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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES H Y G I E N E - M U S E U M Freitag, den 9. Mai 1969, 19.30 Uhr Sonnabend, den 10. Mai 1969, 19.30 Uhr 16. AUSSE RORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Lothar Seyfarth Solist: Ruggiero Ricci, USA, Violine Gabriele Bianchi Tre tempi per archi e timpani geb. 1901 Improvviso (Vivo con impeto) Canzone (Moderato assai sostenuto) Rapsodia (Vivace e spigliato come uno Scherzo) DDR-Erstaufführung Igor Strawinsky geb. 1882 Konzert für Violine und Orchester D-Dur Toccata Aria I Aria II Capriccio Erstaufführung PAUSE Edouard Lalö Symphonie espagnole für Violine und Orchester op. 21 1823—1892 Allegro non troppo Scherzando (Allegro molto) Intermezzo (Allegretto non troppo) Andante Rondo (Allegro) RUGGIERO RICCI ist italienischer Abstammung und wurde 1920 in Son Francisco geboren. Schon als Knabe zeigte er eine hervorragende Begabung für das Geigenspiel. Neunjährig s P ie e er bereits mehrere öffentliche Konzerte in seiner Geburtsstadt und in New York, u. a. interpre tierte er dos Mendelssohn-Konzert. Die Krönung seiner Wunderkind-Laufbahn brachte eine auf sehenerregende Europa-Tournee, die er im Alter von zwölf Jahren unternahm. Seine Lehrer waren Persinger, Piastro und Kulenkampff. Der zweite Weltkrieg unterbrach zunächst seinen künstlerischen Aufstieg. Doch nach Kriegsende nahm er sofort seine Konzerttätigkeit wieder auf und bereiste olle Kontinente, konzertierte mit fast allen führenden Orchestern. Ricci spielt eine seltene und kostbare Guarnerius-del-gesu-Violine aus dem Jahre 1734. Er gehört zu den besten Geigern der Welt. Mit der Dresdner Philharmonie konzertierte er bereits in den Jahren 1958, 1961, 1964, 1965 und 1967. ZUR EINFÜHRUNG Der italienische Komponist G a b r i e I e Bianchi wurde im Jahre 1901 in Verona geboren. Anfang der zwanziger Jahre war er am Konservatorium zu Parma u. a. Kompositionsschüler Gian Francesco Malipieros. An der Universität dieser Stadt promovierte er zum Dr. jur. Danach übte er Lehrtätigkeiten am Kon servatorium Parma und am Lyzeum „Benedetto Marcello" in Venedig aus. 1937 wurde er zum Professor für Komposition an dem zuletzt erwähnten Institut ernannt. In den Jahren 1955 bis 1960 wirkte Gabriele Bianchi als Direktor des Konservatoriums „Giuseppe Tartini" in Triest, seitdem leitet er das Konservato rium „Benedetto Marcello" in Venedig. Der u. a. mit einem Violinkonzert, einem Flötenkonzert, Orchestersuiten, Chor-, Kammer- und Theatermusik hervorgetre tene Komponist, zugleich auch Autor verschiedener Schriften über Musik und Musiker, erhielt für sein Schaffen mehrfach internationale Preise, so beim’ „Venezia“-Festival 1930, den Preis „A. Hertzka" Wien 1936, ferner bei inter nationalen Wettbewerben in Berlin 1936 und London 1948, beim Wettbewerb „Cittä di Trieste" (1962), bei den Wettbewerben „Königin Elisabeth von Belgien" (1965) und „Fürst von Monaco" (1966). Die Komposition „Tre tempi für Streichinstrumente und Pau ken" aus dem Jahre 1962 stellt in ihren drei Sätzen unterschiedliche „Bewe gungen", „Zeitmaße" in einen zyklischen Zusammenhang. Der „Improvviso" (Improvisation) überschriebene Einleitungssatz ist gekennzeichnet durch dra matische Lebhaftigkeit, die in der Mitte einen Moment lyrischer Ausgeglichenheit erreicht. Während der erste Satz ausschließlich dem Streicherapparat anvertraut ist, treten im Mittelsatz - eine Canzone von volkstümlichem Charakter, fast ein Gebirgslied, wie der Komponist dazu äußerte - die Pauken sowie ein Klavier hinzu. Den scherzohaften dritten Satz, der zu den Anfangsklängen des Werkes zurückkehrt und rhapsodische Einschübe aufweist, führen Streicher und Pauken aus. Igor Strawinskys Konzert für Violine und Or ehester D - Dur (1931) ist die Frucht der künstlerischen Zusammenarbeit des Komponisten mit dem amerikanischen Geiger Samuel Dushkin, dem er das Werk auch widi mete. Obwohl Strawinsky schon für Violine komponiert hatte (wie etwa in der „Geschichte vom Soldaten"), traute er sich nicht zu, ein Violinkonzert zu schrei ben. Hindemith gab ihm den Rat, sich nicht vom gewohnten Fingerspiei anregen zu lassen und die landläufige Technik zu vermeiden. Das Werk ist interessant in seiner Form. Auf eine Toccata folgen zwei langsam gehaltene Arien, jeweils als Satz für sich, mit ähnlichem melodiösem Inhalt und doch so profiliert, daß sie sich stark voneinander abheben, und endlich ein abschließendes Capriccio. Interessant ist außerdem, daß die drei ersten Sätze mit einer kurzen Einleitungs phrase beginnen, die fast immer gleich ist und nur kleine Veränderungen zeigt, ähnlich einem Motto. Die zweite Aria klingt sehr stark an Bach an. Das Capriccio hat Rondoform und gibt dem Solisten Gelegenheit zur Entfaltung äußerster Brillanz und anspruchsvollster Virtuosität. Das Begleitorchester (mit elf Blech blasinstrumenten) ist stark besetzt. Trotzdem erdrückt es niemals die Solovio-