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Mopauer»Tageblatt Das „Zschopaucr Lageblatt und Anreiger" erscheint werk- täglich. Monatlicher Be;ugspreis >.70 NM., Zustellgebühr 20 Pf. — Bestellungen werden ln unserer Geschäftsstelle, von de» Boten, sowie von allen Postanstalten angenommen. und Anzeiger Anzeigenpreise: Die 4S mm breite Millimeterreile 7 Pf.; die YZ mm breite Millimeter,eile im L-xtteil 25 Pf.; Nachlaßstaffel L; Ziffer- und Nachweis-Gebühr 25 Pf. ,u;üglich Porto. Das „Zschopauer Tageblatt und An,-Iger" Ist da» ,ur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der ,u Zlöha und der Bürgermeisterr ,u Zschopau behördlicherseits bestimmte Blatt und enthalt die amtlichen Bekanntmachungen der Zlnanzamte, Zschopau — Bankkonten: Lrrgeblrgische Handelsbank, Zschopau; Stadtbank Zschopau. — Postscheckkonto: Leipsig 42SS4 — Rus 712 Zeitung für die Orte: Börnlchen, Dittersdorf, Dittmannsdorf, Gornau, Hohndorf, Krumhermerrdorf, Lcharfenslein, Schlößchen/Lrzgeb.» Waldkirchcn/Lr,geb^ Weißbach, Wilischthal, Witzschdorf. K« 25 Sonnairsnd, 3O. Ma«, 194V 1VS. Seusattonelle EnthNungen des Auswört. Amtes ! Auffchlutzreiche polnische Siplomaienberichle zur Vorgeschichte des Krieges Das Auswärtige Amt übergibt der Oeffentlichkcit in einem neuen Weißbuch eine Reiste amtlicher polnischer Original dokumente, die außerordentlich aufschlußreich für die Vorge schichte des Krieges Und. Die Dokumente stammen ans den nach der Besetzung von Warschau in deutsche Hand gefallenen umsangreichen Bestän den von Akten des polnischen Außenministeriums, die. soweit sie für die Vorgeschichte des Krieges von Bedeutung oder sonst von allgemeinem Inlereffe sind, zur Zeit gesichtet werden und fortlaufend veröffentlicht werden sollen. Das jetzt sterausgcgcbcnc Weißbuch ist die erste Folge die ser Veröffentlichungen. Tic in Faksimiledruck mit deutscher tteberscmmg wicdcrgegebencn Dokumente werfen ein bedeut sames Licht auf die ganze politische Entwicklung, die zum Krieg geführt hat. Sie enthüllen in voller Klarheit, wo die Drabtziebcr saßen, mit welchen Mitteln sie arbeiteten und wel^'e Ziele sie vcrsolnten. Ans dem Beispiel veröffentlichen wir heute die Doku mente 1, 2, 3, 5, 11, 12, 13 nnd 16. Dokument 2 Schreiben des polnischen EeucralstabcS (Abteilung II) in Marschau an das Ministerium des Auswärtigen in Warschau Generalstab Abtlg. II Warschau, 8. 8. 1938 8. 17731/N. S. O. Beurteilung der internationalen Lage , von Portugal aus gesehen Geheim! Ministerium des Auswärtigen, politisches Departement, hier. Fch übersende dem Herrn Direktor eine Abschrift des Berichtes unseres MilitärattachSs in Lissabon zur Kennmis- nahme und bitte um eine Weisung für mein Verhalten zu den in dem Bericht dargclegtcn Ansichten der ausländischen Of fiziere. l Anlage. Der Chef der Sektionsgcbiete der Abteilung II des Generalslabcs: Banach, Dipl.-Oberstleutnant. Beurteilung der internationalen Lage von Portugal aus gesehen Die in Portugal tätige englische Miltärmission beschäf tigt sich im Augenblick damit, die militärische Zusammenarbeit zwischen Portugal und England in ihren allgemeinen Linien scstzulcacn. Admiral Wodehouse machte mit den Stäben der Armee und Marine von Portugal die englischen Forderungen aus, alle Projekte wurden aber seitens der Regierung und des Kriegsministeriums sabotiert; die Mission erhielt aus sie nicht einmal eine Antwort. Hierüber konferierte Admiral Wodehouse mit dem engli schen Botschafter Sclbv, der ihm Ruhe und Zurückhaltung an befahl. Schließlich schickte Admiral Wodehouse einen Bericht direkt nach London, über den er folgendes sagte: „Ich fragte in London, ob ich ihnen schon die Pistole auf die Brust setzen oder noch warten sollte. Auf jeden Fall trete ich jetzt ihnen gegenüber forscher auf." Ter portugiesische General Peixole e Cunha, der als Ver trauensmann von Salazar die Personalreform in der Armee durchführt, erklärte mir. daß Portugal seine Zukunft nur in der Unterstützung durch das Bündnis mit England sieht; Spanien unabhängig von dem Ausgang der spanischen Er eignisse siir Portugal eine ständige Drohung darstellt. Eine Schwächung Spaniens, selbst durch Losreißung von Caialo- nien. »würde man in Portugal gerne sehen. Oberstleutnant Chamberlain, ein Mitglied der englischen MMtärmission, sprach von der Gefahr eines europäischen Krieges und äußerte sich folgendermaßen: „Wir sind uns über den Bluff von Deutschland und Ita lien vollkommen im klaren. Ebenso wie die jüngeren Herren unseres Stabes bin ich. auch persönlich der Meinung, daß wir mit dem Krieg ansangen sollten, nnd zwar gleich." Er motivierte das damit, daß Deutschland nicht durch neues Kriegsmaterial überraschend wirken könne, daß die Ar mee unvorbereitet sei, denn es mangele ihr vor allem an ent sprechenden Kaders, das alte Flugzeug- und Panzermaicrial sei wenig wert und mit verbesserten bzw. neuen Einheiten nur ungenügend ausgerüstet, außerdem sührte er die will- schaftlichc und moralische Lage des Landes an-tMöglichkciien eines Sturzes des Regimes». Es mangele Deutschland an Erz, Oel, Kautschuk und Lebensmitteln. Ter eventuelle Bundesge nosse Italiens sei in einer noch schlechteren Lage, da er über haupt nicht über Rohstoffe verfügt. Er erklärte, daß sich unter den gegenwärtigen Umstän den rin Krieg in Zukunst nicht werde vermeiden taffen. ES sei besser, schon jetzt anzusangcn, wo der bevorstehende Krieg weniger Gefahren birgt. Augenblicklich kann England auf eine enge Zusammenar beit mit Amerika rechnen. Ich stellte Chamberlain die Frage, ob England in diesen Falle heabsichtigc, die allgemeine Wehrpflicht einzusühren. Er antwortete mir darauf, daß dem nicht so sei, denn man halte folgende Form englischer Hilfe für die am meisten zweckentspre chende: Tie Teilnahme der Marine und Luftflotte sowie der Panzerwaffe; die Teilnahme der Wirtschaft und Industrie. dlalUtitw »an» „m o,^ ,,„.m owjer >,.<>. der Krieasercigiusse noch bis zu einer allgemeinen Mobilisation ausweiten. Oberst Dal» von der englischen Militärmission ist bezüg lich der voraussichtlich zu erwartenden Ergebnisse der Arbeit der Mission optimistisch. Er gab mir zu verstehen, daß England Mittel anwendc. die einen Erfolg garantieren. Anaenblicklich wird schon der Verlauf non deutsche!« Kriegs material hier in großem Maße durchkreuzt. Man kann die Moa- lichleiten, baß noch mehr deutsches Kriegsmaterial gekauft wird, sehr skeptisch beurteilen Er bemerkte dabei, daß die letzten Er fahrungen mit deutschem Kriegsmaterial in Rumänien ungün stig gewesen seien. Oberst Daly sagte mir, daß Deutschland in der letzten Zeit eine gewiße Anzahi von Waffen an Rotspanisn verkauft habe, lieber die englischen Möglichkeit enspraH er sich ähnlich wie Chamberlain aus, er unterstrich sehr nachdrücklich die schon jetzt erreichten Ergebnisse der Zusammenarbeit Englands mit den Vereinigten Staaten. Ueber die allgemeine Wehrpflicht sagte er. daß England durch eine militärische Vorbereitung, Schieß ausbildung und Formung starker Freiwilligen-Verbande für die Verteidigung gegen Luftangriffe, durch Transport, und Sa nitätsdienst öst die Voraussetzungen zu einer sehr großen Erwet- terung seiner Armee schasse Im großen Stile organisiert Eng land strategische Reserven in seinen Kolonien, vor allem in In dien und bildet diese dort aus. Seit zwei Jahren werden auch Schulen für die Stäbe der Kaders zur Führung des künftigen Krieges vorbereitet. Die Zentrale der höheren Militärstudien für die Vorbereitung der leitenden politischen, adminijtativrn und militärischen Stel len. das Imperial Military College zur Vorbereitung für die entsprechenden Posten in den unteren Stellen, Verdoppelung der Zahl der vorbereitenden Eeneralstabsossizierc auf Iahres- kurscn für die Besetzung der Stäbe bis zur Division einschließ lich und aus zwei Jahresknrscn siir die höheren Stäbe. Aus diese Weise erhält England für das ganze Empire eine Organisation und Vorbereitung für den künftigen Konflikt. Der Kommandeur Gade, der amerikanische Marineattachs, sagte mir seinerzeit: „Den Ideen nach stehen wir vollkommen auf selten der Demokratien. Augenblicklich studiert man in Amerika die Möglichkeiten für eine schnelle Hilfeleistung für England und Frankreich: man ist zur Ueberzeugung gekommen, daß die Hilse nicht wie im Weltkrieg erst nach einem Jahr ein setzen soll, als die ersten amerikanischen Soldaten aktiv ein- grifsen, sondern im Laufe von sieben bis zehn Tagen nach dem Beginn des Krieges sollen tausend Flugzeuge geschickt werden." Außerdem machte mich Kommandeur Gade auf die unzu lässigen Methoden der deutschen Penetration in Südamerika aufmerksam, mit der die Vereinigten Staaten sich nicht einver standen erklären können Der Kommandeur Eade ist ein Vertrauensmann und ein persönlicher Freund von Roosevelt. Er besitzt sehr enge Bczie- Hungen nach Belgien und erfreut sich der Freundschaft des oel- gischen Königs. Deutschland steht er sehr unfreundlich gegen- über. Persönlich ist er sehr reich. Aus den Unterredungen mit Chamberlain, Daly und Eade fühlte ich die stille Gewißheit enger Zusammenarbeit im Falle eines Konfliktes heraus. Ich unterhielt mich häufiger mit den hiesigen Italienern. Sie waren äußerst nervös, interessierten sich sehr für unsere Hal tung in einem künftigen Konflikt, an die Wand gedrückt, wiesen sie auf die Bedrohung der Menschheit und der Kultur in einem künftigen Kriege hin, den man deshalb um jeden Preis ver meiden müsse. Während der Anwesenheit der französischen Flotte hier bat mich der Kommandeur Darrieuy, der stellvertretende Ches des Stabes der*Atlantikflotte, der für die kommende Leuchte der französischen Marine gehalten wird, und der mir schon von feinem früheren Besuch in Lissabon als Führer einer Torvedo- Zerstörer-Einheit bekannt war. persönlich auf das Admiralschiff sowie zu einer Besichtigung des Flugzeugträgers „Bearn". Zu sammen mit Kapitän Stesanowicz waren wir dort in Beglei tung des französischen Ministers die einzigen Ausländer. „Bearn" lag in der Mitte des Tejoflusses weitab von jeder Möglichkeit, ihn näher in Augenschein zu nehmen. Bei der Unterredung äußerte sich der Kommandeur Dar- rieu» ziemlich ruhig über die Möglichkeit eines zukünftigen Konfliktes. Vor allem betonte er, daß in Frankreich die Nschts- kreise und die Rechtspresse unnötigerweise Furcht haben und die Lage nicht richtig einschützen. Für den größten Fehler hält er den Pazifismus der Demokratien, denn dadurch kann man den Krieg nicht als erster anfangen. Aus diese Weise gibt man dem Gegner den wertvollsten Trumpf, den der Ueber. raichung, in die Hand. Doch ist man über diese Ansicht schon etwas 'hinausgekommen. Er hält cs für möglich, sich mit den Italienern zu verständigen. Zusammenjassend möchte ich die Ruhe und Einheitlichkeit der Ansichten bei den Vertretern Englands, Frankreichs und den Bereinigten Staaten betonen. Wm'KMe MUMM Dokument 3 Schreiben des Wojewoden Dr. Grazhnski, an den polnischen Außenminister in Warschau vom 2. November 1938. Der Woiwode von Schlesien Nr. Pr. 150 Tj. Kaitowitz, 2. November 1935 Geheim! MetMßtzuW des Obersten Sowjets AmMOer MW Molotows zur AcheMM der Sowjetunion 2lm Freitag abend fand im Großen Saal des Moskauer Kreml die Plenarsitzung des Obersten Sowjets statt, bei der der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare und Außenkommissar Molotow einen umfassenden Bericht zur auswärtigen Politik der Sowjetunion abstattete. Der große ehemalige Andreas-Ordensritter-Saal des Kreml-Palastes war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die über 1OM Abgeordneten waren im Saale vollzählig versammelt, und auf der Empore hatten sich Hunderte von geladenen Gästen eingefunden. Ebenso waren die Logen des Diplomatischen Korps und der Auslandspresse voll besetzt. An der Spitze der ausländischen Diplomaten bemerkt« man den deutschen Botschafter, Graf von der Schulenburg, sowie di« meisten übrigen Missionschefs. Die Plenarsitzung wurde kurz nach 19 Ahr Moskauer Zeit vom Präsidenten des Bundesrates, Andrejew, er öffnet. Nachdem die Spitzen der Partei und die Sowjct- regierung in ihren Logen Platz genommen hatten, unter ihnen Stalin, Woroschilow, Kaganowitsch, Mikojan, Schdanow, .sowie sämtliche Mitglieder des Rates der Volkskommissare, gedachte Andrelew der in Finnland Gefallenen, zu deren Ehren sich die Versammelten er hoben. Von der Versammlung mit stürmischen Bnfall begrüßt betrat hierauf Molotow die Rednertribüne. Die große außenpolitische Rede Molotows vor dem Obersten Sowjet, die über eineinviertel Stu'.den dauert«, z«rfiel in drei hauptsächliche Teile: 1. einen Aeberblick über die allgemeine Lage in Europa und die Haltung der Sowjetunion im gegenwärtigen Kriege, 2. eine ausführ liche Darstellung der finnischen Frage und irrer geschicht lichen Lösung im sowjetisch-finnischen Friedensvertrag und 3. einen Lagebericht über den Stand der gsgeiwär- tigen Beziehungen der Sowjetunion zu den übrigen Ländern. Der erste Teil der Ausführungen Molotows, der sich mit der Hal ung der Sowjetunion im gegenwärtigen Kriege befaßt, enthielt eine scharfe Verurteilung der eng lisch-französischen Krisgspvlitik und ein neues klares Be kenntnis zu den Frennd'fchaftsbrziahunaen zwischen der Sowjetunion und dem Deutschen Reich. Die dm'sch- svwjetischen Feundschaftsbezishungen ewwich'ln si'h — wie Molotow betont« — erfolgreich. Sie haben sich im ! Herbst des wahres 1939 während des volni'chen Feld zuges bewährt und seien in der Folg« ergänzt worden durch die Neuentwicklung des Güteraustausches zwischen den beiden Ländern, der sich zum Vorteil beider Staaten vermehre. Die Beziehungen der Sowjetunion zu England und Frankreich hätten sich dagegen aufgrund der feind seligen Haltung dieser Mächte gegenüber der Sowjetunion erheblich verschlechtert, insbesondere während des fin nischen Konfliktes. Das feindselige Berhalten der West mächte bezeichnete der Redner als em« Art von Rache dafür, daß es England und Frankreich seinerzeit nicht gelungen sei, di« Sowjetunion ihren imperialistischen Interessen im Kriege gegen Deutschland dienstbar zu machen. Trotz der Provokation der Westmächte werde die Sowjetunion jedoch an ihrer Neutrali'ätspolitit fest halten, ohne Rücksicht darauf, ob diese Politik den Herren aus London und Paris gefällt oder nicht. Im zweiten Teil seiner Ausführungen beschäftigte sich Molotow mit einer ausführlichen Darstellung des fin nischen Konfliktes sowie seiner außenpolitischen Hinter gründe. Im Ergebnis des Krieges in Finnland, der die Sowjetunion 48 745 To!e und 158 863 Verwundete gekostet hab«, habe dis sowjetrussk che Politik das ihr von Anfang t an gesteckte Ziel voll und ganz erreicht: Die Sicherung der nordwestlichen Grenzen der Sowjetunion nnd Lenin grads, wobei F.nnland als selbständiger Staat bestehen bleibe, dessen innere und äußere Politik völlig unabhängig bleibe. Molotow sprach d« Hoffnung aus, daß dis normalen Bczishungrn zu Finnland rasch wieder hsr- gestsllt würden und sich in ein'm frenndnachbarlichen Geiste entwickelten. Dagegen äußerle sich Molotow gegenüber drm Plan eines ^Verteidigungsbündnisses der no.di'chen Länder absolut ablehnend. Ein solcher Plan würde in Gegensatz stehen zu Artilel 3 des sowjstrnsfisch- finnischen FriedenSvertrag s. Wenn Flw l nd diesem Vertrag dis Trsue halten wolle, so könne es unmöglich s einer m'.li.ürisch-revanchistischen V rbindung gegen die ' Sowje ueion beitreten. Andererseits wünsche d'e Sowjet union selbst mit den skat'dinavischrn S aalen fried ichs und freund christliche Bszi h mgen zu n werhrltcn. A^ Ge rücht« über angebliche aggrsssioe Absuden der Sowjet union auf norwegische Hä en usw. erklärte Molotow als „wilden Ansinn". IForAetzung auf Leite 7j.