann. Zieht keine sauren Gesichter, sondern tut, was ich euch geheißen habe!" Die Leute schoben den knusprigen Schweineleib mit lang- samen und recht unwilligen Beivegungcn in das Feuerrohr — es war für alle eine Qual, von diesem Braten nichts weiter als den Duft genießen zu dürfen, der ihre Zungen nur noch lüsterner machte. Aber gegen den Befehl Tobias Ebelins gab eS keine Widercde, man tat das nölige Pulver in das Rohr, der Anführer legte selbst die Lunte an — und das sonderbarste aller Geschosse flog in weitem Bogen in das Feldlager der Schweden hinüber, wo es allseitig mit größter Verwunderung empfan- gen wurde. „Ein Braten?" fragte der schwedische Oberst, indem er staunend die Augen aufriß, „ich wünschte, die Kanonen spien immer so wohltuende Dinge auS ihrem sonst so teuflischen Rachen! Leute, wir ziehen ab. Bespannt die Wagen, ladet die Faschinen auf, faltet die Zelte zusammen! Wer seinen Feind noch mit so köstlichem Schweinebraten traktieren kann, der leidet keine Not, und es wäre ohne Sinn, ihn länger belagern zu wollen. Diesen Kriegern in der Festung da drüben müssen ge heimnisvolle unterirdische Quellen znfließen, die sie mit allen Herrlichkeiten der Welt versorgen. Auf! Wenden wir uns neuen Zielen zu!" Man kann sich die überschwengliche Freude der halb ver hungerten Besatzung vorstellen, als sie wahrnahm, wie «ine jähe Bewegung in die schwedischen Haufen kam und ihre Zelte ab gebrochen wurden. -- „Es ist gelungen!" rief Tobias Ebelin mit strahlendem Anüitz, dann faltete er die Hände und schickte ein schnelles Dank gebet zum Himmel. Seine Leute hoben ihn jubilierend auf ihre abgemagerten Schultern und trugen ihn im Triumphzug über den Burghof hin. Schweinebralen im Geschütz Heitere Geschichte von Hans Bethge. Als die Schwedenheere durch Deutschland zogen, marschierte auch eine Abteilung durch das Tal der fränkischen Saale und zog Kissingen hinaus flußabwärts, wo sie vor die Feste Trimburg kam. Der schwedische Oberst hatte erfahren, daß sich der durch seine Tapferkeit und Unerschrockenheit berühmte und gefürchtete Tobias Ebelin in dieser Burg festgesetzt haue, um den Schweden Widerstand zu leisten. Da die Trimburg schwer zu nehmen war, beschloß der Schwede, keinen Sturm in Szene zu setzen, sondern verschanzte sich in einem Lager bei Elfershausen am andern User der Saale, in der Hoffnung, die Trimburg aushnngern zu können. Den Leuten in der Festung ging es von Woche zu Woche schlechter, die Nationen der Lebensmittel wurde» zwar vorsichtig gestreckt, doch war es leicht aüszurechnen, daß sie m einiger Zeit ganz zu Ende sein würden. Dennoch standen die Leute uner- fchüiterlich zu ihrem Anführer Tobias Ebelin, der in allen schwierigen Lagen noch immer einen Answeg gefunden hatte. Sie irrten sich nicht. Ebelin war es klar geworden, daß er die Schweden, die sich in ihrer Tatenlosigkeit außerordentlich langweilten und einen geeigneten Grund zum Weiterziehen herzlich herbeisehnten, nur durch eine List würde zum Abzug bringen können. Er ersann diese List, und sie gelang. Die Verpflegung der Belagerten war allmählich so zusam mengeschrumpft, daß an Fleisch nur noch ein einziges Schwein vorhanden war. Nachdem man tagelang von nichts als Brot und Salz gelebt hatte, befahl Tobias Ebelin, dieses Schwein zu schlachten. Die Mienen der Soldaten hellten sich auf, da endlich wieder ein Bissen solider Nahrung in Aussicht stand, wenn auch der letzte. Nachdem das Tier sein Leben gelassen hatte, befahl der Anführer, es am Spieß zu braten, und während es sich vermischtes Der Spaziergang des Löwen. Während ein Zirkus In Cuneo in Norditalie» seine Zelte aufschlug, gelang eS einem Löwen des Tierparks, ans seinem Käfig zn entwischen. Ent setzen erfaßte die Leute, als sie unversehens den Wüstenkönig durch die Straßen daherkommen sahen. Aber der Löwe war an den Menschen sichtlich uninteressiert. Nachdem er bemerkt hatte, daß er sich tn Freiheit befand, reckte und dehnte er sich »»nächst mit sichtlichem Wohlbehagen, dann sperrte er gäh nend — ein furchterregender Anblick — seinen unheildrohen- dcn Nachen auf, um darauf in aller Ruhe seinen Spaziergang zu beginnen. Für einen Straßenkehrer, der nichtsahnend seiner Tätigkeit nachqtng, schien der Löwe eine ganz besondere Sympathie zu empfinden; das Tier kam von hinten un bemerkt au den Mann heran, legte seine Vorderpfoten aus die Schultern des Straßenkehrers und richtete sich an ihm auf. Man kann sich das Entsetzen des Mannes über diese uncr- warnne Liebkosung Vorsteven! Aber der Löwe dachie gar nlchi daran, ihm ein Leid anzutun, er beschnupperte Um n-r m-r- merksam, wandle sich dann enttäusch« über die geringe Gegen liebe von ihm ab, machte kehr« und begab sich mit aller Selbst verständlichkeit wieder in seinen Käfig zurück. Vimer aus Maud Erzählung von Franz Braumann. Als Barbara jäh aus dem Schlaf emporfuhr und die Angen aufschlug, trug ihr Ohr noch aus dem Schlummer einen seltsamen Ton in sich. Lauschend wandte sie sich zum Fenster und schob den leichten Vorhang zurück. Ueber der Kammer lastete eine stumme Stille, aber durch das halboffene Hensler sank warm und aufwühlend die Luft des jungen Hrühlings herein. Ein dumpfer Wind fiel in die Bäume, autlos schwammen unter den Hellen Sternen die Wolken dahin — da traf sie jener seltsame fremde Ton der Nacht von neuem! Es war wie ein Schnauben, ein tiefes, ruckweifcs Atem holen. Barbara wußte es, ehe sie am Fenster staub und die Flügel vollends zurückriß: so schnaubt nur unser Leitroß, der Rapphengst! Im Hemd stand sie da und suchte mit den Augen den nachtschwarzen Obstgarten ab. Die Stalltür, am Abend nur angelehnt, stand offen. Unter dem dichten Geäst des Birnbaums bewegte sich ein schwarzes Wesen — der Rappe stand unschlüssig und furchtsam unter den Bäumen. Die Luft fiel warm aus der Höhe, aber Plötzlich fror Barbara. Gestern am Abend, als sie spät und müde von dem ungewohnten Tun, die Pferde aus dein Acker heimführte, hatte sie wohl die Nabe nicht fest genug durchs Kettenglied gesteckt, und der Hengst war nun der Kette ledig geworden und unschlüssig ins Freie getappt. Den Vater zu wecken, schien der Tochter des alten Bauern nicht vonnöten, er brauchte die Ruhe nach der Säearbeit bei seinem Alter. Als Barbara durch den Stall ins Freie trat, hielt der Wind an, und sie hörte in der Stille ihr eigenes Herz schlagen. „Ho, Rappe, ho!" flüsterte sie und hielt dem Pferd eine Hand voll Heu entgegen. Unbewegt und dunkel stand das Tier vor ihr. Doch, war es die ungewohnte Stunde oder die erregende Luft des Frühlings — als Barbara nach dem Halfterriemen greifen wollte, wich der Hengst schnaubend tiefer zurück. Barbara folgte ihm und glaubte, die dunkel samtene Flanke zu streifen, indes Fe flüsternd und lockend das Tier anrief. Roß und Mädchen standen am Rande des Obstgartens, wo sich die Weite der Wiesen und dahinter Wald und Moor auftalen — da schlug im jähen Windstoß knallend die Stalltür zu. Ein erschrecktes Anfwiehern, ein schnaubendes Bäumen — wie ein Schalten schoß der Hengst hinaus auf die Wiesen. Barbara stand einen Augenblick obne Rat. Bis sie umkehrte und den Vater weckte,"verlor sie die Spur des Rosses — und einen anderen Mann gab es jetzt nicht ans dem Hof. Sie blickte nicht mehr zurück und lief bebend hinter dem flüchtenden Notz in die windwache Nach« hinein. Unter den ersten Bäumen hielt sie an. „Ho, Rappe, ho, Hengst!" lockte sie halblaut und starrte brennenden Auges voraus. Der Wiud wanderte rauschend und wärnier über oie Wivfel bin. Am Rand neben der schmalen Fcldstraße fand sie oen Hengst. Er stand steil und mit bebenden Flanken. Barbara flüsterte beruhigende Worte und streckte die Hand nach der losen Halfter aus. — „Hengst, dummer du!" Plötzlich fuhr sie mit einem leisen Ausruf zurück! Sie hörte kaum Vie wilden Fluchten des davongaloppierenden Pferdes, in ihre Knie sank bleischwere Müdigkeit, als sich neben ihr der Umriß eines Mannes aus dem Baumdunkel löste. „Was tut ihr mitten in der Nacht — der Hengst und du?" fragte die Gestalt und blickte dem slnchteiiden Roß nach. Jetzt erkannte Barbara Mantel und Mütze des Soldaten. „Gott sei Dank! Ein Soldat!" ging es ihr durch den Sinn. Erst als der Mann hastig die Frage wiederholte, entgegnete sie kurz: „Unser Rappe ist ledig geworden und auf die Wiesen hinaus." „Und — da ist niemand zum Einfangen als du?" wunderte sich der Soldat. „Niemand außer dem Vater — jetzt im Kriege." i Barbara dachte wieder an den scheuenden Hengst und wandte j sich um. „Da muß ich dir helfen!" Der Soldat riß Mantel und Rucksack vom Körper. „Ein wenig bekannt ist mir ja diele Gegend — und zu zweien jagt sich's leichter!" lachte er, schon im Laufen. Und indes sie Schritt hielten, erfuhr Barbara, daß der Soldat ein junger Bauer höher oben im Tal wäre und heute von der Front auf kurzen Urlaub heimkehre. Das Mädchen sah nicht viel von dem dunklen, ver- wetterten Gesicht, aber sie vertraute ihm und sagte: „Und ich heiße Barbara!" Der Hengst gab ihnen noch viel Mühe in dieser Nacht. Sie hörten ihn brechend durch das Unterholz stampfen und iahen ihn für Augenblicke bebend unter hohen, sausenden Buchen stehen. Aber die Verfolgenden ließ er nicht mehr an sich heran. Der Wald tat sich in seiner ganzen Tiefe auf, und der Bauer und das Mädchen liefen ein paarmal im Kreise. Unvermittelt brach einmal der Hengst au« dem Wald hinaus unter das niedere Knüppelholz. Barbara hielt jäh an und rief: „Da muß der Hengst zurück — dort draußen ist das Moor!" - - - Der Soldat beugte sich hart über sie. „Das Moor, sagst du?" Und als das Mädchen nickte, sprang er seitäv tn vaS Krummholz. „Halt dich geradeaus!" rief er noch zurück. Barbara spürte erst fetzt die Nacht und die Einsamkeit. Sie hatte die Spur des Rappen verloren — plötzlich war ihr, als liefe sie leer in die Irre. „Ho, Rappe, ho, Hengst!" lockte sie wieder mit versagender Stimme gegen den warmen, auf wühlenden Wind. Dann lauschte sie wieder und lief ver zweifelt unv ohne Hoffnung. Die Mattigkeit von dem vergangenen Tag im Äcker spürte sie erneut, und sie wehrte den Tränen nicht, die ihr plötzlich über die Wangen tropften. „Barbara!" schrie plötzlich der Soldat vor ihr irgendwo hinter den zischenden Kieferbüscheln. Und als sie der Stimme nachlief, fand sie anch den Hengst. Er steckte bis zu den Flanken in dem halb trockenen Moorgraben und schnaubte stoßweise und ermattet. Der Morast um den Hengst war zer stampft und aufgewühlt — aber mit jeder Bewegung sank das Tier tiefer in den Sumpf. „Brich Neste ab! Mein Mantel — Teufel, der liegt draußen ain Weg!" knirschte der Bauer und ließ die Halfter nicht mehr los. Barbara schaffte keuchend, und der Urlauber trat die Aeste vor den Hilfen des Rappen in den Morast. „Auf!" schrie er und stieß das ermattete Roß rauh in die Flanke. Der Sumps aber hielt zäh. „Mehr noch, Barbara, mehr!" trieb der Mann an. Der Hengst schlug wild um sich. Einmal fanden die Hufe Halt — ein schlürfendes, unmenschliches Ziehen, dann spürte der Hengs« wiehernd festen Boden. Der Schreck saß noch in ihm, er fühlte nicht die Last des Mannes an seiner Halfter und stürmte waldein. Aber der Bauer grub seine Finger in dir flockenden Nüstern und bändigte den Napphengst. Als sie auf das Haus zuschrilten, nahm der Wind zu an Ungestüm. Die ersten Tropfen klatschten ihnen entgegen. Das zitternde Roß ließ sich ohne Widerstreben in den Stall führen. Sie standen stumm unter der Tür. „Willst du nicht herein ins Haus?" fragte Barbara. „Nein, der Urlaub ist kurz. — Aber später komm ich um eine Bäuer-n, die den Hengst fangen wollte — allein — in der Nacht!" ,Ha!" sagte Barbara. Und sie blickte dem Soldaten nach, bis der Laut seiner Schritte im junge« Frühlingssturm versank.