Volltext Seite (XML)
(•hilharnnonio 10. PHILHARMONISCHES KONZERT 1968/69 Freier Kartenverkauf Satz besteht aus einem kräftg einsetzenden, tänzerischen Menuett von den Klarinetten getragenen lieblich-idyllischen Trio. Thematik und Form Haydn nahestehenden, dahinwirbelnden Finale das uns unwillkürlich auch an den letzten Satz von Beethovens VORANKÜNDIGUNG 21. und 22. Juni 1969, jeweils 18.00 Uhr, Schloßpark Pillnitz 2. SERENADE Gastkonzerte der Staalichen Philharmonie Russe (VR Bulgarien) Dirigent: Ilja Temkow Solist: Peter Petrow, Klarinette Werke von Mozart und Beethoven Ludwig van Beethoven vollendete sein Klavierkonzert Nr. 5 Es-Durop. 73 im Jahre 1809. Die erste Aufführung des Werkes fand im November 1810 im Leipziger Gewandhaus durch den Pianisten Friedrich Schnei der statt und errang großen Beifall. Beethoven selbst hat sein letztes Klavier konzert, das ursprünglich wohl für eine eigene, dann aber nicht zustande gekommene Akademie vorgesehen war, nicht mehr öffentlich gespielt. Das Es-Dur-Konzert ist im Gegensatz zu dem vorhergehenden, mehr lyrischen Klavierkonzert in G-Dur ein Werk von ausgeprägt kraftvoll-heroischem Charakter, dessen streitbar-sieghafte Männlichkeit gewiß vom patriotischen Geiste der Zeit nicht unbeeinflußt geblieben sein mag. Mit Recht ist es häufig als „Klavier- Sinfonie" oder als „Sinfonie mit Soloklavier" bezeichnet worden, ist doch das Orchester hier in ganz besonderem Maße an der wahrhaft sinfonischen Anlage beteiligt, als gleichberechtigter Partner des Pianisten, an den gleichwohl in bezug auf virtuos-technisches Können und geistige Vertiefung hier auch außer ordentlich hohe Anforderungen gestellt werden. Über die Hälfte des gesamten Werkes nimmt der breit angelegte erste Satz ein, der schon rein äußerlich in seiner gewaltigen Ausdehnung (mit einer Länge von 582 Takten) und ebenso in seinem geistigen Gehalt alle früheren Solistenkon zerte übertrifft. Mit einer gleichsam improvisierenden, rauschenden Einleitung beginnt das Soloklavier nach einem Fortissimoakkord des Orchesters den Satz. Danach erklingt im Tutti das stolze, prägnante Hauptthema, dem als zweites Thema eine Marschmelodie zur Seite gestellt wird, die zuerst leise, wie von ferne, mit punktiertem Rhythmus in den Bässen in Moll hingetupft und darauf, hymnisch von den Hörnern vorgetragen, nach Dur abgewandelt wird. In einem chromatischen Lauf setzt wirkungsvoll der Solopart ein, mit dem variierten Hauptthema in das Geschehen eingreifend. Nun entwickelt sich in dem groß artigen Durchführungsteil ein an dramatischen Auseinandersetzungen, an kühnen Ideen, an immer neuen thematischen und stimmungsmäßigen Gestaltungen und an wunderbaren Schönheiten überreicher Dialog zwischen Soloinstrument und Orchester. Da der Klavierpart das virtuose Element während des Satzablaufes im Dienste der Ausdruckssteigerung bereits in sehr bedeutendem Maße ein bezieht, hat Beethoven in diesem Konzert auf die übliche große Solokadenz vor Schluß des ersten Satzes verzichtet. Dennoch wird dem Soloklavier in der abschließenden glanzvollen Coda in organischer Verbindung mit dem Orchester part noch einmal Gelegenheit zu virtuosem Brillieren gegeben. Der zarte zweite Satz (Adagio un poco mosso) bildet in seiner besinnlichen Innigkeit einen starken Kontrast zu dem vorangegangenen. Sein feierliches, ergreifendes Liedthema, zunächst in edler Harmonisierung von den Streichern musiziert, wird vom Soloinstrument im Verlaufe des ziemlich kurzen Satzes in Figurationen aus perlenden Trioienketten, Terzen- und Sextenpassagen sanft umspielt. Aus dieser träumerischen Stimmung erfolgt unmittelbar der Übergang in das Finalrondo, wobei am Ende des Adagios durch das Soloklavier bereits ganz leise das Anfangsmotiv des Rondothemas vorausgenommen wird, mit dem dann im Allegrotempo der geistvolle, sprühende Schlußsatz beginnt. Eine äußerst feine thematische Arbeit voll der verschiedensten Ausdeutungen und Kombina tionen kennzeichnet dieses schwungvolle Finale, dessen musikalische Substanz neben einigen Seitenthemen im wesentlichen das tänzerische, durch eigenartige Verschmelzung zwei- und dreigeteilter Rhythmen gleichsam widerspenstig wir kende Anfangsthema, ein daran anschließendes Motiv mit punktiertem Rhythmus sowie ein lyrisches, gesangvolles Thema bilden. Nach einem Duo zwischen dem scheinbar immer mehr ermattenden und fast verlöschenden Klavier und der ständig leise das punktierte Motiv wiederholenden Pauke schließt das Konzert nach einem plötzlichen Aufschwung des Soloinstrumentes endlich doch wieder in jubelndem Tutti. Wolfgang Amadeus Mozarts große Es-Dur-Sinfonie K V 5 4 3 ist eine der berühmten letzten drei Sinfonien des Meisters, die auf diesem Gebiet seines Schaffens Abschluß und Höhepunkt zugleich darstellen. In un- Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1968,69 - Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. Dieter Hartwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstatte 41359 III 9 5 1,7 569 ItG 009 53'69 mittelbarer Folge wurden die Es-Dur-Sinfonie (nach Mozarts Katalog am 26. Juni 1788 beendet) und die Sinfonien g-Moll, KV 550, und C-Dur, KV 551, im Sommer 1788 in der unfaßbar kurzen Zeit von zwei Monaten niedergeschrieben. Es ist uns kein bestimmter Anlaß für die Entstehung dieser ihrem Charakter nach so verschieden gearteten Meisterwerke bekannt; wir wissen nicht einmal, ob Mozart sie überhaupt Jemals aufgeführt und gehört hat. In einer Zeit schwerster Existenzsorgen geschaffen (gerade vom Juni 1788 liegen uns verzweifelte Briefe des Komponisten vor), hat die in ihrem Grundton heitere, dem Leben zuge wandte Es-Dur-Sinfonie, die später von unbekannter Seite die durch nichts zu rechtfertigende, romantisierende Bezeichnung „Schwanengesang" erhielt, immer wieder Erstaunen erregt. „Wenn wir sie als Ausdruck von Mozarts persönlicher Stimmung betrachten dürfen, so war die Zeit, wo er diese Sinfonie schrieb, eine sehr glückliche", bemerkte der Musikwissenschaftler Hermann Kretzschmar. Aber einerseits ist es natürlich denkbar, daß das Werk in der schöpferischen Phantasie Mozarts bereits vor der Zeit der eigentlichen Niederschrift entstanden ist, andererseits wies auch der Mozart-Biograph H rmann Abert darauf hin, daß sich die Alltagsbedrängnisse und Sorgen keineswegs immer unmittelbar im Schaffen des Meisters abzeichneten. Und selbst, wenn wir nicht so gehen wollen, hier jeden Zusammenhang zu leugnen, finden wir doch aucl^P dieser Sinfonie trotz der dominierenden idyllischen Anmut und Daseinsfreude durchaus Kontraste, sinnend-elegische wie auch heroisch-pathetische, ja selbst finstere Züge. Einer spannungsvollen, feierlich-prächtigen Einleitung in straffem, punktiertem Rhythmus, die deutlich spürbar „Don Giovanni"-Töne anklingen läßt, folgen im anschließenden Allegro als Hauptthema ein singendes, sehnsuchtsvolles Thema der Violinen, dem Hörner und Fagotte antworten, darauf ein energisches Tutti mit mehreren neuen Motiven. Die ungewöhnlich kurze Durchführung dieses Satzes, für den plötzliche Stimmungsumschläge charakteristisch sind, wird vor der Reprise jäh durch eine Generalpause abgebrochen. Das in As-Dur stehende Andante, mit einem einfachen marschartigen Thema beginnend, entfaltet sich in durchsichtiger Instrumentation von fast kammer musikalischem Gepräge zu kunstvollem, vielstimmigem Spiel, doch weist auch dieser Satz einige heftig-leidenschaftliche Ausbrüche auf. Der dritte und einem In dem in schließlich, . 8. Sinfonie denken läßt, herrscht übermütige, heiter-ausgelassene Stimmung. Ganz aus einem einzigen Hauptthema heraus entwickelt, das zu Beginn leise in den Violinen erklingt, ist dieser Schlußsatz von sprühendem Humor und immer neuen überraschenden Einfällen erfüllt. Einen besonderen Effekt bringen sogar noch die letzten Takte: indem auf die üblichen Schlußakkorde verzichtet wird, jagt in den Streichern noch einmal der Anfang des Hauptthemas vorüber.