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ZUR EINFÜHRUNG KONGRESS-SAAL DEUTSCHES H YG I E N E - M U S E U M Sonnabend, den 5. April 1969, 19.30 Uhr Sonntag, den 6. April 1969, 19.30 Uhr 14. ausserord ENTLICHES KONZERT Dirigent: Lothar Seyfarth Solist: Stefan Askenase, Belgien, Klavier Franz Schubert 1797-1828 Sinfonie Nr. 3 D-Dur Adagio maestoso - Allegro con brio Allegretto Menuetto (Vivace) Presto vivace Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester 1756-1791 C-Dur KV 503 Allegro maestoso Andante Allegretto PAUSE Günter Kochan Divertimento für Orchester geb. 1930 (Variationen über ein Thema von Carl Maria von Weber) Erstaufführung Fryderyk Chopin Krakowiak - Großes Konzertrondo für Klavier 1810-1849 und Orchester F-Dur op. 14 STEFAN ASKENASE, der 73jährige belgische Pianist polnischer Herkunft von legen därem Ruf, musizierte bereits im Jahre 1929 das erste Mal mit der Dresdner Philharmonie (in Rachmaninows 2. Klavierkonzert). Seine erste musikalische Ausbildung hatte er durch seine Mutter erhalten und sein Können sodann in Wien bei Emil von Sauer vervollkommnet. 1922 bis 1925 war er Lehrer am Konservatorium in Kairo und übersiedelte dann nach Brüssel, wo er noch heute als Professor am Königlichen Konservatorium lehrt. Stefan Askenase hat in sämtlichen Ländern Europas mit fast allen bedeutenden Orchestern und Dirigenten unserer Zeit konzertiert. Nach dem zweiten Weltkrieg führten ihn seine Reisen auch nach Südamerika, Afrika, Ägypten, Israel, Java und Sumatra. Sensationelle Erfolge verzeichnete er bei seinen jüngsten Tourneen in England, der Schweiz, in Italien, Israel und Skandinavien. Besonderes Ansehen genießt der Künstler als Mozart- und Chopin-Interpret. Auch in der kommenden Spielzeit wird er wieder Gast der Dresdner Philharmonie sein. schon geschrieben und in Wien aufge- von der steht ein melodienreiches Allegretto, in dos schlichte Thema variiert. Im Menuett Schubert schon ein recht lebhaftes Zeit ausgelassener und beinahe übermütiger ganz anders ist als der Schubert der Das Konzert von Wolfgan fünfzehn Werken schaffen hat. Es entstand 1786, kurz nach der Vollendung von „Figaros Hochzeit“. Es spiegelt eine einheitliche, kraftvoll heitere Grundstimmung wider, die aller dings, dank des charakteristischen Wechsels von Dur und Moll der gleichen Stufe mit dunklen Unterströmungen zu kämpfen hat. Eine wichtige Rolle spielt das den ganzen ersten Satz durchdringende Drei- Achtel-Auftaktmotiv, dessen scheinbar nebensächliche und zwanglose Entwick lung das Gefühl natürlichen Wachstums erzeugt. Besondere Aufmerksamkeit verdient ferner der Einsatz des Solisten, der in Mozarts Konzerten stets air’ mannigfaltige und geistreiche Weise abgewandelt wird. Ebenso wie sich d.fl Solist in seiner großen .Schlußkadenz als Improvisator empfiehlt, stellt er sich' beim Einsatz als solcher vor. Dem Wiedereintritt des energischen Hauptthemas geht im C-Dur-Konzert sogar eine längere, dialogisch beginnende, dann aber frei virtuos im Klavier verlaufende Zwischenpartie voraus. Der langsame Mittelsatz, im Romanzencharakter nach französischem Vorbild gehalten, ist zart verhalten. Hier gibt der Lyriker Mozart dem Solisten Gelegen heit zu gesangvollem Vortrag und nuancenreicher Gestaltung der reich ver ästelten Ornamentik. Auch das Schlußrondo erscheint in gebrochenem Licht, alle Gegensätze sind zugunsten des einheitlichen Ablaufes gemildert. So entsteht durch die Art, in der die einzelnen Themen im Verlaufe des Satzes umgestellt und neu mitein ander verflochten werden, der Eindruck stiller Heiterkeit, eines geist- und gemütvollen Spieles, das dem Hörer reine Freude an der sinnlich schönen Klangwirkung vermittelt. und Orchester C-Dur KV 503 Franz Schubert hat einige seiner Sinfonien als recht junger Mensch ge schrieben. So ist auch seine Sinfonie Nr. 3 D-Dur ein Werk, das er mit 18 Jahren schuf. Am 24. Mai 1815 begann er mit der Komposition, am 19. Juli 1815 schrieb er die letzten Noten dieses Werkes. Etwas mehr als anderthalb Monate brauchte er also zur Niederschrift, was schon allein eine bewunderungswürdige Schreib arbeit darstellt. Schubert war mit 18 Jahren noch Mitglied des Kapellknaben- Instituts in Wien, als er diese Sinfonie komponierte, also im gleichen Jahre, in dem er einen so genialen Wurf machte wie den „Erlkönig". Ein Genie geht oft wunderliche Wege — und so ist es nicht seltsam, daß Schubert neben dieser schon ganz eigenen und überaus persönlichen Leistung im Liedschaffen sich auf dem Gebiet der Sinfonie noch ganz an frühklassische Vorbilder anlehnt. 1815 sind von Beethoven acht Sinfonien führt worden, und es ist anzunehmen, daß Schubert diese Werke gehört hat, dg er nie ein Hehl daraus machte, wie sehr er gerade den Sinfoniker Beethov^l schätzte und verehrte. Hat er nun die Einmaligkeit des Beethovenschen Schaffens gefühlt, da er bei Haydn und Mozart anknüpft? Die Sinfonie klingt also klassisch, oft von einer unbeschwerten Musizierlust erfüllt, die sich vor allem im ersten Satz kaum bändigen kann. Einen eigentlich langsamen Satz gibt es in dieser dritten Sinfonie in D-Dur nicht, dafür welchem Schubert auf eine einfache Art wird „geländlert" — allerdings verlangt maß. Der Schlußsatz ist ein Rondo Haltung, einen Schubert zeigend, „Unvollendeten". für Klavier g Amadeus Mozart bildet das letzte in der Reihe von dieser Gattung, die Mozart in den Jahren 1782 bis 1786 ge-