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0 R E S 0 N 4. LAND Georg Joseph Vogler 1749-1814 Volker Hohn geb. 1940 Siegfried Stolte geb. 1925 ER PHILHARMONIE Sonntag, den 14. Februar 1971, 20.00 Uhr Saal des Landhauses HAUS - KONZERT Ausführende: Kinder-Kammerchor des Philharmonischen Chores Leitung: Wolfgang Beiger Bläserquintett der Dresdner Philharmonie: Helmut Rucker, Flöte Gerhard Hauptmann, Oboe Werner Metzner, Klarinette Lothar Böhm, Horn Helmut Radatz, Fagott Streichtrio der Dresdner Philharmonie: Eberhard Friedrich, Violine Hans Vos, Viola Manfred Reichelt, Violoncello Eugen Röder, Kontrabaß Quartett für Flöte, Violine, Viola und Violoncello B-Dur AI leg ro Cantabile con espressione (con variazioni) Erstaufführung Trio für Violine, Viola und Violoncello Präludium Thema mit Variationen Fuga Uraufführung Sechs kleine Geschichten für Kinderchor a cappella Der Pflaumenbaum (B. Brecht) Der kranke Laubfrosch (P. Hacks) Die zwei Wurzeln (Chr. Morgenstern) Trip, trip, trop (P. Hacks) Der kleine Regenwurm (K. Hängekorb) Fuchs und Gans (J. Trojan) Erstaufführung PAUSE Josef Bohuslav Foerster 1859-1951 Nonett für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabaß op. 147 Allegro Andante con moto Andante con moto Molto moderato Allegro appassionato Scherzoso e fantastico Andante con moto Allegro moderato, ma (Allegro, ma non troppo) molto appassionato Erstaufführung ZUR EINFÜHRUNG Georg Joseph Vogler, als Abt Vogler bekannt, wurde 1749 in Würzburg als Sohn eines Geigenbauers geboren und starb 1814 als Hofkapellmeister in Darmstadt. Während eines mehrjährigen Studienaufenthaltes in Italien hatte er bei Padre Martini in Bologna und bei Valotti in Padua studiert. Gleichzeitig absolvierte er ein Theologiestudium und erhielt in Rom die Priesterweihe. 1775 wurde er in Mannheim Hofkaplan und 2. Hofkapellmeister. Als berühmter Orgel- und Klaviervirtuose, vor allem als hochgeschätzter Improvisator naturali stischer musikalischer Gewitter- und Schlachtgemälde reiste er durch ganz Europa. Außerdem begründete und leitete er mehrere Musikschulen und bildete zahlreiche Schüler aus, deren berühmteste Carl Maria von Weber und Giacomo Meyerbeer waren. Kompositorisch betätigte er sich in allen instrumentalen und vokalen Genres. Er veröffentlichte mehrere theoretische Schriften und darf als wesentlicher Vertreter der jüngeren Richtung der sogenannten „Mannheimer Schule" gelten. Das heute erklingende Flötenquartett B-Dur entstammt einer Sammlung von sechs Quartetten Voglers, deren Manuskripte sich in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden befinden. Der Komponist wurde zu diesen Arbeiten angeregt von dem seinerzeit berühmten Flötisten Johann Baptist Wendling, der gleichzeitig mit ihm am Mannheimer Hof wirkte. Der junge Dresdner Komponist Volker Hahn, Jahrgang 1940, studierte seit 1961 an der Dresdner Musikhochschule (Komposition bei Walter Bänsch und Manfred Weiss) und wurde 1967 Meisterschüler an der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin. Hier waren seine Lehrer Rudolf Wagner-Regeny und Johann Cilensek. Der als Musikfachlehrer am Institut für Lehrerbildung in Radebeul tätige Komponist hat bisher verschiedene Orchester- und Kammer musikwerke sowie Lieder und Kantaten vorgelegt. Das heute zur Uraufführung gelangende Streichtrio entstand im Frühjahr 1969 noch unter den Augen Prof. Wagner-Regenys. Volker Hahn äußerte zu seinem Stück: „Das Trio spiegelt die Haltung eines Menschen, der von nachdenklichen Gedanken zu freudigem Handeln findet. Der erste Satz (Präludium) weist eine melodische Entwicklung auf, an der alle Instrumente beteiligt sind. Der zweite Satz (Thema mit Varia tionen) hat ein Thema im Stile Carl Philipp Emanuel Bachs. Die drei Teile dieses Themas werden in drei Variationen einzeln variiert, dazwischen steht ein Ritornell. Die vierte Variation vereinigt dann die melodischen Linien. Die abschließende Fuga arbeitet mit einem von Betonungsverschiebungen bestimmten Thema. Schließlich erklingt das Thema auch im Walzer-, Marsch- und Tangorhythmus." Siegfried Stolte, 1925 in Halberstadt geboren, studierte an der Leipziger Musikhochschule Komposition bei Wilhelm Weismann. 1954 bis 1958 leitete er die Musikschule Altenburg, seit 1958 wirkt er — mit einer Unterbrechung durch eine Lehrtätigkeit in Bagdad 1960 61 — als Dozent für Tonsatz an der Musik hochschule Leipzig. Seit 1949 leitete er außerdem mehrere Laiengruppen; so übernahm er 1963 den FDGB-Chor Leipzig. Mit seinem kompositorischen Schaffen wendet sich Siegfried Stolte besonders an Schüler, Studierende und Laien. Er ist dabei ebenso um Volkstümlichkeit wie herkömmliche Kompositionsweisen überschreitende musikalische Gestaltung bemüht. Siegfried Stolte „Sechs kleine Geschichten" Der Pflaumenbaum Im Hofe steht ein Pflaumenbaum. Der ist klein, man glaubt es kaum. Er hat ein Gitter drum. So tritt ihn keiner um. Der Kleine kann nicht größer wer’n. Ja, größer wer’n, das möcht er gern, ’s ist keine Red davon. Er hat zuwenig Sonn. Den Pflaumenbaum glaubt man ihm kaum, weil er nie eine hat. Doch er ist ein Pflaumenbaum, man merkt es an dem Blatt. Bertolt Brecht Dei kranke Laubfrosch Der Laubfrosch hockt so matt, dort unter dem Spitzwegerich. Der Laubfrosch ist bettlägerig, weil er die Grippe hat. Es spricht der Doktor Pilz: Du bleibst auf jeden Fall bei Tee, am besten ist der Salbeitee, vielleicht liegt’s an der Milz. Des Abends kommen sacht, die Kröten von der Sippe an und sehn sich seine Grippe an und quaken in die Nacht. Der Laubfrosch quakt nicht mehr, er quäkt, er quäkt. Das macht: die Zunge ist belegt. Peter Hacks