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Rr. SV« de»-absoluten Ausfall d«S Lowjetheer«« aus 8 bis 10 Mil- ltvnen. 1,67 Millson«» Ouadratkilom«t«r sind besetzt — ein« Fläche, di« drei- bis viermal sog roß als gang Frankreich ist. Sowjets haben 60 bis 7V Prozent aller Industrien und Rohstoffe verloren. „Hinter dieser Kampffront steht «ine ziveite Front, und das ist di« deutsche Heimat und hinter dieser deutschen Hetmat steht ein« dritte Front, und di« heißt Euro-pa. Das Gebiet, das direkt für uns arbeitet, umfaßt weit mehr als 150 Millionen Menschen. Das Ge biet, das in Europa indirekt für diesen Kampf arbeitet, um faßt schon heute 850 Millionen. Sie verstehen unsere große Zielsetzung: daß wir in diesem Kampf nun endlich die Ge fahr des Ostens von Europa nehmen und damit diesen Osten mit seiner nnermeßlichcn Fruchtbarkeit, mit seinem uner meßlichen Reichtum an Bodenschätzen nicht mehr gegen Europa mobilisieren lassen, sondern ihn in dem Dienst Euro pas stellen." — Amerikanischer Senat nimmt mit SO gegen 67 Stimmen Bewaffnung der amerikanischen Handelsschiffe und Erlaubnis zum Befahren der Kricgszonen au. Das „Neutralitätsgesctz" wird in «in Gesetz zur Herbeiführung des Kriegszustandes verkehrt. 15. 11.,- Deutschs U-Boote versenken im Mittelmeer Flugzeugträger „Ark Royal" und beschädigen Schlachtschiff „Malaya" schwer. 18. 11.: Generalluftzeugmeister Udet abgestürzt. 20. 11.: ftlencral Weygand in Ruhestand getreten. 23. 11.: Deutsch-italienische Verbände haben eine am .8. November begonnene englische Offensive in Libyen er folgreich abgcwehrt. Churchill hatte am 20. November im Unterhaus erklärt: „Vielleicht können schon zwei Stunden die Entscheidung im einen oder anderen Sinn bringen." 25. 11.: Am 24. und 25. 11. treffen di« Staatsmänner in Berlin ein, die an der Verlängerung des Antikommintcrn- paktes von 1930 beteiligt sind oder deren Staat«n ihm neu beitreten. Beginn des ersten europäischen Kongresses in Berlin. Neue Mitglieder: Bulgarien, Dänemark, Finnland, Kroatien, Rumänien und die Slowakei sowie National- China. 1. 12.: In Florentin-Vergigny längere Unterredung zwischen Reichsmarschall Göring und Marschall Petain über die Deutschland und Frankreich interessierenden Fragen. Zschopauer Tageblatt «uzeiger 3. 12.r Totalverlust feindlichen Schiffsraum» während de» ganzen Krieges 14,5 Millionen BRT 7. 12.: England erklärt auf wiederholte Vorstellungen von Stalin den Krieg an Finnland, Rumänien und Ungarn. 8. 12.: Wie der Sender Tokio mitteilt, gibt da» japa nische Hauptquartier bekannt, daß von Montag (8. 12.) mor gens 6 Uhr ab der Kriegszustand zwischen Japan und den englischen und USA-Streitkräften im Stillen Ozean (Pazi fik) besteht. Japanisch« Flugzeuge bombardierten erfolg reich Hawai, versenken die USA-Schlachtschiffe „West-Vir ginia" und „Oklahoma" und beschädigen schwer vier weiter« Schlachtschiffe sowie vier Kreuzer der A-Klasse. USA-Flug- j zeugträger, wahrscheinlich der „Langleh", ebenfalls versenkt. ! Luftangriffe und Landungen auf Philippinen und Malai- ' ischer Halbinsel. — Aufruf des Teno. — Strengste Zensur in USA. — Schutz- und Trutzbündnis mit Thailand. Ein marsch japanischer Truppen in Bangkong. 10. 12.: Anfang Dezember in Singapur eingctroffene britische Großkampfschiffe „Prince of Wales" und „Repulse" versenkt. Verschiebung des Stärkeverhältnisscs der Flotten > im Stillen Ozean. Luftstützpunkte Wake- und Midway-Jn- > sein sowie Guam besetzt. 11. 12.: Führerrede im Reichstag. Ansprache des Duce auf der Piazza Venezia. Mitteilung, daß durch die seit Jahren erfolgten unerträglichen Provokationen des > Präsidenten Roosevelt das langmütige Bestreben Deutsch- s > lands und Italiens, eine Kriegserweiterung zu verhüten und die Beziehungen zu USA aufrechtzuerhalten, zum Scheitern verurteilt sind. Gleichzeitig Vertrag zwischen , Deutschland, Italien und Japan, Krieg gegen USA und s England mit allen Machtmitteln gemeinsam zu führen, ; ohne volles gegenseitiges Einverständnis weder Waffenstill stand noch Frieden zu schließen und auch nach siegreicher Beendigung im Sinne des Dreimächtepaktes zusammen- , zuarbeiten. — Großer USA-Flugzeugträger „Lexington" versenkt. * : 12. 12.: An Japan erklären den Krieg: USA, England, Kanada, Costarica, Australien, Nicaragua, Nieberläudisch- Jndicn, Dominikanische Republik, Haiti, Honduras, Kuba, San Salvador, Mexiko, Panama und die Südafrikanische Union. 8.—14. 12.: Japaner landen an verschiedenen Stellen der Mittwochs >1. -341 ß—— Malaiischen Halbinsel, »verschreit«« si«, «rretchen den In dischen Ozean und dring«» sowohl an der Ost. wi« an der Westküste nach Süden vor. Britische Panzerdivision ver nicht«». Malai«ustaat Kedah im Westen und wichtig« Flug plätze im Osten besetzt. — Japaner landen auch an verschie- - denen Stellen der philippinischen Hauptinsel Luzon. 14. 12.: Dreipaktstaat«n Kroatien, Rumänien, Slowakei und Ungarn erklären den USA den Krieg. 16. 12.: Japaner landen erfolgreich in Britisch-Vorneo. Insel Guam endgültig in ihrer Hand. 17. 12.: „Im Zuge des Uebergangs aus den Angriffs operationen zum Stellungskrieg der Wintermonat« w«rd«n zur Zeit an verschiedenen Abschnitt«» der Ostfront di« er forderlichen Frontverbefferungen und Frontverkürzungen planmäßig oorgenommen." 18. 12.: Erfolgreiche japanisch« Landung auf der «Igent- lichen Insel von Honkong. Australisch-niederländischer Einfall in den portugiesischen Besitz von Timor. 20. 12.: Appell des Führers zur Wollsammluug. — Ja paner landen auf Mindanao, der südlichsten Philippinen- ins«! und erobert di« Hauptstadt Davao. 21. 12.: Der Führer übernimmt — in Würdigung des bisherigen Oberbefehlshabers des Heeres Generalseldmar- schall von Brauchitsch — das unmittelbar« Oberkommando des Heeres. 22. 12.: Flugbootträger „Unicorn" von Kapitänleutnant Bigalk torpediert. — Briten räumen bas wichtige Penang am Eingang der Malakka-Meerenge. 24. 12.: Reuter meldet Churchill-Besuch in Washington; etwa zu gleicher Zeit trifft Eben in Moskau «in. — Japa nische Großlandung auf Philippin«n. 25. 12.: Englischs Reststellungen auf Hongkong kapitu lieren mit 22 000 Mann. Anhaltend« schiver« Angriffe an Ostfront, besonders in ber Mitte abgewehrt. Vereitelt« Ausbruchsversuche aus Leningrad. 26. 12.: Zölle zwischen Kanada und USA beseitigt; Ka nada der nordamerikanischen Rüstungswirtschaft angeglie dert. 27. 12.: Deutscher Handelsdampfer „Benno" in spani schem Hafen Puerto de Carino von englischen Fliegern bombardiert. Licht gegen Finsternis Ein« Neujahrsbetrachtung Las Jahr 1241 wird in den SchicljulSbüchcru der Mensch- , hott ausgezeichnet werden als eines der entscheidungsträchtigsten Ser Zeiten. Mit der Niederwerfung des Bolschewismus sind I nur wenige Ereignisse der grossen Geschichte vergleichbar. Salamis — die Schlacht auf den Katalaunischen Gefilden — der Sieg Ottos des Großen über die Ungarn auf dem Lech- fcld — das Ende der zweiten Belagerung Wiens durch die Sürken — sic alle sind weltgeschichtliche Schicksalswenden, die allenfalls mit dem Mittelpunktsgcschehnis des soeben abgelaufe- ncn Jahres in eine Reihe gestellt werden können. Alle diese Krisenjahre erster Ordnung bedeuten ebeus>viele Triumphe des Kosmos über das Chaos, Europas über oie Steppe — über das seltsame Zwischenreich, das inmitten der beiden großen, alten Kulturbezirkc des Ostens und Westens eingelagert war als Gärkesscl der ewigen Unruhe. Als unser Führer sich entschloß, den Kampf mit dem Weltfeind iin Osten aufzunehmen, da hat mancher von uns den aufgehäuften Masseneinsatz der Bedrohung, die sich gegen die Zukunft der Menschheit zu^ammenballte, unterschätzt. Um so großartiger war die Kraft, mit der wir den Siegfrcedsstoß in das Herz des lauernden Drachen geführt haben. Mit seiner Kaiserkrönung in der Peterskirche zu Rom übernahm an jenem berühmten Weihnachtsmorgen des Jahres 800 der Fraukenkönig Karl als Herrscher der Deutschen den Auftrag zur Verteidigung Europas gegen den Anprall der der Mächte der Vorneinüng. Es war die GrburtSstunde des Neichsgedankens. Er brachte unserer Nation eine beispiellose Verantwortung. Der Deutsche fand sich bereit, Schwert und Schild des ewigen Werdens zu sein — gegen das wütige Nein der Abgrundmächte, die nur schaffen, um zu zerstör m, nur von Walter Bloem. bauen, um zu zertrümmern, nur leben, um Leben zu vernichten. Diesen Auftrag zur Sicherung Europas hat unser Volk durch länger denn ein Jahrtausend immer wieder erfüllen müssen — unter immer schwereren Umständen. Denn der Schwarzalben ärgste Tücke ist diese: alles, was die Lichtalben ersannen, um Erde und Menschsein zu erhöhen und zu be schwingen — die Unterwelt weiß es sich anzueignen, um es einzusetzen zur Austilgung allen Schöpfertums. Das liegt heute offen vor den Blicken aller Menschen, die guten Willens sind. Auch die Engsinnigen und Schwachgesichti gen, die bis zum 22., Juni die tragische Notwendigkeit, die er habene Unentrinnbarkeit dieses Gigantenringens noch nicht begriffen hatten — heute erkennen sie, was uns alle bedrohte. Der große Verneiner hatte uns abgesehen, was er uns nur absehen konnte. Alle Waffen, die wir zum Schutz unserer höch sten Güter geschmiedet hatten — er hat sie uns nachgeäfft. Doch alles war umsonst. Vergebens auch, daß der Feind im Osten sich mit dem im Westen zusammentat. Welch er bärmliche Rolle spielen die beiden Rädelsführer der USA. und des Britischen Imperiums, die angeblichen Beherrscher der Meere, seit sich beide mit den Unholden der Steppe Ver bündeten! Auf den Flächen der osteuropäischen Tiefebene, von den Wald- und Seebreiten des Nordens bis zur Schwarzerde des Südens ist die welterrettende Entscheidung gefallen. DaS Reich muß uns doch bleiben! In solchem trotzigen Wissen heben wir an diesem Reu jahrstage die treffsichere Wehr zum helfenden Himmel. In immer erneuten Schlägen wird sie auch während der kom menden Kampfmonate niederfausen, bis der Sieg errungen ist — der Sieg des Siebtes über die Finsternis. Mit Mut ins neue Fahr Von Walt« In der Silvesternacht toar Sturmwind gewesen. Ein ab- georochener langer Ast der großen Linde schwang in der noch immer stark bewegten Luft bedrohlich knarrend hin und her. Da Gefahr bestand, der Ast könne längs des saftvollen Stammes die Rinde einreißcn und dadurch das Wachstum des Baumes schädigen, entschloß sich der Vater, den Ast abzusägen. Er trug zur Linde die Leiter, und die Mutter hielt sie, damit sie fest stand. Da rief das kleine Mädchen: „Laßt mich hinauf!" „Nein! Du würdest herumerfallen!" sprach die Mutter. „Du könntest den Tod davon haben!" Auch der Vater wollte sein Mädchen zurückbalten und sagte: ,Zaß' mich, ich habe Erfahrung! Man kann oabei leicht schwindelig werden!" Während er nach oben sah und befürchtete, schwindelig zu werden, kletterte sein Mädchen schon mit der Sage die Leiter hinauf und war bald in der Höhe tätig, ungeachtet die Mutter mit Angst bat: „Komm' herunter! Du wirst dir Schaden zu fügen!" Der Vater wiederholte: „Du kannst schwindelig wer den! Komm' herunter, du hast keine Erfahrung!" Da sank der Ast, glatt und richtig abgejägt, herab, und mit frohlockenden Augen rief das Kind: „Ra, was sagt ihr?" und stieg herab, faßte den Ast an und zerrte ihn stolz durch den Schnee davon. Es hatte etwas geleistet. Der Vater und die Mutter blickten sich an, und der Vater sprach: „Na, ja — es ist ja richtig; ich hab's seinerzeit auch nicht anders gemacht. Dadurch habe ich meine Erfahrungen gewonnen!" Die Mutter sagte nachdenklich: „Du hast recht; wenn man alles unterließe, weil dabei etivas geschehen könnte..." Sie sprach nicht zu Ende, lächelte und war mit ihrem Mädchen zufrieden, das sich nicht gefürchtet hatte und seine Erfahrungen erwarb, wie seinerzeit seine Eltern. Am Abend sagte der Vater zum Mädchen: „Du hast recht gehabt. Aber weißt du, es gibt auch Dinge, die man seinen Mtern glauben muß, ohne daß man sie gleich alle selber zu verfuchen braucht!" DaS Mädchen nickte verständig. „So, zum Beispiel", er klärte es, „wenn ich im Sommer erhitzt bin, darf ich nicht sofort hernach kaltes Waller trinken, um zu erfahren, ob ich dadurch wirklich krank werde." Im gleichen Angenblicke schrie der kleine Bruder, der ungeachtet der Warnung den heißen Herd in der Küche an gegriffen hatte: „Auweh!" und tanzte mit erhobenen Fmgern von Molo. klagend herum. „Habe ich es vir nicyr gesagt", rief ärgerlich der Vater, „daß du dich verbrennen wirst, wenn du ihn anruhrst?" Der kleine Junge machte ablehnende Augen und, den schmerzen den Finger im Mund, antwortete er: „Selber wissen müssen!" Da schaute der Vater wieder die Mutter an, und sie mußte abermals lächeln, denn woher hatten sie die Erfahrung, daß man zu Heißes nicht ohne Schmerz angreifeu kann? Davon, daß sie sich als Kinder ihre Finger verbrannt hatten. Fröhliche Äorkova Das Neujahr in Rumänien. Von Gerd Feuerhake. Seit Jahrtausenden sind dem Lande zwischen Karpaten und Donau die geduldigen Ochsengespanne vertraute Arbeits- gchilfen bei der Feldbestellung. Immer wieder haben Maler und Dichter die ochsengezogenen Wagen oder Pflüg« Rumä niens verherrlicht. Ohne diese Ochsen wäre der Jahreswechsel in Rumänien nicht denkbar. Mit Bändern und Mocken ge schmückt ziehen Rindergespanne durch die Dörfer, Hütter sich den Pflug, Sinnbild ewiger Fruchtbarkeit. Zu Peitschen knallen. Glückwunschrufen mischt sich dann das Neujahrslied: „Gott gebe dem Vetter so viele Ochsen Als er Scheite im Backofen hat, So viel Taler auf seinen Tisch Wie Strohhalme sein Dach füllen. So viel Topfe voll Rahm Wie Steine am Brunnen sind..." Mit vollen Händen bewirft die Jugend am Silvestertag und Neujahrsmorgen die Kirchgänger; heimische Weizenkörner sind eS, die den „Anaeworfenen" Glück bringen sollen und Gesundheit, den „Werfern" aber ein reichliches Bakschisch. Die Schulkinder ziehen am ersten Tag des neuen JahreS mit der „Sorkova", Zweigen, die mit bunten PapieMümen geschmückt sind, zu Großeltern, Paten und Freunde«. Die werden dann mit den Aesten beklopft, was auch als glück bringendes Zeichen angesehen wird, oaS Neujahrslied klingt auf, so wie es auch die Alten in ihrer Jugend sangen: ^Fröhliche Srrkova, blühe bis -um Alte» So lckön wie Apfel- und Birnbaum. So heiter wie die Rose, Blühe dies Jahr und noch viele anvere..." Und nun danken die alten Leute der Jugend. Der Mosch (Großvater) schenkt seinen Enkeln große Kuchen, oft kleine Lämmer, Hübner, Hennen, ein Spanferkel oder anderes junges Getier. Beglückt ziehen Buben und Mädchen- heim. Sie willen, es wird nach der reichhaltigen Spende ein gutes Jahr werden. Im Dorf hebt ein fröhliches Leben an. Die Hora wird getanzt, erste zarte Bande knüpfen sich, Masken stehen aus aus Truhen und Schränken, Peitschen knallen, Schüsse werden gelöst, die Kuhglocken läuten. Alles gedacht und ersonnen, die bösen Dämonen zu vertreiben, die ihr böse-geheimnisvolleS Wesen in den dunklen Wäldern treiben. Mehr denn je wird an diesen beiden Tagen getrunken, dem kurz vor Weihnachten geschlachteten Schwein wird ordent lich zugesproche«, aber das Wichtigste bleibt doch der Kurlan, der Truti-ahn. Ohne ihn ist in friedlichen Zeiten keine rumänische Silvester- oder Neuiahrsseier denkbar. Wenn dann die Glaser mtt dem tiefroten Siebenbürger Wein zusammenklingen, so spricht man dazu: „noroc" (viel Glück) oder: „multi ani" (noch recht Visse Jahre). Tief verschneit liegen di« Karpaten, und schier endlos dehnen sich die Weißen Niederungen südlich bis üir Donau. Rur der Schlitten und das Helle Klingen der Pferdeglocken sind die «in«gen lebendig«» Akzente dieser Wintertandschast, Wenn das alte Jahr sich neigt und ein neues anhebt zu leben. Abschied Skizze von Adolf EidenS. Lie Stadt war uns ans Herz gewachsen: wlr lebten darin seit langen Jahre« und in einem Beruf, der hundertfältige Gelegenheit bot, Land und Leute kennenzulernen. Der KrerS von Menschen, mit dem wir uns trafen, war mit der Zeit nicht «ur größer gewogen, er hatten sich auch die Beziehungen verlieft, und m vielen Fallen war es so, daß wir Freud und Leid gemeinsam trugen; aus zufälligen Bekanntschaften waren Freundschaften geworden, auL Nachbarn Kameraden^ die sich ebensogern in Bedrängnis aushalfen wie sie zuvor i« guten Tagen fröhliche Geselligkeit gepflegt hatten. Die Stadt, reich an alter Kultur, gesättigt von Ueberlieferung und dennoch der Gegenwart aufgeschlossen, zeigt« sich dem, der sie liebgewonnen hatte und ihre Reize zu erkennen und zu würdigen verstand, täglich in neuem Zander: wir liebten sie an Regentagen kaum weniger als im silbrigen Glanz eines milden Frühlings, jede Jahreszeit war uns willkommen, vor allem aber schätzten wir sie oer Menschen wegen, die unsere Freunde waren. Unser Abschied kam plötzlich und unerwartet, und so ge schah auch der Aufbruch nicht ohne Haft und Ueberstürzung: Tausend Dinge waren zu regeln, an die drei Wochen vorher niemand gedacht hätte; Beruf und Haushalt gerieten in heftige Bewegung, schon am frühen Morgen war das Telephon unser Wecker, und tagsüber rissen die Besorgungen nicht ab, bis wir uns wenigstens die späten Abendstunden raubten, um noch einmal jene altvertrauten Wege zu gehen, auf denen wir Jahre hindurch gewandert waren: manchmal leicht und fröh lich, zuweilen freilich auch den Kopf voller Pläne und Sorgen. Am letzten Abend, nach Mitternacht, suchten wir das benachbarte Wäldchen auf, dellen sanft geglätteter Teich von Birken und Buchen umsäumt ist: hier schlugen Nacht für Nacht die Nachtigallen — wenn der Wind günstig stand, drang ihr süßer Sang durch die weit geöffneten Fenster. Auch das ist nun vorbei, wiewohl wir danach trachten, auch in dieser neuen Stadt (die uns Heimat werden soll, wie es die „alte" war) einen Unterschlupf im Freien zu finden, wo uns die Sonne nicht zu lange zu suchen braucht. Zwar haben uns zunächst Regenschauer begrüßt, aber das sei so üblich hier, hat man uns gesagt. Tags darauf schon schien denn auch die Sonne, die gotische Symphonie des Münsters, der schönsten eines in deutschen Landen, nahm uns gefangen, und der erste freie Nachmittag vereinte uns mit Freunden im romantisch umwitterten Atelier eines jungen Bildhauers, der zu kurzem Urlaub heim gekommen war. Wir sprachen über Fragen der Kunst, um uns dann frei lich dem, trotz allem, wesentlicheren Thema von der Kunst des Lebens zuzuwenden... Vielleicht lag es an der zauberischen Wirkung drS phantastisch modellierten Kopfes eines Japaners, der auS der Atelierecke zu uns herüberleuchtete — eines Kopfes, von dem ein Weltreisender gesagt hat, daß aus ihm das ganze Asien red«. Als wir heimgingen, dunkelte der Abend, die Stadt war still geworden, so daß man deutlicher al« am Tage da» Plät- fcheru der vielen Bächlein vernabm. die durch ihr« Straßen und Gäkcken riesel».