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VORTRAGSFOLGE Felix Mendelssohn Bartholdy Ouvertüre zu "Ein ser g ejpro-k-oftew (1891-1953) S omm e rn a c ht s t raum ’ ’ -Sommertag-Sinfonische Suite op. 65 a OP • 2 i Der Morgen Kinderspiel W alzer Reue Marsch Der Abend Der Mond steht über der Wiese ANTONIO VIVALDI (1675-1741) Aus „Die vier Jahreszeiten“ op. 8: Konzert Nr. 3 F-Dur „Der Herbst“ für Violine und Streichorchester Allegro Piano e larghetto-Allegro molto Adagio molto Allegro Konzert Nr. 4 f-Moll „Der Winter“ für Violine und Streichorchester Allegro non molto Largo Allegro-Lento-Allegro PAUSE ROBERT SCHUMANN (1810-1856) Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 (Frühlingssinfonie) Andante un poco maestoso-AHegro molto vivace Larghetto Scherzo (Molto vivace) Allegro animato e grazioso ZUR EINFÜHRUNG Zu Beginn unseres heutigen Konzertes, das gleichsam dem Rhythmus der Jahreszeiten in musikalischer Sicht gewidmet ist, erklingt ein Werk des sowjetischen Komponisten Sergej Prokofjew, dessen Urfassung unmittelbar während der Arbeit an dem berühmten Ballett ..Romeo und Julia“ entstand: die Sinfonische Suite „Sommertag“ für kleines Orchester op. 65a. Prokofjew instrumentierte und bear beitete 1941 sieben der „Zwölf leichten Stücke für Klavier’ op. 65“, die er als „Musik für Kinder“ im Sommer 1935 niedergeschrieben hatte, als Konzertsuite „Sommertag“. Es handelt sich hier um kurze Impressionen, um einfache musikalische Charakterbilder, die Landschaftseindrücke oder Beobachtungen von Menschen, insbesondere von Kindern, in der Sprache der Töne widerspiegeln. Prokofjew war ein leidenschaftlicher Natur freund. dem oft auf ausgedehnten Spaziergängen die Einfälle für seine Kompositionen kamen. So ereignete es sich auch im Falle dieser sommer lichen Landschaftsbilder, wenn wir an die „Naturschilderungen“ des ersten, sechsten und siebenten Satzes der Suite denken: an das Bild des erst träumerischen, dann strahlenden Sommermorgens, an die lyrischen Stücke ..Der Abend“ und „Der Mond steht über der Wiese“. Dazwischen finden sich einige Szenen aus dem kindlichen Leben und Erleben: das turbulente, überraschungsreiche „Kinderspiel“ oder die herzzerreißende „Reue“ des unfolgsamen Kindes. Und schließlich dürfen bei Prokofjew, dem so dem Tanz verbundenen Musiker, Tanzstücke wie ein eleganter „Walzer“ oder ein etwas derberer „Marsch“ nicht fehlen. Der Aufbau all dieser reizvollen, graziös-heiteren, traurig-verhaltenen, schelmischen oder zart-verträumten Miniaturen ist denkbar einfach. Weitgehend herrscht naiver „Volkston“ vor wie bei Robert Schumann, dem deutschen Meister derartiger „Kinderszenen“. Die ersten wichtigen Belege für die Form des Solokonzertes, das sich im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts entwickelt hatte, lieferte — neben Komponisten wie Bononcini, Torelli und Gregori — der große italienische Meister Antonio Vivaldi. In Venedig geboren, wurde Vivaldi zu nächst gleich seinem Vater Kirchengeiger am Markusdom und war dann als Hofkapellmeister in Mantua, später als Konzertmeister bei einem venezianischen Waisenhausorchester tätig. 1703 wurde er zum Priester geweiht (als solcher erhielt er den Beinamen „II preto rosso“ = der rot haarige Priester). Zwischen 1725 und 1735 wirkte er als Opern-Impresario (zum großen Teil auf Reisen) und komponierte in dieser Zeit eine große Zahl von Bühnenwerken. In ärmlichen Verhältnissen verstarb er 1741 in Wien. Vivaldis künstlerischer Rang und seine hervorragende musikgeschichtliche Bedeutung als eine der großen universalen Musikerpersönlichkeiten seiner Zeit haben in unserem Jahrhundert, insbesondere nach dem zweiten Welt krieg, eine Bewertung erhalten, die einer Neuentdeckung gleichkommt. Jahrhundertelang war das Leben und Schaffen des außerordentlich frucht baren Komponisten in ziemliches Dunkel gehüllt. Sein Ruhm beruht vor allem auf seinen Instrumentalkonzerten, namentlich auf den überaus zahlreichen Violinkonzerten; daneben schrieb er u. a. Violinsonaten, Con certi grossi, zahlreiche Kammermusikkompositionen, Kirchenmusik und Opern. Von den ca. 450 erhaltenen Konzerten Vivaldis weisen 28 programma tische Titel auf, und von diesen nehmen die vier ersten Konzerte aus op. 8 „Die vier Jahreszeiten“ (Le quattro Stagioni) für Vio line und Streichorchester, um 1725 in Amsterdam erstmalig im Druck erschienen, eine Sonderstellung ein. Sie gehörten zu den meist gespielten Werken des Komponisten und sind — nach dem Vivaldi-For- scher Rudolf Eller — „für die Stabilisierung der Konzertferm, zugleich für deren Variationsmöglichkeiten, besonders aufschlußreich. Gegenüber den anderen Werken, bei denen die Programm-Bezeichnungen allenfalls bis zum Einzelsatz reichen, enthalten sie auch Hinweise auf einzelne Motive und Satzabschnitte, sind also Programmusik im engeren Sinne. Jedoch wird auch hier die Konzertform nach Zyklus und Einzelsatz gewahrt; der Zweiheit von Ritornell und wechselnden Soloepisoden entspricht eine Zweiheit von Grundsituation und Detailschilderung.“ Jedem der vier Violinkonzerte des Jahreszeiten-Zyklus stellte Vivaldi ein „Sonetto dimostrativo“ voran, ja er trug sogar die einzelnen Textzeilen der Gedichte in die entsprechenden Abschnitte des Notentextes ein, um die programmatische Schilderung in der Musik zu verdeutlichen und dem Spieler eine Interpretationshilfe zu geben. Wer der Autor dieser Sonette ist, ob Vivaldi eventuell selbst, kann nicht gesagt werden. Heute abend gelangen die Konzerte Nr. 3 und 4 aus op. 8: „D e r H e r b s t“ und „D e r Winter“ zur Aufführung. Die jeweils dreisätzigen Stücke, in denen Programm und Solokonzertform zur Übereinstimmung gebracht sind, stellen das konzertierende Soloinstrument absolut in den Vordergrund des kaum kontrapunktische Arbeit aul'weisenden musikalischen Geschehens. Das Streichorchester versieht größtenteils durchsichtige Begleitungsauf gaben. Der Wortlaut der zugrundeliegenden Sonette ist folgender: Der Herbst Der Bauer feiert mit Tänzen und Liedern das schöne Vergnügen der glücklichen Ernte und berauscht vom edlen Tropfen des Bacchus enden sie ihre Lust im Schlafe. Die von Vergnügen erfüllte Luft und die Jahreszeit, die alle zu einem erholsamen Schlafe einlädt, lassen sie Tanz und Gesang beenden. In der ersten Morgendämmerung ziehen die Jäger mit Hörnern, Flinten und Hunden hinaus, es flieht das Wild, und sie verfolgen die Spur; Erschreckt und ermattet vom Lärm der Flinten und Hunde, verletzt, von der Flucht entkräftet, verendet es überwältigt.