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VORANKÜNDIGUNGEN: toHilHamoooio Anrecht C Sonnabend, den 29. Mai Freier Kartenverkauf Ta voll der 7. KONZERT IM ANRECHT C 1970/71 Auf Einladung des namhaften Schweizer Dirigenten Paul Sacher, der sich in besonderem Maße der zeitgenössischen Musik angenommen und viele bedeuten de musikalische Werke der Gegenwart angeregt hat, verbrachte Bartök im Sommer 1939, kurz vor seiner endgültigen Emigration aus der Heimat (1940), einen Erholungsurlaub in Saanen in der Schweiz. Am 18. August berichtete er seinem älteren Sohn von dort: ich muß arbeiten. Und gerade für Sacher: es ist eine Bestellung (etwas für Streichorchester). Glücklicherweise geht die Arbeit gut, ich wurde mit ihr in 15 Tagen fertig (es ist ein Werk von ungefähr 25 Minuten), ich beendete das Werk gerade gestern." Die Komposition, von der Bartök hier spricht, ist sein Divertimento für Streichorchester, das er für Sachers berühmtes Basler Kammerorchester schrieb. Fern von der ihn sehr beunruhigenden politischen Situation in der ungarischen Heimat schuf der Meister in der landschaftlichen Schönheit des Gastlandes mit dem Divertimento ein Werk, das als das gelösteste und am leichtesten zugängliche seiner reifen Schaffensperiode gilt. Der Budapester Musikwissenschaftler Zoltdn Gärdonyi schildert die einzelnen Sätze der dreisätzigen Komposition, die natürlich trotz ihrer relativ leichtverständlichen Anlage und Tonsprache keineswegs anspruchslos ist, folgendermaßen: „Schon im ersten Satz (Allegro non troppo) muß der Hörer merken, daß die tändelnden Rhythmen eigentlich nur die Oberfläche bilden. Ihre friedlichen Klänge münden vielfach in drohende Dissonanzen. Ein warnendes Signalmotiv ist das Hauptmerkmal dieses Satzes. im zweiten Satz (Molto adagio) verschärfen sich die Gegensätze: Auf das ängstliche Stöhnen des Anfangsthemas folgt erst eine schmerzlich deklamierte Klage, dann erhebt sich über dumpfen Ostinato-Bässen eine Klangvision erdrückender Schwere und grauenvoller Härte. Gleichsam die Vorahnung unmittelbar bevorstehenden Katastrophe des zweiten Weltkrieges. Der dritte Satz (Allegro assai) verscheucht plötzlich die bösen Träume und faltet — zum Teil aus den Motiven des ersten Satzes — im lebhaften Wechsel von Solo und Tutti ein packendes Tanzbild von unwiderstehlichem Schwung." verschmolzen sind. Wie hier Elementares und Geistiges, urwüchsiges, aus der ungarischen Folklore schöpfendes Musikantentum mit strengstem Formwillen verbunden sind, das hat etwas Einmaliges. Ursprünglich hatte dem Komponisten ein großangelegtes Variationswerk für Violine mit Orchesterbegleitung vorgeschwebt. Der Geiger Zoltän Szekely, in dessen Auftrag Bartök das Konzert schrieb und dem er es auch widmete, bestand jedoch auf der „klassischen Konzertform". Als die Komposition vollendet vorlag — übrigens eine der letzten, die er noch vor der Emigration in der ungarischen Heimat schrieb —, gestand Bartök Szekely, daß er seinen eigentlichen Plan doch ausgeführt habe, da der dritte Satz eine freie Variation des ersten sei. Das Werk ist also in einer dreiteiligen Brückenform geschrieben. Das Hauptthema des ersten Satzes ist mit seinen vielen Quarten typisch ungarisch, das des langsamen Mittelsatzes ist einer der schönsten melodischen Einfälle des Komponisten. Die Uraufführung des Konzertes fand am 23. April 1939 in Amsterdam mit dem Concertgebouw-Orchester unter Leitung von Willem Mengelberg statt — heute gehört es längst zum Repertoire aller großen Geiger. Yehudi Menuhin bezeich nete es als das beste Violinkonzert seit Brahms. Es wirkt durch die Klarheit und strenge Geprägtheit seiner Themen, durch die Schönheit des Klanges eines wohlbehandelten Orchesters, durch die Wahrheit seiner Aussage, die nicht vor Härten zurückschreckt. Achtung! Konzertvorverlegung! Anrecht C vom 21. 5. auf den 19. 5. 1971, 20.CO Uhr Mittwoch, den 19. Mai 1971, 20.00 Uhr, Kulturpalast Einführungsvortrag 19.00 8. KONZERT IM Dirigent: Lothar Solistin: Annerose Werke von Bartök Uhr Dr. Wolfgang Reich ANRECHT C Seyfarth Schmidt, Leipzig, Klavier und Beethoven „Nach klassischem Muster ist Bartöks Violinkonzert in drei Sätze gegliedert: Allegro non troppo, Andante tranquillo, Allegro molto. Der erste Satz faßt die Gegensätze der Thematik in einer festgefügten Sonatenform zusammen. Das energische, melodisch weitschwingende Hauptthema zeigt entschlossenen Charakter. Es steht in unversöhnlichem Gegensatz zu den übrigen Motiven. Bartök redet in seinem Violinkonzert keine milde Sprache: Wie er spricht und was er zu sagen hat, wirkt hier geradezu aufrüttelnd. Innere Kämpfe sind in ihrer bitteren Realität wiedergegeben. Es gibt in diesem Werk keine Zuflucht zu be sänftigenden melodischen und harmonischen Phrasen der Vergangenheit. Schon die häufigen Tempoveränderungen zeugen davon, daß es sich um etwas Auf regendes handelt. In der Solokadenz wird für Bartök selbst das Tonsystem zu eng: Er verlangt vierteltönig verschärfte Leittonschritte. Indessen gewahren wir in alledem den Sieg einer außergewöhnlichen Willenskraft über die innere Krise der Vorkriegsjahre. Im zweiten Satz trägt die Solovioline ein sanftes Gesangsthema vor. In den darauffolgenden sechs freien Variationen werden aus dem Thema mannigfaltige Kontraste entwickelt. Die Geschlossenheit des Satzes wird durch die Wiederkehr des Themas am Schlüsse der Variationsreihe erreicht. — Das Thema des Schluß satzes zitiert den umgeformten Anfang des Hauptthemas aus dem ersten Satz. Im weiteren Verlauf wird dieses Thema stets anders und immer weniger geschlos sen gestaltet" (Z. Gärdonyi). Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1970/71 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. habil. Dieter Hartwig Druck: veb polydruck Werk 3 Pirna - 111-25-12 1,5 ItG 009-53-71 1971, 20.00 Uhr, Kulturpalast 11. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solistin: Silvia Marcovici, SR Rumänien, Violine Werke von Janacek, Lalö und Ravel 111088 ta . ml»