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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES H Y G I E N E - M U S E U M Freitag, den 2. Mai 1969, 19.30 Uhr Sonnabend, den 3. Mai 1969, 19.30 Uhr 8. ZYKLUS-KONZERT* MUSIK UND IDEE Dirigent: Carl von Garaguly, Schweden Solist: Siegfried Stoekigt, Berlin, Klavier Jean Kurt Forest geb. 1909 Indiana-Rhapsodie Erstaufführung Zum 60. Geburtstag des Komponisten am 2. April 1969 Ferruccio Busoni 1866-1924 Indianische Fantasie für Klavier und Orchester op. 44 PAUSE Antonin Dvorak 1841-1904 Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 (Aus der Neuen Welt) Adagio — Allegro molto Largo Scherzo (Molto vivace) Allegro con fuoco SIEGFRIED STOCKIGE studierte 1946 bis 1950 an der Hochschule für Musik in Leipzig bei Hugo Steurer und absolvierte die Abschlußprüfung mit Auszeichnung. Beim Internationalen Wettbewerb der Jugend und Studenten 1951 in Berlin erhielt er eine Medaille. Seit 1952 wirkt er als Dozent an der Deutschen Hochschule für Musik „Hanns Eisler" in Berlin. Im Jahre 1959 errang er den 1. Preis beim Internationalen Pianistenwettbewerb in Genf. 1966 wurde ihm der Kunstpreis der DDR verliehen. Neben ausgedehnter Konzerttätigkeit in der DDR spielt er bei Rundfunk und Schallplatte. Gastspielreisen führ ten den Künstler nach Westdeutschland, in die VR Bul garien, die CSSR, nach Frankreich, Österreich, j n die VR Polen, nach Schweden, in die UdSSR und in die VAR. Siegfried Stoekigt ist auch als Komponist hervor getreten. CARL VON GARAGULY, ei ner cler bedeutendsten Diri- ZUR EIN FÜHRUNG genten Schwedens, wurde 1900 in Budapest geboren. 17jährig wurae er Mitglied des Berliner Philharmoni schen Orchesters, danach Professor für Violinspiel am Konservatorium in Arad (Un garn) und unternahm zahl reiche Gastspielreisen. Von 1923 bis 1930 war er als Kon zertmeister des Sinfonieor chesters Göteborg (Schweden) tätig, von 1930 bis 1940 in gleicher Position am Stock holmer Philharmonischen Or chester. 1941 wurde er als ständiger Dirigent des zu letzt genannten Orchesters verpflichtet, das er bis zum Jahre 1953 leitete. Bis 1958 war er Chefdirigent der „Harmonien Society" in Ber gen (Norwegen). Neben sei ner ausgedehnten Dirigen tentätigkeit in Skandinavien und Finnland führten ihn Konzertreisen in den letzten Jahren nach Ungarn, Bel gien, Westdeutschland, Eng land, Mexiko, der UdSSR und der CSSR. Auch in der DDR konzertierte Carl von Garaguly wiederholt mit den führenden Orchestern. Sein erstes Gastspiel in der DDR absolvierte er vor 20 Jahren, 1949, bei der Dresdner Phil harmonie (damals musizierte er ebenfalls Dvoraks 9. Sin fonie), um in den Jahren 1950, 1951, 1965 und 1967 noch wiederholte Male mit dem Orchester zusammen zuwirken. Der 1909 in Darmstadt geborene J e a n Kurt F o r e s t studierte in Wiesbaden am Spangenbergschen Konservatorium. Seit 1926 war er Konzertmeister, Solobrat scher und Dirigent in Wiesbaden, Berlin, Frankfurt/M., Hamburg, Braunschweig, Paris. 1948 ging er an den Berliner Rundfunk und wurde 1952 als Chefdirigent des Deutschen Fernsehfunkes berufen. Seit 1955 arbeitet er als freischaffender Komponist in Berlin und wurde für sein künstlerisches Werk und seine Verdienste um das Musikleben der DDR mit dem Fontane-, dem Kunst- und dem National preis unserer Republik ausgezeichnet. „Wir müssen wissen, für wen wir kompo nieren . . . Daraus ergibt sich schon, was und wie wir komponieren", äußerte Fo rest, Autor von bisher neun Opern, von Operetten, Musicals, Balletten, Orchester- und' Kammermusik, Liedern, insgesamt Werke, die neben dem echten gesell schaftlichen Engagement ihres Inhaltes auf unmittelbare, plastische Wirkung zielen. Forest versteht sich entschieden auf reizvolle Instrumentation, auf den aparten, originellen, ja exotischen Klangeffekt, dem ein illustratives Moment nicht fremd ist. Entsprechend der Vielseitigkeit seines Schaffens kennt er keine BegrsÄ zung der technischen Mittel. Er bedient sich im Gegenteil aller zur Verfügung sW henden Kompositionstechniken. Wenn auch das Schwergewicht seines Oeuvres auf musikdramatischem Gebiet liegt _ erinnert sei an die erfolgreichen musikalischen Dramatisierungen von Friedrich Wolfs „Der arme Konrad" und „Tai Yang erwacht" -, schuf er eine Reihe von Orchesterwerken, die Beachtung verdienen. Dazu gehört die auch tanzmäßig darstellbare Indiana-Rhapsodie für Orchester (mit Marimbaphon und Klavier), die 1954 entstand. Die vitale Aussage dieses leidenschaftlichen Werkes basiert auf der überzeugenden Auswertung folkloristischer Elemente, in diesem Fall einer original indianischen Melodie (ein Bezug, der übrigens in sämtlichen Werken des heutigen Programms gegeben ist). Ein ungewöhnlicher Orchesterap parat wird virtuos und ebenso frappierend wie fesselnd behandelt. Die betonte Hinwendung zu effektvoller Klanggestaltung sichert der Komposition ihre mitrei ßende Wirkung. Ferruccio Busoni, Sohn eines italienisch-deutschen Musikerehepaares (der Vater war Klarinettenvirtuose, die Mutter Anna Weiß-Busoni, Tochter eines Deutschen, eine bekannte Pianistin), zeigte schon in früher Kindheit eine emi nente pianistische Begabung, die im Elternhaus erste Förderung erfuhr. Dann wurde er in Graz Schüler von Wilhelm Mayer und — auf Empfehlung von Brahms — in Leipzig u. a. von Carl Reinecke. Nach Abschluß seiner Studien un ternahm er als brillanter Klaviervirtuose Konzertreisen durch ganz Europa, die ihn auch wiederholt zum Dresdner Gewerbehausorchester bzw. Philharmonischen Orchester führten, und nach Übersee. Daneben wirkte er als Lehrer an den Kon servatorien in Helsinki, Moskau, Boston, New York und Bologna und war vor übergehend auch in Wien und Zürich pädagogisch tätig. Seit 1894 lebte hauptsächlich in Berlin, wo er 1920 eine Meisterklasse für Komposition an aM Akademie der Künste übernahm. Am 27. Juli 1924 verstarb der hochgebildete^ vielseitige Künstler im Alter von 58 Jahren in Berlin. Jakob Wassermann hat einmal gesagt, daß das Schaffen Ferruccio Busonis „auf dem Kontrast zwischen glühender Gegenwärtigkeit und einer schicksalvollen Bindung an die Tradition, zwischen Elementarität und alter Form, zwischen lateinischer Helligkeit und deutscher Spekulation beruhte". Obwohl er als Kom ponist, Pianist, Pädagoge und Ästhetiker in der deutschen Musikentwicklungl der ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts nicht nur eine anregende, sondern] vielfach eine bestimmende Position einnahm, in geistvollen Schriften Klarheit] über die Entwicklung der zeitgenössischen Musik zu schaffen suchte und mit! diesen seinen, etwas apodiktischen Arbeiten („Entwurf einer neuen Ästhetik! der Tonkunst" und „Von der Einheit der Musik") im Mittelpunkt damaliger! musikästhetischer Auseinandersetzungen stand, sank sein Ansehen nach seinem! Ableben verhältnismäßig rasch ab. Heute ist von seinem reichen kompositori-l sehen Werk (Orchester-, Kammer- und vor allem Klaviermusik, Opern wiel