Volltext Seite (XML)
dreißiger Jahre bis zum Kriegsende — von 1939 bis 1945 leitete er das Leipziger, danach bis 1948 das Salzburger Konservatorium, um anschließend in Stuttgart zu wirken —, das unmittelbare Erlebnis der Werke Bachs vertiefte, was in der Eigenart seiner Begabung beschlossen lag: das Hineintragen nachromantischer Ausdrucksmittel in die vorklassischen Stilwelten. Sein Gesamtwerk — vor allem Orchester- und Kammermusik, zahlreiche Orgelwerke umfassend — ist aus polyphonem Geist erwachsen und strebt bei charaktervoller Herbheit des musi kalischen Ausdrucks und der strengen Logik seines Tondenkens zu monumentalen Wirkungen, ohne musikantische Impulse zu vernachlässigen. 1960 schrieb er zur 90-Jahr-Feier der Dresdner Philharmonie den sinfonischen Walzer „Spiegel kabinett". Johann Nepomuk David gilt heute neben dem jüngeren Gottfried von Einem als Österreichs bedeutendster zeitgenössischer Komponist. Das Divertimento „Kume, kum, geselle min“ nach alten Volksliedern, Werk 24, entstand im Jahre 1939. Es ist ein rhythmisch witziges, klanglich delikates Stück, das einmal Davids ernste, denkerisch grüblerische Natur von der Seite kecker Musizierfreude zu erleben gestattet. Im Allegretto des ersten Salzes wird das Volkslied „Herzlich tut mich erfreuen die fröhlich Summerzeit" einleitend von der Flöte angestimmt. Das für das ganze Werk grundlegende Lied „Kume, kum, geselle min" ertönt dann unter Mitwirkung eines basso ostinato (d. i. ein „eigensinniger" Baß, welcher in beständiger Wiederholung wiederkehrt) und andrer kontrapunktischer Künste. Ein naturgegebener Taktwechsel zwischen 3 /„-, und “//rTakt gibt dem Ganzen von Anfang an ein buntes, heiteres Gepräge. Das Adagio des zweiten Satzes hat als Thema neben dem „Kume, kum, geselle min" das Volkslied „Ich schell mein Horn im Jammerton". Der dritte und letzte Satz (Allegro leggiero) läßt anfangs die Streicher im Fugato beginnen, das Lied „Kume, kum, geselle min" als Variationskqrn benutzend. Hinwiese wie Glissando und Flageolett der Harfe, Flatterzunge der Flöte, Schwammschlegel im Schlagzeug, legato, staccato, pizzicato, geteilte Streicher, Fortissimo bis zum dreifachen Piano legen nicht nur Zeugnis ab für die virtuose Orchestrierung, sondern sind gleichfalls Beweis für die feindurchdachte, klar gegliederte, intensive Ordnung des ganzen Werkes'— bei David eine Selbstverständlichkeit! Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie C-Dur KV 425 mit dem Beinamen „Linzer Sinfonie" trägt als bedeutsame Vorläuferin der vier letzten großen Wiener Sinfonien schon den Stempel früher Meisterschaft. Das Werk entstand im Jahre 1783. Mozart, der im Jahre zuvor geheiratet hatte, war im Sommer 1783 mit seiner jungen Frau Konstanze von Wien nach Salzburg gereist, um seinen Vater mit der von diesem nicht gebilligten Heirat auszusöhnen, was indessen nur zum Teil gelang. Auf der Rückreise komponierte er während eines Aufenthaltes bei dem Grafen Thun in Linz in kürzester Zeit die für eine Akademie des dortigen Musikvereins bestimmte C-Dur-Sinfonie. Darüber heißt es in einem Briefe Mozarts an seinen Vater vom 31. Oktober 1783: „. . . Dienstag als den 4ten Novembr werde ich hier im theater academie geben. — und weil ich keine einzige Simphonie bey mir habe, so schreibe ich über hals und köpf an einer Neuen, welche bis dahin fertig seyn muß ..." — Es ist dieser Sinfonie, die der Mozartforscher Abert als „das äußerlich glänzendste Instrumentalwerk dieser Zeit" bezeichnete, aber kaum anzumerken, daß sie „Hals über Kopf" geschrieben wurde. Obwohl sie in manchen Zügen deutlich den in dieser Schaffensperiode recht starken Einfluß Joseph Haydns auf Mozarts Instrumental musik erkennen läßt (Besonderheiten der Instrumentation, Anlage der Durch führungen, überraschende Modulationen, unerwartete dynamische Akzente und Kontrastwirkungen zeugen davon), ist sie doch in ihrer Gesamthaltung ebenso wie in einigen Haydn ganz fremden Eigenheiten (so der typisch Mozartschen Chromatik) unverkennbar ein Werk ihres genialen Schöpfers, der sie bei brillantester und sicherster Beherrschung der musikalischen Mittel durch die Kraft und Tiefe des persönlichen Ausdrucks bereits hoch über ihre Bestimmung als festlich-liebenswürdige Gesellschaftsmusik erhoben hat. Mit einer langsamen, feierlichen Introduktion nach dem Vorbild Haydns, von heroischem Pathos zu ungewiß-träumerischem Sinnen übergehend, beginnt der erste Satz. Piano setzt das beschwingte erste Thema des folgenden Allegro spirituoso ein, das sich nach rauschender Forte-Wiederholung in ein marschartiges Thema über bewegten Baßfiguren steigert. Nach einer eigenartigen Wendung ins „Türkische" in einem e-Moll-Nebengedanken leitet ein Lauf der Violinen zur Durchführung über, die durch gegensätzliche Stimmungen — lebensvolle Fröhlichkeit wechselt mit wehmütiger Nachdenklichkeit — charakterisiert wird. Scharfe dynamische Akzente und bedeutungsvolle Bläserwirkungen lassen auch im langsamen zweiten Satz (Poco Adagio) Gegensätzlichkeiten spüren. Herbe Mollwendungen im Mittelteil geben diesem Satz, der liedhaft und weich mit einer ausdrucksvollen F-Dur-Melodie in 6 /s'^ ewe 9 un 9 beginnt, ein elegisch ernstes Gepräge. Auf das ebenso wie sein Trioteil von unbeschwerter Heiterkeit und gesunder Volkstümlichkeit erfüllte Menuett folgen im letzten Satz (Presto) wieder außer ordentlich stark kontrastierende Stimmungen und Empfindungen. Nach einem heiteren, viermal zwischen Streichern (piano) und Tutti (forte) wechselnden Anfang läßt ein eigenwillig synkopiertes Thema aufhorchen. Auch im Verlaufe dieses Satzes finden sich inmitten anmutig-heiteren Musizierens Episoden stillen, schmerzlichen Träumens wie auch spannungsvoller, trotziger Kraft, bis das Werk mit der Wiederkehr des Hauptthemas endlich doch wieder festlich-froh ausklingt. iiiiiiiiiillllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllilillilllllllllllliliiiilllllllllllllllllllllllllllliiiiiiiiillllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllilillllllllllllllllllllllllllll